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mehr als mythen

In München findet derzeit das Dokumentarfilmfestival statt. Und was hat das mit Kunst zu tun? - Dafür gibt es schließlich das Artechock-Kinomagazin. Dennoch sitzen Sie auch hier nicht im falschen Film. Denn einige handeln von Kunst.
Hervorzuheben und in den Himmel zu loben ist (leider wird er im Rahmen des Festivals nicht mehr gezeigt) der mehr als zweistündige Film bauhaus - Mythos der Moderne von Kerstin Stutterheim und Niels Bolbrinker. Auf einfühlsame Art wurden für die Spurensuche nach dem Phänomen "bauhaus" viele Zeitzeugen zu Rate gezogen und es wurde ihnen ausreichend Raum gelassen, sich selbst Rechenschaft abzulegen über diesen Einschnitt in ihren Biographien, der ihren weiteren Werdegang bestimmte. Historisch wurde das Bauhaus von der Gründung bis zum Niedergang bzw. bis zur Neugründung des New Bauhaus in Chicago begleitet, Überblenden zur zeitgenössischen politischen Lage machten viele Hintergründe verständlich. Neben ehemaligen Bauhausschülern Historie und Historikern wurden Zeitzeugen befragt, die oftmals nur indirekt mit dem Bauhaus in Berührung kamen, zum Beispiel, weil sie in Bauhaus-Wohnungen wohnten. "Auf den Gropius, auf den laß' ich nichts kommen," wetterte eine der Erstbezieherinnen, die heute noch der Bauhaus-Siedelung lebt. "Diese Architektur bestimmte die Entwicklung meiner Persönlichkeit," gab eine Frau in der "Bauhaus-Stadt" Tel Aviv zur Auskunft. Solche und ähnliche Statements bereichern den Film zu einem überbordenden Reigen, der gleichermaßen unterhaltsam wie informativ ist und den Regisseuren gegenüber ein intensives Gefühl von Dankbarkeit aufkommen läßt: Gerade noch rechtzeitig haben sie die letzten Stimmen eingefangen. Die Frage nach dem "Mythos der Moderne", so der Untertitel, erübrigte sich einfach.
Einem zweiten Mythos forscht am Freitag der Film Magnum Photos - Ein Mythos verändert sich von Reiner Holzemer nach: Dem der Photoagentur Magnum. Gegründet 1947 von so klingenden Namen wie Robert Capa und Henri Cartier-Bresson, besteht die Agentur noch heute und umfaßt etwa 50 Mitglieder. Mythisch umklärt erscheint dem Außenstehenden diese Organisation, die die Erscheinung und die Vorstellung dessen, was Photojournalismus bedeutet, nicht nur maßgeblich beeinflußte sondern schuf. Aber da gibt es noch andere Anekdoten. Die Legende will beispielsweise, daß Riesenchampagnerflaschen namensgebend waren.
Ob es auch diesem Film gelingen wird, sich nicht im Mythos zu verheddern, wird sich zeigen. Hoffentlich ist auch hier die pathetische Anrufung des "Mythos" obsolet. Auf jeden Fall gelingt es keinem Medium besser, Geschichte zum Leben zu erwecken und dem Betrachter erlebbar zu vermitteln. Daran sollte man bei der Konzeption jeder Kunstausstellung denken und dem flüchtigen Lichtspiel viel Anteil einräumen.

milena greif

 

er kam, er sah ... und ging wieder


Hugo von Tschudi war als angesehener Kunstwissenschaftler, Kenner der modernen Kunst und erfahrener Museumsdirektor die herausragende Figur zu Beginn dieses Jahrhunderts im deutschen Ausstellungswesen. Ging es nach Kaiser Wilhelm II. so verrichtete Tschudi seinen Dienst als Direktor der Nationalgalerie nicht zufriedenstellend. So kam es zu allerlei kulturpolitischen Scharmützeln, die letztendlich dazu führten, daß Tschudi 1909 aus der Reichshauptstadt Berlin in das auch damals schon in kultureller Sicht recht verstaubte München als Leiter der Staatlichen Galerien berufen wurde. Seine Ankäufe vor allem französischer Kunst ließen die Sammlung der Neuen Pinakothek zu internationalem Format anwachsen. Just an diesem Ort präsentierte 1997 der damalige Direktor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Johann Georg Prinz von Hohenzollern in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen von der Nationalgalerie Berlin Peter-Klaus Schuster eine Retrospektive zum Wirken Hugo von Tschudis an beiden Orten. Aus Münchner Sicht konnte man annehmen, daß diese Ausstellung im Hinblick auf den neuerlichen Triumph Münchens über den Erzkontrahenten Berlin angelegt war: denn die Berufung Schusters zum Nachfolger des Prinzen von Hohenzollern in der bayerischen Metropole war zu diesem Zeitpunkt kein Geheimnis mehr.

