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Fantasy Filmfest 2001 August 2001
 
 
 
 

Eviva, Espagna - Blame Canada!

 
 
 
  Eviva, Espagna!

Es mag purer Zufall gewesen sein, aber: Einige der besten Filme des Festivals waren allesamt spanische Produktionen. Wobei: Man kann es geradezu zum Gesetz erheben - spanische Produktion war gleich "guter Film". Was durchaus Gründe haben mag. Denn schließlich hat das spanische Kino eine große (nur hierzulande wenig bekannte) Tradition des fantastischen Films. Die spätestens mit den Surrealisten einsetzt und sich bis heute nicht immer gleich stark, aber doch ungebrochen hält. Wovon man bei uns wenig mitkriegt, weil für den hiesigen Markt nur iberisches Bildungsbürgerkino importiert wird und alle denken, Almodovar wäre das Aufregendste, was das Land cineastisch zu bieten hat. Der gute Pedro in Ehren - aber gegen einen Bigas Luna z.B. kann er halt doch einpacken. Dessen Filme finden aber ganz selten noch einen deutschen Verleih. Ach ja, die Welt ist schlecht.Aber - die spanischen Filme, wie gesagt, die sind gut.

COMMON WEALTH (LA COMUNIDAD)
Ich muss ja gestehen, dass ich zuletzt von PERDITA DURANGO alles andere als begeistert war. Der war auf eine ganz widerliche, unproduktive und unreife Art zynisch - und dann noch diese plump aufdringliche religiöse Verbrämung des Ganzen - nein, danke. Jetzt hat der Álex de la Iglesia ja aber zuvor z.B. den durchaus erquicklichen DIA DE LA BESTIA abgeliefert, und insofern: Neues Spiel, neues Glück.Zynisch ist nun LA COMUNIDAD schon auch wieder, was sein Bild von der Menschheit angeht. Aber eben auf andere Weise. Der verlangt von uns nicht, dass wir beispielsweise Vergewaltigungen als eine saubere Gaudi empfinden, an der die Frauen in Wahrheit ihren Spaß haben. Der zeigt nur: Wenn's um Geld geht, kennt keiner mehr eine Gnade.Und das macht er sehr konsequent, sehr hinterfotzig, sehr unterhaltsam. Wie er die Bewohner eines Mietshauses zeichnet, die seit Jahrzehnten auf das Ableben eines durch Lottogewinn steinreichen Mitbewohners warten (und dann kommt Carmen Maura ganz zufällig im rechten Moment und schnappt ihnen das ganze Geld vor der Nase weg - was natürlich nach Rache und Entwendung der unverdienten Pekunien schreit) - das ist schon sehr fein. Die werden da zu einer vielköpfigen Hydra, die der armen Carmen immer näher auf den Leib rückt. Polanskis LE LOCATAIRE spukt da selbstverständlich im Hintergrund herum, und ROSEMARIE'S BABY, wobei de la Iglesia besonders die Ballance zwischen finstrem Humor und wirklicher Bedrohlichkeit gut hinbekommt. Wenn er sich dabei schamlos der diversen körperlichen und seelischen Deffekte seines Figuren-Personals bedient, dann geht das doch in Ordnung, einmal, weil auch seine Heldin wenig Sympathie abbekommt, zum anderen, weil er dann doch sein Herz entdeckt für einen, der selbst in dem skurrilen Haufen noch Außenseiter ist.

