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12.11.1998
 
 
   
 

Sound, Vision, Ironie und tiefere Bedeutung
Reden, Filme, ein Seminar und eine Ausstellung über Musikvideos

 
     
 
 
 
 

Videoclips sind die revolutionärste und derzeit einflußreichste Inszenierungsform der Popkultur. Hier wuchern die neuesten Metastasen des Zeitgeists, unsere täglich Gehirnwäsche steuern wir per Fernbedienung, Freiheit und Kapital gehen innigste Verbindungen ein...
Ein gutes Video klebt nicht eng am Song, sondern greift dessen textliche und musikalische Vorgaben auf, und transformiert sie zu etwas ganz Eigenständigem.

Das, was gern als Vorwurf gegen Musikvideos ins Feld geführt hat, dürfte ihr wichtigster Vorzug sein: Die Errungenschaften der Avantgarde vermischen sich untrennbar mit den Interessen der Kulturindustrie, elitäres Kennertum und Massengeschmack treten in Dialog. Doch keine Angst: Teddy Adorno wird sich nicht im Grab übergeben, er würde heute Videos gucken und versuchen, auch hier alle unzweifelhaft enthaltenen Befreiungspotentiale herauszufiltern und vom Schleim des universalen Verwertungszusammenhangs zu trennen.
So ganz säuberlich -das ist die Pointe aller Pop-Kultur- sind solche Trennungen freilich nicht vorzunehmen. Videos verschleifen alle Unterschiede und vermixen elegant Bildende Kunst, Film, TV, Werbung, Politik und -klar- Musik. Längst haben Videos eine ganz eigene Sprache ausgebildet.

Was Not tut, ist dieses Phänomen nicht länger nur staunend zu beobachten, sondern sinnvoll zu beschreiben.
Genau das unternimmt jetzt Andreas Rost vom Münchner Kulturreferat. Die alljährlichen REDEN ÜBER FILM, die Rost organisiert, drehen sich diesmal um das Thema "Filmmusik, Musikfilm und Videoclip", also um die hochinteressante Wechselbeziehung zwischen Film und Musik, die im Musikfilm und im Videoclip zu Einheiten verschmelzen. Im Dezember gibt es dann im Deutschen Museum noch eine Ausstellung namens POP-VIDEO, die einen "Querschnitt durch 30 Jahre Clipkunst" bieten will.

Das visuell aufregende Material, das schon alleine einen Besuch wert wäre, wird durch weitere Vorträge und Vorführungen ergänzt. Auftreten werden dort unter anderem: Dieter Gorny, Tina Bausch und Asta Baumöller (VIVA ZWEI), Ulf Poschardt (SZ-Magazin) und Udo Kittelmann (Kölnischer Kunstverein).

Schließlich und endlich, für alle dies nicht lassen können: Andreas Rost höchstselbst gibt am Kunsthistorischen Institut ein Blockseminar im Dezember über das gleiche Thema. Ernstgemeinte Anmeldungen sind -vermutet der Verfasser- auch trotz stattgefundener Vorbesprechung nach wie vor willkommen.

Wir berichten weiter ...

Rüdiger Suchsland

P.S.: Wie immer entprechen geäußerte Ansichten natürlich nicht der Meinung der ganzen Redaktion, diesmal scheint es mir aber besonders wichtig, darauf hinzuweisen, daß sich nicht alle Redakteure Theodor Wiesengrund Adorno beim Videogucken vorstellen können - bzw. wollen. Max Herrmann

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