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                    artechock: Nach dem großen Jubiläum im 
                      Vorjahr wird 2002 wieder ein 'normales' Festival. Allgemein 
                      hat die Feierstimmung ja ein bisschen nachgelassen. Was 
                      ist dieses Jahr das Neue in Mannheim-Heidelberg? 
                   
                   Kötz: Ich will mal so sagen: Unsere Stärke 
                    besteht darin Newcomer-Filme zu zeigen, und keine Kompromisse 
                    zu machen. Darin sind wie einzigartig. Mir fällt kein 
                    weiteres Festival ein, dass dies so konsequent betreibt, nicht 
                    einmal weltweit. Sundance hat es versucht.  
                    Wir zeigen nur Newcomer-Filme und vertrauen darauf, dass die 
                    Qualität der Filme, die wir da entdecken auch schon die 
                    ganze Qualität des Festivals ausmachen. Das ist genaugenommen 
                    sehr riskant:  
                   
                     Also ein Festival für Entdeckungen... 
                   
                   Ja! Ein Festival für junge Regisseure, die kaum jemand 
                    kennt. Wir haben damit keinen einzigen großen Namen 
                    als Magnet. Weder für die Branche, noch fürs Publikum. 
                    Alles hängt von der Qualität ab. Wir müssen 
                    uns nach oben vergleichen, nicht nach unten. Also: Die Besucher 
                    dürfen nicht sagen: Für Mannheim-Heidelberg ganz 
                    nett, sondern sie müssen sagen: Das ist so hochkarätig, 
                    dass man sich in Berlin und Cannes auch freuen würde, 
                    wenn man diese Filme hätte. Das müssen wir bringen! 
                   
                     Ist Mannheim-Heidelberg also das europäische Sundance? 
                   
                   Ganz genau. Ich weiß nur nicht, ob ich Sundance so 
                    weit loben würde... [Lacht] Mal ehrlich! Ich weiß, 
                    es klingt ja arrogant. Aber außer Sundance fällt 
                    mir tatsächlich kein weiteres ein. Natürlich sagen 
                    sie alle, sie seien ein "Independent"-Showcase. 
                    Sogar das Filmfest Hamburg. Natürlich zeigen sie alle 
                    irgendwelche Newcomer, das ist auch klar. Aber niemals ausschließlich 
                    und in dem sie sich wirklich darauf verlassen, dass das, was 
                    sie da ausgebuddelt haben, trägt; das es wirklich so 
                    gut ist, dass das Festival davon lebt und dass jeder der da 
                    ist sagt: Es hat sich gelohnt, dahin zu fahren. Das Risiko 
                    geht keiner sonst ein. Ich kenne keinen. Manche können 
                    es sich auch nicht leisten, die würde man sofort rausschmeißen. 
                    Thessaloniki oder San Sebastian oder Rotterdam müssen 
                    eine andere Aufgabe erfüllen, dass sind die einzigen 
                    internationalen Festivals ihrer Länder.  
                    In dem Punkt hat es einen Vorteil, dass es in Deutschland 
                    so viele Festivals gibt. Wir können uns diese Spezialisierung 
                    leisten. Oberhausen zeigt nur Kurzfilme, Leipzig nur Dokumentationen 
                    - und es funktioniert.  
                    Die Abgrenzung zu den vielen anderes Festivals ist nicht nur 
                    der Verzicht auf große Namen, sondern auch, dass es 
                    sich um echte Premieren handelt. Das ist kein Snobismus... 
                   
                   
                     Was heißt "echt"? 
                   
                   Am besten Weltpremieren, möglichst internationale, 
                    in jedem Fall europäische Premieren. Das heißt, 
                    es geht um Filme, die nicht schon woanders zu sehen waren. 
                    Wir haben eine Ausschlußliste, die auch schon international 
                    bekannt ist: Wir zeigen die Filme im Wettbewerb von Mannheim-Heidelberg, 
                    möglichst auch in der Reihe "international discoveries" 
                    nur, wenn sie auf keiner Sektion der großen Festivals 
                    liefen. Wir spielen die Filme auch nicht, wenn sie auf einem 
                    deutschen Festival liefen. 
                    Leider ist die FIAP ein Schnarchverein, der sich weigert, 
                    endlich Ordnung in das Festivalchaos zu bringen, darum machen 
                    wir das halt selber. Das hat vor allem den Sinn, das es sich 
                    wirklich in jedem Fall für die Profis - Einkäufer 
                    für Film und TV-Anstalten, Verleiher, Journalisten - 
                    lohnt, hierher zu fahren. Es gibt 600-700 Festivals und davon 
                    mindestens 80 relevante - das ist Irrsinn! Kein Mensch kommt, 
                    wenn es auch nur den Anschein besitzt, es sei unnötig, 
                    dahin zu fahren. Es fährt schon keiner mehr 10 Tage nach 
                    Cannes. Ich weiß auch, dass die nicht 10 Tage nach Mannheim-Heidelberg 
                    fahren. Deswegen gehört es zu unserem Service jeden Film 
                    zu jeder Zeit sehen zu können, möglichst im Kino, 
                    aber notfalls auf VHS-Kassetten an besonderen Sichtplätzen. 
                    Hauptsache, sie kommen überhaupt. Immerhin haben wir 
                    Fachbesucher aus 30, 40 Ländern, und steigern das jedes 
                    Jahr. Aber das hat auch den Hintergrund: Wenn die nicht kommen, 
                    dann bekommen wir umgekehrt die guten Filme nicht mehr.  
                    Das ist also der Grund. Das hat nichts mit Snobismus zu tun 
                    oder dem falschen Ehrgeiz, ein kleines Cannes in Baden-Württemberg 
                    veranstalten zu wollen. Sondern es ist eine Conditio sine 
                    qua non für dieses Festival. Weil heute - so bedauerlich 
                    das ist - niemand mehr Filme nur um der Kunst allein macht. 
                    Sondern es hängt eine Kette von Geschäften daran. 
                    Die Medienindustrie ist die neue Schwerindustrie, deswegen 
                    kriegt man Premieren nur, wenn Folgegeschäfte im Hintergrund 
                    laufen. Wenn davon nicht einiges läuft, spricht sich 
                    das herum und das war's. Dann kann man hier in zwei Jahren 
                    dichtmachen.  
                    Ich habe zu Beginn meiner Laufbahn mal eine berühmte 
                    Branchenfrau aus New York gefragt, was sie von Mannheim hält, 
                    und sie hat geantwortet: "The industry is not there." 
                    Damit war für sie klar: Das bringt's nicht. Und für 
                    mich: Die muss kommen. Das mussten wir ändern.  
                    So: Das ist der eine Grund.  
                    Fürs Publikum wäre das egal. Dem Publikum ist es 
                    absolut egal, ob der Film in Cannes war oder Venedig, weil 
                    sie da nämlich nicht gewesen sind.  
                    Für die Zuschauer meine ich mit "echten Premieren" 
                    etwas anderes: Dass diese Film eine Authentizität haben, 
                    dass sie einem nicht so vorkommen, als hätte man alles 
                    schon 100 Mal gesehen. Sondern sie sollen Einzelstücke 
                    sein, man soll das Gefühl haben, ein Autor... - wir reden 
                    von Autorenfilm, es ist mir egal, ob dieser Begriff veraltet 
                    ist, völlig zu Unrecht. Der Begriff müsste eigentlich 
                    ganz modern sein, und jedes Jahr noch moderner werden. Es 
                    ist ein völliger Unsinn, dass der in die Defensive geraten 
                    ist. Das verdanken wir diesen Yuppie-80er und 90er-Jahren. 
                    Weil manche Leute damals glaubten: Damit kann man keine Kohle 
                    machen.  
                    Und schon haben sich alle angepasst, leider auch eine Menge 
                    sogenannter Intellektueller, die es überhaupt nicht nötig 
                    gehabt hätten.  
                    Also mit anderen Worten: Ich liebe den Autorenfilm. Aber nicht, 
                    weil ich ein alter 68er-Mohikaner bin, der nichts mit Geld 
                    zu tun haben will. Ich habe gar nichts gegen Umsätze. 
                    Aber ich habe was gegen Umsätze durch dummes Zeug. Und 
                    ich habe was dagegen, dass Menschen für dumm verkauft 
                    werden - ich bin immer noch ein politischer Mensch. Autorenfilm 
                    hat zudem eine Riesenspanne von fast-nur-kommerziell bis Fast-versteht-uns-keiner-mehr. 
                     
