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Auferstanden oder untot

  01.08.1996
 
 
 
 

Zum X-ten Mal: Wie geht’s ihm denn jetzt dem deutschen Film? Befindet er sich wirklich im Aufwind, bäumt er sich noch einmal auf vor dem endgültigen dahinschniachteln, dämmert er bloß weiter oder ist er gar in die Siebziger-Jahre zurückgefallen? Kann uns das alles wurscht sein oder sollen wir uns doch noch ein paar Gedanken machen? Das einzige was man mit Sicherheit gemeinsam konstatieren kann, ist: Der deutsche Film ist verkrampft, nicht zuletzt aufgrund der vielen Fragen.

Alle Mitwirkenden an bisherigen Erfolgfsfilmen werden derzeit in immer neuen Projekten durcheinandergemischt und neu kombiniert, auf daß der nächste Hit entstehe, neuen Ruhm und frische Kohle einzufahren.. Als Regisseure gibt es da den Trend-König Wortmann, die Mitläufer Kaufmann und leider nun auch Buck, dann ist da die Nervensäge Vilsmaier und einige umstrittene, aber immerhin um Haltung bemühte Damen und Herren wie Dany Levy oder Lars Becker.

Die weiblichen Hauptrollen werden gerne mit den zu lobenden Barbara Auer und Maria Schrader, ansonsten mit Anica Dobra und der NDW-Gallionsfigur Katja Riemann besetzt, aber auch mit Gerüchten wie Veronica Ferres oder irgendwelchen zufällig des Weges kommenden Schönheiten. Bei der Vergabe der Männerrollen herrscht ein undurchschaubares Rotationssytem, vielleicht entscheidet auch das Los, jedenfalls muß grundsätzlich immer entweder Peter Lohmayer, Richy Müller, Thomas Heinze, Kai Wiesinger, Heiner Lauterbach oder Til Schweiger dabei sein. Am Liebsten aber alle gleichzeitig, denn die Filmproduzenten halten diese Burschen für Publikumsmagneten, was ein Mißverständnis sein muß; denn wer bitteschön geht denn wirklich extra ins Kino, um Kai Wiesinger zu sehen. Gerade Wiesinger und Heinze fungieren lediglich als Signalfiguren für ihre Zunft der vorhersehbaren, unanstrengenden Unterhaltung, gewißermaßen der Peter Alexander und der Gunter Philipp der Neunziger Jahre. Und wo Heinze draufstand, war bisher ja nur Heinze drin. In ernsten Rollen werden diese beiden auch in Zukunft floppen.

So ist ein weiterer Anstieg der deutschen Filmerfolgskurve nicht zu erwarten, zu sehr stecken die Hauptprotagonisten des bisherigen Erfolgs in der Sommerkomödien-Einbahnstraße fest, der Katja Riemann-Krimi war ja auch nicht halb so ertragreich wie die Katja-Riemann-Komödien. Das heißt ja nicht, daß Komödien der leichtere Weg wären, im Gegenteil, man könnte ja dafür sorgen, daß die deutschen Filmemacher sich weltweit als Komikspezialisten verdient machen , hahaha, doch statt einer qualitativen Weiterentwicklung im Komödiengenre haben zum Beispiel Wortmann und Buck ihr Niveau in letzter Zeit nur gesenkt.

Nuntja, auf dem Münchner Filmfest hatte man Gelegenheit, ein paar neue Ansätze auszukundschaften. Und manche versuchen's wirklich, sie geben sich Mühe, sie denken sogar nach, aber das Wenigste kommt von Herzen:

Beispiel 1: Greenhorn
Beispiel 2: Rache , Zonen-Western
Beipiel 3: Landgang für Ringo
Beipiel 4: Sexy Sadie
Beispiel 5: Workaholik , - Komödie
Beispiel 6: Jenseits der Stille , - Sozialdrama

Fazit:
Will mir bei dem Qualitätsdurcheinander grade mal keins einfallen.

Richard Oehmann

PS: Wer noch mehr lesen will, kann sich bei der Zeit-Online weiterbilden:
"Ein allerletzter Versuch, die deutsche Komödie zu verstehen"

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