Small Town Killers

Dræberne fra Nibe

Dänemark 2017 · 90 min. · FSK: ab 12
Regie: Ole Bornedal
Drehbuch:
Kamera: Dan Laustsen, Linda Wassberg
Darsteller: Nicolas Bro, Ulrich Thomsen, Mia Lyhne, Lene Maria Christensen, Marcin Dorocinski u.a.
Die in der Mitte sieht aus wie eine aufgedunsene Heidi Klum

Müde Lacher

1994 landete der Däne Ole Bornedal mit seinem Debütfilm Natte­vagten einen inter­na­tio­nalen Über­ra­schungs­er­folg. Der Horror­thriller bestach durch eine äußerst gelungene Mixtur aus nägel­kau­ender Spannung und raben­schwarzem nordi­schem Humor. 1997 folgte das wesent­lich schwächere, weich­ge­spülte US-Remake Freeze – Alptraum Nacht­wache, bei dem erneut Bornedal auf dem Regie­stuhl saß. Quali­tativ ähnlich unstet war auch das folgende Output des Dänen. Einzig mit dem bitteren Thriller Bedin­gungslos konnte Bornedal 2007 noch einmal annähernd an die Stärke seines Erstlings anknüpfen. Dahin­gegen markiert Bornedals neuer Film Small Town Killers einen neuen Tiefpunkt im Schaffen des Skan­di­na­viers.

Small Town Killers ist eine schwarze Komödie um die beiden Hand­werker Edward (Ulrich Thomsen) und Ib (Nicolas Bro). Die frus­trierten Ehemänner wollen ihre Frauen loswerden, ohne ihr in mühsamer Schwarz­ar­beit aufge­bautes, kleines Vermögen durch schei­dungs­be­dingte Unter­halts­zah­lungen unnötig zu dezi­mieren. Im Suff kommt ihnen die rettende Idee: Ein echter Profi­killer muss ran! Als ihre Frauen Gritt (Mia Lyhne) und Ingrid (Lene Maria Chris­tensen) von dem fiesen Plan Wind bekommen, setzen sie unver­züg­lich zum nicht minder perfiden Gegen­schlag an.

Die Prämisse von Small Town Killers klingt recht viel­ver­spre­chend – insbe­son­dere, wenn man den raben­schwarzen Humor der Skan­di­na­vier schätzt. Doch was anno 1994 noch äußerst frisch wirkte, hat sich zwischen­zeit­lich als eine wohl­be­kannte Marke etabliert, die mit harmlosen Späßen, wie Der Hundert­jäh­rige, der aus dem Fenster stieg und verschwand längst im Main­stream Einzug gehalten hat. Im Gegensatz zu Natte­vagten ist Small Town Killers auch kein span­nender Genrefilm mit schwarz­hu­mo­riger Grun­die­rung, sondern eine reine Komödie. Und anders, als die Inhalts­an­gabe vermuten lassen kann, ist der Film fast voll­kommen span­nungs­frei.

Die große Gefahr mit Small Town Killers einen völlig zahnlosen Tiger auf die Zuschauer loszu­lassen, scheint Bornedal beim Verfassen des Drehbuchs durchaus bewusst gewesen zu sein. So drehte er umso stärker an der schwarz­hu­mo­rigen Schraube und suhlt sich ungeniert in maximaler poli­ti­scher Inkor­rekt­heit. Letzteres wirkt aller­dings derartig gewollt, dass einem die ohnehin recht müden Lacher irgend­wann vollends im Hals stecken bleiben. So ist der im Rausch ange­heu­erte Auftrags­killer nicht nur ein Russe, sondern auch noch ein bein­harter Alko­ho­liker, der bereits stock­be­soffen am Flughafen ankommt. Ein moham­me­da­ni­scher Taxi­fahrer entpuppt sich als ein Bin-Laden-Anhänger, der örtliche Salsal­ehrer ist natürlich schwul und selbst der Kellner im Stamm­lokal ist ein Spastiker, der ungeniert von den Prot­ago­nisten verspottet wird.

Was zu Beginn noch wie ein hemmungs­loses Spiel mit Klischees wirken mag, ist spätes­tens ab der Filmmitte nur noch nerv­tö­tend – zumal die fast gänzlich span­nungs­ent­schlackte Komödie wenig alter­na­tive Reize zu bieten hat. Das ist umso ärger­li­cher, als hier mit bekannten dänischen Mimen, wie Ulrich Thomsen (Das Fest) und Nicolas Bro (Adams Äpfel), durchaus fähige Darsteller agieren. Doch selbst sie können nicht die großen Schwächen von Bornedals Drehbuchs ausglei­chen. Auch von seiner hand­werk­li­chen Seite her vermag Small Town Killers zu über­zeugen. Von der guten Kame­ra­ar­beit bis hin zur passenden musi­ka­li­schen Unter­ma­lung gibt es in dieser Hinsicht nichts zu bean­standen. So sorgen einige Ellipsen im Schnitt für weit mehr trockenen Humor, als der Großteil der bemüht witzigen Dialoge zusammen. Nur leider ist all dies viel­fäl­tige Talent vor und hinter der Kamera in diesem Film gänzlich verschenkt.