Sie sind furchtbar stolz darauf, das
gesamte Projekt nur aus europäischen Mitteln zu finanzieren, und
dennoch rechnen sie in US-Dollars. Die Leute von der Bavaria-Film
aus München haben eine große internationale Co-Produktion von
"Hollywood-Ausmaßen" an Land gezogen, und wollen damit der
amerikanischen Kinohoheit Contra bieten. Seit 26. Januar wird
zurückgefilmt. 40 Millionen Dollar soll es kosten, das Top-Ereignis
des Jahres '99, hergestellt mit Hilfe deutscher, italienischer und
französischer Geldgeber. Der hehre Comic-Klassiker "Asterix" soll
für einen Realfilm verwurstet werden, Claude Zidi, komödienerfahren
durch seine Arbeiten mit Belmondo und de Funés, wird die Regie
führen und die Hauptrollen sind mit Christian Clavier und Gerad
Depardieu als Asterix und Obelix prominent besetzt. Der italienische
Komiker Roberto Benigni wird in einer weiteren Hauptrolle als
intriganter römischer Gouverneur zu sehen sein.
Die treuen Fans des französischen Comic-Meilensteins werden
dennoch mit dem Schlimmsten zu rechnen haben, schließlich waren
schon die Zeichentrickverfilmungen völlig unzureichend, so daß
"Asterix und Obelix gegen Cäsar" - so der Arbeitstitel - nur eine
künstlerisch mindere Antäuschung eines Mega-Film-Werks werden
dürfte. Um Otto Waalkes, der gerüchteweise als Asterix gehandelt
wurde, sind wir zwar noch herumgekommen, und das Gedankenspiel mit
der Besetzung der Charaktere ist recht vergnüglich, aber die
Vorstellung, Gerard Depardieu über 90 Minuten in blau-weißen
Streifenhosen sehen zu müssen, verbreitet bei Comic-Lesern durchaus
noch Angst und Schrecken. Das Gedrängel beim Pressetermin am
Drehort in München, Geiselgasteig, war dem großspurigen Anlaß
entsprechend groß, auch wenn die Journalisten nicht so recht
wußten, was man Schauspieler fragt, die Comic-Figuren darstellen
sollen. Gottfried John, der den Cäsar spielt, mußte Auskunft geben,
ob er nicht befürchtet, auf die Rolle festgelegt zu werden. Hardy
Krüger jr. (Tragicomix) wurde gefragt, ob er sich auf die Rolle
vorbereitet hat. Herbert Fux (Überdrus), der eingestand, nie einen
Asterix-Comic gelesen zu haben, aber den Spruch "Die spinnen, die
Römer." kannte, wurde aufgefordert, den Satz zu interpretieren.
Der Star der Konferenz machte sich rar, doch Gerard Depardieu
hatte schon lange vor der Verfilmung verlauten lassen, daß er
leidenschaftlich gern den Obelix spielen würde. Asterix-Darsteller
Clavier sorgte für Skepsis in der Reihe der Experten, denn er ist
zwar klein, aber ziemlich schwarzhaarig und seine Nase ist wenig
knollig, sondern eher hakenförmig. Roberto Benignis kinnloses
Clowns-Gesicht von der Seite betrachtet, dazu die nach oben
gebogenen Augenbrauen, das paßt schon besser in den gallischen
Comic-Kosmos Trotzdem schien keiner der Schauspieler von dem
Projekt herzlich begeistert zu sein, nur Marianne Sägebrecht
(Gutemine) referierte über die leuchtenden Augen der Menschen jeden
Alters, wenn sie von Asterix hören. Dieses Leuchten dürfte
schätzungsweise just in dem Moment erlöschen, da sie von der
Realverfilmung erfahren.
Asterix-Erfinder Albert Uderzo, der höchstpersönlich angereist
war, hielt sich eher im Hintergrund und beschränkte sich auf
diplomatische Statements. Was soll er auch groß sagen, nachdem er
sein Lebenswerk für solch niedrige Zwecke verschachert hat. Eine
Journalistin vom Bayrischen Rundfunk, die ihn interviewen wollte,
beklagte verzweifelt den Verlust ihrer gesamten Englischkenntnisse:
"My English is gone. I can't speak English any more." Halb so
schlimm, Monsieur Uderzo hätte eh kein Wort versanden. Die "große
europäische Filmwelt" werden wir wohl alle noch üben müssen.
Richard Oehmann
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