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Media Magica

 
 
BRD 1997 - 275 Minuten -
Regie: Werner Nekes
Kamera:
Drehbuch:
Besetzung:
 
 
 
 

Über die Camera Obscura, Guckkästen, Anamorphosen, Schattenspiele und vieles mehr.
Das Prinzip der Camera Obscura war schon im vierten Jahrhundert v.Chr. bekannt: ein dunkler Raum, in den durch ein kleines Loch das Bild der Außenwelt fällt und seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend auf der dem Loch gegenüberliegenden Wand abgebildet wird. Es ist das Prinzip, das ungefähr 1500 Jahre später zur Entwicklung der Foto- und Filmkamera führt. Die Camera Obscura spielte eine Rolle bei der Erforschung der Perspektivgesetze. Der Guckkasten wiederum ist häufig eine Umkehrung des Prinzips der Camera Obscura. In der Camera Obscura oder mit ihrer Hilfe werden Ansichten gezeichnet und im Guckkasten werden sie betrachtet. Doch mit der Erforschung der Perspektive wächst zugleich ein Interesse an der perspektivischen Abweichung, an Zerrbildern, den Anamorphosen. Bereits vor dem Spiel mit der Perspektive entwickelt sich das Spiel mit Licht und Schatten. Das jahrtausendalte Schattentheater mit seiner reichen Tradition lebt vor allem in den Kulturen Asiens heute noch weiter.

About the Camera Obscura, the peep-show, anamorphoses, shadow theatre and much more.
The principle of the Camera Obscura was already known in the fourth century: a dark room where a picture of the outside world passes through a small hole and is pictured back-to-front and upside-down on the opposite wall. This is the principle that, approximately 1500 years later, made the development of the photo and movie cameras possible.

Belebte Bilder
Pictures Come to Life

Zu der Erforschung der Perspektive tritt der Wunsch, Bilder lebendig werden zu lassen.
Die Illusion des bewegten Bildes schafft bereits die Laterna Magica, die auch zur Projektion von Schattenbildern benutzt wird. Die Zauberlaterne ist die Vorläuferin des Filmprojektors; beschrieben wurde sie schon im 15. Jahrhundert. Einfache Arten der Bewegungserzeugung finden sich auch in der Papieranimation, in den Zieh-, Hebel-, Dreh- und Schiebemechanismen lustiger Ansichtskarten, Kalender oder beweglicher Bilderbücher. Guckkastenbilder werden durchlöchert, hinterklebt und farbig hintermalt, um Stadtansichten durch Hinterleuchtung lebendig zu machen. Eine andere, einfachere Art der Illusionserzeugung von Bewegung sind Panorama-Bilder: Bildwelten, die an dem unbewegten Betrachter vorbeiziehen oder an denen sich der Betrachter entlang bewegt wie bei einer Kutschenfahrt.

About the Magic Lantern, animation on paper, object animation, illuminated panoramas and much more.
Together with the research of perspective, came the wish to awaken pictures to life. The magic lantern had already achieved the illusion of moving pictures and this was also used to project shadow pictures.
Simple ways to create movement are also to be found on paper, in the pull, push and lift mechanisms of comic picture post cards or moveable picture books.
Peep show pictures are perforated, pasted over and coloured from behind in order to make city views come alive through backlighting.

Vieltausendschau
Multi-Thousand Picture Show

Über die Montage, Klapp- und Verwandlungsbilder, Myrioramen und vieles mehr.
Außer der Perspektive und der Illusionserzeugung von Bewegung ist auch die Montage schon ein zentraler Aspekt in der Frühgeschichte der visuellen Medien.
Bilder oder Bildteile werden in Beziehung zueinander gesetzt, um den Bildern einen neuen Sinn zu geben.
Vorläufer der heute im Film möglichen Montagetechniken gab es schon im 16. Jahrhundert. So etwa in Klappbild-Montage, bei denen Halbbilder mit dem darunterliegenden Bild jeweils ein neues Bild ergeben. Durch Kombination der Bildteile lassen sich verschiedene Darstellungen zusammenstellen.
Weitere Beispiele früher Montage-Formen sind Transparent, Vexier- und Verwandlungsbilder, die den Blick auf versteckte Informationen lenken.
Im Myriorama, der Vieltausendschau, läßt sich eine endlose Landschaft zusammenlegen. Die Bilderwelt, die sich bei diesem Montagespiel ergibt, ist unendlich variierbar.

About montage, folding and transformation pictures, myrioramas and much more.
Alongside perspective and the creation of the illusion of movement, montage is already a central aspect in the early history of visual media. Pictures or sections of pictures are placed in a relationship to one another in order to give the pictures a new meaning.
Already, in the sixteenth century, there were predecessors of the techniques of montage, used today in films.