P.TINTO'S MIRACLE (EL MILAGRO DE P.TINTO)
Der beste Jeunet Film, der nicht von Jeunet ist. Schon verblüffend, wie sehr der Streifen an den Stil des DELICATESSEN-Regisseurs erinnert - was aber wohl auch mit einer franco-spanisch-italienischen Comic-Tradition zu tun hat, deren Ikonographie hier wie dort sehr viel Einfluss zeitigt.Jedenfalls wäre es, wie auch bei LE FABULEUX DESTIN D'AMELIE POULAIN ein kläglich aussichtsloses Unterfangen, wollte man von der Fülle an Ideen ein angemessen umfangreiches Bild zeichnen - man kann nur sagen: Keine Minute, die nicht überbordet von surrealer, skurriler Fantasie. Hostienfabriken, zwergwüchsige Außerirdische, Blitzeinschläg in sadistische Pfarrer, Negerkinder auf Bestellung, chauvinistische Handwerker, Werbesongs für Klein-UFOs im 50er-Jahre Sound und Schnellzüge, die pünktlich alle 25 Jahre vorbeirasen - irgendwie findet das alles seinen Platz hier und ist nicht mal die Hälfte des Gebotenen.Besonders aber liebe ich diesen Film, weil er es sich erlaubt, gut anderthalb Stunden lang stete Vorarbeit zu leisten für einen wirklich herrlich blöden Gag. (Der selbstverständlich nicht verraten sei, aber zu dem vielleicht gesagt werden muss, dass man im entscheidenden Moment bitte nicht zu sehr an den Untertiteln kleben sollte, die die Pointe verwässern, sondern einfach hingucken, das bisschen Spanisch einsetzten, das jeder kann, auch wenn er überhaupt nicht Spanisch kann, und - was einem sehr, sehr leicht gemacht wird - an den richtigen Spielberg-Film denken.) Und ewig lange Vorbereitung für richtig dämliche Gags - das verdient Respekt.

NOBODY KNOWS ANYBODY (NADIE CONOCE A NADIE)
Das hat auch Brian Yuzna bei seinem Fantasy Filmfest-Besuch gesagt: Die Katholiken haben einfach einen Vorsprung. Was Horror angeht. Und recht hat er. Das wissen wir ja nicht erst seit Hitchcock, dass erst der rechte Schuldkomplex einen Thriller wirklich schön macht.Mateo Gil (Autor von TESIS) gibt sich in seinem Regiedebut nicht ganz so verquält, aber die schmerzbefrachtete Ikonographie des Katholizismus weiß er sehr effektvoll und sinnenfroh einzusetzen. Der Film spielt (und wurde teilweise auch gedreht) während der Semana Santa, der Heiligen Woche in Sevilla - und schafft es auch sonst, seine Thriller-Fantasie nicht so sehr in Imitation amerikanischer Vorbilder zu entwickeln, sondern aus lokalen Gegebenheiten heraus. Ohne dabei je zu Regional-Kino zu verkommen.Es gibt so einen kurzen Moment in diesem Film, wo der Plot einen entscheidenden Knotenpunkt erreicht, sich manches klärt und die Marschrichtung für den Rest vorgegeben wird - da hält man den Atem an und fürchtet, nun müsse alles den Bach runter gehen. Aber, Wunder über Wunder: Gil behält die Zügel fest in der Hand, kriegt die Kurve ohne Schlingern - und es tun sich einem die Augen auf und erst da merkt man, wie clever aber unaufdringlich die ganze Zeit schon alles vorbereitet war. Dass die Hubschrauberflüge über die Stadt, die Kreuzworträtsel, die der Held beruflich bastelt, selbst die "Tomb Raider"-Poster an der Wand schon immer einen tieferen Sinn hatten.Ein guter Katholik hat halt schon an der Bibel gelernt, dass ein Text mehr als nur die Oberflächenbedeutung, mehr als nur offensichtliche Bezugsgeflechte hat.

