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Filmfest München 2003 Juni/Juli 2003
 
 

Tipps (und Warnungen) frisch vom Filmfest München 2003

 
 
 
 

Eintrag vom 4. Juli, 2. Juli, 1. Juli, 30. Juni, 29. Juni

   
 
 
 
 

Fr. 4.7.2003
DIE VERLORENE WAFFE (Xun qiang)
China 2003, R: Lu Chuan

Eine spannende Geschichte aus der chinesischen Provinz abseits der gängigen Kinobilder: Nach einer durchzechten Nacht stellt der Polizist Ma Shan erschreckt fest, daß seine Dienstwaffe verschwunden ist. Langsam kommt die Erinnerung wieder. Am Vorabend war er auf der Hochzeit der Schwester. Doch welcher Gast hat seine Pistole geklaut? Eine verzweifelte Suche durch den ganzen Ort beginnt, denn wenn die Waffe nicht binnen drei Tagen wieder auftaucht, verliert er den Job und muß ins Gefängnis... (Claus Schotten)
Sa. 17:30 Uhr Maxx3

NOT FOR OR AGAINST (QUITE THE CONTRARY) [Ni pour, ni contre (bien au contraire)]
F 2003, R: Cédric Klapisch

Klapisch verbindet das Portrait einer Frau mit den Elementen eines klassischen Gangsterfilms im Rififi-Stil: Caty führt ein ganz normales, einsames Großstadtleben als Aushilfskamerafrau beim Fernsehen - bis sie der Gangster Jean f[r einen Coup anheuert. Bald gehört sie fest zu seiner Bande und genießt das Luxusleben mit dem erbeuteten Geld. Ein Zurück ins Alltasgsleben kommt für sie nicht mehr in Frage... (Claus Schotten)
Sa. 19:30 Uhr Münchner Freiheit

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Mi. 2.7.2003
BUS 174 (Ônibus 174)
Brasilien 2002, R: José Padilha
Am 12. Juni 2000 will der 20jährige Sandro in Rio de Janeiro einen Linienbus ausrauben. Als die Polizei eintrifft nimmt er 11 Fahrgäste als Geiseln. Wenig später ist er live auf allen TV-Kanälen. Die bewegende Dokumentation rekonstruiert den Tathergang und Sandros Leben als Straßenkind mittels Archivmaterial und Interviews. Wir erfahren, welche Massaker und Gefängnisse Sandro zuvor überlebt hat und wie der Polizei die Kontrolle entgleitet. Ein packender Film. (Claus Schotten)
Do. 20:00 Uhr Arri
Fr. 17:30 Uhr Arri


DURVAL RECORDS
(Durval Discos)
Brasilien 2002, R: Anna Muylaert
Durval führt mit seiner liebenswerten Mutter ein ruhiges Leben in seinem Plattenladen - bis die 5jährige Kiki auftaucht. Im Nu erliegt Durvals Mutter dem Charme der Kleinen, die bald den Laden auf den Kopf stellt. Doch Kikis Mutter bleibt verschwunden. Was heiter beschwingt als brasilianische Version von ZAZIE DANS LE MÉTRO beginnt, erfährt bald eine unerwartete Wendung Richtung schwarze Komödie. Und wer glaubt, die eigene Mutter könne nerven, erfährt hier, daß es einen auch schlimmer treffen kann - viiiel schlimmer. (Claus Schotten)
PS: Als Bonus gibt es einen besonders liebevoll gemachten Vorspann.
Do. 17:30 Uhr Arri


