Eureka, was lange währt, wird endlich gut, wer suchet, der findet
& all things come to those who wait: Lars von Triers IDIOTERNE (IDIOTEN) ist
endlich erstmals außerhalb einer Pressevorführung in München in der
Originalfassung (mit Untertiteln) zu sehen. Warum das enorm wichtig
ist, haben wir einst anläßlich unserer damals leider nichts
fruchtenden Mail-Aktion an den Verleiher bereits dargelegt. Deshalb
hier nur noch kurz die Aufforderung: Rein, rein rein, rein!!!! Wer
den Film noch nicht gesehen hat, muß ihn sich sowieso anschauen -
und wer ihn nur synchronisiert gesehen hat, HAT ihn noch nicht
wirklich gesehen. Gezeigt wird der Film im Rahmen einer kleinen
Dogma 95-Reihe im Filmmuseum, und da kann man auch FESTEN (DAS FEST) und MIFUNES SIDSTE SANG
(MIFUNE) gleich nochmal mitnehmen. (Filmmuseum: FESTEN,
Fr. 20:30; IDIOTERNE, Sa. 20:30; MIFUNES SIDSTE SANG, So.
20:30)
Letztens bereits empfohlen, hat Werner Herzogs Kinski-Doku MEIN LIEBSTER FEIND nun
offiziellen Kinostart. Auch hier wollen wir uns nicht wiederholen,
sondern verweisen einfach auf unsere weisen Worte von einst.
Angemerkt sei aber, daß - quasi als Begleitprogramm - in den Museum
Lichtspielen Kinskis Wahnsinnstat PAGANINI (oder
zumindest, was die Produzenten davon übriggelassen haben) endlich
auf einer hiesigen Leinwand zu sehen ist. Es ist der Film, der ihn
letztlich verzehrt hat, und nicht minder ein vogelwildes Dokument
einer Obsession als MEIN LIEBSTER FEIND. (MEIN LIEBSTER
FEIND:Neues Arena, tgl. 18:00, 20:00; Cinema, So. 10:45, Di.
15:05; Eldorado, tgl. 15:45, 18:00, 20:30, Fr./Sa. auch 22:45)
(PAGANINI (OmU): Museum Lichtspiele, tgl. 20:30, 22:30)
Obsession ist meist am allerschönsten, wenn sie sich auch noch
mit handwerklicher Meisterschaft paart. Bei Herzog und Kinski sucht
man da eher vergebens - einer, der's drauf hat, ist aber Terrence
Malick. Das hat er jüngst mit THE THIN RED LINE reichlich bewiesen;
alle, die's interessiert, was der gute Mann vor seiner jahrelangen
kreativen Pause legendäres gemacht hat - oder die einfach einen
tollen Film sehen wollen - pilgern am Montag ins Filmmuseum zu BADLANDS: Sissy Spacek
und Martin Sheen als Natural Born Killers-Vorläufer.
Präsentiert wird der Film im Rahmen der MFZ Carte Blanche-Reihe von
Doris Kuhn. (BADLANDS (OF): Filmmuseum, Mo. 18:00)
BADLANDS würde auf seine Art auch recht gut in die Reihe mit
Western aus den 70ern passen, die derzeit im hochgeschätzten
Werkstattkino läuft. Viele wunderschöne Filme, leider zumeist in
deutscher Synchronisation. Dennoch sei's hier einmal klipp und klar
und in aller Deutlichkeit gesagt: Western sind wichtig!
Jawoll. (COOL - THE NEW HOLLYWOOD IV: WESTERN: Werkstattkino,
tgl. 20:30, 23:00)
Nachdem wir's oben so elegant vermieden haben, wiederholen wir
uns dann doch (und werden es diesen Monat noch öfters tun): Weil
nicht nur Western wichtig sind, sondern auch Welles. Und zwar sehr.
Die große Retro mit Filmen von und mit Orson im Filmmuseum ist
deshalb eine absolute Pflichtveranstaltung, und, liebe Leserinnen
und Leser, wir müssen ganz ernsthaft sagen: Wir wollen dort
niemanden sehen, die oder der nicht da ist! (Nun gut, wir haben
nie behauptet, daß unsere Witze wahnsinnig neu seien...)
Jedenfalls steht diese Woche an: THE MAGNIFICENT
AMBERSONS, THE THIRD
MAN, THE LADY FROM
SHANGHAI, MACBETH, JOURNEY
INTO FEAR und OTHELLO. Warum aber ausgerechnet das Filmmuseum von letzterem
nicht auch die alte Cannes-Version zeigt, ist uns schleierhaft. Ist
doch die sogenannte "rekonstruierte" Fassung von 1991 nachweislich
ein anmaßender Krampf, der speziell Welles radikale Ton-Ästhetik
(die mit Asynchronität bewußt spielt) gewaltsam in ein
Mainstream-kompatibles Dolby-Surround-Korsett stopft.
Müssen wir uns eben trösten mit den Wochenend-Empfehlungen
unseres lieben Herrn Oehmann. Da gibt's keine großen Probleme mit
unterschiedlichen Fassungen, Fragmenten, Rekonstruktionsversuchen.
Da herrscht Geradlinigkeit und Konstanz. Da weiß man, was man hat -
und das ist: "Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."
Viel Spaß dabei wünscht
Die Artechock-Redaktion
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