Nun, nachdem wir uns hier vergangene Woche
ausführlich pro+contramäßig übers abgelaufene Filmjahr 97 verbreitet
haben, wollen wir es nicht versäumen auch voraus zu schauen. Voraus
auf das noch ach so jugendfrische Jahr 1998, und die Filme, die uns
allen da so blühen werden.
Wie so oft verfügt artechock über ganz besondere Zusatz- und
Geheiminformationen, die unsere investigativen Mitarbeiter aus den
Filmhauptstädten der Welt, von Hollywood bis Geiselgasteig aus
allen möglichen geheimen Informationskanälen an uns geliefert
haben.
Auch in diesem Jahr boomt wieder der deutsche Film, und wir alle
sind froh, daß jetzt nicht mehr nur Komödien gedreht werden.
Nach seinem großartigen Erfolg mit „Comedian Harmonists“ plant
Joseph Vilsmaier gleich zwei neue Filme: zum einen das Doku-Drama
„Ramadama II – Aufbau Ost“, zum anderen die Verfilmung von "Mein
Kampf", die ihm wieder einmal die Gelegenheit geben wird, viele
schwarzuniformierte Komparsen als SS-Männer aufmarschieren zu
lassen. Adolf Hitler, so Vilsmaiers umstrittene These sei
eigentlich nur ein einfacher, unpolitischer Maler gewesen, "einer
von uns", so der Regisseur, „der vom Sturmwind der Geschichte
mitgerissen und zum ersten Opfer des Zweiten Weltkriegs“ wurde. In
diesem „gesamtdeutschen Epos“ soll Gudrun Landgrebe als Eva Braun
und einmal mehr Rolf Hoppe als Göring zu sehen sein. Joachim Król
spielt Adolfs etwas schusseligen, aber liebenswerten
Kammerdiener. Auch Vilsmaiers Frau Dana Vavrova befindet sich
derzeit inmitten der Vorbereitungen für ihr neuestes Werk. Sie
plant das Melodram "Durst", das sich der verborgenen Seiten des
bundesdeutschen Showgeschäfts annehmen wird. In der Hauptrolle:
Harald Juhnke. Das Merchandising ist bereits voll im Gange; es gibt
„Durst“-Jacken, „Durst“-Mützen, „Durst“-Alkoholtests, alles
gesponsort von Beck’s Bier, und Joe Cocker singt bei der
Premierenfeier. Jürgen Vogel wird einen fulminanten Auftritt als
Penner bekommen, und zwar in der Verfilmung von Helmut Kraussers
Roman „Fette Welt“. Er bereitet sich durch eine sechswöchige
Zechtour durch Münchens Stehausschänke intensiv darauf vor. Falls
ihn jemand trifft, er soll mal seine Oma anrufen.
Zum kommenden Weihnachtsfest will Bernd Eichinger eine 12teilige
TV-Serie mit dem Titel „Die Bibel“ auf SAT 1 herausbringen, die in
einer sechsstündigen Kurzfassung auch ins Kino kommen soll. Wie
verlautet soll dort Till Schweiger als Jesus, Heiner Lauterbach als
Pontius Pilatus und Veronika Ferres als Jungfrau Maria auftreten.
Gehandelt wird auch Mario Adorf als Gott. Die Erzählerstimme wird
dazu von Tom Heinze unter Verwendung von Nasenklammer und Schnupfen
gesprochen.
Auch aus Hollywood gibt es neues zu vermelden: Arnold
Schwarzenegger übernimmt die Titelrolle in James Camerons neuem
Epos: "Planet der Affen", einem Remake der berühmten Filme aus den
70er Jahren. Als Affenfamilie fungieren Andie MacDowell (Mutter),
John Travolta (Vater) und Willem Dafoe (Hund). Danach bereitet
Cameron sein Titanic-Sequel vor. Untertitel: „Unter Wasser geht es
weiter“. John Travolta ist übrigens auch in „Mad City“ von
Constantin Costa-Gavras vertreten: Für alle, die sich diese
packende Polit-Drama ansehen wollen, sei hier schon mal verraten,
wie’s ausgeht: Er erschießt sich am Schluß.
Die bundesdeutsche Hoffnungsträgerin Katja von Garnier dreht
gerade „Sieben Jahre in Hollywood“ mit Brad Pitt in der Hauptrolle.
Dummerweise ist sienach ihrem ersten schon wieder rausgeschmissen
worden.
Eine deutsche Geschichte verfilmt, passend zum Superwahljahr,
Wolfgang Petersen („Das Boot“): „Die Kanzlermaschine“, ein
atemberaubender Thriller bei dem die Maschine des deutschen
Bundeskanzlers von ein paar niedersächsischen Freischärlern
entführt wird. In den Hauptrollen: Robert de Niro, der angeblich
bereits einen Zentner in einer östereichischen Klinik zugenommen
hat, um die Rolle des Kanzlers zu übernehmen. Dessen Ehefrau
Hannelore soll dem Vernehmen nach von Katja Riemann gespielt
werden, womit diese endlich in Hollywood angekommen ist, und in die
Fußstapfen von Marlene Dietrich treten kann.
Auch Armin Müller-Stahl besinnt sich auf seine Ursprünge: In
einem „Drittes-Reich-Triple-Feature“, zu dem er auch das Drehbuch
-bei dtv unter dem Titel: „conversations with the beasts -Studien
zur deutschen Geschichte“- will er den 207jährigen Friedrich den
Großen (gespielt von Otto Sander) gemeinsam mit dem 27jährigen
Helmut Schmidt (gespielt von Götz George) und dem 108jährigen
Wilhelm II. (gespielt von Armin Mueller-Stahl selbst) irgendwann in
den späten 40er Jahren in einem Berliner Keller darüber diskutieren
lassen, wie Hitler doch noch den Krieg hätte gewinnen können.
Wir sehen, auch 1998 gilt: Im Kino ist man nie allein !
Rüdiger Suchsland
und ein bißchen Richard
Oehmann
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