HEART OF THE WARRIOR (EL CORAZON DEL GUERREROR)
Eine der echten Überraschungen des Festivals. Die meisten Filme haben für mich diesmal, im Guten wie im Schlechten, einigermaßen die Erwartungen erfüllt, mit denen ich hineingegangen bin. Bei diesem hier war aber zunächst wirklich nicht mehr als ein fragiler Hoffnungsschimmer - die Bilder im Katalog verhießen eigentlich nichts Gutes; nur das bisher selten enttäuschte Vertrauen in die spanischen Festival-Filme ließ wenigstens Ansehbares vermuten. Und dann: Ein echtes Highlight!Der Anfang schien noch nicht allzu viel zu versprechen - mit seiner leicht trashigen CONAN trifft INDIANA JONES-Ouvertüre, die aber immerhin schon mächtigen Charme, viel Schmackes hatte. Wär's anderthalb Stunden so weitergegangen, man hätte zumindest seinen gehörigen Spaß gehabt, wenngleich wohl kaum mehr. Aber es kam mehr.Nun gibt es ja wenige Sachen, die so leicht schiefgehen können wie Plots, die zwischen einer Fantasiewelt und unserer realen Welt hin und her hüpfen. Was soll ich sagen: Dieser Film schafft's mit einer dermaßen trittsicheren Virtuosität (die nicht mal aufdringlich wirkt) - Hut ab! Nun gibt es aber selten etwas Gefährlicheres, als wenn junge Teenager als Schauspieler eine Film zu tragen haben. Ich weiß nicht, wie die Spanier das machen, aber - hier klappt das mit Bravour. Nun aber erschöpfen sich solche Fantasiewelt vs. Realwelt Geschichten meist schnell in der Zurschaustellung ihrer eigenen Cleverness, hinter der dann oft nichts mehr weiter steckt. In diesem Fall: Denkste!Was eigentlich früher oder später zum eher belanglosen, spaßigen feel good-movie hätte degenerieren müssen, entpuppt sich hier als großartige (aber nie kopfige oder aufdringliche) Analyse männlicher, pubertärer Macht-Fantasien. Der Film verortet diese Dungeons & Dragons-Wünsche vom muskelbepackten Barbaren sehr genau in unserer derzeitigen Gesellschaft - weshalb wohl auch den vielen Fanboys im Publikum (die oft ja genau in diesen Fantasien leben) nach und nach das anfänglich gröhlende Lachen im Halse stecken blieb. Und er demontiert sie zunehmend, gibt sich schließlich keinen Illusionen hin, was die Chancen dieser power-fantasies in der Konfrontation mit realer Macht angeht. Weshalb der Streifen nicht nur einer der weitaus unterhaltsamsten Filme des Festivals blieb - sondern am Ende auch einer der ehrlichsten und verstörendsten wurde.


Blame Canada!

Es mag purer Zufall gewesen sein, aber: Einige der ärgerlichsten Filme des Festivals waren allesamt kanadisch-amerikanische Produktionen. Wobei: Man kann es fast zum Gesetz erheben - kanadisch-amerikanische Produktion war gleich "unguter Film". Was durchaus Gründe haben mag. Denn schließlich dient ein Dreh in Kanada in jüngster Zeit amerikanischen Produzenten als beliebtes Mittel, um Geld zu sparen, von wegen niedrigere Löhne, weniger strikte Gewerkschaftsregeln, günstigere Steuergesetze und so. Das ist im Prinzip nix weiter Anrüchiges, manch solide Großproduktion hat sich das schon zu Nutzen gemacht. Aber auf dem Fantasy Filmfest konnte man den Eindruck bekommen, dass es auch so manche Produktionen ins nördliche Nachbarland spült, die in Hollywood selbst einfach keine Chance zur Realisierung gehabt hätte (was jetzt auch wieder nicht heißen soll, dass dort keine prinzipielle Bereitschaft herrschen würde, so manchen Bockmist zu produzieren). Und dass uns fleißigen Filmguckern insofern manches erspart bliebe, wenn nur die Kanadier eine vernünftige Steuerreform hinbekämen. Hier ist das Außenministerium gefragt! Beweise:

