18.02.2016

Para­die­si­sche Verhält­nisse

Fremde Nähe
Szene aus Fremde Nähe von  Anne M. Hilliges

flimmern&rauschen, das älteste Jugendfilmfestival Deutschlands, findet 2016 zum 33. Mal statt und bietet erneut einen großartigen Einblick in das kreative Schaffen junger Filmemacherinnen und Filmemacher aus München

Von Axel Timo Purr

Nur gut, dass wir nicht in der Ukraine leben. Nein, nicht wegen der zuneh­menden Verarmung weiter Bevöl­ke­rungs­teile durch eine kriegs­ge­schwächte Wirt­schaft und politisch korrupte Struk­turen. Nein, weil wir hier haupt­säch­lich um das Thema Film kreisen, geht es natürlich um Film­för­de­rung. Letztes Jahr musste die »Ukraine National Film Agency« ihr Budget wegen des Konfliktes mit Russland derartig drastisch kürzen, dass nicht einmal The Tribe- Regisseur Miroslav Slabosh­py­ts­kiys neuestes Projekt Luxem­bourg, das nach Vorablob mit reichlich Förderung bedacht werden sollte, mehr etwas abbekam. Die Situation war derartig verzwei­felt, dass kurz­fristig sogar daran gedacht wurde, eine Extra-Steuer für das Vorführen von auslän­di­schen Filmen zu erheben, um damit das verlorene Budget wieder auszu­glei­chen.

Gut also, dass wir in München leben und auf die Förder­gelder dieses fast unver­gleich­li­chen wirt­schaft­li­chen Speck­gür­tels zurück­greifen können. Ein Gürtel, der so fett ist, dass nun schon zum 33. Mal ein wirklich außer­ge­wöhn­li­ches Nach­wuchs­film­fes­tival statt­finden kann. Mit einer Auswahl der besten Filme von jungen Filme­ma­che­rinnen und Filme­ma­chern aus München bietet flimmern&rauschen jahraus jahrein einen faszi­nie­renden Einblick in das kreative Schaffen der jungen Filmszene dieser Stadt.

Zusam­men­ge­stellt wurde das Programm auch dieses Jahr vom Medi­en­zen­trum München des JFF, das dieses Nach­wuchs­fes­tival in Koope­ra­tion mit dem Stadt­ju­gendamt München, dem Kultur­re­ferat und der Filmstadt München orga­ni­siert und durch­führt. Erstmals findet flimmern&rauschen aller­dings an drei und nicht wie bislang an zwei Tagen in der Muff­at­halle in München statt.

Das Festival beginnt am Mittwoch den 24. Februar um 19.00 Uhr und endet mit der Preis­ver­lei­hung am Frei­tag­abend. Dazwi­schen gibt es mehr als 25 Stunden Programm mit 77 Filmen von jungen Filme­ma­che­rinnen und Filme­ma­chern aus München. Junge Film­gruppen präsen­tieren ihre aktuellen und ambi­tio­nierten Projekte und bewerben sich um die Jugend­film­preise der Landes­haupt­stadt München im Gesamt­wert von 4.000 Euro.

Eröffnet wird das Festival mit dem Film Ich bin Julia, einem Spielfilm der freien Theater- und Film­gruppe des Albert-Einstein Gymna­siums und dem Filmessay Mein geliebtes Land der jungen Filme­ma­cherin Eunice Tulia Binti Mabuka, die die Probleme ihres Landes Kongo in einem eindring­li­chen Kurzfilm beschreibt. Weitere Filme im Eröff­nungs­pro­gramm sind der Doku­men­tar­film Vertrei­bung aus der Heimat, in dem Tristan Teitter die Erleb­nisse seiner Groß­mutter nach dem 2. Weltkrieg filmisch festhält sowie die Expe­ri­men­tal­filme Armlet, Frisch verlobt und Lini­en­füh­rung abge­schlossen.

Das Spät­pro­gramm ab 21.00 Uhr zeigt unter­schied­liche Erst­lings­werke junger Filme­ma­che­rinnen und Filme­ma­cher – vom Spielfilm über den Doku­men­tar­film bis zum Anima­ti­ons­film ist fast alles an gängigen Formaten vertreten.

Das Schul­klas­sen­pro­gramm am Donners­tag­vor­mittag versam­melt die gelun­gensten und inter­es­san­testen Film­pro­duk­tionen aus Münchner Kinder­ta­ges­stätten und Schulen. Die Teil­nehmer der jüngsten Film­gruppen sind drei Jahre alt und zeigen wieviel Spaß bereits die Kleinsten mit dem Tablet und der neuesten Trick­technik beim Filme­ma­chen haben können. Doch auch die profes­sio­nelle Liga ist auf dem Jugend­film­fest vertreten. Mit Filmen aus den Münchner Medien- und Film­hoch­schulen wird das Festival vor allem in den Abend­stunden berei­chert. Ange­fangen von Fremde Nähe der jungen Münchner Filme­ma­cherin Anne M. Hilliges, der bereits auf den Hofer Filmtagen gezeigt wurde, bis hin zu Fou de Toi der Film­gruppe Moulin du Merle, werden Filme von jungen Nach­wuchs­re­gis­seu­rinnen und –regis­seuren gezeigt, die auf dem Weg sind, aus ihrer Leiden­schaft zum Film einen Beruf zu machen.

Einlass zum Filmfest ist nonstop; das ausführ­liche Programm­heft ist kostenlos abrufbar. Das Festi­val­ti­cket für alle 3 Tage kostet einmalig 8 Euro und ist an den Veran­stal­tungs­tagen in der Muff­at­halle erhält­lich. Das Publikum ist aktiv am Filmfest beteiligt. Es besteht sowohl die Möglich­keit hinter der Kamera bei der Live-Über­tra­gung des Festivals mitzu­wirken, als auch seinen Lieb­lings­film für den Publi­kums­preis zu nomi­nieren.

»flim­mern­rau­schen« – das Festival der jungen Filmszene am Mittwoch 24. bis Freitag 26. Februar in der Muff­at­halle München, Zellstr. 4.
Festi­val­ti­cket: 8 € (Ermäßigte Grup­penti­ckets ab 8 Personen).
Für Schul­klassen gibt es am Donners­tag­vor­mittag von 9.00 bis 12.00 Uhr ein eigenes Programm. Das Programm von 9.00 bis 10.30 Uhr richtet sich an Grund­schulen, das Programm von 10.30 bis 12.00 Uhr an Schul­klassen ab der 5. Jahr­gangs­stufe. Grup­pen­karten zu ermäßigten Preisen gibt es im Medi­en­zen­trum München, Tel. 089-1266530.
Weitere Infos unter: http://www.jufinale.de/muenchen/start­seite.html