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foto spezial -
archiv 2000
1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004

   

dezember 2000

september 2000
   

spanisch

Copyright Pablo Genovés
Für unsere zentraleuropäischen Augen wild und ungewohnt: Die Umgangsweise mit Fotografie, die Pablo Genovés pflegt. Beeinflußt von seinem Vater, einem berühmten Maler, vermengt er die Fotografie ungehemmt mit der Malerei oder mit mehr: mit einem wild geschweiften Duktus, der der Sahnetorte nicht ganz fremd ist. Dem nicht genug: er nimmt noch die Werbeästhetik und Bilder aus den Dreissiger und Vierziger Jahren, knallige Farben und Motive hinzu und packt alles hinter dickes Plexiglas. Der 1959 in Madrid geborene Künstler stellt in der Galerie de Miguel aus, noch bis 13.01.2001. Für weitere Information: idemiguel@aol.com
 

kleine füsse

In der Galerie SixFriedrichLisaUngar stellt Beate Passow das Ergebnis ihrer letzten "Forschungsreise" aus. Ein winziger Gegenstand führte sie dieses Mal nach China: Schuhe, so klein wie für Vierjährige, aber an den Füßen erwachsener Frauen zu finden. Passow hat sie mit einer Pressefotografin aufgenommen. Ein tausend Jahre alter Brauch in Farbfotografie. Eine Brücke in die Zeit und eine Brücke von Ost nach West. Frei nach dem Motto "Zeigt her eure Füßchen, zeigt her eure Schuh..." (zur Besprechung)
"Beate Passow währlt in ihren Arbeiten die Motive nicht um des Erschreckens willen. Vielmehr stellt sich das alltäglich Harmlose und das Unmenschliche als zwei ursächlich miteinander verbundene Züge ein und derselben Sache dar. Passows Werk ist keine Geschichtsstunde. Sie benutzt das Historische ebenso wie das Zeitgenössische, als exemplarisches Material für die Auseinandersetzung mit der Gegenwart." (Pressetext)
"Lotuslillies" - zu sehen bis 26.01.2001.
 

mal was anderes

"Mit seiner Musik interpretiert Hans-J. Nicke Themen der Fotografie. Bilder und Ereignisse, selbst die Stunden fließen ein in die so entstehenden, nicht reproduzierbaren, einmaligen Klänge" - so weit die Ankündigung im Veranstaltungsprogramm der Großen Kunstausstellung. Aber wer ist Hans-J. Nicke? Gibt es ihn überhaupt? Und wie interpretiert er: mit Film,Video, oder Fotografie mit Fotografie? Nur wer hingeht, wird mehr erfahren. (Große Kunstausstellung im Haus der Kunst, am 25. und 27. Dezember sowie am 5. Januar, 18 Uhr)
 

voll des lobes und viel los

Einladung zu Katrin Paul
Man wird nicht müde, die Aktivitäten des Kunstsalons Omega zu loben: so viele Event, Aus- und Vorstellungen und vieles anderes mehr in einer sehr guten Atmosphäre - findet man hierzulande nicht oft. "Tokyo Style" ist das Motto! Die auf japanische Lebensart spezialisierte Galerie zeigt ab dem 23. November bis zum 28. Februar eine japanische Wohnrauminstalltion mit Fotografien von Kyoichi Tsuzuki (Opening Party am 30. November, 18 Uhr). Am 16. Januar findet dazu passend unter dem Titel "Shutter and Love" eine Vorstellung ausgewählter Fotobücher durch Ferdinand Brüggemann statt (20 Uhr). Das Thema sind "Autobiographische Tendenzen in der japanischen Fotografie der Gegenwart" (DM 10.-/ 8.-). Es geht noch weiter - in fotografischer Hinsicht, das übrige Programm zu schildern, würde hier den Rahmen sprengen. Vom 5. Dezember bis zum 28. Februar stellt Katrin Paul Fotografien aus unter dem Titel "Playing Summer" (Opening Party am 5. Dezember, 18 Uhr). Und noch ein Termin: Beim "Japanischen Weihnachtsmarkt", der an allen Weihnachtswochenenden jeweils Samstag und Sonntag von 11-18 Uhr stattfindet, gibt es auch Fotografien zu kaufen. Es ist, als ob ein bißchen Tokyo auch in München ist! (Ohmstraße 3)
 

