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Der König des schlechten Geschmacks, der Papst des Trash
- noch immer ist John Waters weithin bekannt als das enfant
terrible des amerikanischen Kinos. Und wer PINK
FLAMINGOS gesehen hat, weiß, daß er sich diesen Ruf redlich
verdient hat. Seit zehn Jahren hat sich Waters aber mit Filmen
wie HAIRSPRAY,
CRY-BABY und SERIAL MOM auch die Herzen des Mainstream-Publikums
erobert. Nach vier Jahren Pause meldet er sich nun mit seinem
neuen, wunderschönen Film PECKER
zurück. Thomas Willmann
hat ihn interviewt.
Artechock: PECKER wirkt fast so wie eine Summe Ihrer bisherigen Arbeit.
War das beabsichtigt?
Waters: Nicht wirklich beabsichtigt; ich
setze mich einfach immer nur hin und versuche, den nächsten Film
zu machen. Aber Sie haben in gewißer Weise Recht. Er hat manches
der weirdness meiner älteren Filme, aber er ist auch ein sehr
fröhlicher Film - was, wenn man zurückblickt, auf ihre eigene
Weise alle von ihnen sind. Ich mache immer Satiren über Dinge, die
ich sehr, sehr gerne mag. Aber von seinem Ton her ist es
vielleicht der erste meiner Filme, der nicht ironisch ist - weil
so viel Kultur auf Ironie basiert. Pecker macht Fotos ohne
Ironie, und das ist es, was sie gut macht. Aber das Problem ist,
daß sie für ihre Ironie gefeiert werden - die gar nie da
war, was den Motiven dieser Fotos Kummer bereitet. Ich habe
mich immer schon gefragt: Bei Diane Arbus berühmter Aufnahme des
Kinds mit der Handgranate zum Beispiel - hat er dieses Foto
bei sich zu Hause hängen, jetzt, wo er ein sechzigjähriger, alter
Mann ist und er sieht, daß manche dieser Abzüge für $70.000
gehandelt werden? Was denkt er? Niemand hat darüber je einen
Artikel geschrieben. Das war es, was mich auf die Idee zu PECKER
brachte - ich las diese Kunstkritik in Newsweek über all diese
"New Photography", und da hieß es: "Wenn Sie jemals einen dieser
Fotografen auf sich zukommen sehen, um von Ihnen ein Bild
aufzunehmen - rennen Sie um Ihr Leben, denn Sie werden nicht gut
aussehen!" (lacht) Und ich hatte noch nie auf diese
Weise darüber nachgedacht. Ich bin schuldig! Ich kaufe diese Art
von Kunst, ich habe sie bei mir in meinem Haus hängen. Ich liebe
die Kunstwelt. Mich stört ihr Elitarismus nicht - Leute sagen, sie
wäre so prätentiös (pretentious)- nun, soll Kunst nicht
immer vorgeben (pretend) etwas zu seien, was sie nicht ist?
Das ist der ganze Punkt!
In PECKER ruft
am Ende ja einer der Charaktere ganz explizit das Ende der Ironie
aus. Ist das etwas, was Sie sich wünschen?
Nun, ich
hätte Angst, wenn sie enden würde, denn das ist das
Heroin, daß ich deale. Aber dieser Film ist nicht wirklich
ironisch. Es ist der erste, der es nicht ist. Trotzdem ist es
ein ironischer Witz zu sagen "The end of irony - Das Ende
der Ironie", weil als die Filmfigur das sagt da der Penis eines
Go-Go-Tänzers direkt neben seinem Kopf ist, also ist es
in dem Film eine ironische Einstellung. Wenn die Ironie tot
wäre, hätte ich wahrscheinlich keinen Job mehr. Also
bin ich nicht wirklich dafür. Aber auf eine gewiße
Weise bin ich ihrer überdrüßig und müde,
weil jedes bißchen Kultur inzwischen auf Ironie basiert.
