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Der Filmfreund rät

  31.05.2001
 
 
 
 

Wir geben es zu. Bei diesem frühlingshaften, gar schon sommerlichen Wetter war auch unserer erste Gedanke Ihnen zu Liegstuhl, Badesee, Balkon oder Biergarten zu raten. Offensichtlich erwarten auch die großen und mittelgroßen Verleiher nichts anderes. Ihr Angebot ist zu dieser Jahreszeit sehr bescheiden. Aber dann haben wir einen Blick auf das Kinoprogramm geworfen: Kleine, engagierte Verleiher füllen jede sich bietende Lücke. Endlich laufen auf Münchens Leiwänden hochinteressante Filme aus Europa, auf die wir schon lange gewartet haben. Sie, werte Leserin und werter Leser, können also vor den Risken ungezügelter UV-Strahlung bedenkenlos (aber nicht gedankenlos) ins behagliche Dunkel gemühtlicher Kinosäle flüchten.

Als erstes möchten wir Ihnen DIE POLIZISTIN ans Herz legen, der uns auf dem letztjährigen Filmfest auf das angenehmste überrascht hat (Atelier, 15:30 und 19:30 Uhr). Mit 16mm Kamera und hochempfindlichen Film verfolgt Andreas Dresen das Leben einer jungen Polizistin in einer Plattenbausiedlung am Rande Rostocks. In Look&Feel sowie der Authentizität und Lebendigkeit gleicht der Film einem Meisterwerks des Cinema Direct. Lediglich daran, dass Szenen gezeigt werden, bei denen kein deutscher Polizist eine Kamera zugelassen hätte, und der Zielstrebigkeit, mit der sich die Stränge der Geschicht am Ende aufeinander zubewegen, erkennt man, dass es sich hier um eine Inszenierung handelt.

Auf ROSETTA (Theatiner, 16:45 und 20:45 Uhr) mußten wir sogar zwei Jahre warten. 1999 hat die packende Geschichte eines jungen Mädchens, das sich nichts sehnlicher wünscht als einen Arbeitsplatz, in Cannes und Belgien für Furore gesorgt. Das belgische Parlament hat als Folge sogar ein "Loi Rosetta" verabschiedet, um die Situation junger Arbeitsloser zu verbessern.

Wer sich nach amüsanteren Themen sehnt, dem möchten wir RUSSISCHE HOCHZEIT empfehlen (im City). In der russischen Provinz haben die Leute zwar noch Arbeit aber kein Geld, da die Zeche seit Monaten keinen Lohn mehr gezahlt. Trotzdem wird eine riesige Hochzeitsfeier veranstaltet, als die schöne Tanja aus Moskau zurückkehrt um ihre Jugendliebe Mischa zu heiraten. Suff, Sex und Crime sind die Folgen.

Auf NORDRAND aus Wien (Isabella, 21 Uhr) freuen wir uns, seit letztes Jahr der Trailer im Kino lief. Wir haben ihn ebenso wie PAS DE CAFÉ, PAS DE TÉLÉ, PAS DE SEXE aus der Schweiz (Maxim) und DIE EINSAMKEIT DER KROKODILE aus Westfalen (Atlantis und Isabella) noch nicht gesehen. Aber das werden wir nächste Woche nachholen. Alles was wir von diesen Filmen wissen, hört sich verführerisch an. Ab nächste Woche wird PEARL HARBOUR wieder unsere Leinwände verstopfen.

Viel Vergnügen wünschen Ihnen

Die Artechock Redaktion

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