                    Ich möchte, dass das Publikum nicht abgespeist wird mit 
                    Filmen, mit denen einer nur Geld machen will, also stattdessen 
                    auch Würstchen produzieren könnte. Ich mag aber 
                    auch keine schlechten Würstchen.  
                   
                     Wie haben sich die Zuschauerzahlen in Mannheim-Heidelberg 
                      entwickelt? 
                   
                   Wir haben vor 10 Jahren bei ungefähr 10. bis 12.000 
                    angefangen, und sind jetzt bei 60.000 Eintritten. Also drei 
                    bis viermal soviel. Am Anfang waren die Kinos abends nur selten 
                    voll, jetzt immer. Am Anfang war sogar das Stadthaus in Mannheim 
                    schlecht besucht. Aber was sollen Zahlen?  
                   
                     Sie sagen etwas aus. Immerhin hat Mannheim-Heidelberg 
                      mehr Zuschauer als etwa Hamburg, obwohl dort die Stadt größer 
                      ist, und das Publikum - denkt man - sich eher für ein 
                      Filmfestival begeistern müsste. Das ist erstaunlich... 
                     
                   
                   Die machen da was falsch - das ist meine Antwort. Wobei 
                    ich gar nicht gegen Hamburg stänkern will... 
                   
                     Stänker ruhig gegen Hamburg... 
                   
                   Nein. Lass uns doch mal unspezifisch sagen, generell zu 
                    Festivals: Ich habe viel gelernt in meinem Job. Ich war ja 
                    davor Journalist, Filmkritiker. Und habe natürlich anfangs 
                    gedacht: klar weiß ich, was ein guter Film ist. Und 
                    das kann man ja auch privat wissen und man kann es auch in 
                    der Zeitung verbrezeln, nur ein gutes Programm kann man so 
                    nicht machen. Da muss Mitstreiter suchen, die mit aussuchen, 
                    entscheiden, und einen notfalls auch mal überstimmen. 
                    Denn man hat zum Beispiel persönliche Aversionen gegen 
                    dies und jenes. Soll man deshalb dem Publikum vorenthalten? 
                    Was ich vor allen Dingen begriffen habe: Man muss das lieben, 
                    was man macht. Sonst kann man das alles vergessen. Ich bin 
                    sozusagen eine Art Triebtäter. Wenn das fehlt, setzt 
                    man keine Kräfte frei. Und es gibt offensichtlich viele 
                    Kollegen, die lieben das nicht wirklich, was sie machen. Die 
                    lieben eher ihr Gehalt dabei, oder das sie einmal im Jahr 
                    groß rauskommen und auf der Bühne stehen - was 
                    ich auch nicht schlecht finde. Ich mag das sogar ganz gerne. 
                    Aber das ist nicht der Grund. Ich nehme das mit, aber es reicht 
                    nicht aus als Motivation. Und nur, wenn man das mag, was man 
                    da tut, wird ein Filmfestival auch gut, das ist leider so. 
                    Sonst fängt man an zu kalkulieren und zu berechnen, und 
                    die Zuschauer merken das. Ein Festival braucht das Vertrauen 
                    der Zuschauer.  
                    Jetzt machen wir immer Umfragen, und stellen fest: mindestens 
                    ein Drittel der Zuschauer kommt blanko. Die kommen einfach. 
                    Weil sie uns vertrauen. Das ist genial. Und deswegen sind 
                    die Kinos voll.  
                    Das zweite: Es gibt ja in Deutschland 40, 50 Festivals. Da 
                    sind Leute dabei, die fast ehrenamtlich, mit sehr wenig Geld 
                    ein wunderbares Programm machen. Natürlich haben die 
                    nicht wie wir lauter Premieren, das schaffen die gar nicht, 
                    aber sie machen eine tolle Arbeit - und wären für 
                    manches grössere Festival die bessere Besetzung. Weil 
                    sie nämlich auch lieben, was sie tun. Aber sie haben 
                    einen schweren Stand: Sie machen Programmkino in konzentrierter 
                    Form und werden von den Sales-Agents und Verleihern abkassiert 
                    - und aus deren Sicht auch mit Recht und Notwendigkeit. Während 
                    manche größeren wie Hamburg oder München eigentlich 
                    wenig Originelles machen, aber dauernd in der Presse vorkommen. 
                    Ich meine nicht, dass das nicht nette Menschen sind und dass 
                    sie sich nicht auch Mühe geben. Aber sie nutzen die Stärke, 
                    die sie hätten, gar nicht aus. Sie wagen nichts, sondern 
                    machen so eine bequeme Tour. Man kann es auch polemisch sagen: 
                    Sie geben jede Menge Steuergelder aus, um heimliche Verleihsubvention 
                    zu betreiben, bezahlen mit Steuergeldern die Hotelsuite und 
                    den Hairdresser, damit irgendwas im "Stern" drinsteht, 
                    dass der Star xy auf diesem Filmfest war, weil er das Filmfest 
                    so toll fand. In Wirklichkeit war das der PR-Start und der 
                    Verleiher hat das Filmfest benutzt, um sich diese Kosten schon 
                    mal zu sparen. Ich weiß nicht, warum das sein muss... 
                   
                     In DM gerechnet hat das Filmfest München einen offiziellen 
                      Etat von knapp 6 Millionen...  
                   
                   Ich möchte wissen, wie die das ausgeben! Das ist mir 
                    ein Rätsel. Ich habe 1,2 Millionen EURO für zwei 
                    Tage mehr, und bei nur einem deutschen Film, also lauter hohen 
                    Reisekosten. Alle Regisseure kommen und wohnen natürlich 
                    auch im Hotel. Wenn ich das Dreifache hätte, da könnte 
                    man sich schöne Sachen einfallen lassen... Unser Konkurrent, 
                    das Festival in Locarno, das immer ein Festival für Newcomer 
                    war, es jetzt aber nicht mehr ist, hat sechs Millionen Euro 
                    zur Verfügung und leistet auch nicht mehr. Wir drehen 
                    jeden Euro sieben Mal um, bevor wir ihn ausgeben. Das Festival 
                    müsste, um jetzt mal eine realistische Zahl zu sagen, 
                    einen Etat von 3,5 Millionen Euro haben, dann könnte 
                    man auch ein paar Leute an stellen und nicht immer nur auf 
                    Zeitvertragsbasis mitarbeiten lassen. 
                   