Selbst der Nr.1 Rap-Song in Amerika ist jetzt diese Ding namens
"It's A Hard Knock Life", und es ist Gangsta-Rap mit diesem Chorus
von weißen Mädchen (singt hoch und mädchenhaft)
"It's a hard knock life", und das Video zeigt diese harten Schwarzen,
die das singen - also überall ist Ironie. Und ich meine
- jeder ist hip, jeder kapierts. Auf eine Weise
ist es deshalb ermüdend, weil es nicht mehr ist wie früher,
wo im Grunde ... lassen Sie mich so sagen: Selbst meine Filme,
selbst die trashigsten, sind immer am besten in den reichesten,
smartesten Vierteln gelaufen; je eleganter das Kino, um so besser
sind die Filme gelaufen. Wenn wir sie in richtigen exploitation-Kinos
gespielt haben, liefen sie furchtbar schlecht. Das wirkliche
exploitation-Publikum mag Ironie nicht. Sie ist Luxus. Ironie
ist Snobismus, sie ist, auf etwas herunterzublicken. Die wollen
keinen Action-Film, der so schlecht ist, daß er gut ist,
die wollen einfach einen Action-Film, der gut ist. (lacht)
PECKER
ist wohl nicht nur Ihr erster Film, der nicht wirklich ironisch
ist - es scheint mir auch Ihr erster "realistischer" Film zu
sein.
SERIAL MOM hat auf eine gewisse Weise im wirklichen
Leben gespielt. Er spielte in Suburbia. Aber, ja - ich habe diesmal
versucht, alles völlig real zu machen. Es ist real
- Sie können mir jede beliebige Kleinigkeit in PECKER nennen,
und ich kann Ihnen sagen, was aus dem wirklichen Leben das inspiriert
hat. Natürlich sind alle meine Filme so - aber bei diesem
ist sogar die Geographie real. Wenn man bei Pecker zur Tür
raus geht, dann ist diese Bar rechterhand, den Hügel
hoch, wo man sie sieht. Und fast kein Film ist so. Sie könnten
sich den Film anschauen und dann in das Viertel gehen und finden,
wo die Wahlkabine ist, indem Sie den Richtungen folgen, die die
Leute auf der Leinwand nehmen. (lacht) Ich mag das. Als
ich den Film geschrieben habe, bin ich in dem Laundromat da rumgehangen,
ich bin in die Bar gegangen, und all diese Orte wurden real.
Wie
nah sind die Schauplätze im Film an ihren Vorbildern im
wirklichen Leben?
Nun, der Fast-Food Laden war exakt
so; die Schwulenbar ist ziemlich nah dran, in echt ist sie nicht
so gut (lacht). Neben der Bar ist aber tatsächlich
direkt ein Gefängnis - und als wir gefilmt haben, schrien
die Insassen zu den Fenstern heraus. In der Szene, wo Eddie ankommt
und der Boß rauskommt - wenn ich "Action!" sagte, riefen
sie alle, "Get off the bus, go in the fag bar, Cut!" ("Raus aus
dem Bus, rein in die Homo-Bar, Schnitt!") (lacht), was
mich übrigens wirklich zum Lachen brachte. Aber dann überlistete
ich sie, indem ich tailslates machte - man läßt
die Aktion ablaufen und schlägt erst am Ende die Klappe,
so daß wir drehen konnten, bevor sie zu rufen anfingen. Die
lesbische Strip-Bar war nicht echt, aber ich erinnere mich an
eine lesbische Stripperin; sie kam einfach nackt raus und sah
aus wie Johnny Cash, und hatte diese "Fuck you, was glotzt ihr
so blöd"-Art. Heterosexuelle Männer haben immer diese
Fantasien über Lesben - ich glaube, es ist ihre Top-Fantasie;
also ist es für mich nicht undenkbar, daß eine Lesbe
für sie strippen und sie gleichzeitig beschimpfen könnte
- ich glaube das hätte Erfolg, ich glaube, manche Männer
würden das mögen. Als wir das Set eröffnet haben
- am ersten Tag, innerhalb einer Stunde - hatte man den lokalen
Kongreßabgeordneten angerufen, Kinder versuchten, durch
die Fenster zu gucken, und Männer wollten bezahlen, um reinzukommen.
Sie dachten, es wäre echt. Denn Schamhaar verursacht
Verbrechen. (lacht)
Ihre Heimatstadt Baltimore spielt,
wie immer in Ihren Filmen, in PECKER eine wichtige Rolle.
