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Der ganz reale Urwald

  30.05.1996
 
 
 
  "Nach fünf im Urwald" läuft und läuft und... - wohl ein sogenannter Überraschungserfolg, jedenfalls in München. Und man muß sagen in der deutschen Komödien-Armada schneidet er qualitativ auch gar nicht schlecht ab, streckenweise gibt’s sogar richtig gute Lacher. Trotzdem, eins fällt auf: die Harmlosigkeit der Geschichte, die der Film mit all den anderen aktuellen Komödchen des Landes teilt.

Also haben wir den Regisseur Hans-Christian Schmid gefragt, wie er es denn so mit der Darstellung von Konflikten hält. Der sehr sympatische Schmid meinte dazu, daß er die Streitereien im Film ganz bewußt nicht zugespitzt hätte, da er die Geschichte nach eigenen und erzählten Erlebnissen aus der Teenager-Zeit inszenieren wollte. Und diese Erfahrungen mit Eltern und Freunden im linksliberalen bürgerlichen Milieu waren nun mal nicht dramatischer, zumindest in seiner Erinnerung. Es sollte ja ein "realistischer" Film werden, in dem sich das junge und alte Publikum wiedererkennen kann.

So weit, so gut. Das verweist letztendlich auf eine Auseinandersetzung in der Filmtheorie, die fast so alt ist wie das Kino selbst: Macht der an der Fotografie orientierte Realismus, oder die phantasievolle Kreativität des Regisseurs, einen Film zum Kunstwerk? Ich denke hier gibt es keine Entscheidung, beides ist natürlich möglich. Und wenn man sich so unterschiedliche Filme wie "Brazil" oder "Stromboli" ansieht, wird man mir wohl kaum wiedersprechen können. Also ist es evidentermaßen völlig legitim, Filme auf einer realistischen Basis zu inszenieren.

Schaut man sich nun "Nach fünf im Urwald" und all die schlechteren Komödchen an, kommt eine Frage auf, die auch schon öfter gestellt wurde: Gibt es denn in Deutschland keine packenderen Realitäten, auf denen man den "realistischen" Film aufbauen könnte? Sollte die Antwort wirklich "nein" sein - was ich nicht glaube -, dann folgt die nächste Frage: Wieso erfindet niemand in unserem Lande phantastische Welten, mehr oder weniger weit von dieser Welt entfernt?

Aber nichts gegen "Nach fünf im Urwald".

Max Herrmann

P.S. Eine "realistische", deutschsprachige Komödie, in der die Konflikte wunderbar zur Verschärfung des Humors beitragen, ist "Indien", mit den österreichischen Kabarettisten Hader und Harather. Wer ihn noch nicht gesehen hat, hat dazu ab 20. Juni wieder Gelegenheit, denn der Film soll dann erneut bundesweit aufgeführt werden.

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