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Die Champagner-Safari (The Champagne Safari)

 
 
Kanada 1995 - 94 Minuten -
Regie: George Ungar
Kamera: Joan Hutton
Drehbuch: Harold Crooks, Steve Lucas, John Kramer
Besetzung: Colm Feore, David Hemblen, Jim Morris
 
 
 
 

Die Champagner-Safari

Der Film ist das faszinierende Portrait des Abenteurers Bedaux, um eine unglückselige Safari herum aufgebaut, die er mit Cowboys, seinen Geliebten und dem zukünftigen Kameramann von High Noon durch die kanadischen Rockie Mountains unternahm. Aber die Safari ist nur Rahmenwerk für den monströsen Protagonisten. In Frankreich geboren, kam Bedaux 1906 in New York an und wurde 1917 amerikanischer Staatsbürger. In den zwanziger und dreißiger Jahren verkaufte er seine utopischen Methoden an 600 Kunden in 18 Ländern, darunter an Du Pont, General Electric und B.F.Goodrich in den Vereinigten Staaten, Fiat in Italien und Imperial Chemical Industries in England. Um die Gunst der Nazis zu erringen, die bereits Firmen von Ausländern geschlossen hatten, arrangierte Bedaux 1937 für den Herzog und die Herzogin von Windsor eine Public-Relation-Tour durch deutsche Fabriken. Für später plante er eine ähnliche Tour durch amerikanische Fabriken. Inzwischen jedoch war er als Nazi-Sympathisant bekannt und nicht länger in seinem neuen Heimatland willkommen. Er mußte nicht nur seine Windsor-Tour absagen, auch führende Vertreter der American Bedaux Company drängten ihn dazu, aus der Firma, die er gegründet hatte, auszuscheiden. Er landete jedoch wieder auf den Füßen. Nach Frankreich zurückgekehrt, erfand er sich eine noch größere Mission. Er wollte nun in den Dienst ganzer Regierungen treten und sie in der Kunst unterrichten, ganze Gesellschaften nach dem Bedaux-System zu regieren. Als die Deutschen 1940 Paris besetzten, stellte er sich ihnen zur Verfügung, und das Dritte Reich beauftragte ihn mit der Reorganisierung des französischen Kohlenbergbaus. Aber er endete offensichtlich schlecht. Am 5. Dezember 1942 verhafteten ihn die Amerikaner in der Sahara, wo er im Auftrag der Nazis eine Pipeline erbauen sollte. In Miami, bevor ihm der Prozeß wegen Landesverrats gemacht werden konnte, fand man ihn bewußtlos in seinem Zimmer. Laut einer Abschiedsnotiz hatte er die Schlaftabletten gehortet, die ihm die Amerikaner zugeteilt hatten.
Auch fünfzig Jahre nach seinem Tod ist Charles Bedaux gemeinhin unbekannt. Ihn zum Leben erweckt zu haben, bedeutet für den Filmemacher, das zu tun, was sonst Historikern zufällt: Er veranlaßt das Publikum, unbequeme Fragen über verstörende Einzelheiten der Vergangenheit zu stellen. Aus: The New York Times, 3. November 1996

BIO-FILMOGRAPHIE GEORGE UNGAR

Berufserfahrung als Animator, Maler und Illustrator. Seine Illustrationen erschienen in mehreren kanadischen Magazinen, seine Gemälde hatten Ausstellungen in Kanada, Mexiko und anderswo. In den 80er Jahren Dozent für Animation an der Concordia University in Montreal. Später Arbeit als Produzent, Regisseur, Designer u.a.

Filme:
1980 HEAVY METAL
1984 PARADISE
1988 THE WANDERER
1979-95 THE CHAMPAGNE SAFARI

(Katalog des 12. internationalen Dokumentarfilmfestivals)

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