DIRTY PRETTY THINGS
Das Herz in der Kloschüssel: Okwe arbeitet als Nachtportier in einem noblem Londoner Hotel, tags verdient er sein Geld als Taxifahrer. Die wenige Zeit, die ihm zum Schlafen bleibt, verbringt er auf der Couch der Türkin Senay (gespielt von unser aller Amelie Audrey Tautou), die - wie er - illegal in London arbeitet. Eines Morgens nimmt Okwe sich einer verstopften Hotel-Toilette an -und findet darin ein menschliches Herz,. Empfangschef Sneaky sieht die Sache gelassen: "Im Hotelgewerbe geht es um Fremde, die nachts eine Menge schmutziger Sachen tun. Unser Job ist, dafür zu sorgen, das am nächsten Tag alles wieder hübsch sauber ist". Okwe wagt aus Angst vor Abschiebung nicht, die Polizei selbst zu informieren. Doch die Sache lässt ihm keine Ruhe. Bei seinen Nachforschungen kommt er einem Organhändlerring auf die Spur, der illegalen Einwanderern für eine Niere eine neue Identität verkauft. Als die Einwanderungsbehörde Senay immer mehr zusetzt, scheint ihr dieser Preis für ein neues Leben plötzlich gar nicht mal so hoch... DIRTY PRETTY THINGS hat alles, was Kino zu bieten hat: Eine herzerwärmende Lovestory. Jede Menge Suspense. Kluge und witzige Dialoge. Schöne Bilder. Und ein nicht alltäglicher Plot. Doch vor allem wirft der Film Fragen auf, die einen auch noch lange, nachdem die Lichter angegangen sind, ins Grübeln bringen: Ist die eigene Sicherheit wichtiger als Moral? Wie viel Verantwortung trägt der Einzelne? Ein hinreißender Film über Integrität und Zivilcourage. (Nani Fux)
Filmtheater Sendlinger Tor 3.7., 19.30 Uhr, 4.7. 22.00 Uhr

STUPEUR ET TREMBLEMENTS
Culture Clash: Amelie, hochqualifiziert, engagiert und voller Erwartungen, hat nach ihrem Studium einen Einjahresvertrag im Yumimoto-Konzern unterschrieben, "einer der größten Firmen des Universums". Ihre Begeisterung erhält den ersten Dämpfer, als man ihr neben dem Servieren der Getränke nur sinnlose Aufgaben zuteilt. Wer kündigt - soviel weiß auch Amelie - verliert in Japan sein Gesicht. Und obwohl sie sich dauernd im komplizierten Regelwerk japanischer Gesellschaftsnormen verheddert, beschließt sie, das Jahr um jeden Preis durchzuhalten, koste es was es wolle.
"Mit Staunen und Zittern" - so auch der deutsche Titel der Romanvorlage von Amélie Nothomb - sollten die Untertanen einst ihrem Tenno entgegentreten. Ein ebensolches Verhalten schulden die Untergebenen den Vorgesetzten bei Yamamoto. Bei allem Zittern ist es dann ausgerechnet das unablässige Staunen über das verblüffende Verhalten der Japaner, das Amélie bei der Stange hält. Nach und nach gerät der Konflikt zwischen ihr und ihrer Vorgesetzten zu einer Art absurdem Theaterstück, in dem jede ihren Part spielt. (Nani Fux)
Filmtheater Sendlinger Tor 5.7. 22.00 Uhr

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Di. 1.7.2003
DAS MEER KOMMT (Umi-wa mite ita)
Japan 2002, R: Kei Kumai

Das Schicksal einer Prostituierten, die sich unglücklich in einen Samurai verliebt, der in ihrem Freudenhaus Zuflucht sucht. Die Jahreszeiten und das Meer hinter dem Haus refelktieren ihre Gefühle. Akira Kurosawa, von dem die Drehbuchvorlage stammt, hätte sicherlich noch mehr aus dieser Geschichte gemacht. Aber auch Kumai bereitet dem Zuschauer mit dem Film zwei schöne Stunden. (Claus Schotten)
Mi. 20:00 Uhr Maxx3
Do. 15:00 Uhr Maxx3

AMERICAN GUN
USA 2002, R: Alan Jacobs

Nach dem Tod seiner erwachsenen Tochter verfolgt ein Vater die Spur des Revolvers, mit dem sie erschossen wurde, von der Fabrik bis zur Tat. Über 20 Jahre wanderte sie quer durch die USA. Mehrere Menschen mußten ihr Leben lassen. Die Suche wird durch Flashbacks auf das eigene Leben und das der Tochter ergänzt. (Claus Schotten)
Do. 19:30 Uhr Maxx4
Fr. 22:00 Uhr Maxx4

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Mo 30.6.2003
FEAR AND TREMBLING (Stupeur et tremblements)
F/JAP 2003, R: Alain Corneau

