Über die Camera Obscura, Guckkästen, Anamorphosen,
Schattenspiele und vieles mehr. Das Prinzip der Camera Obscura
war schon im vierten Jahrhundert v.Chr. bekannt: ein dunkler
Raum, in den durch ein kleines Loch das Bild der Außenwelt
fällt und seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend auf der
dem Loch gegenüberliegenden Wand abgebildet wird. Es ist
das Prinzip, das ungefähr 1500 Jahre später zur Entwicklung
der Foto- und Filmkamera führt. Die Camera Obscura spielte
eine Rolle bei der Erforschung der Perspektivgesetze. Der Guckkasten
wiederum ist häufig eine Umkehrung des Prinzips der Camera
Obscura. In der Camera Obscura oder mit ihrer Hilfe werden Ansichten
gezeichnet und im Guckkasten werden sie betrachtet. Doch mit
der Erforschung der Perspektive wächst zugleich ein Interesse
an der perspektivischen Abweichung, an Zerrbildern, den Anamorphosen.
Bereits vor dem Spiel mit der Perspektive entwickelt sich das
Spiel mit Licht und Schatten. Das jahrtausendalte Schattentheater
mit seiner reichen Tradition lebt vor allem in den Kulturen Asiens
heute noch weiter.
About the Camera Obscura, the peep-show,
anamorphoses, shadow theatre and much more. The principle
of the Camera Obscura was already known in the fourth century:
a dark room where a picture of the outside world passes through
a small hole and is pictured back-to-front and upside-down on
the opposite wall. This is the principle that, approximately
1500 years later, made the development of the photo and movie
cameras possible.
Belebte Bilder Pictures Come to Life
Zu
der Erforschung der Perspektive tritt der Wunsch, Bilder lebendig
werden zu lassen. Die Illusion des bewegten Bildes schafft
bereits die Laterna Magica, die auch zur Projektion von Schattenbildern
benutzt wird. Die Zauberlaterne ist die Vorläuferin des
Filmprojektors; beschrieben wurde sie schon im 15. Jahrhundert.
Einfache Arten der Bewegungserzeugung finden sich auch in der
Papieranimation, in den Zieh-, Hebel-, Dreh- und Schiebemechanismen
lustiger Ansichtskarten, Kalender oder beweglicher Bilderbücher.
Guckkastenbilder werden durchlöchert, hinterklebt und farbig
hintermalt, um Stadtansichten durch Hinterleuchtung lebendig
zu machen. Eine andere, einfachere Art der Illusionserzeugung
von Bewegung sind Panorama-Bilder: Bildwelten, die an dem unbewegten
Betrachter vorbeiziehen oder an denen sich der Betrachter entlang
bewegt wie bei einer Kutschenfahrt.
About the Magic Lantern,
animation on paper, object animation, illuminated panoramas and
much more. Together with the research of perspective, came
the wish to awaken pictures to life. The magic lantern had already
achieved the illusion of moving pictures and this was also used
to project shadow pictures. Simple ways to create movement
are also to be found on paper, in the pull, push and lift mechanisms
of comic picture post cards or moveable picture books. Peep
show pictures are perforated, pasted over and coloured from behind
in order to make city views come alive through backlighting.
Vieltausendschau Multi-Thousand
Picture Show
Über die Montage, Klapp- und Verwandlungsbilder,
Myrioramen und vieles mehr. Außer der Perspektive und
der Illusionserzeugung von Bewegung ist auch die Montage schon
ein zentraler Aspekt in der Frühgeschichte der visuellen
Medien. Bilder oder Bildteile werden in Beziehung zueinander
gesetzt, um den Bildern einen neuen Sinn zu geben. Vorläufer
der heute im Film möglichen Montagetechniken gab es schon
im 16. Jahrhundert. So etwa in Klappbild-Montage, bei denen Halbbilder
mit dem darunterliegenden Bild jeweils ein neues Bild ergeben.
Durch Kombination der Bildteile lassen sich verschiedene Darstellungen
zusammenstellen. Weitere Beispiele früher Montage-Formen
sind Transparent, Vexier- und Verwandlungsbilder, die den Blick
auf versteckte Informationen lenken. Im Myriorama, der Vieltausendschau,
läßt sich eine endlose Landschaft zusammenlegen. Die
Bilderwelt, die sich bei diesem Montagespiel ergibt, ist unendlich
variierbar.
About montage, folding and transformation pictures,
myrioramas and much more. Alongside perspective and the creation
of the illusion of movement, montage is already a central aspect
in the early history of visual media. Pictures or sections of
pictures are placed in a relationship to one another in order
to give the pictures a new meaning. Already, in the sixteenth
century, there were predecessors of the techniques of montage,
used today in films.