Niemand
hatte je in diesem Viertel einen Film gemacht, es war filmisch
gesehen noch Jungfrau. Baltimore ist einfach ein Charakter in
meinen Filmen. Im Abspann am Ende sollte es heißen: "Baltimore
spielt sich selbst". (lacht) Weil es einer der Charaktere
ist. Eigentlich ist es nur, weil ich gerne daheim bleibe,
wenn ich einen Film mache. Es ist so schwer, einen Film zu machen,
ich komme da gerne in mein eigenes Haus heim. Ich hatte Hotels
genug. Ich mag die Leute, die hinter der Kamera arbeiten; sehr
gerne mag ich, wie die Statisten aussehen in Baltimore. Sie sehen
fett aus, wie es die Leute in Baltimore eben sind. In Hollywood
sehen die Statisten aus wie gescheiterte Schauspieler, sie sehen
nicht wie richtige Menschen aus, sie sehen aus wie die Leute,
die die richtigen Rollen in dem Film nicht bekommen haben. (lacht)
Ich mag es wirklichkeitsnäher. Und ich glaube, Statisten
sind ein riesiger Teil meiner Filme; ich glaube es gibt so etwas
wie einen "Statisten" gar nicht - sie sind Teil der Schattierung,
des gesamten Gefühls des Films und machen ihn echt.
Daß
Sie ihre Filme in Baltimore machen beweist auch, daß Sie
praktizieren, was Sie in PECKER predigen: Sich in seinem Metier
unabhängig des Zentrums der Kunstszene zu etablieren. Aber
es hat auch lange gedauert seit Ihrem letzten Film, bis Sie diesen
drehen konnten. Wird es schwieriger, sich auf diese Weise zu
behaupten?
Ich denke, es wird einfacher, zumindest überall
einen Film machen zu können. Früher konnte man nirgends
einen Film machen außer in New York oder L.A. Es gibt sogar
einen Country-Song namens "Too Ugly For L.A., Too Stupid For
New York", der ist sehr lustig. (lacht) Jetzt kann man
es überall machen. Wenn ich in eines dieser Colleges komme,
gibt es überall coole Leute - ob in Nebraska oder in Manhattan,
sie haben ein Piercing in der Nase, grüne Haare und sitzen
in der ersten Reihe, wann immer ich da hin komme. Es ist das
selbe, überall auf der Welt - was in vieler Hinsicht gut
ist. In jeder Stadt, in der man lebt, kann man ihre Unterseite
finden und einen Film darüber machen, wenn man es mag. Keine
Stadt muß mehr einen Minderwertigkeitskomplex haben. Ist
es schwieriger für mich, Budgets für Filme zu bekommen?
Es ist immer noch schwierig, aber nicht unmöglich.
Ich habe nirgends ein Heim - kein Verleiher sagt: komm, mach
alle Deine Film - wie bei Woody Allen. Er hat die beste Karriere
der Welt - er macht einfach den nächsten Film. Aber irgendwie
kriege ich es zusammen und... PECKER hat das weder zum Besseren,
noch zum Schlechteren hin verändert, es ist gleich geblieben. Aber
meine Filme laufen hoffentlich einigermaßen gut, rund um
die Welt, was genug ist, um sie gemacht zu bekommen - aber nicht
genug, um Produzenten ganz wild darauf sein zu lassen, sie zu
machen. Denn sie wollen alle $80 Mio. einnehmen. Insgeheim hoffen
sie, daß alle dieses Jahr mit Teabagging anfangen (Wer
wissen will, was "Teabagging" ist, möge sich PECKER anschauen)
- und ich meine: Nein, das werden sie nicht. Aber man muß
so tun als ob man daran glauben würde. Und dann glauben
die Produzenten es. Man kann nicht sagen: "Nein, das werden die
Leute nicht tun," sonst geben sie einem das Geld nicht. (lacht)
Eine
weitere konstante in Ihren Filmen ist Ihr stark durchscheinender
Katholizismus. Warum sind eigentlich Regisseure, die für
das Brechen von Tabus und "schockierende" Filme berühmt
sind, fast immer Katholiken?
Weil für Katholiken
Sex immer so gut sein wird, weil er immer schmutzig sein wird.
Weil wir immer beigebracht bekommen, daß man gar nichts
tun darf, also ist selbstverständlich jeder ganz besonders
begierig darauf, alles zu machen. Mir wurde, als ich wirklich
jung war, von diesen Nonnen gesagt, daß ich in die Hölle
kommen würde, wenn ich gewiße Filme anschauen würde.
