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16. internationales Dokumentarfilmfestival München 2001
Reihe: Das Tier im Blick

Tagesprogramme:
Fr 27.4. | Sa 28.4. | So 29.4. | Mo 30.4. | Di 1.5. | Mi 2.5. | Do 3.5. | Fr 4.5. | Sa 5.5. | So 6.5.
Filmreihen:
Alle Filme | Wettbewerb | Point of View | Das Tier im Blick | Neue Filme aus Bayern | Hommage an Boris Galanter | Land und Frieden (Palästina und Israel) | Europe in Shorts | Aspects of Future | LiteraVision 2001 | Kurzfilme | Special Screening


Alfred Machin | Hermann Hähnle | Jean Painlevé | Ulrich Karl Traugott Ferdinand Schulz | Hans Schomburgk | Hans Hass | Bernhard Grzimek | Eugen Schumacher | Heinz Sielmann | Horst Stern | Vierzig Jahre Tierfilm in der DDR

Hermann Hähnle

Hermann Hähnle

Vom laufenden Tier zum laufenden Bild
Der schwäbische Erfinder Hermann Hähnle gilt als einer der ersten bekannten Tierfilmer: ein Pionier der Foto- und Filmtechnik und des Vogel- und Naturschutzes. Schon 1902 gelangen ihm mit selbst gebauten Fernobjektiven erste Filmaufnahmen von freilebenden scheuen Tieren. Vor allem beim Bund für Vogelschutz - unter der Leitung seiner Mutter Lina Hähnle -fanden diese Filme ein erstes begeistertes Publikum.
Wer wie Hähnle in diesen Anfangsjahren des Films mit Tieraufnahmen experimentierte, stand vor einer Fülle von technischen Problemen. Unhandliche Filmkameras mit langsamen Verschlußzeiten, schwere und lichtschwache Objektive und zu wenig lichtempfindliches Material machten Freilandaufnahmen zu einem unkalkulierbaren Abenteuer.

Aus heutiger Sicht waren diese ersten Filmsequenzen von weit entfernten, kleinen und sich bewegenden Tieren alles andere als perfekt, damals waren sie eine Sensation. Trotz aller Schwierigkeiten präsentierte Hähnle 1906, noch als Student, auf einer Tagung der Vereinigung der Ärzte und Naturforscher in Stuttgart erstaunliche Aufnahmen von Vögeln im Freiland. Er bemängelte allerdings selbst, dass seine Bilder noch häufig in wesentlichen Teilen der Bildebenen unscharf wären, da die Objektive eine zu geringe Tiefenschärfe hätten.
Hermann Hähnle konnte die zeitaufwendige Tierfilmerei später nur als Hobby neben seinem Beruf fortsetzen, fand aber z.B. in Hugo Wolter oder Karl Tautwein begeisterte Helfer. Außerdem hat er viele Naturfilmer unterstützt und auch animiert, seltene Tierarten in Naturreservaten als "Natururkunden" aufzunehmen.

Etwa ab 1908 entstanden Tieraufnahmen von Säbel-schnäb-lern, Seeschwalben, Robben und Bibern auf Vogelinseln an der Küste und Schutzgebieten an Seen und Flüssen, die der Vogelschutzbund gekauft oder gepachtet hatte. Sie wurden dann von Hähnle geschickt zusammengeschnitten, mit Stehbildern ergänzt und auf den Vortragsveranstaltungen des Bundes für Vogelschutz präsentiert. So hatte es sich der Verein u.a. zum Ziel gesetzt "..den Massenmord der Zugvögel, die thörischte Mode, Vogelbälge auf den Hüten zu tragen, energisch zu bekämpfen". Vor allem Paradiesvogel-, Reiher- und Kolibrifedern galten als chic. Bei der Vorführung des Films über Aussterbende Tiere von Hähnle wurden auch Paradiesvogel und Edelreiher gezeigt. Als der Text "Deutsche Frau verzichte auf solchen Hutschmuck" oder "Deutsche Frau verschmähe die Reiherfeder auf dem Hute" eingeblendet wurde, sollen betroffene Damen spontan ihren Federschmuck abgesetzt haben.
Viele dieser Filmstreifen sind heute wertvolle Natururkunden über seltene Tierarten und Dokumente aus der Frühzeit des Naturschutzes in Europa, die nach langer Zeit erstmals wieder öffentlich gezeigt werden.

  Aus dem Nachlass von Hermann Hähnle (Double Feature) FILMMUSEUM
Mo. 30.4., 17:30
website: artechock