                     Aber was schon umgekehrt auch eine Frage ist: Hat man 
                      es nicht in einer Stadt wie Mannheim leichter, so ein unabhängiges 
                      Festival aufzuziehen, wie in München oder Hamburg? 
                   
                   Da hast Du recht! Die haben es bestimmt schwerer. Meine 
                    Vorgänger und ich haben hier einen ungeheuren Spielraum: 
                    Die Städte Mannheim und Heidelberg geben das Geld aus 
                    reinem Idealismus. Das Land Baden-Württemberg auch, obwohl 
                    die natürlich - was ja auch ok ist - ein bisschen Regionalpolitik 
                    betreiben - wenn auch nicht so krass wie NRW. Es ist nahezu 
                    Idealismus. Denn das Festival hat in den Städten keine 
                    Branchenlobby zu bedienen. Die machen das aus Überzeugung, 
                    eine wichtige kulturelle Sache zu subventionieren. Man hat 
                    andererseits dauernd das Problem, dass man die Städte 
                    auch überzeugen muss, dass sie bei knappen Kassen immer 
                    noch idealistisch bleiben. Das fällt denen gelegentlich 
                    schwer - was wiederum verständlich ist. Das ist aber 
                    dann auch der Job.  
                    Auf der anderen Seite: In München, Hamburg, Berlin, Köln 
                    hat man vor Ort eine Lobby. Das Geld ist einfacher zu beschaffen. 
                    Andererseits gibt es dann auch die ganze Wucht der Trägheiten 
                    und Dummheiten, die in der Branche so vorhanden sind.  
                    Alexander Kluge hat mal gesagt: Er hat nichts gegen Kaufleute, 
                    aber er hat etwas gegen dumme Kaufleute. Das ist auch mein 
                    Problem; in jedem Bereich, aber besonders bei Filmkaufleuten. 
                    Denn die bilden sich auch noch ein, dass sie wissen, was die 
                    Menschen wollen. Und sie wissen's selten. Die denken immer, 
                    dass alle so denken wie sie und im Grunde einen genauso schlechten 
                    Geschmack haben. Wie soll denn einer Kunstfilme verleihen 
                    und im Kino zeigen, der nie freiwillig selber einen anschauen 
                    würde.? Das wird aber nie ausgesprochen. Und das gibt's 
                    nur im Filmbereich! Man stelle sich mal einen Opernhaus-Intendanten 
                    vor, der keine komplexen Opern mag. Das gibt's nicht. Aber 
                    im Kinobereich gibt's jede Menge Leute, die überhaupt 
                    nicht wissen, was sie mit, sagen wir, Godard anfangen sollen. 
                    Die wissen vielleicht auch gar nicht, wer das ist. Natürlich 
                    zeigen die den nicht! Es sei denn, irgendein Verleiher mit 
                    viel Werbeaufwand sagt denen: Das bringt zwei Millionen Zuschauer. 
                    Dann machen sie's vielleicht. Aber sie gehen selber nicht 
                    rein, um zu gucken, was sie da zeigen. Besser nicht. Weil 
                    sie's nicht verstehen würden. Und das erklärt eigentlich 
                    sehr viel. Aber es sagt kaum jemand in dieser Branche ... 
                   
                     Manche Kritiker vielleicht... 
                   
                   Ja, Kritiker, die aber in der Branche nicht ernst genommen 
                    werden. Was dieser Filmbranche fehlt, was aber in anderen 
                    Branchen völlig selbstverständlich ist, ist, dass 
                    Leute mit einem gewissen Geist und Sachkenntnis und auch Branchenwissen 
                    mal ein paar Wahrheiten sagen. Die schonen sich alle, weil 
                    sie sich sagen: wenn ich jetzt sowas sage, dann werden die 
                    nie meine Filme spielen. Diese Dummheit zeigt sich auch beim 
                    Thema Filmförderung: Da wird es dann ernst, denn das 
                    sind wirklich Steuergelder. Aber das wäre ein anderes 
                    Thema. 
                   
                     Da können wir aber gleich anschließen. Denn 
                      manche Leute im Land sind ja der Ansicht, dass das Festival 
                      Mannheim-Heidelberg etwas gegen deutsche Filme hat. Lange 
                      Zeit gab es gar keinen Film. In diesem Jahr immerhin einen. 
                      Aber bei rund 50 Filmen ist der deutsche Film nicht gerade 
                      überrepräsentiert... 
                   
                   Die Frage ist schnell beantwortet: Mannheim-Heidelberg hat 
                    nichts gegen deutsche Filme, aber die deutschen Filmproduzenten 
                    haben etwas gegen Mannheim-Heidelberg. Jedenfalls in der Mehrheit. 
                    Offensichtlich.  
                    Dafür gibt es einen historischen Grund: In den 80ern, 
                    als alle anfingen - Stichwort Yuppie-Zeitalter - endlich mit 
                    diesen "Problemfilmen" aufhören zu wollen, 
                    weil man damit nicht genug Umsatz macht, als der Rausch der 
                    großen Umsatzzahlen anfing, der ja gerade triumphal 
                    baden geht, da hat meine Vorgängerin starr nichts mit 
                    Geld zu tun haben wollen. Damit war sie zwar tapfer, es war 
                    aber trotzdem falsch. Man muss natürlich erst recht etwas 
                    mit Geld zu tun haben wollen, wo es um intelligente Kino geht. 
                    Mannheim war nicht der Ort für die Beziehungsfilmchen 
                    und ähnliches jener Zeit. Und Mannheim ist auch nicht, 
                    wie etwa Hof dafür bekannt, dass man dort irgendwelchen 
                    netten Nächte verbringen kann - was ja auch noch eine 
                    Rolle spielt. Und dann liegt es auch nicht, wie Locarno an 
                    einem netten See mit Palmen, sondern ist auch eine Industriestadt. 
                    Das zusammen war alles relativ tödlich für das genießende 
                    Yuppie-Zeitalter. Das war der historische Grund. 
                    Hinzukommt: In der Branche ist Michael Kötz nicht dafür 
                    bekannt, dass er jetzt freiwillig besonders gern über 
                    ein Filmfestival ein Motto schreiben würde "Das 
                    Schönste am Film sind die Frauen" - wie das 'mal 
                    in München hieß. Weil ich mir dabei so blöd 
                    vorkäme... Und das zusammen war einfach schlecht. 
                    Aber jetzt kommen bessere Zeiten: Wir bekamen einen Anruf 
                    von einem jungen Regisseur aus den neuen Bundesländern, 
                    der fand: Mannheim ist doch ein renommiertes Festival, die 
                    nehmen die Sache ernst, da will ich meinen Film hinbringen. 
                     
