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Fillmfest München 2005 30.06.2005
 
 

Ein Preis verludert
Der "Förderpreis Deutscher Film"

 
 
 
 
 
 

DIE HÖHLE DES GELBEN HUNDES heißt also der Sieger des Regiepreises beim "Förderpreis Deutscher Film". In seinen Anfangsjahren, als er noch "Regieförderpreis" hieß, war dieser noch - neben dem öffentlich finanzierten Bundesfilmpreis - die wohl wichtigste Auszeichnung für einen deutschen Regisseur und seinen ersten oder zweiten Langfilm. Nicht nur weil es viel Geld gab - zuletzt immerhin 40.000 Euro, sondern noch mehr, weil jeder wusste: Der Sieger hat sich in einem renommierten Wettbewerb unter mehr als einer Handvoll von Bewerbern durchgesetzt. Karrieren nahmen hier ihren Anfang: Oskar Roehler, Hans Christian Schmid, Michael Klier, Wolfgang Becker lauteten einige der Preisträger.

In den letzten Jahren, seit dem Einstieg der Bavaria und des BR als Co-Financiers aber ist der nun umbenannte "Förderpreis Deutscher Film" in die Krise geschlittert und ins Gerede gekommen.

Das liegt nicht an der vom Filmfest verantworteten Auswahl der Kandidaten - über so etwas lässt sich zwar immer streiten, gerade in diesem Jahr erscheint die von Uli Maaß betreute Sektion aber besonders überzeugend. Sehr wohl liegt es hingegen an der hochgradig fragwürdigen Nominierungspraxis, die auf den ersten Blick undurchsichtig ist, bei genauerem Hinsehen sogar auf manche Beobachter und teilnehmende Regisseure so wirkt, als ginge es darum, bestimmte Filme und Personen von vornherein auszuschließen. Aus einem knappen Dutzend potentieller Kandidaten werden nur noch drei bzw. zwei der Jury zur Entscheidung vorgesetzt. Zudem findet das Fernsehen über die Hintertür der Schauspielernominierungen doch noch Eingang in diesen Kinopreis. Über dies alles entscheidet "angeblich" (so Filmfest-Chef Ströhl in einem Zeitungsinterview) eine Nominierungsjury - die aber keiner kennt.

So kommt es in diesem Jahr zum Beispiel zu der mehr als fragwürdigen Entscheidung, Isabelle Stevers Film GISELA weder eines Regie- noch eines Drehbuchpreises für würdig zu finden, ebenso wenig Katinka Feistls SIEHST DU MICH und noch nicht einmal Christoph Hochhäuslers FALSCHER BEKENNER, der immerhin mit viel Erfolg sogar in Cannes lief, so schlecht also gar nicht sein kann, dass man der Jury nicht die Entscheidung überlassen könnte.

In dieser Jury selbst saßen allerdings - nachdem es in den letzten Jahren mit Regisseuren und Filmkritikern regelmäßig hinter den Kulissen Ärger gab, auch weil diese sich nicht von den Preisstiftern fernsteuern ließen - mit Uschi Reich, Alexandra Maria Lara und Benedikt Roeskau diesmal auch drei Personen, die kaum für dezidierte Filmkunst, dafür für enge Nähe zu den Preisstiftern stehen.

"Höchstdotierter privater deutscher Filmpreis" darf man sich nun auch nicht mehr nennen: Beim neu gestifteten "Deutsche Filmkunstpreis" von Ludwigshafen zeichnet ein unabhängige Jury einen einzigen Film mit 50.000 Euro aus - und dort sind immerhin knapp 20 Filme gleichberechtigt nominiert. Der Förderpreis wurde dafür fast halbiert: Statt 80.000 werden nur noch 50.000 Euro in München vergeben, weitere 10.000 wandern zur Konkurrenz nach Hof. Offen ist schließlich, ob der neue Eigner der HypoVereinsbank im nächsten Jahr an dem Preis festhält.

Das alles könnte uns egal sein: Es sind schließlich - bis auf die abgesetzten Steuergelder - keine öffentlichen Mittel, die hier verbraten werden. Nur sollte man nicht länger so tun, als wäre dies deine Auszeichnung von ernsthaftem Wert. Der Umgang mit dem Förderpreis beschädigt zudem auch das Filmfest, das einen anerkannten Preis verdient hat und braucht, um nicht an Bedeutung zu verlieren.

Rüdiger Suchsland

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