HIDE AND SEEK
Einen Grund gibt es, sich diesen Film trotz aller Mäkelei anzusehen: Jennifer Tilly. Die darf hier auf- und überdrehen wie lang nicht mehr. Endlich hat unser aller liebstes piepsstimmiges Pummelchen mal wieder eine richtig große Hauptrolle. Und eigentlich gar keine uninteressante: Sie spielt eine geistig leicht zurückgebliebene Frau, die durch ihre Kinderlosigkeit (und die gewaltsame Ursache selbiger) so weit in den Wahn getrieben wird, dass ihr Freund eine andere Frau gleichsam als Brutschrank kidnappt.Jetzt kann sich der Film aber nie entscheiden, ob er Tilly zur tragischen, bedrohlichen oder komischen Charakter machen soll; wird der Psychologie der Figur andauernd untreu: Da muss Tilly minutenlang auf einem völlig unplausiblen Reflexionsniveau ihre Vorgeschichte ausbreiten, nur weil die Autoren zu faul waren, die Exposition geschickter unterzubringen. Da legt sie gegen Ende plötzlich fast hellseherische Fähigkeiten und nie geahnte Kompetenz an den Tag, nur um den Plot aus einer Sackgasse zu manövrieren. Und da muss sie dann zum Schluss doch wieder zum puren Film-Monster gemacht werden, nur damit auch ja kein mögliches Mitleid mehr übrigbleibt. Wobei der Film es umgekehrt nicht weiter für nötig befindet, Tillys Opfer zur eigentlichen Identifikationsfigur zu machen - die arme Daryl Hannah dient über weite Strecken als kaum mehr denn Requisite.Überhaupt schlingert HIDE AND SEEK recht unkontrolliert zwischen allen möglichen Extremen - eben noch gibt er sich als Psycho-Thriller mit einer fast schon unangenehmen Dosis an Perversität, dann sind wir plötzlich, plumps, mitten im Komödienstadl: Da rückt dann eine Windelservice-Vertreterin an, die unwissentlich die Kidnapperin in arge Nöte bringt - und die wird dann auch noch von einer Frau gespielt, die wirkt wie eine Praktikantin aus dem Schulspiel. Eine UNTALENTIERTE Praktikantin.Man bekommt gelegentlich das Gefühl, dass Sidney J. Furie (eigentlich ja kein schlechter unter den Regisseuren) wenig anfangen konnte mit dem Projekt - oder zumindest einiger seiner Facetten. Nicht unverständlich, ist es doch wirklich völlig schleierhaft, wen beispielsweise die Nebenhandlung um Daryl Hannahs Ehemann auch nur im geringsten interessieren soll. Die gibt es wirklich NUR, damit das Publikum den besorgten Hubby nicht völlig aus dem Gedächtnis verloren hat, wenn er am Ende plötzlich wieder ins Geschehen eingreift.Aber gerade da, wo Furie am stärksten das Gefühl vermittelt, er hätte vor lauter Unlust jeglichen Ernst dahinfahren lassen - da gelingen ihm hin und wieder wirklich inspirierte Köstlichkeiten. Selten hat man in einem Film so wunderbar cheesy die Zeit vergehen sehen wie in der Sequenz, in der Jennifer Tilly in gnadenlos übertrieben passenden Kostümen den Wechsel der Jahreszeiten auf ihrem Wandkalender markiert.

THE UNSAID
Auch kein per se unsäglicher Film (man entschuldige den Kalauer). Aber halt schon sehr bedeutungsschwanger. Und bedächtig. Und den Eindruck hinterlassend, dass die Produzenten unbedingt ein Überraschungsende haben wollten (weil THE SIXTH SENSE und so...) - und es ihnen da vergleichsweise wurscht war, ob das Ende wirklich jemanden überrascht, Hauptsache es kommt so daher, als ob. Auch wenn nach spätestens der Hälfte einem schon alles gesagt wurde. Aber nein, am Ende: Oh, hallo, Überraschung! Von wegen...Noch störender aber ist der Drang, am Ende nicht nur zu überraschen, sondern auch zu beruhigen. Da muss dann alles geordnet in die bravest denkbaren Bahnen gelenkt werden. Plötzlich geht's nur noch darum, dass Andy Garcia sich mit seiner Tochter aussöhnt (was vorher nie groß als Ziel auf dem Tablett war), geht's darum, alles "Monströse" aus dieser Welt zu schaffen. Da wird der Film dann seiner Story und seinen Charakteren untreu, kehrt allen Schmerz unter den Teppich, ertränkt ihn in aufkochender Violinen-Soße. Ganz zu Ende, am Schluss des Abspanns, ertönt noch einmal das röhrende Pfeifen einer Lok - "the sound of normality" sei das, wird uns während des Films mal erklärt. Und das ist es eben, wo der Streifen hin will - dass zum Schluss das Geräusch der Normalität ertönt und sonst nix mehr. Alles ist heilbar, alles ist gänzlich überwindbar - und wenn es sich partout weigert, das zu sein, dann muss es halt ausgemerzt werden. Cause it's the American way, baby.