                    Der kam von sich aus: Ein sehr begabter Regisseur, der bisher 
                    Theater gemacht hat. Der Film ist nicht perfekt, aber ein 
                    hohes Talent. Und damit haben wir plötzlich bei uns im 
                    Land einen Effekt, an den wir international völlig gewöhnt 
                    sind. 
                    Denn um es klar zu sagen: Wenn wir einen Film wollen, den 
                    Hamburg auch will, dann hat Hamburg ganz schlechte Karten. 
                    Es ist international völlig umgekehrt: Ein absurdes Verhältnis 
                    zwischen der Wahrnehmung Mannheim-Heidelbergs im Ausland und 
                    aus der Perspektive München-Hamburg. Schon ab der Schweiz 
                    sind wir sehr anerkannt. Es ist absurd, aber ich kann es auch 
                    nicht ändern. Obwohl es einen schon wurmt. Wir fühlen 
                    uns eindeutig ungerecht behandelt.  
                   
                     Gibt es keine Pläne, das zu ändern? 
                   
                   Es gab einen wunderbaren Plan. Vor zwei Jahren meldeten 
                    sich die deutschen Arthouse-Verleiher, um eine Art deutsche 
                    Arthouse-Messe zu veranstalten. Die hatten die Schnauze voll, 
                    dass ihnen die Großen immer die Schau stehlen. Und fanden 
                    Mannheim-Heidelberg wäre doch ein toller Ort dafür. 
                    Womit sie völlig recht hatten. Wir haben uns auch sofort 
                    ins Zeug gelegt. Ja und dann kam ein Kinobesitzer - mir ist 
                    wirklich grade der Name entfallen, sonst würde ich ihn 
                    auch nennen-, der hat dann ein Interview herumgereicht, wo 
                    ich darüber geklagt hatte, dass die Programmkinobetreiber 
                    keine richtige Programmhoheit mehr haben, nicht mehr zeigen 
                    können, was sie zeigen wollen. Das hat er als Beleg dafür 
                    genommen, dass ich gegen die Programmkinoleute sei. Der doppelte 
                    intellektuelle Rittberger bei beschränktem IQ. 
                    Aber der hat die so lange belabert, bis er sich durchgesetzt 
                    hatte. Sonst hätten wir diesen Schauplatz für die 
                    deutsche Verleihszene intelligenterer Filme gemacht.  
                   
                     Ich kenne ja auch gute deutsche Filme, die noch nirgendwo 
                      gelaufen sind. Mannheim wäre doch der beste Ort, ein 
                      Gegenbild zu setzen: Es gibt auch anderes deutsche Kino. 
                      Hof kann das nicht leisten, München ist zu branchenhörig, 
                      zu fixiert auf die finanzierenden TV-Sender.  
                   
                   Natürlich gibt es gute deutsche Filme. Aber die nehmen 
                    sich dann auch oft das Forum der Berlinale und Holighaus' 
                    neue Reihe in Berlin oder Saarbrücken. Da gibt es Konkurrenz, 
                    da kommen wir immer zu spät. Aber strategisch versuchen 
                    wir dieses Vorurteil gegen Mannheim-Heidelberg innerhalb der 
                    Branche sozusagen von hinten aufzurollen. Es gibt nämlich 
                    andererseits, trotz aller Vorurteile kaum einen deutschen 
                    Filmproduzenten, der nicht schon von den "Mannheim Meetings" 
                    gehört hätte mit ihren wunderbaren Geschäftsmöglichkeiten, 
                    und der dann nicht angefangen hätte, sich zu sagen: Hof 
                    ist vielleicht netter, aber Mannheim ist effektiver ...  
                   
                     Das letzte Jahr war ja sehr erfolgreich: Insgesamt fünf 
                      Filme, also knapp 20 Prozent der Wettbewerbs-Filme haben 
                      einen deutschen Verleih bekommen, dazu kommen internationale 
                      Verkäufe. ELLING hatte großen Erfolg, KIRA wurde 
                      nicht nur zum besten Film des Jahres von der FIPRESCI (der 
                      internationalen Filmkritikervereinigung) ernannt, der Film 
                      hat auch einen Verleih bekommen. Ist das typisch, oder gibt 
                      es hier auch steigende Tendenzen? 
                   
                   Das ist schon seit ein paar Jahren so. Und dass nicht mehr 
                    Filme ins Kino kommen, liegt leider daran, dass nicht mehr 
                    gewagt wird von Verleiherseite her. Es liegt leider auch am 
                    Publikum. Das ist ein Kapitel, das wäre mehrere Promotionsarbeiten 
                    wert: Warum wir so viele Zuschauer haben, die in solche Filme 
                    gehen, und warum sie das den Rest des Jahres über das 
                    nicht tun. Jedenfalls faktisch nicht. Aber vielleicht würden 
                    sie es, wenn man sich andere Dinge einfallen ließe. 
                   
                   
                     Gibt es in Mannheim eigentlich Programmkinos? 
                   
                   Ja, das "Atlantis" und das "Odeon" in 
                    denen wir auch spielen. Aber das sind ganz typische Programmkinos 
                    der Gegenwart, die werden immer kommerzieller. Das ist ganz 
                    merkwürdig. Irgendwas läuft da schief. 
                   
                     Kinobetreiber beklagen rückläufige Zuschauerzahlen. 
                      Die Ufa-Kette, immerhin die drittgrösste Kinokette 
                      Deutschlands, meldet Insolvenz an. Steckt das Kino in der 
                      Krise, wollen die Menschen keine Filme mehr sehen?  
                   
                   Dem Kino geht es ganz gut in Deutschland. Es gibt genügend 
                    Zuschauer, aber eine schleichende Krise ist dennoch feststellbar. 
                    Ich will jetzt aber nicht über den Mainstream reden, 
                    Ufa-Kinos zeigen ja Mainstream, und der läuft schon ganz 
                    gut, hat auch eigene Marketing-Strategien, mit denen man auf 
                    Probleme effektiv reagieren kann. Mir geht es um den Kunstfilm, 
                    den sogenannten Arthaus-Filmbereich, um die Autorenfilme. 
                    Hier ist, jedenfalls in Deutschland, viel falsch gemacht worden. 
                     
                    Die Zuschauer haben das Vertrauen in Arthaus-Filme verloren, 
                    in die Kinos, die Programmkinos zum Beispiel. Wenn die Programmkinos 
                    nicht mitspielen, können die Verleiher auch die schönsten 
                    Filme nicht unterbringen. Es gibt viele, die sagen, es liege 
                    an den Zuschauern, die keine komplizierten Filme mehr sehen 
                    wollten. Allerdings haben wir ja beim Festival immer die Kinos 
                    voll, wie Sie wissen, obwohl unsere Filme durchaus auch kompliziert 
                    sein können. Aber es sind immer Filme von Autoren mit 
                    einer persönlichen Handschrift - es sind eben genau die 
                    Filme, von denen es heißt, sie laufen im Kino nicht 
                    richtig. Das ist doch ein Widerspruch. Die Standardantwort 
                    auf diesen Widerspruch lautet: Das ist der Eventcharakter 
                    des Festivals, da läuft das, im Alltag nicht. Ich will 
                    jetzt nicht schwören, dass diese Antwort falsch ist, 
                    aber vielleicht könnte man mal Überlegen, welche 
                    Gründe es noch geben könnte.  
                   
                    Und welche kämen in Frage?  
                   
