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Triefauge sei wachsam
Michelle Pfeiffer feiert am Freitag ihren 40. Geburtstag

  28.05.1998
 
 
 
 


Nun geht’s hinein ins Tal der Tränen, in’s Zährenreich, dorthin, wo Männer nur zum Kleenex-reichen gebraucht werden. Ab vierzig werden die tollen Rollen für weibliche Stars recht rar, also seit heute auch für Michelle Pfeiffer. Viele Schauspielerinnen müssen dann an Krebs sterben oder um entführte Kinder bangen und überhaupt viel heulen, um noch einigermaßen groß auf den Plakaten erscheinen zu dürfen. So wie Merryl Streep eben, die geborene Vierzigjährige, die immer so tapfer ist und auf Befehl flennen kann. Drum, Michelle, altes Triefauge, sei wachsam! Bisher war sie zwar auch nicht weit vom Wasser gebaut, aber es steht zu befürchten, daß es nun noch tragischer zugeht in ihren Filmen. Die Fortsetzung von „Grease“ hat sie durchmachen müssen und diverse TV-Serien, bis sie 1983 ihren Aufstieg mit „Scarface“ begann, seitdem haben alte Haudegen wie Sean Connery, Robert Redford, Al Pacino und Jack Nicholson ihre angeblich collagengespritzten Lippen geknutscht, ihre Gagen sind deutlich höher geworden und zweimal wurd sie für den Oscar vorgeschlagen. Rehleingleich schreckt sie auf der Leinwand gerne vor der bösen Welt zurück, vor ihren faschistischen Landsleuten, vor bedrohlichen Männern oder gar vor der Sexualität im Allgemeinen, zur Abwechslung kokettiert sie dann wieder mit ihren Schattenseiten, z.B. in “Wolf“ oder als Catwoman in „Batman returns“. Einen Haushalt hatte sie bisher kaum zu führen. Michelle Pfeiffer kam immer von ihrem stressigen Job zurück in ihre perfekt aufgeräumte Designer-Wohnung, machte sich einen Becher mit gesunder Nahrung auf und kuschelte sich versonnen an ihren Türstock, wie es selbstständige, einsame Frauen eben manchmal tun. Das wird sicherlich noch öfter ihre Aufgabe sein, wenn ihre älteren Co-Stars demnächst weggestorben sind, und Gleichaltrige, wie George Clooney, statt ihrer lieber dahergelaufene Starlets abschleppen. Michelle Pfeiffer könnte sich dann aber auf ihre Stimme besinnen, die sie in „The Fabelhaften Baker-Boys“ so herzzerreissend säuseln ließ. Wer so schön singen kann, hat auch in Zukunft keinen Grund zu weinen.

Richard Oehmann
 

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