Ich hatte natürlich nie von diesen Filmen gehört -
wie wäre ich dazu gekommen, mit sieben in Sachen wie THE
NAKED NIGHT zu gehen - was waren das für Filme? Ich hätte
nie von ihnen gewußt, wenn sie mir nicht davon erzählt
hätten. Und dann stellte ich mir vor, daß ich ein
Kino für schmutzige Filme besaß und entwarf die Anzeigenkampagnen
neu, um in meiner katholischen Gemeinde noch mehr Empörung
hervorzurufen. - So habe ich als Kind gespielt. Ich erzählte
es niemandem - keinem meiner Freunde. Und ich wurde nie dabei
erwischt - niemand sah je diese Filme. Aber das war, wie ich
mich als Kind selbst amüsiert habe. Also, das, glaube ich,
ist dieses catholic thing, ist was Katholiken ausmacht. Das
ist der Unterschied: Als Katholik wird man schlecht geboren -
wenn man geboren wird, ist man schlecht. Als Jude wird man als
der Beste geboren - und beides erzeugt Schwierigkeiten. (lacht)
Beides erzeugt Schuldgefühle und Scham. Sie sind verschieden
- aber bei beidem hat man, wenn man erwachsen ist, eines von
beidem.
Obwohl Sie allgemein als Tabubrecher und Subversiver
angesehen werden, ist PECKER eines der überzeugendsten Plädoyers
für den American Dream, das das amerikanische Kino in den
letzten Jahren hervorgebracht hat. Glauben Sie an den Amerikanischen
Traum?
Kann der American Dream funktionieren? Ja, klar
kann er funktionieren. Ich bin das perfekte Beispiel. Ich war
einfach nur irgendein Kind, das in Baltimore angefangen hat und
es dazu gebracht hat, Filme zu machen, die rund um die Welt gezeigt
werden. Und selbst wenn Leute sie hassen - sie werden rund um
die Welt gezeigt. Also, ich glaube an den American Dream. Ich
denke aber, daß es wirklich hilft, wenn einem die Eltern
beibringen, daran zu glauben, daß man es schaffen kann.
Ich glaube oft tut die Schule das Gegenteil... Alle Schulen haben
mir gesagt, daß ich keinen Erfolg haben könne - sie
töteten meinen Traum. Sie sagten immer: "Du kannst keine
Filme machen. Mache etwas anderes!", oder besonders "Du kannst
diese Filme nicht machen!" Die Schule wollte mich bei
meinen Interessen total entmutigen. Manche Leute sollten nicht
auf die Schule gehen. Die meisten sollten es, aber es gibt einige... Ich
war so rebellisch, daß keine Schule mich wirklich hätte
erreichen können. Ich lernte, wie man diese Filme macht,
indem ich sie gemacht habe. Und wenn ich heute auf sie zurück
schaue, sind sie technisch furchtbar. Aber ich lernte von ihnen,
und ich lernte davon, meine Sachen selbst zu vertreiben, und
ich lernte davon, daß ich mich selbst darum bemühen
mußte, sie aufgeführt zu bekommen - viel mehr, als
ich von der Schule hätte lernen können. Aber ich bin
nicht gegen Filmschule. Es war eine andere Zeit - damals hätten
sie mir in der Filmschule nie erlaubt, diese Filme zu machen.
Wie
ist PECKER denn in den USA angekommen?
In den Städten
sehr gut. Ich würde sagen, alle meine Filme laufen immer
dort am besten, wo Wasser ist. (lacht) Städte, wo
kein Wasser ist... je weiter weg man vom Wasser kommt, je schlechter
laufen sie. Von der prestigeträchtigen Presse erhielt ich
vielleicht einige meiner besten Kritiken, und von ein paar wenigen
die schlechtesten Kritiken, die ich je bekam, und die waren alle
über PINK FLAMINGOS. Sie wissen schon - die möchten,
daß ich immer wieder sowas mache. Das ist in Ordnung -
das ist meine Konkurrenz, meine reißerische Vergangenheit.
Aber das ist okay, wenigsten habe ich die.
Der Film ist
auch ein sehr starkes Plädoyer für eine Art demokratische
Kunst. Halten Sie so eine Auffassung für durchsetzbar?
Nun,
ich denke, daß es sicher sehr idealistisch ist. Ich bezweifle,
daß die Kunstwelt sich umdreht und wie in PECKER auf Tauschhandel
für gratis Geburtstagskuchen eingeht. Aber auf eine gewiße
Weise wäre es großartig, wenn sie das könnte.
