Mit den bemerkenswerten Filmen ist's im Kinoprogramm gelegentlich
wie mit den Ostereiern im Garten: Sie sind versteckt. Beweise
für diese phänomenale These? Bitteschön:
Alle, die
Ostersonntag-Vormittag nicht in der Kirche verbringen oder beim
Osterfrühstück (- oder deren Kirche das Kino ist) können
beispielsweise wesentlich dümmere Dinge tun als sich daran zu
erinnern, dass es im Gloria allwöchentlich just Sonntags diese
hauptsächlich von Rentnern frequentierten Matineen gibt. Da läuft
nämlich mal wieder ein deutscher Film von 1944 - soweit nichts
ungewöhnliches. Aber diesmal hat man (womöglich als Ostergeschenk?)
einen herausgesucht - DEN einen, kann man fast sagen -, der nicht
nur für bräunliche Kameraden und Distanz bewahrende Filmhistoriker
bedenkenlos genießbar ist: Helmut Käutners GROßE FREIHEIT NR.7. Ein
kleines Wunder, dass dieser Film damals gedreht werden konnte -
kein Wunder, dass er in Deutschland erst mal nicht gezeigt werden
durfte. Also auf, ihr FreundInnen des Blonden Hans und seines
Schifferklaviers, oder Käuthners, oder einfach guten Kinos -
schöner als auf großer Leinwand kann man dieses Agfacolor-Oeuvre
nicht gucken. (GROßE FREIHEIT NR. 7: Gloria, So.
11:00)
Und noch was, was a) beim Studium des dieswöchigen
Filmprogramms nicht allzu leicht ins Auge sticht, und b) allen
Nicht- und Un- und lediglich nominellen Christen zur Festvermeidung
gereichen mag. Am allerheiligsten Karfreitag nämlich bietet das
Rottmann wieder was für Hindus und solche, die es werden wollen.
Sowie für alle, die einfach gerne quietschbunte, saft- und
kraftvolle, hyperkommerzielle indische Musicals sehen. TAAL heißt's, einen
schönen Soundtrack mit vielen Gesangs- und Tanznummern hat's. Und
seit wir neulich endlich einmal selbst den Weg in's Rottmann
gefunden haben, um ein Bollywood-Musical zu gucken, können wir auch
halbwegs dafür bürgen, dass bei denen Originalfassung OHNE
Untertitel auch für Leute, die keines Wortes Hindi mächtig sind,
keine unüberwindbare Verständnisbarriere darstellt. Das läuft
großteils nach so wohlbekannten Genre-Mustern ab, dass man ziemlich
problemlos mitkommt, wer da was von wem will u.ä. (TAAL (OF):
Neues Rottmann, Fr. 16:00, 19:30)
Jetzt müssen wir etwas mogeln - aber auch beim Ostereier-Verstecken
gibt's ja immer ein oder zwei, die ganz leicht zu finden sind.
Und insofern erwähnen wir hier auch noch mal die Hitchcock-Retro
des Filmmuseums. Okay, okay, haben wir schon reichlich oft
getan. Aber diesmal ist's erneut nötig und legitim, weil da
nicht nur Filme von Hitchcock laufen. Sondern ein Wochenende
angesetzt ist mit Filmen um des Meisters größtem Meisterwerk
VERTIGO herum.
(Aktuelle Kurzwarnung: Freilich sollte man sich keine Chance
entgehen lassen, VERTIGO mal wieder im Kino zu sehen. Allerdings
läuft die "restaurierte" Fassung, die zwar optisch eine erfreuliche
Lösung darstellt, bei der aber die Tonspur in Grund und Boden
verschlimmbessert wurde. Klangmischungen von Bernard Herrmanns
Musik sind haufenweise dahin, weil im Stereopanorama auseinandergerissen,
Geräusche sind viel zu laut und aufdringlich, und Räume -
eines der Hauptthemen des Films überhaupt - entstehen jetzt
im Kopf teilweise ganz andere. Pfui bäh - wie wir bereits
einmal ausführlicher erörterten.)
Jedenfalls gibt's schöne Sachen von Chris Marker (SANS SOLEIL - allerdings
in der deutschen Fassung!?), Douglas Gordon, Mel Brooks (dessen
HIGH ANXIETY (HÖHENKOLLER)
zwar mit den Jahren immer mehr verliert, aber doch zumindest
einmal Pflicht für alle Hitchcock-Fans sein sollte). Und vor
allem - unser spezieller Tip - Brian De Palmas OBSESSION. Ein schwelgerisches,
üppiges, symphonisches Riff auf VERTIGO mit einer bombastischen
Filmmusik von Bernard Herrmann.
(FILMMUSEUM:
Thema: Hitchcocks VERTIGO, Fr.-So., Titel und Zeiten siehe Programm)
Der Grund, warum wir nun die abschließenden Empfehlungen unseres
Herrn Oehmann nicht verstecken, ist ein ganz einfacher: Der braucht
sich damit nicht zu verstecken. Sind doch pfenniggute und völlig
respektable, pfeilgrade und ganz schön was hermachende
Empfehlungen. Mit denen wir Sie in eine hoffentlich freudens- und
segensreiche Woche entlassen. Oder?: "Samstags Fußball, Sonntag
Lindenstraße."
Viel Spaß dabei und Frohe Ostern wünscht
Die
Artechock-Redaktion
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