Zwei jugendliche Trunkenbolde ziehen durch die Nacht: In der
Tankstelle pfeifen sie sich schon mal ein paar "Jägermeister" rein,
danach werden dann die Bier-Sixpacks vernichtet. Doch selbst in
diesem Zustand ist's ihnen im Theater zu langweilig, Spaß macht erst
das Herumtollen in den Gewölben der Leichenhallen eines großen
Krankenhauses. Dies ungefähr ist die Zusammenfassung von Matthias
Lehmanns Kurzfilm PAS DE DEUX, für den der Münchner Filmhochschüler
jetzt den Förderpreis für Film der Stadt München verliehen bekam.
Verlierer des Lebens und der Umgang mit dem Tod – so könnte man die
Leitmotive aller ausgezeichneten Filme zusammenfassen. Aber es waren
doch vier sehr verschiedene, von ganz eigenen Fimhandschriften
geprägte Filme, die am Dienstagabend die drei mit je 12.000 Mark
dotierten Förderpreise für Spielfilm, Kurzfilm und Dokumentation
(hier wurde der Preis geteilt) entgegennahmen: Benjamin Herrmanns
Kurzspielfilm DER GROSSE LACHER erzählt das Schicksal eines Looser
aus der Medienbranche gespielt von Edgar Selge. Die realen Looser
unserer Zeit, Münchner Obdachlose, beschreibt Harald Rumpfs vielfach
prämierter MÜNCHNER FREIHEIT, wie Thomas Riedelsheimers
METAMORPHOSEN (über sehr verschiedene Arten, mit dem Tod umzugehen)
eine Dokumentation.
Daß die Preisgekrönten allesamt Filmemacher "jenseits des
Mainstream" seien, hob Kulturreferent Julian Nida-Rümelin hervor,
der zudem die Gelegenheit zu grundsätzlichen Bemerkungen über die
städtische Filmpolitik nutzte: Vor allem die Hoffnung, den "Diskurs
über Film" zu beleben und die Aussicht auf "bessere
Raummöglichkeiten" für das Filmmuseum erfreute das Publikum.
Demgegenüber enttäuschte, daß es offenbar noch immer nötig ist, das
Offensichtliche zu begründen: Auch Film sei ein "Bestandteil der
Kulturgeschichte" stellte Nida-Rümelin fest.
Grund zum Feiern gab es trotzdem genug, und Künstler,
Filmprominenz und andere Gäste blieben nach der Preisverleihung
noch lange im Stadtcafé.
Rüdiger
Suchsland
|