wie strand gut

"Adriapolis" und "Werbung ohne Produkte" fotografiert Johannes Muggenthaler. Leicht vorzustellen, was darunter gemeint ist - schwer nur vorstellbar, wie diese Themen dann als Fotografie aussehen. Es handelt sich um Ansichten vom Rande des Mittelmeeres, als wären die Fotografien Standgut, das er gesammelt hat. Dabei fand er Zwischenreich, das nichts mit dem Land mehr zu tun hat, so entstellt, entindividualisiert ist es durch die ständigen Touristenfluten. Einerseits. Andererseits hat seine zwittrige Daseinsform dem Landstrich eine eigene Art aufgedrückt, die es zu fotografieren so interessant machen. (bis 16. Dezember und vom 9. bis zum 27. Januar in der Galerie Mosel & Tschechow, am 19. Januar, 19.30 Uhr, liest Johannes Muggenthaler aus seinem Roman "Die falsche Inderin")
 
 
 

november 2000

september 2000

selbstporträts in der akademiegalerie

"I'll be your mirror I reflect what you are in case" - you know. Während der erste Teil des Satzes von Nan Goldin wohlbekannt ist, wirft der zweite etwas Rätsel auf. Wer das Rätel lösen will kann dem bis zum 18. November in der Akademiegalerie auf die Spur kommen. In der Zeit vom 13.00 bis 18.00 Uhr ist täglich ein Fotograf anwesend, der nach Wunsch ein Selbstporträt des Besuchers fertig. Die Materialkosten von ca. DM 50 müssen selbst getragen werden, den Kunstwert einer solchen Fotografie kriegt man - von Philip Metz übrigens - gratis dazu. (Akademiegalerie, U-Bahn-Station Universität)
 

oktober 2000

september 2000

east 100th street

Während die großen Museen in München sich nicht gerade damit brüsten können auch mal international gefeierte Fotografen nach München zu holen, holen die kleinen Ausstellungshäuser Versäumtes nach. So ist ab dem 26. Oktober im Shirmer/Mosel Showroom eine Ausstellung von Bernd und Hilla Becher zu sehen. Freilich nicht ganz uneigennützig, da mit der Ausstellung das so eben neu aufgelegte Buch (von Schirmer und Mosel - versteht sich) der Bechers "Fachwerkhäuser des Siegener Industriegebietes" erscheint. Trotzdem lohnt die Ausstellung, da man die Bechers zwar aus vielen Reproduktionen kennt, aber im Original sieht man sie doch selten. In dem frühen Werkzyklus geht es um die Typologie der Fachwerkhäuser aus dem Siegerland. Als reine Zeckbauten sehen sie zunächst alle gleich aus; erst beim genaueren Betrachten kann man feine Unterschiede ausmachen, nicht zuletzt auch in der die Häuser umgebenen Landschaft. (bis 4. Dezember, Eröffnung ist am Donnerstag den 26. Oktober um 18 Uhr, die Bechers sind anwesend).
 

fiktives vergnügen dokumentarisch festgehalten

Abb. Petra Gerschner

C.I., geheimnisvolles Kürzel, welches Petra Gerschner für ihre Ausstellung im Amerikahaus dient. Coney Island oder Corporate Identity? Von beidem etwas: in großformatigen Schwarzweißfotografien zeigt Gerschner Bilder von Coney Island, dem Rummelplatz der armen Leute vor den Toren New Yorks. Die Bilder können aber auch gleichsam für "Corporate Identity" stehen, dem übergreifenden und sinnstiftenden Markenzeichen von Produkten, Firmen oder eben Orten wie Coney Island.
Die Ausstellung wird am Freitag den 13. Oktober, um 18 Uhr mit einer Einführung von Dr. Petra Liebl-Osborne eröffnet und läuft bis zum 12. Januar. Aamerikahaus am Karolinenplatz)

 

glanzlichter aus der natur

Abb. Andreas Held

Zurück zur Natur könnte das Motto des Internationalen Naturfoto-Wettbewerbs lauten, dessen Ergebnisse ab dem 13.10. im Museum Mensch und Natur ausgestellt sind. Unter dem tiefsinnigen Titel "Glanzlichter 2000" zeigt die Ausstellung eine Auswahl von 70 der insgesamt 4444 Bilder von über 300 Teilnehmern aus 14 Ländern. Sieger des diesjährigen Wettbewerbs war der Schwede Per-Olav Eriksson. (bis 7.1.01, Museum Mensch und Natur, Schloß Nymphenburg)

