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20.10.2005
 
 
         

Asia-Filmfest München
19.-23. Oktober 2005

 
       
 
 
 
 

Freunde des fernöstlichen Kinos dürfen sich freuen: Das Asia-Filmfest geht vom 19.-23. Oktober 2005 im Mathäser in die zweite Runde. Gegenüber den Anfängen im Vorjahr ist es deutlich gewachsen: 1 1/2 Tage länger, doppelt so viele Filme, dreimal soviele Vorstellungen, zwei Säle parallel - und zwei Städte: nächste Woche zieht das Festival nach Frankfurt weiter. Das FantasyFilmFest läßt grüßen.

Gezeigt wird ostasiatisches Unterhaltungskino pur, vom Blockbuster bis zum schrägen Action-Streifen. Hauptsache schnell, schrill, laut und gut. Eher ruhiges, kontemplatives Autorenkino im Stile Kim Ki-duks oder Kore-eda Hirokazus - mit dem der ostasiatische Film auf anderen Festivals Erfolge feiert - wird man hier vergeblich suchen. Aber die Übergänge sind fließend. Einige Filme liefen auch schon auf der Berlinale oder dem Münchner Filmfest. Programmschwerpunkte bilden dieses Jahr Japan mit 10 Filmen und eine kleine John-Woo-Werkschau mit den sechs bekanntesten Filmen aus seiner Zeit in Hongkong.

Dazu kommen vier Filme aus Südostasien, darunter CITIZEN DOG von Wisit Sasanatieng, der letztes Jahr mit dem quietschbunten THE TEARS OF THE BLACK TIGER begeisterte, und mit THE PRINCESS OF MOUNT LEDANG der bislang aufwendigste Film aus Malaysia.

Asien ist natürlich deutlich größer als diese paar Länder am Pazifik. Das haben auch die Festivalmacher bemerkt. So ist Indien, das produktivsten Filmland Asiens, immerhin mit einem Film vertreten. Allerdings scheint BLACK kein typischer Vertreter Bollywoods zu sein. Laut Programmheft ist er ohne Tanzeinlagen und mit zwei Stunden für indische Filme merkwürdig kurz. Die Inhaltsangabe verspricht für das Drama um ein taub-blindes Mädchen und ihren an Alzheimer erkrankten Lehrer und Vaterersatz aber genug Plot-Twists und Herzschmerz. Zudem spielt mit Amitabh Bachchan der Bollywood-Vater schlechthin mit. Man darf also gespannt sein.

Südkorea, das in den letzten Jahren aufregendste Filmland, ist diesmal nur mit zwei Filmen vertreten, darunter TAEGUKGI, einem klassischen Kriegsfilm um zwei Brüder die in die Höllen des Koreakrieges geraten. Aus China kommt KEKEXILI - MOUNTAIN PATROL, der gekonnt ein klassisches Western-Thema - Ranger im Kampf mit Wilderern - mit schönen Landschaftsaufnahmen aus der tibetanischen Hochebene und einen Touch Umweltschutz garniert. Im Gedächtnis haften bleibt hier vorallem eine im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Verfolgungsjagd: Wegen der dünnen Luft in der großen Höhe müssen Verfolger und Verfolgter besonders langsam rennen. Wer zu schnell ist verliert.

Bei den japanischen Filmen ist Vielfilmer Takashi Miike gleich zweimal vertreten. Mit THE CALL liefert Miike eine routiniert gemachte Synthese des modernen japanischen Horrorfilms. Die Grundidee - eine Art RINGU mit Handyviren statt Videos - ist bestechend schlüssig. Sie wird geschickt mit Elementen aus dem japanischen Original von DARK WATER kombiniert, die die düstere Stimmung erzeugen. Der Film lief letztes Jahr unter dem Titel ONE MISSED CALL auf der Berlinale und dem FantasyFilmFest. Zweiter Miike-Film im Programm ist das aufwendige Fantasyspektakel THE GREAT YOKAI WAR als Abschlußfilm.

TOKYO GODFATHERS, der einzige Anime des Festivals, erzählt die Geschichte von drei Obdachlosen in Tokyo, die an Weihnachten einen Säugling finden und schwören das Kind zu beschützen, komme was wolle. Wem die Geschichte bekannt vorkommt: Es ist das Remake von John Fords 3 GODFATHERS mit John Wayne aus dem Jahre 1948. Die Neufassung war letztes Jahr für den Oscar als bester Animationsfilm nominiert.

Keinesfalls verpassen sollte man den total abgedrehten SURVIVE STYLE 5+. Die Filmemacher hatten offenbar fünf schrille, ausgefallene Ideen für einen Film, die absolut nicht zueinander passen wollten. Jeder normale Produzent hätte daraus sicher 10 Filme gemacht. Nicht so bei SURVIVE STYLE 5+. Hier hat man alle Ideen zusammen in einen Film gestopft. Heraus kommt Chaos. Aber das stört nicht, im Gegenteil, der Film strotz so von Kabinettstückchen, daß man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Besonders brilliant: Kishibe Ittoku als biederer Familienvater, der sich in ein Huhn verwandelt, Asano Tadanobu als Mann, der seine Frau umbringt und im Wald verscharrt nur um sie bei der Heimkehr wieder lebend im Haus vorzufinden, worauf sich das ganze Spiel wiederholt, und schließlich Vinnie Jones als stillvoller britscher Profikiller. Wer hier noch Zeit hat, nach einem roten Handlungsfaden zu suchen, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

Kindheitserinnerungen weckt GODZILLA - FINAL WARS. Zum 50. Jahrestag des ersten Godzilla-Films produziert, kann man hier noch einmal ein Wiedersehen feiern mit allen Monstern, die einmal mit- oder gegen Godzilla gekämpft haben. Schon der Vorspann mit Szenen aus den vorangegangen Godzilla-Filmen bietet eine Reise durch 50 Jahre Filmgeschichte. Besonders toll: auch beim neuen Godzilla wurden bei den Trickaufnahmen überwiegend echte Modelle verwendet - eine wohltuende Abwechslung zum CGI-Matsch, der heute üblich ist.

Zum Schluß für Filmfreunde noch eine gute Nachricht: Fast alles ist als 35mm-Kopie angekündigt, auch die Filme aus der John-Woo-Werkschau, die ursprünglich nur als HD-Video-Projektion gezeigt werden sollten. Bleibt zu hoffen, dass es dabei bleibt und nicht wie im letzten Jahr häufig auf Video ausgewichen werden muß, weil die Filmkopie nicht rechtzeitig ankam. Ein Detail am Rande macht aber stutzig: Fast alle Filme sind im Programmheft als "Erstaufführung" gekennzeichnet, egal wie oft sie hier schon zu sehen waren - selbst John Woos THE KILLER, der in Deutschland jahrelang ganz normal im Verleih war. Egal, das wird uns die Freude nicht nehmen, die Filme sind ein (Wieder-)Sehen allemal wert.

Claus Schotten

Claus Schotten

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