Wir geben es zu. Bei diesem frühlingshaften, gar schon
sommerlichen Wetter war auch unserer erste Gedanke Ihnen zu
Liegstuhl, Badesee, Balkon oder Biergarten zu raten. Offensichtlich
erwarten auch die großen und mittelgroßen Verleiher nichts anderes.
Ihr Angebot ist zu dieser Jahreszeit sehr bescheiden. Aber dann
haben wir einen Blick auf das Kinoprogramm geworfen: Kleine,
engagierte Verleiher füllen jede sich bietende Lücke. Endlich
laufen auf Münchens Leiwänden hochinteressante Filme aus Europa,
auf die wir schon lange gewartet haben. Sie, werte Leserin und
werter Leser, können also vor den Risken ungezügelter UV-Strahlung
bedenkenlos (aber nicht gedankenlos) ins behagliche Dunkel
gemühtlicher Kinosäle flüchten.
Als erstes möchten wir Ihnen DIE POLIZISTIN ans Herz
legen, der uns auf dem letztjährigen Filmfest auf das angenehmste
überrascht hat (Atelier, 15:30 und 19:30 Uhr). Mit 16mm Kamera und
hochempfindlichen Film verfolgt Andreas Dresen das Leben einer
jungen Polizistin in einer Plattenbausiedlung am Rande Rostocks. In
Look&Feel sowie der Authentizität und Lebendigkeit gleicht der
Film einem Meisterwerks des Cinema Direct. Lediglich daran, dass
Szenen gezeigt werden, bei denen kein deutscher Polizist eine
Kamera zugelassen hätte, und der Zielstrebigkeit, mit der sich die
Stränge der Geschicht am Ende aufeinander zubewegen, erkennt man,
dass es sich hier um eine Inszenierung handelt.
Auf ROSETTA
(Theatiner, 16:45 und 20:45 Uhr) mußten wir sogar zwei Jahre
warten. 1999 hat die packende Geschichte eines jungen Mädchens, das
sich nichts sehnlicher wünscht als einen Arbeitsplatz, in Cannes
und Belgien für Furore gesorgt. Das belgische Parlament hat als
Folge sogar ein "Loi Rosetta" verabschiedet, um die Situation
junger Arbeitsloser zu verbessern.
Wer sich nach amüsanteren Themen sehnt, dem möchten wir RUSSISCHE HOCHZEIT
empfehlen (im City). In der russischen Provinz haben die Leute zwar
noch Arbeit aber kein Geld, da die Zeche seit Monaten keinen Lohn
mehr gezahlt. Trotzdem wird eine riesige Hochzeitsfeier
veranstaltet, als die schöne Tanja aus Moskau zurückkehrt um ihre
Jugendliebe Mischa zu heiraten. Suff, Sex und Crime sind die
Folgen.
Auf NORDRAND aus
Wien (Isabella, 21 Uhr) freuen wir uns, seit letztes Jahr der
Trailer im Kino lief. Wir haben ihn ebenso wie PAS DE CAFÉ, PAS DE TÉLÉ,
PAS DE SEXE aus der Schweiz (Maxim) und DIE EINSAMKEIT DER
KROKODILE aus Westfalen (Atlantis und Isabella) noch nicht
gesehen. Aber das werden wir nächste Woche nachholen. Alles was wir
von diesen Filmen wissen, hört sich verführerisch an. Ab nächste
Woche wird PEARL HARBOUR wieder unsere Leinwände verstopfen.
Viel Vergnügen wünschen Ihnen
Die Artechock Redaktion
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