Ein Film mit einem ungewöhnliches Thema: Eine Europäerin in einem japanischen Konzern in Japan. Trotz perfekter Sprachkenntnisse versteht sie die Gepflogenheiten in der Firma nicht. Statt für Übersetzungen wird sie nur für's Kaffeekochen eingesetzt, ihre Fragen werden nicht beantwortet, sie erhält nur für sie unverständliche Aufträge. Einmal wird ihr sogar befohlen, ihre Japanischkenntisse zu vergessen. Ihre Versuche sich nützlich zu machen oder ein klärendes Gespräch mit den Vorgesetzten zu suchen, verschlimmern die Situation nur. Der Zusammenprall zweier sehr unterschiedlicher Kulturen und die daraus resultierenden Missverständnisse und Konflikte werden hier an einem extremen - aber wahren - Beispiel eindrücklich gezeigt. (Claus Schotten)
Di. 19:30 Sendlinger Tor
Sa. 22:00 Sendlinger Tor

WHALE RIDER
NZ/D 2002, R: Niki Caro

Paikea eine junge Maori würde gerne von ihrem Großvater, dem Klanhäuptling Koro, akzeptiert werden. Doch der hat immer noch nicht verwunden, das Paikeas Zwillingsbruder, auf den er seine ganze Hoffnung als Stammhalter gesetzt hat, bei ihrer Geburt gestorben ist. Als Koro die Erstgeboren Söhne aller Familien in einem Training in Tradition, Kultur und Kampftechniken der Maoris schult, muß Paikea draußen bleiben. Doch heimlich lernt auch sie um sich ihrem Großvater zu beweisen... Eine Bekannte hat eingewannt: Daß Mädchen alles können, was Jungen auch können, weiss man doch. Da braucht man keinen Film drüber zu drehen. Stimmt. Aber ein Vorwand, solch eine schöne, packende und unterhaltsame Geschichte zu erzählen, ist immer willkommen. (Claus Schotten)
Mi. 22:00 Sendlinger Tor

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So 29.6.2003
OASIS
Korea 2002, R: Lee Chang-dong

Jong-du ist das schwarze Schaf der Familie. Kaum ist er aus den Gefängnis, sitzt er auch schon wieder auf der Polizeiwache, weil er mit seiner unbedachten Art Schwierigkeiten jeglicher Art anzieht. Sein Bruder versucht ihm einen Job zu verschaffen, doch Jong-du verbockt auch dies. Da lernt er Gong-ju kennen. Sie hat schwerste spastische Lähmungen und lebt alleine in einer kleinen Wohnung. Nachbarn und ein Bruder kümmern sich um sie. Jong-du ist der Erste, der sie nicht zuerst als Behinderte sondern als Menschen sieht und Gong-ju ist die erste, die Jong-dus spontane Ideen erträgt und ihn ernst nimmt. Die beiden verlieben sich in einander, doch ihre Familien verstehen das nicht...
Dank des intensiven Spiel der beiden Hauptdarsteller schafft es der Film zu fesseln und die beiden als Individuen darzustellen ohne den Zeigefinger zu erheben oder dem Kitsch oder Pathos zu verfallen. (Claus Schotten)
Do. 17:15 Uhr Maxx1


AT FIVE IN THE AFTERNOON (Panj é asr)
Iran/F 2003, R: Samira Makhmalbaf

Samira Makhmalbafs Film über die Situation der Frauen im heutigen Afghanistan ist ein würdiger Nachfolger von KANDAHAR, dem Film ihres Vaters Mohsen. Die Taliban sind inzwischen aus Afghanistan vertrieben aber ihr Gedankengut ist in den Köpfen vieler Männer geblieben. So muß Noghreh vor ihrem konservativen Vater verheimlichen, daß sie zur Schule geht. Sie will einmal Präsidentin von Afghanistan werden. Bis dahin ist es noch weit. Auf der Suche nach einem schützenden Dach im von Flüchtlingen überfüllten, zerstörten Kabul zieht sie aber schon mal in die Ruinen des Präsidentenpalastes. Ihre Schwägerin hat viel elementarere Sorgen. Von ihrem Mann hat sie seit Wochen nichts mehr gehört, sie hat nichts mehr zu Essen und keine Milch für ihren Säugling...
Man merkt dem Film an, daß er mit festlichem Geld für ein westliches Publikum produziert wurde. Vreglichen mit Makhmalbafs Erstling DER APFEL ist er wesentlich glatter. Der ursprüngliche, spontane Charme fehlt, trotzdem gelingen ihr eindrucksvolle Bilder und Geschichten. (Claus Schotten)
Mo. 19:30 Uhr Carl-Orff-Saal
Do. 17:00 Uhr Sendlinger Tor

