In einem Prager Privatarchiv wurde vor kurzem einzigartiges Bild-
und Tonmaterial gefunden, das das Leben im KZ Theresienstadt
aus der Perspektive einer Frau, die in diesem Jahr 125 Jahre
alt wäre, dokumentiert.
One-of-a-kind film, photographs
and audio recordings were found recently in a private collection
in Prague. This material documents life in the Theresienstadt
concentration camp from the perspective of a women who would
now be 125 years old.
BIO-FILMOGRAPHIE Nadja Seelich
Geboren
in Prag. Studium der Journalistik und Kultursoziologie an der
Karls-Universität. Autorin zahlreicher Drehbücher und
Regisseurin. Zusammenarbeit mit dem Regisseur, Kameramann und
Produzenten Bernd Neuburger.
Filme (Buch und Regie): 1992 SIE
SASS IM GLASHAUS UND WARF MIT STEINEN 1997 THERESIENSTADT
SIEHT AUS WIE EIN CURORT
Biographie der Josefa Stibitzová: Josefa
Stibitzová wurde am 19.11.1873 als drittes von neun Kindern des
Kaufmanns Josef Stein in Horitz (Böhmen) geboren. In der
Familie wurde deutsch gesprochen, wie in den meisten Jüdischen
Familien in Böhmen zu der Zeit. Im Jahre 1898 heiratete
sie den Bankbeamten Vladimir Stibitz. Die Eheleute lebten in
Prag, wo auch ihre vier Kinder geboren wurden. Im Jahr 1908 übersiedelte
Josefa Stibitzová mit ihrer Familie nach Kolin. Ihr Mann übernahm
dort den Posten des Direktors einer der Fabriken der „Molassin-Werke“,
die seinem Schwager Camillo Stein gehörten. Während
der langen Krankheit ihres Mannes bis zu seinem Tod leitete Josefa
Stibitzová die Fabrik. Im März 1939 sind die deutschen
Truppen in die Tschechoslowakei einmarschiert. Am 13.6.1942 wurde
Josefa Stibitzová in das KZ Theresienstadt deportiert. Sie war
69 Jahre alt und krank. Dort begegnete sie ihren Geschwistern
- bevor sie in die Vernichtungslager gebracht und dort ermordet
wurden. Sie selbst hat - der „Logik“ der „Endlösung“ zum
Trotz im Mai 1945 in Theresienstadt die Befreiung erlebt. Nach
dem Krieg hat Josefa Stibitzová nie mehr deutsch gesprochen.
Josefa Stibitzová hat im Jahre 1948, kurz nach ihrem 75. Geburtstag
ihre Erinnerungen an den Aufenthalt in dem KZ Theresienstadt
auf ein Tonband gesprochen. Diese Tonaufnahme ist der einzige
Kommentar des Films und bestimmt sowohl seinen Inhalt wie auch
die Dramaturgie, den Rhythmus und die Machart.
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