                   Zunächst der angesprochene Vertrauensschwund. Die Programmkinos 
                    haben aufgehört, konsequent interessante und gute Filme 
                    zu zeigen. Sie haben sie durchmischt mit halb guten Filmen, 
                    von denen man sich aber kommerziell mehr versprochen hat, 
                    so dass heute der Zuschauer nicht mehr damit rechnen kann, 
                    dass ihm wirklich Filme geboten werden, die es sich lohnt 
                    anzuschauen. Auf unserem Festival glauben es die Zuschauer 
                    aber, und wenn man das aufs Kino überträgt, müsste 
                    man versuchen zu erreichen, dass der Zuschauer das dort wieder 
                    glauben kann.  
                   
                    Welche Rolle spielt dabei die Konkurrenz des Fernsehens? 
                      Der Regisseur und Produzent Nico Hofmann meint, die deutschen 
                      TV-Filme seien geradewegs Weltklasse. Nur was fürs 
                      Kino produziert werde, sei nicht mehr so berauschend. Ist 
                      das ein stärkeres Problem geworden?  
                   
                   Fernsehen und Kino laufen parallel zueinander. Es gibt schon 
                    auf der Herstellungsebene enge Zusammenhänge, es entstehen 
                    keine Arthouse-Filme ohne Fernsehgeld, und alle laufen irgendwann 
                    auch im Fernsehen. Das ist die gängige Verwertungsschiene. 
                    Auf der Rezeptionsebene aber, also was den Zuschauer betrifft, 
                    laufen sie völlig unabhängig. Man kann einen Film 
                    im Fernsehen zeigen und danach ins Kino bringen, das haben 
                    schon viele Verleiher festgestellt, es ist erstaunlich. Nico 
                    Hofmann hat Recht, unsere Fernsehproduktionen - jedenfalls 
                    die von ARD und ZDF - sind großartig. Sie haben nach 
                    wie vor hohes Niveau. Wir haben das beste Fernsehen der Welt, 
                    das muss man klar und deutlich sagen - wegen ARD und ZDF, 
                    nicht so sehr wegen der Privaten, da haben wir ein durchschnittliches. 
                    Aber es ist eben was anderes als das Kino, und das meine ich 
                    mit verlorenem Vertrauen. Der Zuschauer hat ein gewisses Vertrauen 
                    in die Reihe "Tatort". Er weiß, da kommt etwas, 
                    das immer ein gewisses Niveau hat. Man hat ein Vertrauen hergestellt 
                    zu dieser Art von Fernsehen, und das Kino hat dieses Vertrauen 
                    verloren.  
                   
                     Wie wäre das Vertrauen zurückzugewinnen, mit 
                      welchen Filmen?  
                   
                   Ich glaube, entgegen dem Trend, entgegen dem, was als Trend 
                    behauptet wird, im Gegenteil dazu also, glaube ich, dass man 
                    Vertrauen gewinnt, indem man den Zuschauer ernst nimmt und 
                    von ihm annimmt, dass er hochkarätige Sachen sehen will, 
                    auch komplizierte Sachen, auch Sachen wo er schluchzend nach 
                    Hause geht, die nicht einfach nur lustig sind und die nicht 
                    nach 08/15-Muster gestrickt sind.  
                    Man muss das vom Zuschauer annehmen, und das traut sich keiner 
                    mehr. Filme müssen sinnlich-klug sein, sonst sind sie 
                    nicht interessant. Sie müssen eine hohe Sinnlichkeit 
                    haben, und sie können dabei intelligent sein, mit Tiefe. 
                    Wir stellen beim Festival durch unsere rigorose Auswahl sicher, 
                    dass solche Filme laufen.  
                   
                     So ginge das Festival mit gutem Beispiel voran...  
                   
                   Absolut richtig, wir schaffen etwas, das doch auch in größerem 
                    Masstab zu schaffen sein müsste. Und zwar für das 
                    Publikum als auch für die Filmwirtschaft... Denn auch 
                    die Filmwirtschaft ist darauf angewiesen, dass diese Qualitätsfilme 
                    funktionieren. Es gibt sehr viele, die davon leben, dass sie 
                    hergestellt und verliehen und vertrieben werden, und die warten 
                    natürlich auch nur darauf, dass das Kino endlich wieder 
                    frei wird für diese besseren Filme. Es gibt keine Programmkinos 
                    mehr im Grunde genommen, das ist Mainstream auf einer etwas 
                    intellektuelleren Ebene, aber es ist kein Programmkino mehr. 
                    Dabei war die Idee ja gerade gewesen, vertrauensbildende Maßnahmen 
                    durch Programm zu erzielen, also durch gedankliche, programmatische 
                    Arbeit der Kinoleute, nicht einfach durch Abspielen aktueller 
                    Hits. Und nun kommt das Zweite, was man machen muss in diesem 
                    Reich des intelligenten Kinos. Man muss aufhören, auf 
                    Eventkultur, Hypes und Marketingtricks und sonstige Vermarktungslügen 
                    zu setzen.  
                    Die Leute haben es satt, da bin ich ganz sicher. Das gehört 
                    auch zum Vertrauen, sicher zu sein, dass man hier nicht betrogen 
                    wird und mit irgendwelchen falschen Argumenten ins Kino gelockt 
                    wird.  
                   
                     Ihr schafft es bei Euerm Festival, dass fast alle Regisseure 
                      kommen. Bei 34 Newcomern plus Kurzfilmern kommen rund 40 
                      Regisseure. Kommen die wegen des Marktes, oder weil es auch 
                      ein Publikumsfestival ist? 
                   
                   Die Regisseure kommen, weil sie dabei sein wollen, wenn 
                    ihr Film uraufgeführt wird. Für jeden Künstler 
                    ist es mehr wert, 400 begeisterte Leute im Kino zu haben, 
                    als 400.000, die es im Fernsehen einschalten. Das eine ist 
                    das Konkrete, das andere ist abstrakt. Man bekommt einen Bogen 
                    mit den Einschaltquoten - so what? Dann rufst Du Deine Freunde 
                    an, ob die's auch gerne gesehen haben, wenn nicht, war's ein 
                    Flop.  
                    Die Regisseure lieben Mannheim-Heidelberg. Manchmal sind sie 
                    sogar richtig verknallt. Wir haben kaum einen gehabt, der 
                    davon enttäuscht war. Und diese Mund-zu-Mund-Propaganda 
                    ist unser größtes Kapital. Die merken, wie wir 
                    das machen, dass der Direktor keine Vorzimmerdame hat, dass 
                    hier notfalls jeder selbst Hand anlegt.  
                    Sie fühlen sich hier wie auf einer Party, bei der sie 
                    im Mittelpunkt stehen, weil sie gerade Geburtstag haben... 
                   
                     In diesem Jahr gibt es erstmals einen "Distribution 
                      Market". Was hat es denn mit diesem neuen Markt auf 
                      sich? 
                   