 

september 2000

september 2000

blumige männer

Abb. Eduardo Hernández Ausstellungseinladung
"Was passiert, wenn Männer Blumen treffen?", fragt die Ausstellung in der lucile galerie (Lucile-Grahn-Straße 27), die am Freitag, den 29. September eröffnet wird. Oder in der Muttersprache des cubanischen Fotografen Eduardo Hernàndez stilgerecht: "a proposito de las flores". Ja, was ist nun mit den Blumen? Und mit den Männern? Und Männer und Blumen? Wie unmännlich! - Das stimmt sogar zum Teil: denn diese Männer entsprechen insofern nicht dem Klischée vom Mann, weil sie nur auf Männer stehen. Und als solche sagt man ihnen ja besondere Empfindsamkeit nach, im männlichen wie im ästhetischen Sinn. Deshalb haben diese Männer einen Sinn für Blumen. Jeder hält eine solche in der Hand, jeder hat eine in die Hand bekommen, die zu ihm paßt und seinen Charakter versinnbildlicht: da sieht man die Rose und die Lilie, aber auch der Kaktus ist unübersehbar, wenngleich er aufgrund seiner dominanten Form samt sexueller Aufladung doch stacheliger als sonst erscheint. Die Männer erscheinen im Gegenzug empfindsamer als sonst, und man fragt sich und hofft, dass sie es auch wirklich sind.(Die Abbildung zeigt "Jiriio"; die Ausstellung ist bis zum 9. November zu sehen).
 

schwarz-weiß versichert

Abb. Robert Häusser, Weinberg, 1955,  Ausstellungsfolder
Ja, ich bin auch bei der Versicherungskammer Bayern versichert, aber leider habe ich dennoch keine Ausstellungseinladung erhalten für "Ins rechte Licht gerückt. Willi Moegle, Robert Häusser, Gottfried Jäger. Pioniere deutscher Fotografie". (bis 4. November in der Maximilianstr. 53, tgl. 9-18 Uhr, Do -19 Uhr, Sa 10-13 Uhr) Moeggle und Häusser werden der subjektiven fotografie angenähert, Jäger verkörpert die Abkehr davon hin zur Generativen Fotografie, die er 1968 begründete und bis heute ausübt, mittlerweile per Computer. Ob alle drei deshalb als Pioniere gelten dürfen, sei dahingestellt, ebenso die Frage danach, was die drei wirklich verbindet. Das schwarz-weiß? Die deutsche Herkunft? Jedenfalls eine schöne Weiterführung der Ausstellung von Toni Schneiders im Fotomuseum vergangenen Jahres.
 

open mike

Abb. Lars Baumann / Open Mike
Literarische Veranstaltungen haben im Gegensatz zu Ausstellungen der bildenden Kunst das eindeutige Nachteil, dass sie ebenso schnell wieder vorbei sind, wie sie dauern. Kurz also. Einer solchen Veranstaltung, nämlich der 8. Berliner Literaturwettbewerb open mike hat jetzt in Buchform Ewigkeit verliehen bekommen. Lektoriert und gestaltet wurden die 24 hübschen kleinen Büchlein mit den prämierten Geschichten vom Münchner Aufbaustudiengang für Buchwissenschaften. Und weil der offensichtlich gute Ideen hat und vom Gestalten gar nicht genug bekommen konnte, sind die dünnen Bände mit Fotografien des Münchner Fotografen Lars Baumann ausgestattet. Und dies auf besonders muntere Weise, denn die Aufnahmen folgen der Dramturgie der Stücke, werden immer größer, sitzen immer wieder an anderen Stellen, verkriechen sich hinter die Pagina usw. Die Endrunde des Wettbewerbs wird übrigens erst am 11./12. November ausgetragen.
 

gute kontakte

Abb. Ulrich Schmitt, aus dem Programm der VHS
Dass die VHS München einen eigenen Studiengang "Fotografie & Video/ Film" anbietet, weiß wohl jeder, der sich dafür interessiert. Aber weiß auch jeder, dass die Anmeldung jetzt läuft und das neue Programm aktuell erhältlich ist? Für Nicht-Praktiker besonders reizvoll sind die Vorträge, da es keine bessere Gelegenheit gibt, Münchner Fotografen hautnah zu erleben. Nicht so gut: eine Einschreibung ist auch für die Vorträge notwendig. Die geht noch bis jeweiligen Vortragstermin für: Ulrich Schmitt am 8.11., 20 Uhr; Zoltán Jókay am 22.11., 20 Uhr; Dieter Hinrichs: Fotografie in der zeitgenössischen bildenen Kunst, 29.11. 20 Uhr (alle Vorträge finden im Gasteig statt, die Gebühr beträgt jeweils DM 8,-).
 

