Es war ein schreckliches Osterwochenende.
Was haben wir gelitten ! Barbarei pur auf fast allen Kanälen,
Splatter und in einem fort pure Versündigung am abendländischen
Kulturgut. Was ist geschehen ?
Die Privat-Barbaren von SAT 1 wollten David Leans LAWRENCE VON
ARABIEN zeigen, und was taten sie ? Mit diversen Werbepausen - ich
habe mir nur einen Teil der unerträglichen Verstümmelung angeschaut
- wurde der Film in kleine kurze Bits aufgeteilt. Das darf man
sowieso nicht tun, mit diesem Film aber erst recht nicht. Und es
kam noch schlimmer: Die SAT 1-Barbaren scheuten sich auch nicht, in
einer zwanzigminütigen Pause außer der Werbung noch die
Abend-Nachrichten zu bringen.
Einen Tag später wurde ein anderer Film-Klassiker von Pro7 verhackstückt.
SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, großspurig als "Director’s Cut"
angepriesen, zeigte man dort nicht nur in der üblichen Form
als Mehrteiler, sondern zusätzlich noch mit einigen Filmstücken,
die nachträglich in den Film hineingeschnitten wurden. Doch
nicht etwa vom Regisseur, oder nach dessen autorisiertem Konzept
- Pustekuchen ! Ein "Cineast" hatte die Schnipsel aufgespürt
und dem dankbaren Sender angedreht, der sich darob nicht nur
als Sachwalter der Filmkunst aufspielen und die Neufassung
mit entsprechendem Werbebombast promoten konnte, sondern durch
die längere Dauer natürlich auch mehr Werbepausen... - Wir
haben verstanden!
Warum nur, warum nur wehrt sich keiner dagegen? Warum wird
jede Unverschämtheit akzeptiert, wenn sie nur durch irgendeine
Rechtslücke ermöglicht und vom marktwirtschaftlichen Erwerbsstreben
geheiligt wird?
Aber Filme sind Kunstwerke, mit denen man nicht machen darf, was
man will ! Es ist zum Kotzen ! Stellen wir uns vor: Picassos
Guernica in drei Teile zerschnitten und zwischen den Rändern ein
Werbestreifen, Beethovens Symphonien mit Gogogirls, die über die
Bühne laufen. Aber ein derangiertes, geschmacksverbildetes
deutsches Publikum, bei dem FLUBBER auf Platz zwei, DER SCHAKAL
nach vier Wochen immer noch auf Platz 4 der highlights befindet,
und Film nur dann Kunst ist, wenn Hans Albers mitspielt, oder das
sich gar noch darüber freut, daß es in der Pause zum kollektiven
Austreten marschiert und seine schwache Blase wieder ausgleichen
kann... Was soll man da schon erwarten ?
Im Zorn:
Rüdiger
Suchsland
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