MISCHKA
F 2002, R: Jean-Francois Stévenin

Der Film mit dem bisher höchsten "Walk-Out-Faktor". Frankreich zur Ferienzeit. Kinder reissen von zu Hause aus, um den Vater zu suchen, den sie seit dre Trennung der Eltern nicht mehr gesehen haben. Ein Vater sucht seine Tochter und den verstorbenen Großvater. Andere verlieren unterwegs Großvater, Mutter oder Kinder. Die durch das Land Irrenden schließen sich zu temporären Patch-Work-Familien zusammen und adoptieren die mit ihnen Gestrandeten. Leider ist die Erzählung manchmal noch chaotischer als die (imaginären) Familienverhältnisse.
Di. 19:30 Uhr Münchner Freiheit
Mi. 17:00 Uhr Münchner Freiheit
Do. 22:00 Uhr Münchner Freiheit

STRAYED (Les Égarés)
F 2003, R: André Téchiné

Ein Kammerspiel im Freien. Juni 1940, Frankreich ist auf der Flucht vor den heranrückenden Deutschen. Ein endloser Flüchtlingstreck. Mittendrin Odile, Lehrerin und Kriegerwitwe, mit ihrem 13jährigen Sohn und ihrer 8jährigen Tochter. Bei einem Angriff auf den Flüchtlingstreck brennt ihr Auto aus. Sie flüchten in den Wald und treffen auf den 17jährigen Yann. Die Vier sind auf sich alleingestellt in einer Welt deren Regeln kollabieren. Sie entdecken eine verlassene Villa mitten im Wald, wo sie sich einquartieren. Die Dörfer sind verlassen. Yann versucht mit seinem Talent als Fallensteller und Plünderer das nötige Essen zu besorgen. Alles, was vor dem Krieg war, gilt nicht mehr. Mühsam müssen sie einen modus vivendi finden, der es ihnen erlaubt ihre Menschlichkeit zu bewahren. (Claus Schotten)
So. 22:00 Uhr Sendlinger Tor

HOUSE OF FOOLS (Dom Durakov)
RUS/F 2002, R: Andrei Konchalovsky

Verglichen mit den Filmen der vergangenen Jahre ist der diesjährige Eröffnungsfilm eine Enttäuschung. Schon der Anfang erinnert an ein überlanges Bryan-Adams-Video. Ein Irrenhaus im Kaukasus Mitte der 90er Jahre. Eine der Insassen ist Janna. Sie hat ein Akkordeon und träumt von ihrem "Verlobten" Bryan Adams. Immer wenn seine Musik ertönt weicht das kalte blaue Licht der Neonröhren warmen Farbtönen, alles singt und tanzt und mittendrin ihr Schwarm in der typischen Ästhetik eines Musikvideos. Diese Traumszenen wechseln sich ab mit Episoden aus dem Heimalltag. Gegen Mitte des Films, als die Nummernrevue mit den Irren sich totzulaufen droht, gibt eine Wendung dem Film noch mal Drive: Tschetschenische Rebellen erobern das Irrenhaus. Statt Episoden imt Irren gibt es jetzt Episoden um die Absurdität des Krieges aber auch eine Geschichte, die sich durch den restlichen Film zieht: Einer der Rebellen fragt Janna im Schrez, ob sie ihn heiraten wolle. Janna verweist auf ihren "Verlobten" in Amerika doch sie nimmt das Angebot ernst - zum Schrecken des Bräutigams in spe... (Claus Schotten)
So. 17:00 Maxx2

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