Viele Veranstaltungen dienen der bayrischen Landeshauptstadt,
alljährlich der Menschheit ihre Gesinnung zu demonstrieren,
etwa das Oktoberfest, die Meisterfeier des FC Bayern, CSU-Pressekonferenzen
und manchmal auch das Filmfest. Münchner aus allen Teilen
des Landes versammeln sich da im Stiftungsort ihrer Weltanschauung.
Und konsequent münchnerisch wie die Organisatoren sind, lassen
sie das Ganze, zum Schaden der kleineren Kinos, größtenteils
im Maxx-Kino stattfinden. Selbst hartnäckigen Maxx-Verweigerern
wird dadurch eine Filmaufführungsstätte aufgenötigt, die an
Niederträchtigkeit in unserer Stadt kaum zu überbieten ist.
Ursprünglich entstanden die ersten Multiplex-Kinos ja im Norden
und kamen dann langsam südwärts gewandert, insgeheim aber sind sie
gewiß eine Urmünchner Idee, so sauwohl wie sich diese darin fühlen.
Da wird das Sektglas geschwungen, Wange gerieben, gezahnt und
Telefonnummern ausgetauscht, daß es nur so spritzt.
Saueng ist es in dieser architektonischen Fundamentalgemeinheit,
grade wenn alle Vorstellungen ungefähr gleichzeitig beginnen, die
abertausend Besucher sich kurz vor acht im Treppenhaus versammeln,
und zudem die jeweils vorherigen Gäste ebenfalls ins Foyer gespült
werden, damit sie nochmals fressen und saufen und Umsatz machen
mögen. Körperkontakt ist Trumpf. Und will man sich, müde vom
Drängeln, auf die Treppe setzen, eilt ein Knecht des Hauses herbei,
die Unkorrektheit zu verhindern.
Die hohen Eintrittspreise, die hier Wochenende für Wochenende von
der einreisenden Landbevölkerung abverlangt werden, sind durch
nichts, aber auch schon gleich amal gar nichts, gerechtfertigt,
weder durch die ach so pfenninggute Tonanlage, noch durch die
sogenannte Beinfreiheit, denn was nützt ein freies Bein, wenn das
ganze Haus so verhaftet ist in Schmarrn und tumber Popanzigkeit.
Kann mir nebenbei mal einer erklären, warum eine Dose Cola im
Supermarkt seit zwanzig Jahren nur unwesentlich teurer geworden
ist, während man im Kino trotz vorheriger Eintrittszahlung
mittlerweise 4 DM für 0,33 l blechen muß? Immerhin: Der Besuch
dieser Multi-Nepp-Plexi-Plüsch-Dolby-Beinfrei-Kinos vermittelt uns
vortrefflich, warum das Münchner Fimfest sich "Festival der großen
Gefühle" nennt - würg.
Morgen sitz ich wieder drin.
Richard Oehmann
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