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23.10.1997
 
 
   
 

AIR FORCE ONE - Rechmann und Willmann gehen in die Luft

 
Promotionvorschlag
     
 
 
 
  RECHMANN: Na Willmann, schon AIR FORCE ONE gesehen?

WILLMANN: Aber gewiß doch, Rechmann, da waren wir doch zusammen drin. Haben Sie das schon verdrängt?

RECHMANN: Das muß es wohl sein.

WILLMANN: Ihr Glück möchte ich haben, Rechmann. Noch immer überlege ich, ob man den Verleih wegen seelischer Grausamkeit verklagen kann ... oder Wolfgang Petersen ... oder Harrison Ford.

RECHMANN: Was war denn so schlimm, Willmann?

WILLMANN: Alles, Rechmann, alles war sooo schlimm! Daß Sie sich daran nicht erinnern können ?!

RECHMANN: Vage dämmerts mir - war das nicht die Geschichte mit der von bösen Russen entführten Präsidentenmaschine? Herr Petersen dreht AIRPORT 97? Harrison Ford als PASSENGER 57? Mr. President STIRBt LANGSAM?

WILLMANN: Schön wär's, doch dieser Präsident stirbt gar nicht. Im Gegenteil: Er lebt! Und er ballert sich heldenhaft in die Herzen der amerikanischen Wählerschaft. Im Alleingang hält er die Rückkehr des Kommunismus auf und rettet Frau, Kind und Sekretärin aus den Klauen von Gary Oldman.

RECHMANN: Der Präsident überlebt, aber waren da nicht diese vielen kleinen Rollen, die alle im Heldentod enden? Waren wir davon nicht jedesmal 2 Sekunden lang ganz ergriffen und haben dabei gelernt: dem Bösen darf man sich nicht beugen; dann lieber, "my country, right or wrong", ehrenvoll dahinscheiden?

WILLMANN: Jetzt erinnern Sie sich wieder, Rechmann, Sie Armer; tut's weh?

RECHMANN: Jaaaaah, und wo Sie "wehtun" sagen, fällt mir auch wieder der Gesichtsausdruck von Harrison Ford ein, der ständig rumläuft, als habe er ein Blasenleiden oder arg schlimmes Bauchweh.

WILLMANN: Kein Wunder, wo er doch in einem solch grottenschlechten Film mitspielen muß und dabei auch noch die dämlichste Frisur seiner Karriere aufhat.

RECHMANN: Aber Willmann, er wurde, so liest man, doch reichlich entlohnt mit $ 20 Mio. für seine Mühen; kein schlechter Tagessatz.

WILLMANN: Mag sein, aber mit weit weniger Einsatz zu seinem Geld gekommen ist Herr Prochnow, in der Rolle des wiedererwachenden Kommunismus. Ganze zwei Minuten muß er einen Gang entlangstiefeln, um dann fünf Schritte vor der Weltherrschaft in den Rücken geschossen zu werden.

RECHMANN: Uuuups, Willmann, jetzt haben Sie das Ende verraten!

WILLMANN: Stimmt ja gar nicht, weil danach Präsident und Familie noch den Verräter in den eigenen Reihen erlegen und in letzter Sekunde aus dem abstürzenden Flugzeug entkommen.

RECHMANN: Ach ja, richtig, das ist die Szene mit den tollen, computergenerierten Special Effects. - Gestern noch auf Ihrem Nintendo und heute schon auf der großen Leinwand! Ich war sooo beeindruckt! Bloß den Reset-Knopf hab ich nicht gefunden.

WILLMANN: Den hab ich mir auch herbeigesehnt. Und zwar mit jeder Sekunde, die dieses dumpf-patriotische Machwerk sich in blindem Aktionismus voranquälte immer mehr.

RECHMANN: Das schlimme aber ist nicht, daß der Film unsäglich ist, sondern, daß er dabei so erfolgreich den Geschmack der Masse zu treffen scheint.

WILLMANN: Da wundert es nicht, daß Wolfgang Petersen als einer der wenigen Regisseure in Hollywood das vertragliche Recht auf den Final Cut hat. Denn bei ihm besteht nicht die geringste Gefahr, daß auch nur eine einzige Einstellung anders aussieht als wenn der Studiobuchhalter höchstpersönlich die Gesamtleitung übernommen hätte.

RECHMANN: Bei allem Populismus hat er es aber versäumt, einen Titel zu wählen, den auch in Deutschland jeder ohne weitere Erklärung versteht.

WILLMANN: Und sich die Leute nicht wundern, ob EIERKRAFT EINS etwas mit BALLERMANN 6 zu tun hat. Vielleicht sollte man wenigstens noch einen aussagekräftigen Untertitel einführen.

RECHMANN: Wie wär's denn mit "AIR FORCE ONE - Wenn Dummheit von der Leinwand trieft"?

WILLMANN: Perfekt, Rechmann, Perfekt.

Rechmann und Willmann

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