Elizabeth

Großbritannien 1998 · 124 min. · FSK: ab 12
Regie: Shekhar Kapur
Drehbuch:
Kamera: Remi Adafarasin
Darsteller: Cate Blanchett, Geoffrey Rush, Christopher Eccleston, Joseph Fiennes u.a.

Lauernde Raubvögel

Shekkar Kapurs Intri­gen­thriller

Das alte England der Monarchen: Seit der Herr­schaft von Königin Mary (Kathy Burke) erlebt das Land schwere Zeiten: Zahlungs­un­fähig­keit der Regierung, Kriege und aufkei­mende Reli­gi­ons­kämpfe zwischen den vorherr­schenden Katho­liken und Angli­ka­nern heizen den Gemütern ein, wer dem falschen Glauben angehört, muß schlimms­ten­falls mit dem Schei­ter­haufen rechnen. Auch Marys jüngere Halb­schwester Elizabeth erfährt den Glau­bens­kampf am eigenen Leib, als sie in die Verban­nung geschickt wird. Doch Elizabeth kann sich gegen die unmensch­li­chen Intrigen, die ihr von allen Seiten drohen, mit eisernem Willen durch­setzen. Ihr Wandel von der bedrohten Maid zur starken Monarchin verar­beitet die austra­li­sche Darstel­lerin Cate Blanchett (Paradise Road) faszi­nie­rend und schillert als geistige Vorrei­terin der Eman­zi­pa­tion.

Ihre Wende leitet sie bei der herz­er­wei­chenden Trennung ihrer Liebe Robert (der etwas farblose Joseph Fiennes) ein. Von vielen Beratern umgeben, und doch allein, immer auf der Hut vor Fallen und Listen, harrt sie nur lange genug aus, bis sich durch gegen­sei­tiges, herz­haftes Morden der Konkur­renten eine günstige Konstel­la­tion ergibt. Ihre wahre inner­liche Stärke offenbart sich dennoch erst gegen Ende, wenn sie der Kamera entkommt, die wie ein lauernder Raubvogel in den düsteren Gemäuern über den Köpfen der Hofmit­glieder kreist, und sowohl der Kamera, wie allen unzäh­ligen falschen Freunden zur eiskalten Herrin wird.

Die optische Raffi­nesse eines Ang Lee erreicht der indische Regisseur Shekhar Kapur (Bandit Queen) zwar nicht, aber seine gedie­genen Bilder der histo­ri­schen Origi­nal­schau­plätze vermit­teln genug Düster­keit, die zwar nicht unbedingt den wahren Bege­ben­heiten entspre­chen muß, aber ein recht einpräg­sames Bild von Kapurs England­vor­stel­lung liefert. Den chro­no­lo­gi­schen Daten entspre­chend hält sich seine Neuauf­lage der »Virgin Queen« an die histo­ri­schen Über­lie­fe­rungen, doch die Insze­nie­rung nimmt sich die Freiheit, ihre Ruhe auch von komplexem Zeit­ge­schehen nicht stören zu lassen und der Film bewahrt vornehme Behä­big­keit trotz umfas­sender Verän­de­rungen während Eliz­a­beths Herr­schaft. Mitunter schwellen die christ­li­chen Choräle zu thea­tra­li­scher Laut­stärke auf, und lassen die Geschichts­stunde zu einem rausch­ar­tigen Bilder­bogen avan­cieren, indem der hypno­ti­sie­rende Chris­to­pher Eccleston als Duke of Norfolk durch seine teuf­li­sche Präsenz wie ein Dämon seine dunklen Krallen an Elizabeth festhält. An seinen inten­sivsten Momenten tran­szen­diert das Histo­ri­en­drama in eine irreale (Alp-)Traumwelt von bedrü­ckender Schönheit, die ganz in der Tradition eines Intri­gen­thril­lers wie Chereaus La Reine Margot steht.