"Fiction & Science" lautet das Motto der diesjährigen
Frühjahrsbuchwoche. Und kaum ein Thema eignete sich besser für eine
begleitende Filmreihe als dieses. Denn außer der Wissenschaft
selber sind es vor allem die Phantasien der Kinobilder, die die
Literatur inspirierten, als umgekehrt. Eine kluge, attraktive
Mischung aus 14 Werken hat jetzt Ralf Schenk im Auftrag des
Kulturreferats für das Atelier-Kino zusammengestellt. Neben einen
Klassikern kann man dort vor allem ein paar selten zu sehenden
Beispielen aus der DDR zu begegnen - dort hatte man verglichen mit
den Brüdern und Schwestern im Westen seit jeher offenbar mehr
Phantasie, oder mehr Grund, sich in fremde Welten wegzuträumen.
Der interessanteste von ihnen ist SIGNALE (1970). Gottfried Kolditz
versucht sich hier an einem bewussten Gegenstück zu Stanley
Kubricks Welterfolg 2001 - ODYSSEE IM WELTRAUM (der jetzt gerade
wieder in den Kinos läuft). Statt trüb-depressivem
Weltraumrealismus und mythischem Todestraum bietet er real
existierenden Optimismus. Während auch DER SCHWEIGENDE STERN (1959)
nach Stanislaw Lem das Genre ernst nimmt, nutzt es DER MANN MIT DEM
OBJEKTIV (1961) von Frank Vogel zur Satire über die ostdeutsche
Gegenwart kurz vor dem Mauerbau. Klassiker des Genres sind die
Tarkowski-Filme STALKER und SOLARIS, beide eher dem subtilen
Trübsinn Kubricks verpflichtet. Gegenüber all diesen
osteuropäischen Filmen ganz andere Akzente setzt die virtuose
Phantasie der Gebrüder Wachowski: MATRIX (1999) ist eigentlich der
politische Streit zwischen dem sozialdemokratischen und dem
neoliberalen Politikmodell, gewürzt mit einem ziemlich kräftigen
Schuß US-Messianismus - nichtsdestotrotz ein genialer Wurf.
Noch dreckiger als dort war die Zukunft nur 1978: MAD MAX liefert
den bitteren Kommentar zu Ökopax-Phantasien und zeigt, wie's nach
dem "Day After" tatsächlich zugehen würde. Als großer Sieger aus
diesem postapokalyptischen Italo-Western ging der Schauspieler Mel
Gibson hervor, dem der Film den Weg zur späteren Hollywood-Karriere
bahnte. Die größten Helden des SF liefern aber zwei Neo-Noirs:
Andrew Niccols GATTACA (1997) der Gentechnologie,
Reinheitsphantasie und 30er-Jahre Ästhetik elegant verschmilzt, und
die Detektiv-Story BLADE RUNNER, einer der besten Filme aller
Zeiten. Der ist bereits heute um 21 Uhr zu sehen, zur Eröffnung um
18 Uhr gibt's vorher Fritz Langs METROPOLIS, zum dem man an dieser
Stelle nichts mehr sagen muss.
Täglich bis 14.Mäz, 18:00/18:30 und 21:00 Uhr, Vorbestellungen
unter Tel. 591918
Rüdiger
Suchsland
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