Die Münchner, die gehofft hatten, daß nun durch die Hallen der Staatlichen Museen ein neuer und endlich frischer Wind zieht und die nun gerade in dieser Hoffnung bestätigt wurden, müssen enttäuscht ihre Vorfreude eingestehen. Denn nach gerade mal einem Jahr steht nun fest, daß Schuster wieder in die neue alte Hauptstadt zurückgehren wird, diesmal als Direktor der wiedervereinten Staatlichen Museen. In einem Jahr hatte Schuster nicht viel Gelegenheit die bayerischen kulturpolitischen Äcker umzupflügen. Die Wiedereröffnung der renovierten Alten Pinakothek war noch die letzte Amtshandlung des Alten Direktors, die Eröffnung der Dritten Pinakothek der Moderne wird einem neuen überlassen werden. Vor allem mit der vor wenigen Wochen zu Ende gegangenen Ausstellung zu Fontane und die Bildende Kunst wird er ein paar Spuren hinterlassen haben. Daß der Entscheidung Schusters politische Differenzen vorangegangen sind, ist wahrscheinlich, wird aber natürlich nicht in die Öffentlichkeit getragen. Vielleicht war auch das Angebot bei den erstarkten Staatlichen Museen zu verlockend. Wie dem auch sei, München bleibt wiedereinmal der neidische Blick auf das große, weltstädtische Berlin und die Gewißheit mit Schuster einen kompetenten und erfrischenden Mann mit hohem internationalem Ansehen als Wissenschaftler wie als Museumsleiter verloren zu haben. Bis zur Entscheidung bleibt die Hoffnung der Nachfolger wird ähnlich reformorientiert und aufgeschlossen sein, wie auch Hugo von Tschudi, der vor 90 Jahren an die Isar kam.

christian schoen

foto spezial

 




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Daß es dem Fotomuseum gelungen ist, die Bisson Frères-Ausstellung nach München zu holen, ist hoch anzurechnen. Enno Kaufhold beklagt in der Photonews (4/99) zurecht, daß diese Photographien in der Geschichtsschreibung bisher marginal behandelt wurden. Denn was sich zunächst spröde anhört - ein photographisches französisches Unternehmen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts -, fasziniert durch unprätentiöse, dabei durch absolute Qualität bestechende, Aufnahmen. Berühmt geworden sind die Brüder durch Architekturaufnahmen europäischer Kulturdenkmäler der Romanik und Gotik. Den Bauten versuchten sie dabei ein veritables Äquivalent zu schaffen, durch die Größe der Aufnahmen und durch die unglaubliche Präzision. Es handelt sich schließlich um Kontaktabzüge von riesigen Glasplatten. Doch damit nicht genug. Die ersten Bilder von der Begehung des Montblancs zu liefern, dem galt der Ergeiz der Lichtbildner. Unter ungeheuer schwierigen Bedingungen, wie man in der Ausstellung dank eines zeitgenössischen Berichts nachlesen kann: Zum Entwickeln mußte Schnee geschmolzen werden, doch aufgrund der Höhenluft kämpfte die gesamte Belegschaft mit Ohnmacht. Wie bescheiden sich daneben weitere Aspekte ausnehmen, jedoch kaum weniger reizvoll. Anatomisch-ethnologische Daguerrotypien beispielsweise. Besieht man sich die Frontalaufnahmen der Totenschädel aus der Nähe, spiegelt sich der Kopf des Betrachters deckungsgleich darin und der photographische Schauder holt ihn ein.
milena greif
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