fotografien in der schachtel

Abb. Gaby Mayer-Brühl

Eine kleine Auswahl Münchner Fotografen ist am Samstag, den 30. Sept. in der Lothringer Straße 13 (ab 19 Uhr) zu sehen. Dort wird zum 4. Mal die SCHACHTEL - diesmal zum Thema Fest - präsentiert, an der dieses Jahr drei Münchner Fotografen teilgenommen haben. Gabriele Mayer-Brühl hat das Haus einer Verstorbenen fotografiert, um genau zu sein, ihren Schminktisch, auf dem die Verstorbene, einem Altar gleich ihre Erinnerungen an vergangene Feste gesammelt hat.
Von Armin Smailovic gibt es Zeitgenösserisches zu sehen: Ein Party-Teilnehmer, der sich am nächsten Morgen wahrscheinlich weniger frisch gefühlt hat, umgeben von Globen, die wirken, als wäre die Welt über ihm eingestürzt.
Jörg Koopman liefert ein Bild des Festes schlechthin, dem Münchner Oktoberfest. Wie im Breughel'schen Schlaraffenland liegen und sitzen hier Figuren auf der angrenzenden Wiese, merklich angestrengt von den bierseeligen Vergnügungen der großen Münchner Kirmes.

 

fotoschule überall

Derzeit in aller Munde ist die Fachakademie für Fotodesign. Auch die kunstprojekte_riem eröffnen mit einer Ausstellung von Fotoschülern. In der Ausstellung werden Bilder gezeigt, die Studierende der Fotoschule in der Messestadt fotografiert haben. Das heißt, man kann sich den Sommer und Herbst über ein rundes Bild von der Tätigkeit der Fotoschule machen: während in der Fotomuseums-Ausstellung (s. unten) vor allem etablierte Fotografen gezeigt werden (Frantisek Drtikol, Hannah Seewald, Peter Keetman, Hubs Flöter etc.), gibt die Ausstellung in Riem vermutlich einen besseren Einblick über die Arbeitsweise junger Fotografen.
Die Eröffnung findet am Freitag den 22. September, um 19 im Galeriahaus in der Lehrer-Wirth-Straße 17/19 statt.

 

raus aus münchen!

Abb. Einladung
Gut, in München ist viel, aber München ist nicht alles. Deshalb schauen wir heute ausnahmsweise mal über den Tellerrand bis nach Köln. Dort findet die Photokina statt, aber die ganze zu betrachten, ist schon wieder übertrieben. Auf eine Besonderheit möchten wir hinweisen: die Vorausscheidung zu den Lomolympics 2000 findet dort statt. Das Internationale Lomolympische Komitee lädt Jedermann (also auch München) dazu ein, daran teilzunehmen. Die Disziplinen lauten "Der tägliche Sturz (Sterben für Lomo), LomoHundeNation (my favorite Hundesalon und andere Hundetreffs), Sportsfreunde (LomoMuskelprotzinnen und -protze), Männer und Frauen (kämpfen mit ihren Stimmbändern und Musikinstrumenten), DanceBabyDance (Shake to the rhythm)". Wenn da nicht für jeden was dabei ist! Den fünf Siegern winkt immerhin eine Reise zum Finale in Tokio - eine Chance, mal aus München rauszukommen! Weitere Informationen unter www.lomo.com/lomolympics. Einsendungen sind bis zum 3. Oktober möglich.
 

gute kontakte

Abb. Peter Neusser, Ausstellungseinladung
Ob diese Eröffnung nun ganz offiziell ist oder nicht... das war an der Einladung nicht richtig zu erkennen. Also gehen wir mal davon aus, dass, wer echtes Interesse heuchelt, auch willkommen ist: Schließlich wird auf dieser Ausstellung die "neuesten Ergebnisse des neuen 3D-Scansystems" vorgestellt, denn die Gastgeber sind Reproduktionsspezialisten. Offensichtlich mit guten Kontakten zur Kunstakademie, da die Ausstellung als "Zusammenarbeit mit dem Bereich Neue Medien" vorgestellt wird. Aus-gestellt werden Arbeiten von Masayuki Akiyoshi (Teile, zuvor in der Goethe'53, zuvor in der Galerie der Künstler), von Beatrice Apel (Living Terminals) und Julia Meister (Nachbarschaft). Eröffnung ist am Donnerstag, den 28.09. um 18 Uhr bei O/R/T Studios, Akademiestraße 7.
 

