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12.06.2003
 
 
       

Neue Filme aus den Ländern des Südens
Vorschau auf das 12. Internationale Film Festival Innsbruck (18. - 22.06.2003)

 
 
L’AUTRE MONDE
   
 
 
 
 

Ein kleines America Film Festival mit der Beschränkung auf Produktionen aus Lateinamerika war 1992 der Anfang, doch in den letzten elf Jahren hat sich nicht nur der Name geändert, sondern auch das Programm wurde erweitert. Geöffnet hat sich das Festival für Produktionen aus allen "Ländern des Südens", mit einem Geldpreis von 5000 Euro wird seit 1998 der beste Wettbewerbsfilm ausgezeichnet, eine jährliche Werkschau bietet Einblick in die Filmgeschichte und durch Rahmenveranstaltungen wie Workshops und Diskussionen werden die Filme in einen gesellschaftspolitischen Kontext gestellt. - Langsam, aber kontinuierlich hat sich Innsbruck so im deutschsprachigen Raum zu einer wichtigen Plattform für den afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Film entwickelt.

Unter den knapp 60 Filmen, die dieses Jahr gezeigt werden, finden sich mit "Lagaan", "Sometimes Happy, Sometimes Sad", "11´09´´01", "Göttliche Intervention (Yadon ilaheyya)" oder "Forget Baghdad" zwar auch Produktionen, die schon in den deutschsprachigen Kinos starteten, dennoch dürfte das Programm zahlreiche Möglichkeiten für Entdeckungen bieten.
Der Japaner Yosuke Nakagawa schildert beispielsweise in "Departure" drei junge Erwachsene, die die Schule abgeschlossen haben. Bevor für jeden von ihnen mit Studium oder Berufsantritt ein neuer Lebensabschnitt beginnt, treffen sie sich zu einer Abschiedsfeier. Abgegriffen klingt die Geschichte, doch in Nakagawas lakonischer Inszenierung, im Verzicht auf alles Spektakuläre und in der genauen Beobachtung gewinnt dieser Film große Intensität. Gespannt sein darf man auch auf Kei Kumais "The Sea Watches", der nach einem Drehbuch von Akira Kurosawa entstand. Der von Kurosawa wegen seiner einfühlsamen Darstellung von Frauengestalten bewunderte Kumai erzählt darin eine romantische, im 19. Jahrhundert spielende Liebesgeschichte zwischen einem Samurai und einer Prostituierten.

Stark vertreten in Innsbruck sind der Subkontinent Indien und Sri Lanka. Historisches wie der 1664 spielende "Fire and Water", in dem Jayantha Chandrasiri mit surrealistischem Humor von den Machtkämpfen und den Intrigen zwischen einem Maharadscha, einem Geisterbeschwörer und einer kritisch denkenden jungen Frau erzählt, steht neben Sozialkritischem. Linton Semage widmet sich in "Pickpocket" den Not leidenden Bauern, die in die Städte ziehen, um in der Textilindustrie Arbeit zu finden und Mani Ratnam thematisiert in "A Peck on the Cheek" den blutigen Kampf zwischen der tamilischen und der singalesischen Kultur auf Sri Lanka.
Während sich Shaji N. Karun in "Nishad" mit den Konflikten im Norden des Subkontinents, dem 1971 drohenden Krieg zwischen Pakistan und Indien sowie der Situation des exilierten tibetischen Volks auseinandersetzt, geht der Schweizer Christian Frei in seinem Dokumentarfilm "Bollywood im Alpenrausch" den Auswirkungen der filmischen Beziehungen zwischen Indien und der Schweiz auf den Tourismus nach.

Mit aktuellen Problemen beschäftigt sich Alain Gomis in "L´Afrance", in dem ein senegalesischer Student in Paris mit seiner Abschiebung rechnen muss. Konventionell, aber packend erzählt Gomis diese Geschichte und zeigt diese Afro-Franzosen auch als Verlorene zwischen zwei Welten. Dass für diese auch die Rückkehr in das fremde Land ihrer Eltern keine Lösung darstellt, zeigt der Algerier Merzak Allouache in "L´Autre Monde": Als aufgewühlten Staat, dessen Alltag von islamischem Fundamentalismus geprägt ist, lernt die Französin Yasmine die algerische Heimat ihrer Eltern kennen.

Kein anderer Filmemacher hat freilich in den letzten 45 Jahren Afrika mit der Kamera vom ethnographischen Standpunkt aus so genau erforscht und den Europäern nahe gebracht wie der Franzose Jean Rouch. Während diesem Altmeister in Innsbruck eine fünf Filme umfassende Hommage gewidmet ist, wird das Schaffen Jean-Marie Tenos, des wichtigsten Dokumentarfilmemachers Afrikas, durch die Präsentation dreier Werke gewürdigt. Teno selbst wird dazu einen Workshop über die Möglichkeiten des Dokumentarfilms im Kino leiten.

Nähere Informationen und detailliertes Programm unter: www.iffi.at

Walter Gasperi

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