I Heart Huckabees

USA/D 2004 · 106 min. · FSK: ab 12
Regie: David O. Russell
Drehbuch: ,
Kamera: Peter Deming
Schnitt: Robert K: Lambert
Darsteller: Jason Schwartzman, Isabelle Huppert, Dustin Hoffman, Lily Tomlin, Jude Law u.a.
Freaks unter sich

Komödie der Weltanschauungen

»Manchmal haben die Menschen Fragen, die die Kirche nicht beant­worten kann.« – I Heart Huckabees ist das neueste Beispiel jener Welle von Intel­lek­tu­ellen-Komödien, die in den letzten Jahren aus Hollywood nach Europa schwappt; für viele von ihnen schrieb Charlie Kaufman das Drehbuch. Manche waren spannend und innovativ, wie Michel Gondrys Eternal Sunshine of the Spotless Mind, andere vor allem über­spannt, zuletzt etwa Wes Andersons The Life Aquatic with Steve Zissou oder einfach blöde Zumu­tungen wie Paul Thomas Andersons Punch-Drunk Love.

David O. Russell, der durch seine hervor­ra­gende (Anti-)Kriegs-Komödie Three Kings bekannt geworden ist, liegt mit I Heart Huckabees auf der besseren Seite. Seine Haupt­figur ist Albert, ein funda­men­ta­lis­ti­scher Umwelt­ak­ti­vist in der Lebens­krise. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und einem Ausweg aus seinen persön­li­chen Problemen bittet er Vivian und Bernhard um Hilfe, die eine »Existenz-Detektei« betreiben. Als Ratgeber in allen Lebens­lagen helfen sie bei persön­li­chen Problemen, indem sie ihre Kunden – mit deren Wissen natürlich – 24 Stunden lang beschatten. Albert ist übrigens nicht allein, auch das Werbe-Model Dawn und der Feuer­wehr­mann Tommy, der aus ökolo­gi­schen Gründen mit seinem Fahrrad zu den Bränden eilt, sind in ähnlicher spiri­tu­eller Not.

Doch im Zuge von Alberts Kampf für »Freif­lächen« auf Park­plätzen und die Lebens­rechte der Steine – ihnen liest er Gedichte vor, und zwar unglaub­lich schlechte –, der vor allem gegen einen Super­markt und dessen Fili­al­leiter, den aalglatten Yuppie Brad (Jude Law), der zugleich Alberts Freund ist, geführt wird, wird alles trotz der Hilfe der Detektive noch kompli­zierter. Auch eine fran­zö­si­sche Philo­so­phin kann ihm nicht helfen, obwohl sie aussieht, wie Isabelle Huppert, und die nihi­lis­ti­sche Behaup­tung vertritt, dass »alles sowieso unwichtig« sei.

Mit absurdem Humor und viel Spaß an Skur­ri­litäten mixt der Film diese Figuren und Motive zu einer wilden Tour-de-Force durch das alltäg­liche Lebens­sinn-Gequat­sche im Fernsehen, beim Psycho­logen oder den eigenen Groß­el­tern. Eine wirklich schlüssig nach­er­zähl­bare Handlung ergibt sich daraus ebenso wenig, wie eine Botschaft. Eher wirkt alles wie ein ziemlich unter­halt­sames Panorama des tagtäg­li­chen Unsinns. Ein Gag reiht sich an den nächsten, sodass man sich am Ende gut unter­halten hat – aber nicht genau weiß, was das Ganze eigent­lich sollte.

Die Darsteller allein sind aber trotzdem Grund genug, diesen Film zu sehen: Dustin Hoffman und Lily Tomlin haben als Detektive einen besonders wunder­baren Auftritt, Isabelle Huppert als Nihi­listin nicht minder. Auch Naomi Watts (als TV-Model) und Jude Law (als Super­markt­leiter) lohnen den Besuch. Nur der Haupt­dar­steller ist nicht ganz so berühmt. Jason Schwart­zman, kennt man aus ein paar US-Inde­pen­dent­pro­duk­tionen (u.a. Wes Andersons Rushmore).

I Heart Huckabees ist ein faszi­nie­rend-schräger Film voll unge­bremstem Ideen­reichtum, der weiß, dass im Kino alles erlaubt ist. Eine Komödie der Welt­an­schau­ungen: so irre aber faszi­nie­rend wie Buddhismus und Anar­chismus sein können, wenn man sich richtig auf sie einläßt. Auch auf den Anar­chismus des Regis­seurs muss man sich einlassen, und manchmal wird es einem etwas zuviel des Guten. Am besten ist I Heart Huckabees immer dann, wenn er nicht nur herum­blö­delt, sondern zur Satire unseres Lebens wird, wenn Ernst den Witz grundiert. Dann bietet der Film luzide Einsichten über Konsum und Ökowahn, über die Angst vor dem Tod und Menschen, die die Liebe, die sie suchen, auch nicht in Büchern finden. Ansonsten kann man sich jeden­falls an geist­rei­chen und schnellen Dialogen vergnügen, und an tollen Darstel­ler­leis­tungen – vor allem von Hoffmann und Huppert. Auch das kann ein Sinn des Lebens sein – und bestimmt nicht der Schlech­teste.