                   Wir machen die "Mannheim Meetings" für Produzenten 
                    schon ein paar Jahre. Es ist so, dass ein Produzent, der noch 
                    einen Koproduzenten sucht, weil er sein Projekt noch nicht 
                    voll finanziert hat, hier fündig werden kann. Natürlich 
                    schaffen die das im Prinzip auch ohne die "Mannheim Meetings". 
                    Der Punkt ist nur, dass wir es ihnen sehr einfach machen. 
                    Sie müssen nur noch ankreuzen, wen sie treffen wollen. 
                    Wir veranstalten rund 400 one-to-one-meetings a 30 Minuten. 
                    Dann sind sie zwei, drei Tage hier, und treffen 35, 40 Leute. 
                    Sie wissen ganz schnell, ob das was wird. Man muss ja Vertrauen 
                    haben, sich kennenlernen, sonst nutzt der beste Vertrag nichts. 
                    So etwas ähnliches gibt es zwar auch in Rotterdam, aber 
                    der entscheidende Unterschied ist, dass wir auch den Kleinen 
                    eine Chance geben, nicht so von großen Namen beeindruckt 
                    sind. 
                    Letztes Jahr habe ich mir überlegt, das Modell auf den 
                    Bereich Verleih und Verkauf zu übertragen. Weil natürlich 
                    jeder Sales-Agent eine Kundendatei hat, aber nicht immer ist 
                    die wirklich gut, beziehungsweise auf dem neuesten Stand. 
                    Weil der Agent natürlich nicht immer wirklich weiß, 
                    ob es in Bulgarien nicht vielleicht auch schon einen neuen 
                    Arthouse-Verleih gibt. Wir kriegen das aber raus. Wir können 
                    die anschreiben, und Interessen vorsondieren. Und dann bieten 
                    wir an: Wir organisieren für Euch ein Gespräch. 
                    Ihr könnt auch Filme angucken. Wir machen es den Leuten 
                    also einfacher, wir ersparen Weltreisen und Recherchen, wir 
                    geben zusätzliche Anregungen.  
                    Wie wir das bei Produzenten machen, machen wir es jetzt auch 
                    für Filmrechtehändler, Einkäufer und Verleiher. 
                    Sogar das ZDF hat sich schon angemeldet. Obwohl man bei denen 
                    denkt: Die können doch warten, bis sie alle vorbeikommen. 
                    Aber da ist einer neugierig und sagt sich: Die kommen vielleicht 
                    doch nicht alle vorbei. Und da hat er auch recht.  
                    Das ist alles! Es ist eigentlich ein ganz simples Modell. 
                    Aber dieser "Distribution Market" ist weltweit etwas 
                    Neues. Das hat noch gar keiner gemacht. Und dafür habe 
                    ich dann auch gleich EU-Fördergeld in Brüssel bekommen. 
                    Ohne das geht es nicht, einen Teil müssen wir aber aus 
                    unserem allgemeinen Etat bezahlen. 
                   
                     Unter was läuft diese Förderung? 
                   
                   Das MEDIA II - Programm, Promotion-Distribution. Die fördern 
                    uns mit fast 120.000 EURO.  
                   
                     Das ist ja wie eine Messe. Ist es so, dass die Teilnehmer 
                      dann auch Euch Geld bezahlen, zumindest im Fall eines erfolgreichen 
                      Vertrages, oder ist das eine naive Vorstellung? 
                   
                   Wenn es richtig gut läuft, fange ich damit an. Aber 
                    das ist nicht so einfach, denn die kleineren Verleiher sind 
                    nicht gerade sehr finanzstark. Bei den "Mannheim Meetings" 
                    haben wir am Anfang die Flüge bezahlt, die Hotelzimmer 
                    - jetzt tun wir das nicht mehr. Beim "Distribution Market" 
                    werden sie jetzt alle eingeladen. Immer am Anfang. Das muss 
                    sich rumsprechen, wenn es sich nicht rumspricht, funktioniert 
                    es nicht. Und die ersten, die gleich kommen, ohne das es das 
                    schon mal gab, sind einfach auch die Mutigsten. Die werden 
                    belohnt für den Mut. Das muss einfach ins Rollen kommen. 
                    Und fürs MEDIA-Programm der EU machen wir perfekt das, 
                    was das MEDIA-Programm machen will. Deswegen bekommen wir 
                    Geld. Denn der "Distribution Market" ist europäisch, 
                    während die "Mannheim Meetings" weltweit sind, 
                    wenn auch naturgemäß viele Europäer kommen. 
                    Dieses MEDIA-Programm ist übrigens ein sehr intelligenter 
                    Verein, richtig abgefuchst. Die prüfen sehr sorgfältig. 
                    Jeder der glaubt, dass er die mit irgendwelchen Bluffs reinkommen 
                    kann, hat sich tief geschnitten. Die wissen mindestens das, 
                    was der Antragsteller weiß, meistens mehr. Und sie arbeiten 
                    richtig, halten sich nicht lange mit irgendwelchen Repräsentationssachen 
                    auf. Wenn man da hinkommt und einen Kaffee will, dann muss 
                    man sich den unten am Automaten holen, da kommt keine Sekretärin 
                    und serviert ihn im Vorzimmer. Es sieht nach wirklicher Arbeit 
                    aus.  
                   
                     Wo soll es in einigen Jahren mit diesen Einrichtungen 
                      hingehen? 
                   
                   Ich glaube dass der "Distribution Market" eine 
                    echte Bedarfslücke füllt. Ob das auch alle merken, 
                    weiß ich nicht. Es ist ein Experiment. Wir haben schon 
                    positives Feedback bekommen. Wenn wir Glück haben, spricht 
                    es sich schnell herum, dass es sich lohnt, dahin zu gehen. 
                    Aber leider ist die Branche sehr kurzlebig. Und ein Sales-Agent, 
                    der umsonst hier war, der kommt erst mal drei Jahre nicht. 
                    Jetzt in der Vorbereitung habe ich auch begriffen, warum das 
                    bisher kein anderer gemacht hat. Weil es gefährlich ist. 
                   
                     Kommen wir mal zum diesjährigen Programm. Man hört, 
                      Dein Lieblingsfilm sei dieser japanische Selbstmörder-Film 
                      GROWING, GLOWING? 
                   
                   [Lacht] Nein, kein Lieblingsfilm. Das ist ein schauriges 
                    Teil. Aber es ist einfach ein intelligenter Film. Was ich 
                    ihm vorwerfe, ist, dass er am Schluß noch mal diesen 
                    Selbstmord zeigt. Aber es ist gar kein Film über Internet-arrangierten 
                    Massenselbstmord, sondern über die seltsame pubertäre 
                    Lebensmüdigkeit. Das Werther-Syndrom. Aber gleichzeitig 
                    ein Film über japanische Kultur. Also so weit ich es 
                    verstehe. Aber ich ahne es. Ich habe neulich Japaner gefragt, 
                    warum die Filme, die wir sehen, immer so bizarr sind, wenn 
                    es um Erotik geht. Die Antwort war, dass Sex und Liebe nichts 
                    miteinander zu tun haben in Japan. Man kann sich dann auch 
                    nicht schämen, Das ist die Abwesenheit des christlichen 
                    Denkens und seines enormen Einflusses. Das kann man in diesem 
                    Film wahrnehmen. Deswegen hat er philosophische Bedeutung. 
                    Zugleich hat er psychologische Bedeutung in der Schilderung 
                    dieses Zustandes, und er hat eine hohe Erlebnisqualität. 
                    Ein interessanter Trip in eine andere Kultur. Bei uns würde 
                    so etwas vielleicht auf den Index kommen, aber es würde 
                    gar keiner schreiben, das würde an der Selbstzensur scheitern. 
                   
                     Und er stammt von einem ganz jungen Regisseur... 
                   
                   Ja, der ist knalljung und wahrscheinlich voll betroffen. 
                    Aber statt sich umzubringen, hat er doch einen Film gemacht. 
                   
