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Aus der Wahrsagerkugel
Was '98 alles auf uns zukommt

  15.01.1998
 
 
 
  Nun, nachdem wir uns hier vergangene Woche ausführlich pro+contramäßig übers abgelaufene Filmjahr 97 verbreitet haben, wollen wir es nicht versäumen auch voraus zu schauen. Voraus auf das noch ach so jugendfrische Jahr 1998, und die Filme, die uns allen da so blühen werden.

Wie so oft verfügt artechock über ganz besondere Zusatz- und Geheiminformationen, die unsere investigativen Mitarbeiter aus den Filmhauptstädten der Welt, von Hollywood bis Geiselgasteig aus allen möglichen geheimen Informationskanälen an uns geliefert haben.

Auch in diesem Jahr boomt wieder der deutsche Film, und wir alle sind froh, daß jetzt nicht mehr nur Komödien gedreht werden.

Nach seinem großartigen Erfolg mit „Comedian Harmonists“ plant Joseph Vilsmaier gleich zwei neue Filme: zum einen das Doku-Drama „Ramadama II – Aufbau Ost“, zum anderen die Verfilmung von "Mein Kampf", die ihm wieder einmal die Gelegenheit geben wird, viele schwarzuniformierte Komparsen als SS-Männer aufmarschieren zu lassen. Adolf Hitler, so Vilsmaiers umstrittene These sei eigentlich nur ein einfacher, unpolitischer Maler gewesen, "einer von uns", so der Regisseur, „der vom Sturmwind der Geschichte mitgerissen und zum ersten Opfer des Zweiten Weltkriegs“ wurde. In diesem „gesamtdeutschen Epos“ soll Gudrun Landgrebe als Eva Braun und einmal mehr Rolf Hoppe als Göring zu sehen sein. Joachim Król spielt Adolfs etwas schusseligen, aber liebenswerten Kammerdiener.
Auch Vilsmaiers Frau Dana Vavrova befindet sich derzeit inmitten der Vorbereitungen für ihr neuestes Werk. Sie plant das Melodram "Durst", das sich der verborgenen Seiten des bundesdeutschen Showgeschäfts annehmen wird. In der Hauptrolle: Harald Juhnke. Das Merchandising ist bereits voll im Gange; es gibt „Durst“-Jacken, „Durst“-Mützen, „Durst“-Alkoholtests, alles gesponsort von Beck’s Bier, und Joe Cocker singt bei der Premierenfeier.
Jürgen Vogel wird einen fulminanten Auftritt als Penner bekommen, und zwar in der Verfilmung von Helmut Kraussers Roman „Fette Welt“. Er bereitet sich durch eine sechswöchige Zechtour durch Münchens Stehausschänke intensiv darauf vor. Falls ihn jemand trifft, er soll mal seine Oma anrufen.

Zum kommenden Weihnachtsfest will Bernd Eichinger eine 12teilige TV-Serie mit dem Titel „Die Bibel“ auf SAT 1 herausbringen, die in einer sechsstündigen Kurzfassung auch ins Kino kommen soll. Wie verlautet soll dort Till Schweiger als Jesus, Heiner Lauterbach als Pontius Pilatus und Veronika Ferres als Jungfrau Maria auftreten. Gehandelt wird auch Mario Adorf als Gott. Die Erzählerstimme wird dazu von Tom Heinze unter Verwendung von Nasenklammer und Schnupfen gesprochen.

Auch aus Hollywood gibt es neues zu vermelden: Arnold Schwarzenegger übernimmt die Titelrolle in James Camerons neuem Epos: "Planet der Affen", einem Remake der berühmten Filme aus den 70er Jahren. Als Affenfamilie fungieren Andie MacDowell (Mutter), John Travolta (Vater) und Willem Dafoe (Hund). Danach bereitet Cameron sein Titanic-Sequel vor. Untertitel: „Unter Wasser geht es weiter“.
John Travolta ist übrigens auch in „Mad City“ von Constantin Costa-Gavras vertreten: Für alle, die sich diese packende Polit-Drama ansehen wollen, sei hier schon mal verraten, wie’s ausgeht: Er erschießt sich am Schluß.

Die bundesdeutsche Hoffnungsträgerin Katja von Garnier dreht gerade „Sieben Jahre in Hollywood“ mit Brad Pitt in der Hauptrolle. Dummerweise ist sienach ihrem ersten schon wieder rausgeschmissen worden.

Eine deutsche Geschichte verfilmt, passend zum Superwahljahr, Wolfgang Petersen („Das Boot“): „Die Kanzlermaschine“, ein atemberaubender Thriller bei dem die Maschine des deutschen Bundeskanzlers von ein paar niedersächsischen Freischärlern entführt wird. In den Hauptrollen: Robert de Niro, der angeblich bereits einen Zentner in einer östereichischen Klinik zugenommen hat, um die Rolle des Kanzlers zu übernehmen. Dessen Ehefrau Hannelore soll dem Vernehmen nach von Katja Riemann gespielt werden, womit diese endlich in Hollywood angekommen ist, und in die Fußstapfen von Marlene Dietrich treten kann.

Auch Armin Müller-Stahl besinnt sich auf seine Ursprünge: In einem „Drittes-Reich-Triple-Feature“, zu dem er auch das Drehbuch -bei dtv unter dem Titel: „conversations with the beasts -Studien zur deutschen Geschichte“- will er den 207jährigen Friedrich den Großen (gespielt von Otto Sander) gemeinsam mit dem 27jährigen Helmut Schmidt (gespielt von Götz George) und dem 108jährigen Wilhelm II. (gespielt von Armin Mueller-Stahl selbst) irgendwann in den späten 40er Jahren in einem Berliner Keller darüber diskutieren lassen, wie Hitler doch noch den Krieg hätte gewinnen können.

Wir sehen, auch 1998 gilt: Im Kino ist man nie allein !

Rüdiger Suchsland und ein bißchen Richard Oehmann

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