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Splatter TV

  16.04.1998
 
 
 
  Es war ein schreckliches Osterwochenende. Was haben wir gelitten ! Barbarei pur auf fast allen Kanälen, Splatter und in einem fort pure Versündigung am abendländischen Kulturgut. Was ist geschehen ?

Die Privat-Barbaren von SAT 1 wollten David Leans LAWRENCE VON ARABIEN zeigen, und was taten sie ? Mit diversen Werbepausen - ich habe mir nur einen Teil der unerträglichen Verstümmelung angeschaut - wurde der Film in kleine kurze Bits aufgeteilt. Das darf man sowieso nicht tun, mit diesem Film aber erst recht nicht. Und es kam noch schlimmer: Die SAT 1-Barbaren scheuten sich auch nicht, in einer zwanzigminütigen Pause außer der Werbung noch die Abend-Nachrichten zu bringen.

Einen Tag später wurde ein anderer Film-Klassiker von Pro7 verhackstückt. SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, großspurig als "Director’s Cut" angepriesen, zeigte man dort nicht nur in der üblichen Form als Mehrteiler, sondern zusätzlich noch mit einigen Filmstücken, die nachträglich in den Film hineingeschnitten wurden. Doch nicht etwa vom Regisseur, oder nach dessen autorisiertem Konzept - Pustekuchen ! Ein "Cineast" hatte die Schnipsel aufgespürt und dem dankbaren Sender angedreht, der sich darob nicht nur als Sachwalter der Filmkunst aufspielen und die Neufassung mit entsprechendem Werbebombast promoten konnte, sondern durch die längere Dauer natürlich auch mehr Werbepausen... - Wir haben verstanden!

Warum nur, warum nur wehrt sich keiner dagegen? Warum wird jede Unverschämtheit akzeptiert, wenn sie nur durch irgendeine Rechtslücke ermöglicht und vom marktwirtschaftlichen Erwerbsstreben geheiligt wird?

Aber Filme sind Kunstwerke, mit denen man nicht machen darf, was man will ! Es ist zum Kotzen ! Stellen wir uns vor: Picassos Guernica in drei Teile zerschnitten und zwischen den Rändern ein Werbestreifen, Beethovens Symphonien mit Gogogirls, die über die Bühne laufen. Aber ein derangiertes, geschmacksverbildetes deutsches Publikum, bei dem FLUBBER auf Platz zwei, DER SCHAKAL nach vier Wochen immer noch auf Platz 4 der highlights befindet, und Film nur dann Kunst ist, wenn Hans Albers mitspielt, oder das sich gar noch darüber freut, daß es in der Pause zum kollektiven Austreten marschiert und seine schwache Blase wieder ausgleichen kann... Was soll man da schon erwarten ?

Im Zorn:

Rüdiger Suchsland
 

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