                     Welche anderen Filme sind wichtig? Ihr setzt auch politische 
                      Schwerpunkte... 
                   
                   Ja, das "Cinema Attac" ist ein Spiel mit dem Publikum. 
                    Der Name ist ein Witz, aber wie immer auch toternst. Globalisierung 
                    im Kino kennen wir alle. Was der Autorenfilm mal war, brauchen 
                    wir wieder: Ästhetisch unverschämte Filme, interessante 
                    Grenzfilme. Auch international findet man das aber kaum. Darum 
                    greifen wir in die Kiste der älteren Filme, um zu erinnern, 
                    was es mal gab, dass es diese Attac-Qualität mal gab. 
                   
                   
                     Es gibt einen Polen-Schwerpunkt... 
                   
                   Ja, der ist toll. Polnisches Kino war ja schon früher 
                    sehr gut. Dann kam ein Bruch, und jetzt knüpfen junge 
                    Regisseure an diese Tradition von Wajda, Zanussi, Holland 
                    an. Aber es ist ein frisches Kino, dass etwas eigenes hat, 
                    neu ist und trotzdem an die alten Filme erinnert. 
                   
                     Spürt man Zeitgeist in den Filmen ? 
                   
                   Zeitgeist finde ich eine wichtige Kategorie. Ich glaube, 
                    dass es ihn gibt, und dass man ihn an Filmen ablesen kann. 
                    Mehrere Filme haben etwas mit Selbstmord zu tun. Politik spielt 
                    auch eine Rolle, als Gegenstand und als Schauplatz. Ansonsten 
                    haben wir ein unglaubliches Spektrum: Spanien, Brasilien, 
                    Finnland, Griechenland... Aber Lieblingsfilme möchte 
                    ich nicht verraten 
                   
                     Warum gibt es keinen Dokumentarfilmpreis mehr? Damit hat 
                      Mannheim schließlich einmal angefangen... Ist das 
                      die endgültige Versenkung der Tradition? 
                   
                   Ja, das ist schon tragisch. Aber wir können ja nicht 
                    als Newcomer-Festival so lange warten, bis der letzte begriffen 
                    hat, dass es klassische Dokumentarfilme heute nicht mehr gibt. 
                    Durch die neuen Techniken kann ich den Bundeskanzler sagen 
                    lassen, was er nie gesagt hat - und keiner merkt es. Wir brauchen 
                    einen neuen Begriff von Authentizität und von Realität. 
                    Viele unserer Filme spielen damit, dass es ein Dokumentarfilm 
                    sein könnte. In einem Film, L'ENFANT D'AMOUR sagt ein 
                    Kind einmal: "Mutter, wunder' Dich nicht, aber das Kamerateam 
                    ist gerade da." Das ist ein interessanter, erfrischender 
                    Umgang mit dem Problem.  
                    Es wird oft mit Dokumentation und Essay und Fiktion gespielt, 
                    etwa in dem Stadtfilm TOKIO NOISE. Oder SEVEN DAYS IN TEHERAN: 
                    Ein Spielfilm, der so tut, als würde er dokumentarisch 
                    ein Filmteam begleiten, dass im Iran eine Reportage dreht. 
                    Alles echt, nichts gebaut, trotzdem ist es fiktiv. 
                   
                     Also immer wieder die Imitation von Authentizität, 
                      künstliche Authentizität? 
                   
                   Ja. Ein wichtiges Thema, das durch die neuen Techniken kommt, 
                    und durch die Präsenz von Medien. Wir greifen das auf, 
                    zeigen Filme, die spannend sind, und schaffen das klassische 
                    Genre des Dokumentarfilms ab, bevor es die Spatzen von den 
                    Dächern pfeifen. Jeder unserer Filme ist ein Dokumentarfilm. 
                    Und "Dokument" ist eine Funktion. 
                   
                     Dann gibt es die erste richtige Werkschau von Zhang Yimou... 
                     
                   
                   Bei uns hat die Hommage die Funktion, den jungen Regisseuren 
                    einen Meister gegenüberzustellen. Es geht natürlich 
                    auch um die intensive Wirkung, die es hat, die Filme eines 
                    Autors zusammen zu sehen - eine Aufgabe, die eigentlich die 
                    kommunalen Kinos erledigen müssten. Das tun sie aber 
                    nicht.  
                   
                     Mannheim ist ein wichtiges Festival in Deutschland, aber 
                      gewiß das Wichtigste in Baden-Württemberg. Jetzt 
                      gibt es in Ludwigsburg fast zeitgleich plötzlich auch 
                      ein Festival...  
                   
                   Professionell gesehen bedeutet es gar nichts. Nur regionalpolitisch 
                    ist das vielleicht ein Problem. Denn manche Regionalpolitiker 
                    halten etwas offenbar automatisch für bedeutend, wenn 
                    es näher an Stuttgart liegt. Weil sie die internationale 
                    Perspektive gar nicht draufhaben.  
                    Aber ich verstehe nicht, warum die etwas machen, was keiner 
                    braucht. Trotz 200.000 Mark Preisgeld hat den Preis immer 
                    ein Film bekommen, der schon auf 17 Festivals lief. Das ist 
                    nur peinlich. Die Branche ist nicht so blöd. Und ich 
                    fürchte, man hat Christel Drawer nur mit ins Boot genommen, 
                    damit jemand schuld ist, wenn es nicht hinhaut.  
                   
                     Welche Bedeutung kommt eigentlich bei alldem der Filmförderung 
                      zu, die ja die bisherigen Kulturstaatsminister alle reformieren 
                      wollten?  
                   
                   Natürlich eine entscheidende. Ich halte sie für 
                    falsch, auch wenn sie noch so üblich geworden ist - diese 
                    furchtbare Vermischung von Kommerz und künstlerischer 
                    Qualität im Filmbereich. So als wären das dicke 
                    Freunde. Wir hätten gar keine Kunst im Bereich der Musik 
                    oder Literatur, wenn es nicht schon seit ewigen Zeiten einen 
                    unauflöslichen Gegensatz gegeben hätte zwischen 
                    Ökonomie und Qualitätsanspruch der Kunst. Ich kann 
                    die Kunst nicht danach beurteilen, wie viel Leute sie anschauen 
                    oder konsumieren wollen. Das ist Unsinn. Warum sollte nicht 
                    ein Land nur Qualität fördern und aufhören, 
                    die Halbqualität und die kunstgewerblichen Filme auch 
                    noch zu fördern?  
                   
                     Wobei man trotzdem noch sagen kann, dass der Film sowohl 
                      Kunst als auch Unterhaltungsmedium ist...  
                   
                   Kunst muss sowieso unterhalten. Basta. Wenn man dem künstlerisch 
                    anspruchsvollen Film sagt, er soll aber auch unterhaltend 
                    sein, dann fängt das Unglück an. Sagen wir ihm einfach, 
                    er soll gut sein. Holen Sie sich Fachleute, die sagen können, 
                    wann ein Film gut sein wird. Und dann wird das unterhaltsam 
                    sein. Es muss Schluss sein mit dieser Vermischung. Die hat 
                    uns ins Elend geritten in Deutschland, und es endete mit diesen 
                    ganzen Börsengängen. Als dann der Blödsinn 
                    zusammenbrach, habe ich gedacht: Jetzt werden sie es begreifen. 
                    Nichts tun sie bislang.  
                   