fotografie auf der maximiliansstraße

Vor zwei bis drei Jahren noch undenkbar, heute selbstverständlich: fast jede zweite Galerie eröffnete zur Open Art mit Fotografie im Programm. Eine kleine Auswahl, angelegt als Gang über die Maximilianstraße: Die Galerie Biedermann (Max.str. 25) zeigt Bilder von Richard Wentworth. Daß Wentworth eigentlich von der Skulptur kommt, demonstrieren seine Fundstücke, die vielmehr als skulpturale Arrangements zu lesen sind, denn als Fotografien. Fotografie pur hingegen stellen die Bilder von Marylin Monroe in der Ladengalerie Thomas (Max.str. 15) dar. Fotografen wie George Barris oder Inge Morath zeigen hier die Diva und das vielfältigste Modell aller Zeiten in insgesamt 36 Bildern.
In der Galerie Albrecht (Wurzerstr. 16) konzentriert man sich auf digitale Bildwelten. Iska Jehr manipuliert in längsformatigen Lamda Prints "Privates Glück" als das Panorama idyllischer Schrebergärtenwelten.
Die Galerie Daniel Blau wartet mit dem Altmeister des Selbstporträts, Chuck Close, auf. Wie in seiner Malerei konzentriert sich Close auf das großformatige Porträt, das die Dargestellten ohne jede Gnade zeigt. Daneben gibt es von ihm Torsi auf Daguerrotypien zu sehen, als schönes Beispiel dafür, daß die Daguerrotypie zu unrecht fast aus der zeitgenössischen Fotografie verschwunden ist. Einen Besuch lohnt schließlich auch die Galerie Marie-José van de Loo. Gisela Bullacher stellt hier Bilder von "Dingen" aus, die sie in einen verfremdeten Kontext stellt und sich so gezielt gegen alltägliche Sehgewohnheiten richtet.
 

anhänger

Abb. Peter Neusser, Ausstellungseinladung
An die Open Art hängen sich viele dran und machen das offizielle Opening des Kunstherbst so reizvoll, (das bei manchem leider noch immer nicht viel mehr bedeutet als die Rückkehr aus dem Sommerurlaub). Einige fotografische Empfehlungen lassen sich machen: die Galerie Walter Storms stellt Ellen Auerbach aus (bis 4. November). Dieser Grand Dame der Fotografie stehen weitere Fotografinnen zur Seite, z. B. Claire Angelini, die im Institut Francais die Arbeiten "Devenir" ausstellt (bis 7. Oktober). Einen Münchner Protagonisten läßt sich in den Räumen der AMD, Ohmstraße 15, kennenlernen: Peter Neusser stellt dort schwarzweiße Stadtbilder Naturbildern gegenüber, die er 1997-1999 aufgenommen hat (bis 13. Oktober). (Die AMD ist übrigens, das haben wir in einer aufwendigen Recherche vor Ort herausgefunden, eine Privatschule für Mode und Schnitttechnik in wunderbaren Altbauräumen eine Jugendstilhauses von Martin Dülfer.)
 

geschichten von sophie calle

Abb. Sophie Calle
Sophie Calle ist eine Geschichtenerzählerin. Daher beginnt man eine Besprechung über ihre aktuelle Ausstellung am besten auch mit einer Geschichte: 1980 beschloß Calle einem Mann zu folgen, dem sie in Paris begegnet war, heimlich. Die Verfolgung führte sie bis nach Venedig, wo sie ihm wie eine Profidetektivin dicht auf den Fersen blieb. Er stellt sie zur Rede, verbietet ihr weitere Recherchen und reist schließlich zurück nach Paris. Sophie Calle folgt ihm wiederum, und macht ein letztes Foto des Unbekannten am Pariser Bahnhof.
So oder so ähnlich verlaufen viele Geschichten der französischen Küsntlerin und alle dokumentiert sie mit eigenen Fotografien und akribischen Texten, die noch bis zum 12.11.00 im Haus der Kunst ausgestellt sind.
 

katharina sieverding und ihre schützlinge

Ein Higlight im Münchner Fotosommer dürfte die Ausstellung "Kunst aus Berlin" in der Barbara Gross Galerie sein. Die Galerie hat die Berliner Fotografin und Professorin Katharina Sieverding eingeladen, eine Ausstellung mit drei ihrer ehemaligen Studentinnen zu kuratieren. Judith Hopf, Gabriele Worgitzki und Natascha Sadr Haghighian stellen ihre laufenden Projekte vor und laden am Samstag, den 9. September um 17 Uhr zu einem Gespräch über ihre Arbeit ein. (die Ausstellung läuft bis zum 14. Okt.)
august 2000

nadja oh lala!