XCHANGE
Auf die Gefahr hin, mich langsam zu wiederholen: Auch den Film kann man sich zur Not anschauen. Wieder mal eine dieser Körper-Vertausch-Geschichten, diesmal in einer Zukunft, in der das Schlüpfen in einen fremden Körper eine kommerzielle, scheinbar wohlregulierte Dienstleistung zu beispielsweise Reisezwecken ist. Und da hat der Film erst mal eine wirklich schöne halbe Stunde, in der er sich diese Zukunft mit viel Spaß an der Freud ausmalt - nix Großartiges, aber schon sehr witzig, sehr nett. Außerdem darf man ebenfalls für ungefähr eine halbe Stunde mal wieder Kyle MacLachlan zuschauen, und das ist - wie immer - ein echtes Vergnügen.Der Rest des Films freilich... Also erstens gibt's dann irgendwann Stephen Baldwin statt Kyle MacLachlan, und obwohl das nicht ohne Unterhaltungswert ist - das hysterische Overacting des gesamten Baldwin-Clans ist ja stets für den ein oder anderen Lacher gut, und Stephen kommt mit seiner Leistung hier definitiv in die Endauswahl für den diesjährigen William-Shatner-Award - so trägt es halt nicht allzu weit. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Story rapide an Interesse verliert - mit zunehmender Laufzeit geht's nur noch darum, schön bieder wieder alles in den Normalzustand zurückzubringen, und das mit einer drögen, einfallslosen Verbissenheit, die grob quer zum anfänglichen Elan des Films steht.Aber was soll man auch erwarten von Filmemachern, deren Vorstellung von zügellosen Orgien in Fremd-Körpern ein paar planlos herumstehende Statisten in schwarzen Unterhosen sind.

RIPPER: LETTER FROM HELL
Jetzt heißt es aber wirklich mal: Diesen Film anzuschauen, das ist ein Fehler. Ich meine, nicht dass das irgendwen überraschen sollte, bei dem Titel, bei dem Plakat. Aber das Ding leistet sich dann halt auch noch etwas wirklich Unverzeihliches: Allüren. Wenn ein misslungener Teenie-Slasher etwas nicht braucht, dann ist es Prätention. Hier aber müssen alle Männer über dreißig (darunter: Jürgen Prochnow, den man während eines "bad hair month"s erwischt hat) immer nur raunen und wispern, weil das hat Gewicht. Wird bedeutungsschwer über Serienkiller philosophiert, ohne einen Funken Verstand dahinter. Und halten sich überhaupt die Filmemacher merklich für sehr, sehr clever. Was sie nicht sind. M-mhm.Nach einer Weile wirkt der Streifen eher wie eine Parodie auf Teenie-Horror, aus der man nur die Pointen herausgeschnitten hat. (Tip an die Produzenten: Pointen nachdrehen, reinschneiden, als SCARY MOVIE-Rip-off verhökern.)Am Anfang zeichnet sich der Film in seinen Mord-Sequenzen durch eine deutliche Anlehnung an den italienischen 80er-Jahre Schlitzerfilm à la Argento aus - nur, dass man vom (mittlerweile auch nicht mehr ganz so) guten Dario den zweifelhaften Sadismus übernommen hat, nicht aber den Kino-Verstand und die Selbstreflexivität. Am Ende brilliert der Streifen durch eine kaum mehr zu überbietende Beliebigkeit - da stehen die Tatverdächtigen regelrecht Schlange, um erst einen kurzen Schreck zu verursachen, dann ihre Unschuld zu offenbaren und durch Dahinscheiden Platz für den nächsten zu machen. Wenn RIPPER nicht irgendwann das Personal ausgegangen wäre, er hätte das noch Stunden fortsetzen können.Zwischen Anfang und Ende liegen lange Strecken voller Dialoge des Grauens (immerhin gelegentlich mit erheblichem unfreiwilligen humoristischem Unterhaltungswert) und Schauspielleistungen from beyond the believable - vor allem der junge Mann, der den immer wieder ominös durchs Bild geisternden, verklemmten Stotterer gibt, hat sicher noch eine große Karriere vor sich - als Hausmeister, beispielsweise.Dass der Film sich auf Jack the Ripper beruft, wirkt schließlich eher wie ein sehr später Einfall, den man mit Müh und Not noch aufgepropft hat: Da ergeht sich der Täter (der, was dauernd betont wird, GENAU nach dem Vorbild Jacks mordet) in so detailversessenen Rekonstruktionen des historischen Vorbilds wie des Abschlachten eines Jungen mittels Einklemmens seiner Hand in einen laufenden Automotor und anschließenden An-den-Baum-Fahrens des Wagens, an dessem Kühler der Bub hängt. Exakt wie damals in London halt. Nur dass es da eine Kutsche war...

Thomas Willmann

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