                     Welche Anforderungen sollte man denn an einen guten Film 
                      stellen dürfen?  
                   
                   Ich bin ja nicht Teil einer Lobby, ich denke einfach über 
                    die Sache nach auf der Basis unserer Erfahrungen mit dem Festival. 
                    Aber ich frage mich: Warum gibt es nicht eine Art Label für 
                    den guten Film? Und ein Gremium, das Qualitätsfilme von 
                    Schrott unterscheidet? Wenn das geschähe, könnte 
                    man dem Film einfach nur Punkte geben, einen Stern, zwei Sterne, 
                    drei Sterne. Wer drei Sterne hat, der kriegt die höchste 
                    Förderungssumme, wer zwei hat, die halbe, wer einen Stern 
                    hat nur noch ein bisschen was, und wer gar keinen hat, kriegt 
                    kein Geld, weder für die Produktion, noch für den 
                    Verleih, noch wenn er den Film im Kino zeigt. Ist doch simpel, 
                    oder? Wir brauchen ein Erkennungszeichen, das wäre auch 
                    für den Zuschauer gut.  
                   
                     Es gibt ja beispielsweise die evangelische Filmbewertung, 
                      die Prädikate vergibt, was wäre dazu der wesentliche 
                      Unterschied?  
                   
                   Das wären keine ideellen Prädikate, wie die der 
                    Kirchen. Es geht bei dieser Label- oder Markenidee darum, 
                    fürs kaufmännische Umgehen mit Film ein handfestes 
                    Zeichen zu schaffen. Das sind sozusagen Wertgutscheine für 
                    den Handel. Ich weiß, wenn ich diesen Film produziere 
                    und ich bekomme dafür diese drei Sterne, dann werde ich 
                    100 Prozent der möglichen Förderung kriegen, um 
                    ihn zu verleihen, und ich werde, wenn ich Kino mache und diesen 
                    Film zeige, 100 Prozent der möglichen Förderung 
                    kriegen. Und wenn ich nur einen Stern habe, werde ich eben 
                    nur dreißig Prozent kriegen, wenn ich gar keinen habe, 
                    nichts. Das weiß ich vorher. In ein solches am besten 
                    bei der Filmförderung selbst installiertes Gremium müssen 
                    allerdings keine Lobby-Experten sitzen, die Interessen vertreten, 
                    keine Lobbyisten, sondern solche, die ins Kino verliebt sind, 
                    wirkliche Experten, die unbedingt auch große Erfahrungen 
                    haben müssen mit solchen Beurteilungen.  
                   
                     Man müsste sich ja erst mal drauf verständigen 
                      können, dass dem Film und der Filmförderung eben 
                      eine besondere Bedeutung zuzumessen ist, eine gesellschaftlich 
                      funktionale. Wie würdest Du diesen Zusammenhang oder 
                      diese Funktion des Films definieren?  
                   
                   In Deutschland wird immer noch mindestens 300 Mal so viel 
                    Steuergeld aus gegeben für Theater und Oper wie für 
                    Film. Alle Filmförderungen zusammengenommen sind ein 
                    300-stel dessen, diese Relation ist komplett absurd. Film 
                    kann Kunst sein, das Zelluloid hat die selben Potenziale wie 
                    die Bühne oder ein Orchestergraben, mindestens dieselben. 
                    Wenn ich das begreife, kann ich nicht sagen: Ich schließe 
                    das vom Auftrag eines Staates, sich um die Kunst zu kümmern 
                    und sie zu pflegen und zu schützen, aus. Also braucht 
                    man Förderung und hat sie legitimiert. Nur muss diese 
                    Förderung aufhören, halbseidene Sachen, im Grunde 
                    kommerzielle Sachen zu fördern. Noch ein paar Zusatzkopien 
                    bezahlt für den SCHUH DES MANITU mit Steuergeldern - 
                    da wird einem doch schlecht. Konsalik bekam ja auch keine 
                    Steuergelder für einen neuen Roman...  
                   
                     Bislang ist es ja leider so, dass man auf Festivals Filme 
                      mit viel Interesse sieht, die aber viel zu selten einen 
                      Verleih finden. Wie sieht die Erfolgsbilanz des Festivals 
                      Mannheim-Heidelberg aus?  
                   
                   Wir haben jedes Jahr immerhin drei, vier Filme, die ins 
                    Kino kommen. Das kommen sie manchmal mit bescheidenem Erfolg 
                    und manchmal mit größerem Erfolg, aber dass er 
                    bescheiden ist, heißt nicht, dass der Film nicht sehr 
                    gut war. Der Verleiher hat einfach nicht mehr wirtschaftliches 
                    Potenzial. Und einen Film mit drei Kopien zu starten ist angesichts 
                    der drei- oder fünfhundert Kopien eines mittleren Mainstream-Films 
                    sehr bescheiden, oft wirkungslos. Da braucht man eben Hilfe... 
                   
                   
                     Sind mit dem Selbstverständnis, dem Konzept, mit 
                      dem Mannheim in der Vergangenheit erfolgreich war, auch 
                      die Weichen für künftigen Erfolg gestellt?  
                   
                   Unsere Konzentration auf Newcomer, die noch auf keinem großen 
                    Festival liefen, auch nicht in Cannes oder einem Nebenprogramm 
                    der Berlinale, funktioniert. Wir haben jedes Jahr mehr gute 
                    Filme zur Verfügung, als wir zeigen können. Wir 
                    haben nicht den leisesten Anflug einer Krise.  
                  
                     Wäre es nicht trotzdem denkbar, als Aushängeschild 
                      einen hoch dotierten Hauptpreis zu etablieren? In Mannheim-Heidelberg 
                      wurde ja stattdessen erst einmal das Preisgeld eingespart... 
                     
                   
                   Wir haben nicht einen Film weniger angeboten bekommen, weil 
                    die Preise nicht mehr dotiert sind. Es hat auch nie in den 
                    letzten fünf Jahren einer gefragt, ob die Preise dotiert 
                    sind und wieviel man gewinnen kann. Das interessiert die Filmemacher 
                    nicht. Man geht auf ein Festival, wenn es eine große 
                    und hohe Reputation hat, weil das förderlich ist, um 
                    ins Fernsehen zu kommen, Einkäufer oder Verleiher auf 
                    sich aufmerksam zu machen oder Geld für den nächsten 
                    Film zu bekommen.  
                    Dennoch: Für das, was wir machen, was wir dem Land geben, 
                    was wir auch der Bundesregierung geben, ist unser Etat sehr 
                    niedrig, ist das alles sehr wenig Geld - auch wenn wir in 
                    den letzten zehn Jahren den Etat verdreifacht haben. Dafür 
                    machen wir nun mal auch sehr viel. Und wir sind eben das einzige 
                    internationale Kulturereignis der Region. Ich sage nicht, 
                    das Mannheimer Nationaltheater sei unbedeutend. Es interessiert 
                    aber in Frankreich niemanden, uns dagegen findet man auch 
                    in Brasilien interessant. Wenn Sie nach Rio fliegen und jemanden 
                    vom Fernsehen treffen, dann kennt der von Mannheim wirklich 
                    nur unser Filmfestival.  
                  
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