Es waren einmal 10 Filmkritiker. Sie alle
gingen in die Pressevorführung von TOMORROW NEVER DIES, dem neuesten
James Bond-Film. Und danach mußten sie alle alle heim in ihre
Redaktion und schnell eine Filmkritik schreiben.
Der erste von ihnen fragte sich, warum das Publikum heute
überhaupt noch James Bond Filme anschaut. Weil ihm keine Antwort
einfiel, ließ er das mit der Kritik schnell wieder bleiben.
Der zweite Kritiker überlegte, warum die Bond-Girls heute nicht
mehr so schöne Namen haben, wie Pussy Galore, Honey Ryder oder
Kissy Suzuki, und schrieb einen Artikel über Political Correctness
und Ypsilons in Frauennamen, den die RessortleiterIn Rosa Klepp
dann nicht drucken wollte.
Der dritte fand es zunächst großartig, daß der Bösewicht
modernisiert wurde, und ein Medienzar die Weltherrschaft erringen
wollte. Weniger überzeugend fand er aber die Vorstellung, daß der
dann wieder mit einer Atombombe drohen würde, wie alle anderen
Bösewichte zuvor. Während er sich noch ärgerte, wurde er von seinem
Verleger Largo gefeuert. ("ABER WIESO ?" - "WIESO NICHT !")
Als der vierte Journalist an seinem Schreibtisch Platz genommen
hatte, bestellte er bei seiner Sekretärin zuerst einmal einen
Martini. Da dieser gerührt und nicht geschüttelt war, schrieb er
einen Artikel über Dean Martin.
Der fünfte Filmkritiker rätselte, ob Bond am Ende ein Kämpfer
gegen den Kapitalismus sei, weil er doch meistens nicht gegen böse
Russen und andere Rote kämpft, sondern gegen wildgewordene
Superreiche. Dabei sah er aus dem Fenster wie sein BMW 750 iAL
gerade von der Russenmafia geklaut wurde, und wünschte sich, er
hätte auch gerade ein paar von Q’ Superwaffen zur Hand. Hatte er
aber nicht, also mußte er mit der Straßenbahn hinterher.
Der sechste Filmkritiker versuchte sich zu erinnern, wann er
früher einmal James Bond sein wollte. "Mit 14" sagte er zu sich
selbst. Dann begann er, sich wieder an seine Karl May-Phase zu
erinnern, und überlegte, wo seine Silberbüchse geblieben sei. Zur
Zeit fragt er sich gerade, ob Winnetous Pferd nun Iltschi oder
Ntschotschi hieß. Oder doch Hatatitla ?
Der siebente Filmkritiker war eigentlich Emma Peel-Fan. Als er
sich gerade fragte, ob Pierce Brosnan nun im Film-Remake von "Mit
Schirm, Charme und Melone" die Rolle von John Steed spielen würde,
und wie Brosnan wohl mit Melone aussähe, fiel ihm ein, das Emma
Peel ja die Frau von James Bond war, und das, weil Roger Moore
jetzt im Spice Girls Film mitspielt, ja Mel B auch vielleicht als
Emma Peel ....
Der achte Filmkritiker fand, daß Bond im Grunde ein Cold
War-Zombie sei. Und er analysierte, daß 007’s Zusammenarbeit mit
der chinesischen Agentin Wai Lin eigentlich ein Kotau vor der
rotchinesischen Diktatur sei, schön metaphorisch verpackt. Als er
in der Mittagspause beim kleinen Chinesen aß, machte ihm der Koch
soviel Glutmat ins Essen, daß der Kritiker ins Krankenhaus
eingeliefert wurde.
Der neunte Filmkritiker übte zuhaus vor dem Spiegel gerne: "Mein
Name ist Pond, James Pond" - er hatte einen kleinen Sprachfehler.
Als er nach dem Film den Raketenantrieb seines Aston Martins
einschaltete, und dabei noch "Tomorrow Never Dies" vor sich summte,
endete er an der Wand der Tiefgarage.
Der zehnte Filmkritiker fragte sich, ob nicht Sean Connery doch
immer noch der beste James Bond sei. Er hatte recht.
Rüdiger Suchsland und Max
Herrmann
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