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03.07.1997
 
 
   
 

Große Gefühle? Im Maxx?
Das Münchner Filmfest im Popcorntempel

   
     
 
 
 
 

Viele Veranstaltungen dienen der bayrischen Landeshauptstadt, alljährlich der Menschheit ihre Gesinnung zu demonstrieren, etwa das Oktoberfest, die Meisterfeier des FC Bayern, CSU-Pressekonferenzen und manchmal auch das Filmfest. Münchner aus allen Teilen des Landes versammeln sich da im Stiftungsort ihrer Weltanschauung. Und konsequent münchnerisch wie die Organisatoren sind, lassen sie das Ganze, zum Schaden der kleineren Kinos, größtenteils im Maxx-Kino stattfinden. Selbst hartnäckigen Maxx-Verweigerern wird dadurch eine Filmaufführungsstätte aufgenötigt, die an Niederträchtigkeit in unserer Stadt kaum zu überbieten ist.

Ursprünglich entstanden die ersten Multiplex-Kinos ja im Norden und kamen dann langsam südwärts gewandert, insgeheim aber sind sie gewiß eine Urmünchner Idee, so sauwohl wie sich diese darin fühlen. Da wird das Sektglas geschwungen, Wange gerieben, gezahnt und Telefonnummern ausgetauscht, daß es nur so spritzt.

Saueng ist es in dieser architektonischen Fundamentalgemeinheit, grade wenn alle Vorstellungen ungefähr gleichzeitig beginnen, die abertausend Besucher sich kurz vor acht im Treppenhaus versammeln, und zudem die jeweils vorherigen Gäste ebenfalls ins Foyer gespült werden, damit sie nochmals fressen und saufen und Umsatz machen mögen. Körperkontakt ist Trumpf. Und will man sich, müde vom Drängeln, auf die Treppe setzen, eilt ein Knecht des Hauses herbei, die Unkorrektheit zu verhindern.

Die hohen Eintrittspreise, die hier Wochenende für Wochenende von der einreisenden Landbevölkerung abverlangt werden, sind durch nichts, aber auch schon gleich amal gar nichts, gerechtfertigt, weder durch die ach so pfenninggute Tonanlage, noch durch die sogenannte Beinfreiheit, denn was nützt ein freies Bein, wenn das ganze Haus so verhaftet ist in Schmarrn und tumber Popanzigkeit. Kann mir nebenbei mal einer erklären, warum eine Dose Cola im Supermarkt seit zwanzig Jahren nur unwesentlich teurer geworden ist, während man im Kino trotz vorheriger Eintrittszahlung mittlerweise 4 DM für 0,33 l blechen muß?
Immerhin: Der Besuch dieser Multi-Nepp-Plexi-Plüsch-Dolby-Beinfrei-Kinos vermittelt uns vortrefflich, warum das Münchner Fimfest sich "Festival der großen Gefühle" nennt - würg.

Morgen sitz ich wieder drin.

Richard Oehmann

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