Ich wollte das mit PECKER irgendwie zeigen - und diesen Ruhm
in etwas Gutes für Pecker und seine Freunde und Familie
wenden, anstatt etwas Negatives. Aber ich bin ein Control-Freak,
versessen auf Kontrolle - im Grunde sind alle Regisseure Control-Freaks
- also war es für mich schön, daß Peckers Ruhm
gut für ihn war. Am Ende freilich, wenn es eine Fortsetzung
geben würde und Pecker sich entschließt, einen Film
zu machen, würde er nach Hollywood kommen und ein Drogenabhängiger
werden. Und dann würde ich ihn geheilt werden lassen. (lacht) Aber
im Grunde war dieses Ende ein Witz, weil so viele der berühmten
Künstler in Amerika sich entschlossen haben, Filme zu machen;
wie Cindy Sherman - die in PECKER dabei ist - was sehr lieb von
ihr war, sie hat sehr viel Sinn für Humor. Ich mochte ihren
Film. Ist der hier gelaufen? Er heißt OFFICE KILLER? Er
ist gut, er macht Spaß.
Haben Sie eigentlich Peckers
Fotografien noch? Wollen Sie damit vielleicht mal eine Ausstellung
machen?
Die Bilder habe ich tatsächlich. Sie sind
alle noch im Rahmen, sie sind in meinem Speicher. Sie kommen
in mein Filmarchiv. Wir hatten jemand, der hatte nur die Aufgabe,
Peckers Bilder aufzunehmen. Sie haben sie auf dem letzten Proben-Durchgang
vor dem ersten Take gemacht. Das war der einzige Zeitpunkt, wo
sie sie kriegen konnten - denn wir hatten die Drehorte nicht
im voraus zur Verfügung, also konnte man sie nicht im voraus
aufnehmen, weil die Szene nicht kadriert war. Und das Publikum
weiß ungefähr, wie die Bilder aussehen würden.
Es war sehr kompliziert - besonders für den Drehplan des
Films. Ich bezweifle, daß ich eine Ausstellung mit den
Bildern mache. Wir haben darüber geredet, und wir hätten
es "Pecker's Artshow" genannt. Ich weiß nicht, was ich
mit den Fotos machen werde. Ich glaube es ist besser, sie nur
im Film zu haben.
Würden Sie zustimmen, daß PECKER
unter Ihren Filmen bisher derjenige ist, der Ihre Philosophie
am direktesten zum Ausdruck bringt?
Ich glaube in mancher
Hinsicht... - ich meine, ich kann zurückblicken und meine
Philosophie in allen von ihnen entdecken - wenn ich denn eine
Philosophie habe: Ich versuche ganz gewiß nicht, eine große
Agenda durchzusetzen. - Aber wenn Pecker in der Wahlkabine ist
und Shelly sagt: "Öffne einfach Deine Augen! Kunst ist überall!"
"Dieser Schmutzfleck ist Kunst?" "Ja, das ist er, wenn Du einfach
nur hinguckst!" - Ich glaube daran; ich glaube das. Wenn
Pecker durch die Kamera schaut und sagt: "Hierdurch schaut immer
alles gut aus," - mmhmja, kann es. Aber auch in PINK FLAMINGOS,
wenn sie sagt "Filth is my politics, filth is my life.
- Dreck ist meine Politik, Dreck ist mein Leben" - das war meine
Theorie. Filth bedeutete für mich nur Anti-Political
Correctness. Es war eigentlich ein für Hippies gemachter
Punk-Film, bevor es so etwas wie Punk gab. In FEMALE TROUBLE
ging es um Ruhm, wie Leute daran glauben, daß das ein Allheilmittel
ist, selbst wenn sie für schlechte Dinge berühmt sind.
Und das wurde später Wahrheit - es war als Witz gemacht,
aber in Amerika heute... da gibt es mengenweise solche Leute. Die
Philosophie war also immer da. Generell ist es ein sehr
fröhlicher Film - ich habe nicht viel, worüber ich
sauer sein könnte. Ich hatte eine sehr schöne Karriere,
ich mache das seit 35 Jahren, während das Kino selbst erst
100 Jahre alt ist... (lacht) Also konnte ich ein minor
bad influence, ein kleiner schlechter Einfluß sein
für fast ein Drittel des Kinos - was wirklich ziemlich lustig
ist, wenn man darüber nachdenkt. (lacht)
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