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Phantastische Reisen

  08.03.2001
 
 
 
 


"Fiction & Science" lautet das Motto der diesjährigen Frühjahrsbuchwoche. Und kaum ein Thema eignete sich besser für eine begleitende Filmreihe als dieses. Denn außer der Wissenschaft selber sind es vor allem die Phantasien der Kinobilder, die die Literatur inspirierten, als umgekehrt.
Eine kluge, attraktive Mischung aus 14 Werken hat jetzt Ralf Schenk im Auftrag des Kulturreferats für das Atelier-Kino zusammengestellt. Neben einen Klassikern kann man dort vor allem ein paar selten zu sehenden Beispielen aus der DDR zu begegnen - dort hatte man verglichen mit den Brüdern und Schwestern im Westen seit jeher offenbar mehr Phantasie, oder mehr Grund, sich in fremde Welten wegzuträumen.
Der interessanteste von ihnen ist SIGNALE (1970). Gottfried Kolditz versucht sich hier an einem bewussten Gegenstück zu Stanley Kubricks Welterfolg 2001 - ODYSSEE IM WELTRAUM (der jetzt gerade wieder in den Kinos läuft). Statt trüb-depressivem Weltraumrealismus und mythischem Todestraum bietet er real existierenden Optimismus. Während auch DER SCHWEIGENDE STERN (1959) nach Stanislaw Lem das Genre ernst nimmt, nutzt es DER MANN MIT DEM OBJEKTIV (1961) von Frank Vogel zur Satire über die ostdeutsche Gegenwart kurz vor dem Mauerbau. Klassiker des Genres sind die Tarkowski-Filme STALKER und SOLARIS, beide eher dem subtilen Trübsinn Kubricks verpflichtet. Gegenüber all diesen osteuropäischen Filmen ganz andere Akzente setzt die virtuose Phantasie der Gebrüder Wachowski: MATRIX (1999) ist eigentlich der politische Streit zwischen dem sozialdemokratischen und dem neoliberalen Politikmodell, gewürzt mit einem ziemlich kräftigen Schuß US-Messianismus - nichtsdestotrotz ein genialer Wurf.
Noch dreckiger als dort war die Zukunft nur 1978: MAD MAX liefert den bitteren Kommentar zu Ökopax-Phantasien und zeigt, wie's nach dem "Day After" tatsächlich zugehen würde. Als großer Sieger aus diesem postapokalyptischen Italo-Western ging der Schauspieler Mel Gibson hervor, dem der Film den Weg zur späteren Hollywood-Karriere bahnte.
Die größten Helden des SF liefern aber zwei Neo-Noirs: Andrew Niccols GATTACA (1997) der Gentechnologie, Reinheitsphantasie und 30er-Jahre Ästhetik elegant verschmilzt, und die Detektiv-Story BLADE RUNNER, einer der besten Filme aller Zeiten. Der ist bereits heute um 21 Uhr zu sehen, zur Eröffnung um 18 Uhr gibt's vorher Fritz Langs METROPOLIS, zum dem man an dieser Stelle nichts mehr sagen muss.
Täglich bis 14.Mäz, 18:00/18:30 und 21:00 Uhr, Vorbestellungen unter Tel. 591918

Rüdiger Suchsland

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