Abb. von der Ausstellungseinaldung
Nadja Auermann ist eine kleine Wildkatze und wer nicht aufpaßt, den beißt sie garantiert. Zum Glück hat sie ein Band um den Hals, an dem sie sich selbst festhalten kann, so daß sie nicht gleich auf jedermann losgeht. Und auch nicht auf Ellen von Unwerth, die Fotografin, die sich gerade diesem Wildfang ohne Beißschutz aussetzt (1994). Solch eine oberflächliche Betrachtung ist der Sache natürlich nicht ganz angemessen. Das Model, das man vertrauensvoll mit dem Vornamen ansprechen darf, ist ja nicht sie selbst, sondern ein Fantasieprodukt, eine Mischung aus Fashion, Glamour und vermeintlich männlicher Vorstellungskraft. Ursprüngliches Ziel war es einmal, Frauen aufgrund solcher Fotos dazu zu bringen, so werden zu wollen, wie Nadja. Und deshalb zu kaufen, was Nadja trägt, sich zu schminken, wie Nadja sich schminkt usw. Dieser Ausgangspunkt ist mittlerweile völlig abhanden gekommen. Die Fotos von Ellen von Unwerth, Peter Lindbergh, Nick Knight und Jean-Baptiste Mondino machen Nadja zu einem künstlerischen Tummelplatz, mit dem jeder machen kann, was er will. Halt nein, nicht alles, denn eines nicht: den Menschen Nadja sehen. Der ist verschwunden. (Schirmer-Mosel Showroom, Vernissage Freitag, 08.09., 18 Uhr)
 

traumhotels

Abb. Myriam Babin, Ausstellungseinladung
Jedermann weiß, dass Fotos von Hotels es generell auf Täuschung anlegen. In jedem Reiseprospekt sehen die Zimmer der Hotels garantiert andres aus als in echt. Myriam Babin setzte diesem Betrug noch ein drauf: belanglosen, zwar durch die pulp-Welle fashionablen, amerikanischen Hotel- und Motelräumen gewinnt sie ein verführerisches Farben-Formen-Licht-Spiel ab. Die akurat ins Bild gesetzten Türen und Schränke, Lampen und Tapeten versprechen Wohlfühlatmosphäre erster Güteklasse. Doch sie bleibt im Bild gefangen und laden nur zum Betrachten ein. Das aber sehr!
 

fotoschule und kein ende

Abb. Kathrin Ahlt
Wir wollen ja keineswegs den Eindruck erwecken, als würden wir nur noch über die Fotoschule berichten, aber tatsächlich handelt es sich hierbei in diesem Sommer um eine der regesten Institutionen. Parallel zur Ausstellung im Fotomuseum (s. unten), findet in der marquardt Galerie eine Ausstellung mit vier Absolventen der Staatlichen Fachakademie für Fotodesign statt. Die Präsentation sieht sich als Ergänzung zu dieser Jubiläumsausstellung, da sie umfangreiche Bildzyklen der beiden im Fotomuseum vertretenen Fotografen Kathrin Ahlt und Jens Masmann zeigt. Erweitert wird die Ausstellung um Arbeiten von Julia Krüger und Frank Bauer, so daß sich ein umfassender Einblick in die Arbeit junger Fotografen ergibt.
(Di. bis Fr. 13 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 13 Uhr; Innere Wiener Straße 59 Ausstellung 10.8.- 1.9.2000: Junge Fotografie – Kathrin Ahlt, Frank Bauer, Julia Krüger, Jens Masmann)

