Schlechte Nachrichten
für Liebhaber: Der lang erwartete neue Film „Lost Highway",
vom Meister David Lynch, wird noch mindestens eine Woche länger
brauchen, um seinen Weg in unsere Stadt zu finden - während
er plangemäß diesen Donnerstag, den 10.4., im Rest von Deutschland
anläuft. Das ist natürlich nicht der erste Fall eines verschobenen
Starttermins, aber sicher einer der bedauerlichsten, weil
der Film in mancherlei Hinsicht sehr interessant ist.
Zunächst ist da die Tatsache, daß „Lost Highway" nach „Twin
Peaks - Fire Walk With Me" seit fünf Jahren Lynchs erste Regiearbeit
fürs Kino ist. Und wenn man bedenkt, daß sein letzter guter
Film „Wild At Heart" schon 1990 lief, wiegt die Abstinenz
noch viel mehr. Jetzt hat er seine Schaffenskrise endlich
überwunden, mit einem hervorragenden Ergebnis dazu, und der
Film ist nicht zu sehen.
Der Verleih des Films, Senator, hält den Film in München
zurück, da er nur in drei Kinos gezeigt werden könnte, und
das sind dem Verleih zu wenige Häuser. Oder besser gesagt,
es sind zu kleine, und deswegen nicht die richtigen. Die großen
Kinos, auf die gehofft wird, sind noch von englischen Patienten
verstopft. Denn dieses Werk spielt seit der Oscarflut, wie
befürchtet (siehe Artechock-Magazin 14.Woche), ohne Ende Geld
ein. Und das bedeutet, daß die Kinobetreiber den Film - und
vielleicht auch ein, zwei andere - noch nicht absetzen wollen.
Wenn Senator den Film, wie angekündigt, trotzdem diese Woche
gestartet hätte, würden diese großen Kinobetreiber den Film
in der zweiten oder dritten Spielwoche wohl nicht mehr ins
Programm nehmen. Deswegen läuft er jetzt auch nicht in den
Häusern, wie dem Cinerama, in dessen April-Programm „Lost
Highway" als Film des Monats angekündigt war. (Hoffentlich
bekommt Anatol Nitschke bei den „Falschen Freunden" deswegen
keine schlechte Presse.)
Na also, es geht mal wieder um’s Geld. So werden die Münchner
noch mindestens eine Woche warten müssen, bis sie „Lost Highway"
in ihrer Stadt sehen können. Die Frage ist nur, ob solche
Rechnungen von Verleihern aufgehen. Einerseits könnte das
Hinhalten nach einer großen Startankündigung die Leute verärgern,
andererseits scheint es mir dazu recht zweifelhaft, ob der
Film das große Publikum erreichen wird. Verdient hätte er
es schon, aber man wird ja sehen, in ein paar Wochen...
Bis dahin können sich alle Artechock-Leser an meiner Besprechung
des Films erfreuen und im Filmmuseum am 14. und 21.4.1997
die „David Lynch Rarities" betrachten. Dort laufen die Kurzfilme
„The Neighbour", „On The Air" und „Hotel Room". Viel Vergnügen!
Max Herrmann
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