Besprechung

Eine Hochzeit zum Verlieben

The Wedding Singer

USA 1998, 95 Minuten · FSK: ab 6
Regie: Frank Coraci
Drehbuch: Judd Apatow, Carrie Fisher, Tim Herlihy
Kamera: Timothy Suhrstedt
Darsteller: Adam Sandler, Drew Barrymore, Christine Taylor, Allen Covert, u.a.

Die geballte Ladung Achtziger

Die Zeit rast dahin und so sind auch schon die Farben der 80er in unserem Gedächtnis verblaßt. Die Fernsehhelden und Popstars schlummern in den hinteren Gehirnwindungen und selbst die Kunst des Toupierens ist in Vergessenheit geraten. Doch mit diesem Film wird alles anders! Die geballte Ladung 80er bricht über uns herein, so daß Zauberwürfel und Tüllschleife eine Präsenz erreichen, als hätte man sie noch gestern in der Hand gehalten.

Frank Coraci läßt die Welt in türkis und pink erstrahlen, da kann keine rosarote Brille mehr mithalten. Selbst im piefigen Kleinstadtnest Richfeld scheint, tagein, tagaus der Bär auf Hochzeiten zu steppen. Eine Hochzeit ist schließlich das, worauf zumindest alle weiblichen Bewohner eines solchen Nestes warten, was wir nicht nur aus Muriel`s Wedding wissen. Und wenn in Richfeld mal nicht abgefetet wird, dann dreht sich alles um »Miami Vice«, »Hulk« und »Dallas«.

Auch die Kellnerin Julia (Drew Barrymore) hat nichts anderes im Kopf, als den Moment herbeizusehnen, an dem ihr Glenn (Mathew Glave) endlich das Ja-Wort gibt. Doch der aalglatte Yuppie hat keinerlei romantische Ambitionen, sondern, trotz bevorstehender Hochzeit, nur weibliches Frischfleisch und Geldscheffeln im Sinn.
Drew Barrymore wirkt wunderbar naiv und man glaubt ihr fast, daß sie »Kirchenzungenküssen« in jeglicher Lebenslage den Vorzug gibt. Es gibt nur wenige Momente, in denen sie nicht mit ihrem süßesten Lächeln bezaubert. In denen ist Julia unglücklich und zwar unglücklich verliebt. Wir alle finden: sie hat einen Besseren als Glenn verdient. Und so einer ist Robbie (Adam Sandler) der Hochzeitssänger, der die gute Stimmung gepachtet hat. Nur auf seiner eigenen Hochzeit wird er gemeinerweise von seiner Braut versetzt, dabei ist er doch ein von Grund auf guter Mensch, der einfach nur mit jemandem alt werden will. Irgendwann merkt er dann zum Glück, daß Julia die richtige Frau dafür ist und Julia merkt es auch!

Die Geschichte von Eine Hochzeit zum Verlieben ist eigentlich nur ein Hauch von einer Geschichte. Sowohl die Figuren, als auch die Handlung treten hinter das Phänomen 80er Jahre zurück, in dem wir uns völlig losgelöst von den 90ern verlieren können. Der Film ist einfach gut beobachtet und fröhnt den 80ern mit einer großen Lust. Das ist es, was einen auch das an einigen Stellen sehr niedrige Niveau des Films vergessen läßt. Bei den singenden Mutanten von Tisch 9 oder der Gesangsunterrichtsbezahlung mittels Fleischklöpsen sollte man vielleicht besser nicht so genau hinschauen. Wer aber Lust hat, gemeinsam mit dem Hochzeitssänger Robbie, einem Boy George-Imitator und Billy Idol zum Beat der 80er zu swingen, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen.

Andrea Wienen nach oben