Bild - Raum The Ambigous Image and
Space
Über Perspektivtheater, Falt-Dioramen, Stereobilder
und vieles mehr. Neben Perspektive, Bewegung und Montage ist
Räumlichkeit ein weiteres frühes Experimentierfeld
der visuellen Künste. Das reicht von Pop-up-Büchern
oder Bildraum-Erweiterungen in einer Ansichtskarte bis zu optischen
Prismen, Hinterglasbildern und Tiefenreliefs. Bilderwelten
in Guckkästen werden in mehreren Schichten gestaffelt und
so zu räumlichen Erlebnissen. Aus dem Perspektivtheater
entwickelt sich das Falt-Diorama, das Orte und Ereignisse auf
mehreren Ebenen hintereinander zeigt. Stereobilder trennen
das, was rechtes und linkes Auge sehen, in zwei geringfügig
unterschiedliche Bilder, die über einen Spiegel, ein Stereoskop
oder eine Polarisationsbrille zu einem räumlichen Bild verschmolzen
werden. Den räumlichen Film ohne Brille verspricht die
Holographie.
About perspective-theatres, folding dioramas,
stereo-pictures and much more. Besides perspective, movement
and montage, space is a further early experimental area in visual
art. It reaches from popart books or extensions of the picture
space in postcards up to optical prisma, verre eglomisé pictures
and depth relief pictures.
Wundertrommel The Magic Drum
Über
Thaumatrop, Praxinoskop, Momentphotographien, Kinora und vieles
mehr. 1896 vereinigen die Gebrüder Lumière das Prinzip
der Camera Obscura, die das Bild aufnimmt, mit dem der Laterna
Magica, die das Bild wiedergibt, zum Kinematographen. Aber Film
als bewegtes Reihenbild wird erst möglich durch die Nachbildwirkung
und den strobeskopischen Effekt. Viele Wissenschaftler haben
dies Phänomen schon früh mit Hilfe rotierender Ojekte
und Scheiben untersucht und damit dem Kinematographen den Weg
bereitet.
About the thaumatrope, stills, the kinora and much
more. In 1896 the Lumière brothers combined the principle
of the Camera Obscura, which takes the picture, with that of
the Magic Lantern, which reproduces the picture, to construct
the cinematograph. But movies - moving picture series - are first
made possible by after-image effects and stroboscopic effects. Many
early scientists had already studied this phenomenon by using
revolving objects and discs and thus prepared the way for the
cinematograph.
BIO-FILMOGRAPHIE Werner Nekes
Geboren 1944
in Erfurt/Thüringen. Aufgewachsen in Oberhausen und Mülheim
an der Ruhr. Lebt in Mülheim. Studium der Sprachwissenschaft
und Psychologie in Freiburg und Bonn. 1964 Leiter des Studentischen
Filmclubs Bonn und der FIAG, der Dachorganisation der studentischen
Filmclubs Deutschlands. Seit 1965 Materialbilder und Objekte.
1966 Initiator und Veranstalter der ersten Internationalen Studentischen
Filmwoche Mannheim. 1967 Mitbegründer der Hamburger Filmmacher
Cooperative und Mitorganisator der Hamburger Filmschau. 1968-73
Leiter der Spielstellen „Brüderstr. 5“ und des „Prokinoff“
in Hamburg. 1969-72 Professor an der Hochschule für Bildende
Künste in Hamburg. Seither filmtheoretische Symposien,
Seminare, Vorträge und Gastvorlesungen an zahlreichen in-
und ausländischen Universitäten, Kunst- und Fachhochschulen
etc.; 1976 Vorstellung seiner Kine-Theorie auf einem Theorie-Symposium
der UNESCO mit Umberto Eco und Woody Vasulka in Paris. 1980 Mitbegründer
des Filmbüros NW. 1981-96 Professuren an diversen Universitäten,
z.B. an der Kunsthochschule Offenbach und an der Kunsthochschule
für Medien, Köln. 1988 Gründungsmitglied des ICNC
(International Center for New Cinema) in Riga. 1981-91 Idee,
Konzeption und Realisation einer begehbaren camera obscura als
Medienkunstwerk in einem ehemaligen Wasserturm in Mülheim/Ruhr.
1992 Konzeption und Realisation der Ausstellung „Von der Camera
Obscura zum Film“, 1993 Ausstellung „Schatten-Projektionen“,
Städtische Galerie Schloß Oberhausen. Zahlreiche
Aufführungen und Beteiligungen an Festivals, Retrospektiven
in aller Welt. Zahllose Filmpreise und Mitgliedschaften. Werner
Nekes hat im Laufe der Jahre eine der wichtigsten Privatsammlungen
zur Vorgeschichte von Film und Fernsehen, strukturiert nach den
Darstellungsprinzipien von Raum und Zeit aus den letzten fünf
Jahrhunderten, zusammengestellt. Seit 1965 ca. 70 Filme.
Filme
(kleine Auswahl): 1986 WAS GESCHAH WIRKLICH ZWISCHEN DEN
BILDERN? 1987 JOHNNY FLASH 1988 VORGESCHICHTE DES FILMS 1993 SCHATTEN-PROJEKTIONEN 1993-96 SCHATTENTHEATER
DER WELT (9-teilig) 1995-97 MEDIA MAGICA II (5-teilig) 1997
DER TAG DES MALERS Durchsehekunst Beyond the Image
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