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Stilleben

 
 
F/D 1997 - 58 Minuten -
Regie: Harun Farocki
Kamera:
Drehbuch:
Besetzung:
 
 
 
 

Harun Farocki sieht in den heutigen Werbefotografen eine Art Nachfahren der flämischen Maler des 17. Jahrhunderts, die sich zum Ziel setzten, die Gegenstände und Objekte des täglichen Lebens abzubilden - daraus entstanden die „Stilleben“.
Der Filmemacher formuliert diese spannende Hypothese in drei dokumentarischen Sequenzen, die zeigen, wie die Fotografen ihre eigenen „Stilleben“ in Bezug auf Komposition, Farbe/Licht und Form - respektive eine Käseplatte, Biergläser und eine Armbanduhr - herstellen. Dem gegenüber stellt der Autor in vier Blöcken einen essayistischen Text über die klassische niederländisch-flämische Stilleben-Malerei und verschiedene Beispiele aus europäischen Museen.

According to Harun Farocki today’s advertising photographs are in a way the continuation of the 17th century Flemish painting tradition in that they depict objects from everyday life. The director illustrates this fascinating hypothesis with three documentary sequences showing photographers creating a contemporary „still life“. We see a cheese platter, beer glasses and an expensive watch. Farocki presents these images accompanied by a four-part analysis of the still life tradition in 17th century Flemish painting. In doing so, he questions the meaning that should be given to our depictions of the world.

BIO-FILMOGRAPHIE
Harun Farocki

Geboren 1944 in Neutitschein, gelegen in dem von den Deutschen annektierten Teil der Tschechoslowakei.
1966-68 Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie, Berlin. 1974-83 Redakteur und Autor bei der Zeitschrift „Filmkritik“, München. Seit 1993 Lehrtätigkeit an der University of California, Berkeley.
Seit 1966 freiberuflich in Film und Fernsehen.

Filme (auch Co-Regie; Auswahl):
1969 NICHT LÖSCHBARES FEUER
1970 DIE TEILUNG ALLER TAGE
1972 MAKE UP
1975 ERZÄHLEN
1978 ZWISCHEN ZWEI KRIEGEN
1979 DER GESCHMACK DES LEBENS
1981 ETWAS WIRD SICHTBAR
1983 EIN BILD
1985 BETROGEN
1986 WIE MAN SIEHT
1987 DIE SCHULUNG
1988 BILDER DER WELT UND INSCHRIFT DES KRIEGES
1990 LEBEN - BRD
1991 WAS IST LOS?
1992 VIDEOGRAMME EINER REVOLUTION
1993 EIN TAG IM LEBEN DER ENDVERBRAUCHER
1994 DIE UMSCHULUNG
1995 ARBEITER VERLASSEN DIE FABRIK
1996 DER AUFTRITT
1997 DIE BEWERBUNG
1997 STILLEBEN

Harun Farocki, aus seinem Kommentartext:
Die Gegenstände schließen ihre Eigenschaften in sich ein, verkörpern sie: die Weintraube das Bereifte, die Metallkanne das Speckige, der Käse das Mürbe - das ist das Kontinuum von Stoff und Idee.
Die Abbildungskunst rückt in die Nähe der Alchemie. Die Alchemie sucht nach den irreduziblen Qualitäten einer Sache. Nach einer alchemistischen Auffassung ist Gold eine Kombination von Gelbheit, spezifischem Gewicht, Biegsamkeit, Formbarkeit und so fort.
Im 17. Jahrhundert, in der Hochzeit der Stilleben-Malerei, kam die neuzeitliche Naturwissenschaft auf. Ihre Erkenntnisse wurden zur Grundlage der ungeheuren Vermehrung der Gegenstände. Für jedes Bedürfnis, für jede Not soll es einen Gegenstand geben, der Abhilfe schafft, so wie jeder Tag seinen Schutzheiligen hat.
Die neue Naturwissenschaft, sie gab den Versuch auf, Gold herzustellen. Die Abbildungskunst nicht. Sie sucht nach reiner Wahrheit in der Erscheinung.

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