08.07.2004

»Wann schlafen diese Typen eigentlich?«

Tobey Maguire als Spider-Man
Tobey Maguire in Spider-Man 2

Tobey Maguire über seine Rollenauswahl und Spider-Man 2

Tobey Maguire gehört zu den besten jüngeren Darstel­lern in Hollywood. Bekannt wurde er vor allem durch seine beiden Auftritte in Ang Lees Der Eissturm und dem Bürger­kriegs­drama Ride with the Devil, durch die Irving-Verfil­mung The Cider House Rules, die Haupt­rolle in dem vielfach oscar­no­mi­nierten Sport­drama Seabis­cuit und einen begna­deten Auftritt in Curtis Hansons Wonder Boys. Seinen Durch­bruch zum Star erlebte der 29jährige Maguire aber erst 2002 in der Rolle des puber­tie­renden Super­helden Spider-Man, als der er jetzt in Spider-Man 2 wieder im Kino zu sehen ist. Ein dritter Teil ist für 2006 bereits angekün­digt.

Das Gespräch führte Rüdiger Suchsland

artechock: War es für Sie schwierig, sich für Spider-Man 2 wieder körper­lich in Form zu bringen ?

Tobey Maguire: Ich hatte vorher Seabis­cuit gedreht, daher war ich schon ganz gut in Schuss. Aber man muss auch seine Form halten. Ich hatte genug Muskeln, aber ich war müde. Ich habe täglich trainiert wie ein Athlet. Aber die Saison war ziemlich lang. Drei, vier Stunden am Tag an den Muskel­ma­schinen – das ist auf die Dauer ziemlich nervig.

artechock: Sie spielen verschie­dene Action-Rollen, auch drama­ti­schere, ernste Rollen. Was sind die Kriterien Ihrer Rollen-Auswahl?

Maguire: Drehbuch und Regisseur sind die Haupt­sa­chen. Habe ich Vertrauen in den Regisseur, respek­tiere ich ihn? Natürlich ist auch meine Rolle wichtig.

artechock: Haben Sie keine beson­deren Wünsche? Oder Träume?

Maguire: Nicht wirklich. Ich habe sehr breite Inter­essen. Ich mag The Ice Storm und Ride with the Devil, Spider-Man, aber auch eine Romantic Comedy. Ich kümmere mich nicht besonders um mein Image, darum, dass das alles zusam­men­passt. Aber hoffent­lich bekomme ich noch andere Rollen.

artechock: Warum macht einer wie Sie einen zweiten Spider-Man-Teil. Ist es inter­es­sant, sich zu wieder­holen?

Maguire: Nun, zunächst einmal habe ich von Anfang an für alle drei Teile unter­schrieben. Ich arbeite mit Sam Raimi wirklich gern. Das Drehbuch ist besser, als das des ersten Teils. Es kommt mir nicht wirklich wie eine Wieder­ho­lung vor. Die Figur entwi­ckelt sich ja weiter. Wissen Sie: Ich mache einfach ein paar Filme. Das macht Spaß. Es hat mir vieles möglich gemacht und geöffnet. Glück­li­cher­weise kann ich auch noch andere Rollen spielen.

artechock: Sie haben bereits je zwei Filme mit Ang Lee und Sam Raimi gedreht. Worin ähneln sich beide, worin unter­scheiden sie sich?

Maguire: Sie arbeiten beide hart, sind besessen von ihrer Arbeit. Es scheint für sie kaum etwas anderes zu geben. Sie haben hohe Erwar­tungen an alle, mit denen sie zusammen arbeiten. Weil sie selbst so arbeiten. Genau dafür schätze ich sie. Sie haben beide ein gutes Herz und sind nette Leute. Ich denke, dass Ang Lee viel für sich behält. Viel­leicht redet er über vieles mit seinem Produ­zenten James Shamus und mit seinem Produc­tion Designer über das Setdesign – aber nicht mit mir. Sam Raimi ist hingegen sehr offen zu allen. Er redet dauernd über den Film, über alle seine Aspekte. Sie sind beide großartig. Was ich am meisten an beiden bewundere: Sie arbeiten 17 Stunden am Tag, dann kommen sie am nächsten Morgen und sagen: »Ich hab zu Hause noch ein bisschen nach­ge­dacht. Hier sind meine Ideen!« Ich denke mir manchmal: Wann schlafen diese Typen eigent­lich?

artechock: Was machen Sie selbst, wenn Sie vom Set nach Hause kommen?

Maguire: Von meinen Rollen geträumt habe ich nur ein oder zweimal. Manchmal denke ich noch etwas nach, bereite Dialoge vor; es kommt darauf an.

artechock: Kann man sich in einem Block­buster-Film wie Spider-Man, in dem es auch um sehr viel Geld geht, eigent­lich als Schau­spieler einmi­schen, auch eigene Vorschläge machen?

Maguire: Das ist in diesem Fall sehr gut möglich. Sam Raimi ist sehr kolla­bo­rativ. Er will meine Meinung zu allem hören. Genau das ist der Spaß: Als Schau­spieler ist man oft nur ein einzelnes Teil in einem großen Puzzle. In der Arbeit mit Sam ist man einer von denen, die sich das Puzzle ausdenken.

artechock: Was sind Ihre persön­li­chen Zukunfts­pläne?

Maguire: Ich will noch etwas mehr als Schau­spieler lernen. Ich bin fast 30, aber ich sehe immer noch ziemlich jung aus. Aber hoffent­lich kommen auch Rollen in Reich­weite, die mir mehr Raum und neue Erfah­rungen geben. Und irgend­wann ist es sich möglich, dass ich 'mal selber produ­ziere oder Regie führe. Aller­dings schüch­tert mich die Masse dieser Arbeit ziemlich ein.