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Nurith Aviv
Auf einer Tagung des
Verbandes der Filmarbeiterinnen im September 1999 in Berlin zum Thema
"die FRAU die MACHT der FILM" hat Nurith Aviv von den Stationen
ihrer Karriere als Kamerafrau erzählt:
Frage.: Nurith
Aviv: vielleicht keine Einzelkämpferin, eher eine Vorkämpferin.
Sie war die erste Frau, die vor der Frauenbewegung Kamerafrau wurde und
als allererste Frau in Frankreich eine Kamera-Ausbildung gemacht hat.
An der IDEC in Paris. Wie kam es dazu?
Nurith Aviv: Ich bin eigentlich fast mit einer Kamera in der Hand
geboren. Mein Vater war Fotograf und seitdem ich mich erinnern kann, sehe
ich eigentlich die Welt in einem Rahmen. Und in Bildern. Und dann hatte
ich irgendwann einen Film von Bergmann und einen von Alain Resnais gesehen
und dachte: Ja, ich möchte vielleicht nicht nur Fotografin werden,
ich möchte vielleicht Kino machen. Dann war ich in der Armee in Israel,
als Fotografin in der Zeitung der Armee. Dann kam der Papst, und die Armee
hat der Paris Match die Fotos gegeben . Und die Leute von Paris Match
fanden sehr exotisch, daß eine Frau in der Armee ist, und ich habe
dem Direktor der Fotoabteilung meine Fotos gezeigt. Dann hat sich Paris
Match bei der Armee bedankt und diese kleine Soldatin nach Frankreich
eingeladen. So bin ich nach Frankreich gekommen.
(...)
Als ich zum ersten Mal an der IDEC Kamera machen sollte mit einem Schulkameraden,
hat der gleich gesagt, daß das nicht geht. Daß keine Frau
das machen kann. Er war Brasilianer, muß ich dazu sagen. Dann gab
es aber einen Luxemburger und er war bereit, mit mir zu arbeiten. Nach
der Schule haben er und sein Freund mich gebeten, Kamera zu machen, und
der Film (Les lycéens von E. Leube) wurde auch in Oberhausen gezeigt.
Er hat dort einen Preis bekommen.
Frage: Du hast
mit Varda gearbeitet, mit Allio, mit vielen anderen. Wie war es mit Varda?
Nurith Aviv: Zwischen '69 und '73 lebte ich in Israel, wo ich außer
dem Spielfilm Shabloul (Die Schnecke) - er ist bis heute in Israel bei
jungen Leuten ein Kultfilm - viel Fernsehen gemacht habe, viel auch in
news. Durch einen Vertrag mit Bertrand van Effenterre kam ich wieder nach
Frankreich, habe mit ihm seinen Film Erica Minor gemacht, und der wurde
in Cannes gezeigt.
So wurde Agnès
Varda auf Nurith Aviv aufmerksam und engagierte sie als Kamerafrau für
Daguerréotypes.
Nurith Aviv:
Es war ein Film über Agneès Vardas Straße. Besser gesagt,
80 Meter von ihrem Haus entfernt: denn das war so, wir brauchten Licht
und wir hatten 80 Meter Kabel, also: so weit das Kabel ging, soweit haben
wir gedreht. Das Licht war wie eine Nabelschnur um uns herum.
Frage: Du warst
die einzige Kamerafrau damals, hattest du Assistenten oder Assistentinnen?
Nurith Aviv: Am Anfang waren es Assistenten, aber dann war Claire
Bailly du Bois die erste Assistentin und die beste. Sie war viel besser
als alle anderen Assistenten, die ich vorher hatte. Danach kam Sophie
Cadet, und die war genau so gut. Und jetzt ist es Philippe, und der ist
genau so gut. Jetzt sind sie alle auf dem Weg, arbeiten schon als Kamerafrau
oder -mann.
Auszüge aus der Niederschrift der Tagung
BIO-FILMOGRAPHIE
Nurith Aviv
Geboren 1945 in Tel
Aviv, Israel; 1962 Abitur, 1962-65 Pressefotografin. 1965-67 Studium an
der I.D.H.E.C.
Sie war Kamerafrau bei inzwischen mehr als 60 Filmen und hat mit Bertrand
van Effenterre, Agnès Varda, René Allio, W. Klein, Amos
Gitai, Dacia Maraini,
I. Flamer, Eva Hoffmann, C. Berri, Jacques Doillon, Sema Poyraz, Mira
Nair, Eyal Sivan, Edna Politi, Dominique Gros, Ruth Beckermann, Charlotte
Szlovak, Ariella Azulay u.v.a. zusammengearbeitet.
Wir zeigen hier ein kleine Auswahl ihrer Filme, bei denen sie selbst Regie
geführt oder mit Regisseurinen zusammengearbeitet hat.
Filme (Regie und Kamera):
1989 KAFR QARA, ISRAEL
1992 LA TRIBU EUROPÉENE
1997 MAKOM AVODA
Filme (Kamera):
1974/75 Daguerreotypes
1983 Anou Banou où Les filles de l'utopie
1986 Retour à Oujda
1987 Die papierene Brücke
1987 Asilabilen engeler-Annemle bir sohbet
1992 MM in Motion
1996 L' île des enfants
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