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Sieben Leben hat die Katze, Ulf Miehe hatte nur eins.

  15.07.1999
 
 
 
  Vor zehn Jahren starb der Münchner Schriftsteller und Filmemacher. Um dem wie seine Autorenfreunde Rolf-Dieter Brinkmann und Jörg Fauser viel zu früh Gestorbenen (aber wann stirbt einer schon zu spät?) zu gedenken, hatten sich Freunde und Kollegen Miehes im Literaturhauscafé versammelt. Es gab Lesungen, Videos und Ansprachen.

Daß Ulf Miehe fehlt, und zwar nicht nur seinen Freunden, sondern als Künstler der ganzen Republik, das war an diesem Abend kein abgedroschenes Klischee, wie es bei Nachrufen üblich ist. Doch vielleicht ist dieser Satz auch wieder eins?

Ulf Miehe hat Klischees immer gehaßt: Der Lektor Martin Compart machte darauf aufmerksam. Er beschrieb den Krimiautor Miehe, der die Anfang der 70er modischen Sozikrimis verabscheute, und "schnell, hart, ursprünglich" schreiben wollte, nach dem Vorbild der geliebten hard-boiled Stories des Film Noir. Sehr filmisch sind darum Miehes Bücher, "Ich hab' noch einen Toten in Berlin" und "Puma". "Beides sind Marksteine in der an Marksteinen nicht gerade dichten deutschen Krimilandschaft.

Daß so einer Filme machen mußte, ist klar. Aber auch hier bleibt das Bild eines Unvollendeten: Der Italo-Heimatwestern "Jaider - Der einsame Jäger" bekam zwar den Bundesfilmpreis, sein Autor aber keine neuen Aufträge. Zwar entstanden noch zwei weitere Filme ("John Glückstadt" ist am Freitag um 18 Uhr noch einmal im Filmmuseum zu sehen), aber trotz regelmäßiger Arbeit an TV-Drehbüchern wurde Miehe seinen Platz zwischen den Stühlen nie so recht los. "In Frankreich wäre Ulf Miehe ein ganz Großer geworden" meinte Compart. Warum nicht in Deutschland?

Die Beiträge zweier Freunde, von Uwe Brandner, der wie Miehe mal Autor und mal Regisseur ist, und von Miehe Co-Autor Klaus Richter, der zuletzt mit dem Script für "Comedian Harmonists" groß herauskam, gaben Antwort. Brandner erinnerte an die "künstlichen Paradise" die er mit dem Freund besucht hatte, von denen hier aber zuwenige etwas wissen wollten. Und Richters eindringliche Rede an den Freund schilderte treffend die "Fernsehfritzen", die "dummschlauen Besserwisser" mit denen sich Miehe tagtäglich auseinandersetzen mußte. Bei aller Übertreibung - die meisten im Saal erkannten die eigenen Verhältnisse nur zu gut wieder.
Schnitt. Und noch einmal Martin Compart: "Wie marode ist eine Populärkultur, die zwischen Modern Talking und Sigfried Lenz nicht mehr zu bieten hat, als Derrick oder bewegte Männer?"

Rüdiger Suchsland

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