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Nun geht’s hinein ins Tal der Tränen, in’s Zährenreich,
dorthin, wo Männer nur zum Kleenex-reichen gebraucht werden. Ab
vierzig werden die tollen Rollen für weibliche Stars recht rar, also
seit heute auch für Michelle Pfeiffer. Viele Schauspielerinnen
müssen dann an Krebs sterben oder um entführte Kinder bangen und
überhaupt viel heulen, um noch einigermaßen groß auf den Plakaten
erscheinen zu dürfen. So wie Merryl Streep eben, die geborene
Vierzigjährige, die immer so tapfer ist und auf Befehl flennen kann.
Drum, Michelle, altes Triefauge, sei wachsam! Bisher war sie zwar
auch nicht weit vom Wasser gebaut, aber es steht zu befürchten, daß
es nun noch tragischer zugeht in ihren Filmen. Die Fortsetzung von
„Grease“ hat sie durchmachen müssen und diverse TV-Serien, bis sie
1983 ihren Aufstieg mit „Scarface“ begann, seitdem haben alte
Haudegen wie Sean Connery, Robert Redford, Al Pacino und Jack
Nicholson ihre angeblich collagengespritzten Lippen geknutscht, ihre
Gagen sind deutlich höher geworden und zweimal wurd sie für den
Oscar vorgeschlagen. Rehleingleich schreckt sie auf der Leinwand
gerne vor der bösen Welt zurück, vor ihren faschistischen
Landsleuten, vor bedrohlichen Männern oder gar vor der Sexualität im
Allgemeinen, zur Abwechslung kokettiert sie dann wieder mit ihren
Schattenseiten, z.B. in “Wolf“ oder als Catwoman in „Batman
returns“. Einen Haushalt hatte sie bisher kaum zu führen. Michelle
Pfeiffer kam immer von ihrem stressigen Job zurück in ihre perfekt
aufgeräumte Designer-Wohnung, machte sich einen Becher mit gesunder
Nahrung auf und kuschelte sich versonnen an ihren Türstock, wie es
selbstständige, einsame Frauen eben manchmal tun. Das wird
sicherlich noch öfter ihre Aufgabe sein, wenn ihre älteren Co-Stars
demnächst weggestorben sind, und Gleichaltrige, wie George Clooney,
statt ihrer lieber dahergelaufene Starlets abschleppen. Michelle
Pfeiffer könnte sich dann aber auf ihre Stimme besinnen, die sie in
„The Fabelhaften Baker-Boys“ so herzzerreissend säuseln ließ. Wer so
schön singen kann, hat auch in Zukunft keinen Grund zu weinen.
Richard Oehmann
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