Die Champagner-Safari
Der Film ist das faszinierende
Portrait des Abenteurers Bedaux, um eine unglückselige Safari
herum aufgebaut, die er mit Cowboys, seinen Geliebten und dem
zukünftigen Kameramann von High Noon durch die kanadischen
Rockie Mountains unternahm. Aber die Safari ist nur Rahmenwerk
für den monströsen Protagonisten. In Frankreich geboren,
kam Bedaux 1906 in New York an und wurde 1917 amerikanischer
Staatsbürger. In den zwanziger und dreißiger Jahren
verkaufte er seine utopischen Methoden an 600 Kunden in 18 Ländern,
darunter an Du Pont, General Electric und B.F.Goodrich in den
Vereinigten Staaten, Fiat in Italien und Imperial Chemical Industries
in England. Um die Gunst der Nazis zu erringen, die bereits Firmen
von Ausländern geschlossen hatten, arrangierte Bedaux 1937
für den Herzog und die Herzogin von Windsor eine Public-Relation-Tour
durch deutsche Fabriken. Für später plante er eine
ähnliche Tour durch amerikanische Fabriken. Inzwischen jedoch
war er als Nazi-Sympathisant bekannt und nicht länger in
seinem neuen Heimatland willkommen. Er mußte nicht nur
seine Windsor-Tour absagen, auch führende Vertreter der
American Bedaux Company drängten ihn dazu, aus der Firma,
die er gegründet hatte, auszuscheiden. Er landete jedoch
wieder auf den Füßen. Nach Frankreich zurückgekehrt,
erfand er sich eine noch größere Mission. Er wollte
nun in den Dienst ganzer Regierungen treten und sie in der Kunst
unterrichten, ganze Gesellschaften nach dem Bedaux-System zu
regieren. Als die Deutschen 1940 Paris besetzten, stellte er
sich ihnen zur Verfügung, und das Dritte Reich beauftragte
ihn mit der Reorganisierung des französischen Kohlenbergbaus.
Aber er endete offensichtlich schlecht. Am 5. Dezember 1942 verhafteten
ihn die Amerikaner in der Sahara, wo er im Auftrag der Nazis
eine Pipeline erbauen sollte. In Miami, bevor ihm der Prozeß
wegen Landesverrats gemacht werden konnte, fand man ihn bewußtlos
in seinem Zimmer. Laut einer Abschiedsnotiz hatte er die Schlaftabletten
gehortet, die ihm die Amerikaner zugeteilt hatten. Auch fünfzig
Jahre nach seinem Tod ist Charles Bedaux gemeinhin unbekannt.
Ihn zum Leben erweckt zu haben, bedeutet für den Filmemacher,
das zu tun, was sonst Historikern zufällt: Er veranlaßt
das Publikum, unbequeme Fragen über verstörende Einzelheiten
der Vergangenheit zu stellen. Aus: The New York Times, 3. November
1996
BIO-FILMOGRAPHIE GEORGE UNGAR
Berufserfahrung
als Animator, Maler und Illustrator. Seine Illustrationen erschienen
in mehreren kanadischen Magazinen, seine Gemälde hatten
Ausstellungen in Kanada, Mexiko und anderswo. In den 80er Jahren
Dozent für Animation an der Concordia University in Montreal.
Später Arbeit als Produzent, Regisseur, Designer u.a.
Filme: 1980
HEAVY METAL 1984 PARADISE 1988 THE WANDERER 1979-95
THE CHAMPAGNE SAFARI
(Katalog des 12.
internationalen Dokumentarfilmfestivals)
|