Nach der Gloria-(Neu-)-Eröffnung in der letzten Woche, lockte an
diesem Mittwoch schon wieder eine Kinoeinweihung zum geselligen
Beisammensein. cinerama, das neue Kino im Kunstpark Ost (für
Münchner: im Pfannigelände). Ganz ohne Schauspiel-Promis aber mit
der gesammelten Kunstparkszene wurde Bar und Kino eröffnet, leider
noch ohne Ton, aber die Veranstalter sind zuversichtlich bis morgen
Abend "auf Sendung" zu sein und so feierten sich Betreiber,
Theaterleiter, Handwerker und künftiges Publikum vorerst mal
selbst.
Keineswegs grundlos, denn wenngleich schon vor Beginn
"Arthouse-Kino" ein wenig abgeschmackt tönt, hat Futura, die hinter
cinerama stehende Theaterkette, und Anatol Nitschke, der
Theaterleiter, doch etwas für München völlig Neues geschaffen. Der
Saal, dem bewußt die Fabrikatmosphäre gelassen worden ist,
entspricht allen erwünschten Kinostandards und hat dennoch die
Anziehung einer Spät-nach-Mitternacht-Kneipe. Und was noch besser
(und mutiger) ist, er wird auch die Öffnungszeiten einer solchen
haben. Zumindest am Wochenende schließt das cinerama seine
Pforten erst mit den letzten Leichen des Kunstparks: die
Nachtvorstellungen sind für 0:30, 2:30 und 4:30 Uhr angesetzt.
Das Programm richtet sich entsprechend an die Party- und
Independentszene (endlich mal KEIN Familienkino) und will
"Obskures und Bizarres" bringen. Was damit gemeint ist wird sich
erst zeigen, für die kommenden Wochen sieht es etwa so aus:
Tägliche Vorführung des neuen Wong-Kar-Wai Streifens "Fallen Angels" zusammen mit
Montag/ Dienstag (Kinotag, davon kommt auch ein Factory-Kino
scheinbar nicht weg) -Specials mit älteren Werken des Regisseurs,
Nachtvorstellungen zweier David Lynch Filme ("Blue Velvet" und
"Dune"), und "Chill-Out-Screenings" (meint spät nachts bis morgens)
eines Manga-Trickfilms für Erwachsene ("Ghost In the Shell").
Zwischen rein läuft "Mysterien der Pornographie" und ab Februar der
zweite Teil von "The Crow" in Erstaufführung, was wohl irgendwie
mit der Verbandelung zwischen Futura Kinos und der Verleihfirma
Kinowelt zu tun hat.
Das cinerama wird damit wohl nicht gerade den Preis
Stammkino-Mainsteam erlangen, aber gerade das kann die Stärke
dieses neuen Saals werden; anders zu sein, in Ausstattung, Auftritt
und Programm. Das muß nicht immer und natürlich nicht jedem
gefallen, aber es ist zweifelsohne eine Bereicherung, nicht nur für
den Kunstpark, der ohne solche Highlights noch nicht weit vom
Pfannigelände weg ist.
Christian
Rechmann
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