Bild - Raum
The Ambigous Image and Space

Über Perspektivtheater, Falt-Dioramen, Stereobilder und vieles mehr.
Neben Perspektive, Bewegung und Montage ist Räumlichkeit ein weiteres frühes Experimentierfeld der visuellen Künste. Das reicht von Pop-up-Büchern oder Bildraum-Erweiterungen in einer Ansichtskarte bis zu optischen Prismen, Hinterglasbildern und Tiefenreliefs.
Bilderwelten in Guckkästen werden in mehreren Schichten gestaffelt und so zu räumlichen Erlebnissen.
Aus dem Perspektivtheater entwickelt sich das Falt-Diorama, das Orte und Ereignisse auf mehreren Ebenen hintereinander zeigt.
Stereobilder trennen das, was rechtes und linkes Auge sehen, in zwei geringfügig unterschiedliche Bilder, die über einen Spiegel, ein Stereoskop oder eine Polarisationsbrille zu einem räumlichen Bild verschmolzen werden.
Den räumlichen Film ohne Brille verspricht die Holographie.

About perspective-theatres, folding dioramas, stereo-pictures and much more.
Besides perspective, movement and montage, space is a further early experimental area in visual art. It reaches from popart books or extensions of the picture space in postcards up to optical prisma, verre eglomisé pictures and depth relief pictures.

Wundertrommel
The Magic Drum

Über Thaumatrop, Praxinoskop, Momentphotographien, Kinora und vieles mehr.
1896 vereinigen die Gebrüder Lumière das Prinzip der Camera Obscura, die das Bild aufnimmt, mit dem der Laterna Magica, die das Bild wiedergibt, zum Kinematographen. Aber Film als bewegtes Reihenbild wird erst möglich durch die Nachbildwirkung und den strobeskopischen Effekt. Viele Wissenschaftler haben dies Phänomen schon früh mit Hilfe rotierender Ojekte und Scheiben untersucht und damit dem Kinematographen den Weg bereitet.

About the thaumatrope, stills, the kinora and much more.
In 1896 the Lumière brothers combined the principle of the Camera Obscura, which takes the picture, with that of the Magic Lantern, which reproduces the picture, to construct the cinematograph. But movies - moving picture series - are first made possible by after-image effects and stroboscopic effects.
Many early scientists had already studied this phenomenon by using revolving objects and discs and thus prepared the way for the cinematograph.

BIO-FILMOGRAPHIE
Werner Nekes

Geboren 1944 in Erfurt/Thüringen. Aufgewachsen in Oberhausen und Mülheim an der Ruhr. Lebt in Mülheim. Studium der Sprachwissenschaft und Psychologie in Freiburg und Bonn.
1964 Leiter des Studentischen Filmclubs Bonn und der FIAG, der Dachorganisation der studentischen Filmclubs Deutschlands. Seit 1965 Materialbilder und Objekte. 1966 Initiator und Veranstalter der ersten Internationalen Studentischen Filmwoche Mannheim. 1967 Mitbegründer der Hamburger Filmmacher Cooperative und Mitorganisator der Hamburger Filmschau. 1968-73 Leiter der Spielstellen „Brüderstr. 5“ und des „Prokinoff“ in Hamburg. 1969-72 Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.
Seither filmtheoretische Symposien, Seminare, Vorträge und Gastvorlesungen an zahlreichen in- und ausländischen Universitäten, Kunst- und Fachhochschulen etc.; 1976 Vorstellung seiner Kine-Theorie auf einem Theorie-Symposium der UNESCO mit Umberto Eco und Woody Vasulka in Paris. 1980 Mitbegründer des Filmbüros NW. 1981-96 Professuren an diversen Universitäten, z.B. an der Kunsthochschule Offenbach und an der Kunsthochschule für Medien, Köln. 1988 Gründungsmitglied des ICNC (International Center for New Cinema) in Riga.
1981-91 Idee, Konzeption und Realisation einer begehbaren camera obscura als Medienkunstwerk in einem ehemaligen Wasserturm in Mülheim/Ruhr. 1992 Konzeption und Realisation der Ausstellung „Von der Camera Obscura zum Film“, 1993 Ausstellung „Schatten-Projektionen“, Städtische Galerie Schloß Oberhausen.
Zahlreiche Aufführungen und Beteiligungen an Festivals, Retrospektiven in aller Welt. Zahllose Filmpreise und Mitgliedschaften.
Werner Nekes hat im Laufe der Jahre eine der wichtigsten Privatsammlungen zur Vorgeschichte von Film und Fernsehen, strukturiert nach den Darstellungsprinzipien von Raum und Zeit aus den letzten fünf Jahrhunderten, zusammengestellt.
Seit 1965 ca. 70 Filme.

Filme (kleine Auswahl):
1986 WAS GESCHAH WIRKLICH ZWISCHEN DEN BILDERN?
1987 JOHNNY FLASH
1988 VORGESCHICHTE DES FILMS
1993 SCHATTEN-PROJEKTIONEN
1993-96 SCHATTENTHEATER DER WELT (9-teilig)
1995-97 MEDIA MAGICA II (5-teilig)
1997 DER TAG DES MALERS
Durchsehekunst
Beyond the Image

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