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06.05.2004
 
 
       

Dokfest München 2004

 
       
  Am 7. Mai beginnt das Münchner Dokfest 2004. Die besten Filme wollen wir hier kurz vorstellen. Dabei sollten Sie diese Empfehlungen wirklich ernst nehmen, denn unsere Redakteurin Dunja Bialas hat die meisten Filme bereits gesehen.    
       
 
 
 
 

Dok-Filme, die man auf keinen Fall verpassen sollte

FLAMMEND' HERZ
Ein Film nicht nur für Tattoo-Freaks. Drei Urgesteine der Tattoo-Szene, heute um die 90 Jahre alt, sprechen von ihrer Tätowierleidenschaft und ihrer gemeinsamen Freundschaft. In wunderschönen Bildern, mit witzigen Protagonisten und gekonnt erzählt überraschte der Debütfilm von Andrea Schuler und Oliver Ruts bereits bei der diesjährigen Berlinale. Ein echtes Doku-Glanzstück.

THE FIVE OBSTRUCTIONS
Auch für die, die Lars von Trier eigentlich nicht mögen. Eine spannende Film-Herausforderung, initiiert vom Dogma-Begründer Lars von Trier, an seinen Landsmann Joergen Leth. Dieser drehte 1967 den essayistischen Kurzfilm DER PERFEKTE MENSCH und soll nun nach den Regeln des Lars von Trier Remakes seines eigenen Films erstellen. Die Regeln sind teuflisch ausgeklügelt und wollen Leth zu Fall bringen. Ganz im Sinne einer Trier-Therapie: Nicht das Perfekte ist für das Kino wichtig, sondern das Menschliche. Bemerkenswert sind die wunderschönen Self-Remakes, denen man gar nichts anderes als ihre Perfektheit wünscht, aberwitzig die Zusammenkünfte der beiden Regie-Altmeister im Haus Von Triers, wenn dieser bei Kaviar die nächsten Regeln diktiert.

DIX-SEPT ANS (SEVENTEEN)
Für alle Freunde des dokumentarischen Erzählkinos. Zwei Jahre lang filmte Regisseur Didier Nion den 17jährigen Jean-Benoit bei den Schwierigkeiten in Lehre, Liebe und Elternhaus. Als sein Protagonist nicht nur die Lehre hinschmeißen will, sondern auch aus dem Film aussteigen, mischt sich der Regisseur ein. Grenzüberschreitender Dokumentarfilm, der mit seinem Protagonisten, den Close-Ups und dem Bilder-Realismus an das gegenwärtige französische Erzählkino heranreicht. All is real, all is true.

STORY
Machte in Leipzig und Marseille Furore wegen seiner innovativen Dokumentarfilmsprache. Regisseurin Dana Ranga setzte den Astronauten Story Musgrave in eine Stahlzelle vor strahlendblauem Hintergrund und filmte seinen kahlen, weißleuchtenden Schädel aus ungewöhnlichen Blickwinkeln. Story erzählt, wie er die Weltraumfahrten erlebt hat, in welche Stimmung er durch sie getragen wurde, und was es für ihn emotional bedeutet, wieder auf der Erde zu sein. Die Stimme Musgraves, die zeitverzögerten Bildaufnahmen und das, was da erzählt wird, ziehen auf süchtigmachende Weise in den Bann. Reduction at its best!

S21 - DIE TODESMASCHINE DER ROTEN KHMER
Dotiert mit dem Europäischen Filmpreis 2003 zeigt dieser Film beispielhaft, wie Vergangenheit rekonstruiert werden kann, ohne auf Archivbilder zurückzugreifen. Regisseur Rithy Panh lässt Opfer und Täter des Pol Pot-Regimes im Folterzentrum S21 zusammenkommen und sie über ihre Todes-Erfahrungen sprechen, die Wächter Szenen des Gefängnisalltags in den leeren Räumen nachspielen. Eine plastische und äußerst lebendige Darstellung von Vergangenheit, die auf entlarvende Weise zeigt, bis zu welchem Grad der absolute Wille zum Gehorsam bei den Tätern immer noch präsent ist.

DOMESTIC VIOLENCE 2
Für alle Fans des Cinéma Vérité. Altmeister Frederik Wiseman zeigt nach seiner ersten Untersuchung über häusliche Gewalt, bei der es um die psychischen Folgen bei den Opfern ging, die Gerichtsverhandlungen mit den Tätern. Er zeigt die Verhandlungen in Echtzeit, in verschiedenen Kameraperspektiven. Durch die ungeschnittene Dokumentation der Wahrheitsfindung wird der Zuschauer in die Rolle des Urteilenden hineingezogen. Welcher Aussage kann er glauben? Sind die Männer tatsächlich alle eindeutige Täter? Wieviel Täterschaft liegt bei den Frauen, wie viel Selbstläufertum in den unglücklichen Kommunikationsabläufen zwischen Mann und Frau? Ein Dokument der Dekonstruktion von Eindeutigkeiten.

DUTCH LIGHT
Ode an das Licht. Das Licht Hollands scheint sich in besonderer Weise von dem Licht anderer Länder zu unterscheiden. Regisseur Pieter-Rim de Kroon fängt auf wunderbare Weise mit seiner Kamera Licht ein, und lenkt die Aufmerksamkeit auf das, was normalerweise als (unsichtbares) Medium der Sichtbarkeit überhaupt nicht ins Bewusstsein rückt. Hier zeigt sich die ganze Septième Art des Kinos. Ein Film, der wie kein anderer das Sehen lehrt.

Viel Spaß im Kino!

Dunja Bialas

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