Besprechung

The Replacement Killers

USA 1998, 87 Minuten · FSK: ab 18
Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: Ken Sanzel
Kamera: Peter Lyons Collister
Darsteller: Chow Yun-Fat, Mira Sorvino, Jürgen Prochnow, Til Schweiger, u.a.

In den letzten Jahren ist der Hongkong-Movie auch hierzulande bekannter geworden. Eine ganz eigentümliche Verbindung von rasant-schneller Action, brutaler Härte und einer Romantik, die so süß und sentimental ist, daß sie die Grenze zum Kitsch oft überschreitet, begegnet uns hier.

Wir kennen das aus den immer etwas angekitschten Filmen von Wong Kar-Wei (dessen interessantesd, aber mitunter auch zähes Frühwerk jetzt bald auch in den deutschen Kinos angeguckt werden kann), und im vergangenen Jahr »Face/Off«, dem ersten Hollywood-Film des Hongkong-Starregisseurs John Woo. (Nein, Herr Suchsland, dem dritten! TW) Beide machten diesen Stil auch einem europäischen Publikum bekannt. Beide sind Beispiele für einen Hongkong-Movie, der mehr ist als die völlig mainstreammäßigen 08/15-Industrieprodukte, die es dort auch in Hülle und Fülle gibt. Antoine Fuquas »The Replacement Killers«, den John Woo mitproduzierte, und der jetzt in die Kinos kommt, kann man auf seine, ganz eigene Art auch in diese Reihe stellen (Wie gescheit die Macher sind zeigt sich u.a, auch daran, daß Til Schweiger keine einzige Dialogzeile zu sprechen hat) . Auch er überragt ebenfalls klar das übliche Niveau Hongkonger Action-Spektakel.
»The Replacement Killers« ist kein Blockbuster. Fuqua kommt ohne Kassenfüller-Stars aus, und macht wenig Konzessionen an eingefahrene Seh- und Erzählgewohnheiten. Zugleich will er aber in erster Linie unterhalten, und diese Kombination macht seinen Film interessant und ungewöhnlich.
Während die Film-Charaktere flach sind, und die Geschichte nicht weiter erwähnenswert ist, liegt die Qualität dieses temporeichen Thrillers woanders. Er lebt von seiner visuellen Stärke, seinen fast abstrakten Bildern, die der schnell erzählten Story große atmosphärische Dichte verleihen. Bei oberflächlicher Betrachtung sieht das alles nach mainstreammäßigem, plumpen und viel zu langen Geballere aus. Aber dahinter verbirgt sich ein Stilwille, der wenig Kompromisse macht. Cool und selbstsicher, ohne viele Worte, erzählt Fuqua seine Geschichte wie in einem langen Musikvideo. Hier wird alles zu einer Frage des Stils.

Rüdiger Suchsland nach oben