juli 2000

teile

Abb. von der Ausstellungseinladung
Masayuki Akiyoshis Arbeiten waren erst kürzlich in der Galerie der Künstler zu sehen (siehe Archiv): ein Zimmer, und zwar ein ganz und gar unspektakuläres, hat er komplett aufgenommen. Die Wände in einzelnen Abschnitten, den Parkettboden im Ganzen. Und obwohl also - bis auf die Decke - kein Quadratzentimeter fehlte, ergab sich doch der Raum nicht wieder. Wie er dem Raum in Teilen weiter nachspürt, wird in seiner Ausstellung "Teile" in der Galerie "Goethe '53" zu sehen sein. (Eröffnung am 27. Juli, 20 Uhr, bis 15. September, Goethestraße 53)
 

nitrofrottagen

Das 8+ Forum der 8+ Architekten und Ingenieure lädt ab 29. Juli zur Ausstellung "Nitrofrottagen" der Münchner Künstlerin Irene Drexl ein. (Vernissage am 28. um 19 Uhr, Schwere-Reiter-Straße 35, Haus 2b) Die Holzbildhauerin bearbeitet ihre Werkstücke aus Gips nicht indem sie das Material verformt, sondern indem sie ihnen ein Bild gewissermaßen überstülpt. Balkonreihen einer Hochhausfassade lassen durch ihre stark perspektivische Wirkung den Bildträger als andere Form erscheinen. Eine elegante Art, nicht mehr den Meisel zu schwingen - und ein weiteres Indiz dafür, dass die Fotografie dahin tendiert, sich mit allen anderen Bildkünsten zu vereinen.
 

lüthi hält sich fit

Einen echten Klassiker mit ganz neuen Arbeiten zeigt noch bis zum 27.08. das Lenbachhaus. Urs Lüthi, der noch lange vor Cindy Sherman in den siebziger Jahren mit Inszenierungen, Maskeraden und aberwitziger Mimik auf sich aufmerksam machte, ließ lange nichts von sich hören, um sich jetzt mit alter (zwangsläufig auch älterer) Frische zurückzumelden. Bekannt - aber in der Geschichte der Inszenierten Fotografie leider viel zu wenig beachtet - wurde Lüthi mit seinen Selbstinszenierungen, die den Künstler mal in selbstherrlich-dandyhaften, mal in weiblich-androgynen, aber immer ziemlich komischen Posen zeigen. Daß Lüthi sich auch heute noch nicht allzu ernst nimmt, zeigt die aktuelle Ausstellung. Neben alten Fotografien und neuen Bildern, gibt es mehrere Fernsehmonitore, die Lüthi in Endlosschleife auf dem Laufband zeigen, in offensichtlichem Bemühen seine Leibesfülle in den Griff zu kriegen. Wohl dem, der regen Geist und regen Körper zeigt!
 

100 jahre fotoschule und das lehren nimmt kein ende

Abb. Ali Weisweiler
100-jähriges Jubiläum feiert dieses Jahr die Fachakademie für Fotodesign in der Clemensstraße. Mit wechselnden Namen (z. B. Bayerische Staatslehranstalt für Fotografie), wechselnden Lehrern (Hado Prützman, Dieter Hinrichs u.v.m.) und einer wechselhaften Geschichte (nicht nur immer ruhmhaft) präsentiert sich die Schule nun mit einer Auswahl an Fotografien, die einen schönen Gang durch die Geschichte der Fotografie ergibt. Angefangen mit piktorialistischen Bildern von Hannah Seewald, Frantisek Dritikol u.a. sind dann vor allem die vierziger bis sechziger Jahre üppig repräsentiert (Ali Weisweiler, Franz Xaver Bartel, Chris von Wangenheim). In den achtzigern wurden Talente wie Jürgen Teller oder Evi I. Keller gefördert, die wiederum den contemporary german photographers um Armin Samilovic, Manfed Jarisch oder Enno Kapitza Platz machten. Alles in allem vermittelt die Ausstellung neben den Tätigkeiten der Schule also einen schönen Überblick über 100 Jahre Fotografie.
 
 

bitte kein cuba mehr

Wim und Donata Wenders Film Buena Vista Social Club birgt atemlos schöne Bilder. Der Schirmer/Mosel-Verlag zeigt in seinem Showroom Fotos und Filmstills, die er auch als Buch veröffentlicht hat. Havanna ist eine der fotogensten Städte der Gegenwart, so scheint es, denn der Cuba-Boom lautert an jeder Ecke. Und so wunderschön der Wenders-Film auch ist, ebenso wie alle anderen, und so beschwingt die Musik des Ferrers und Konsorten auch klingt: Cuba - zumindest so, wie es uns pausenlos Nicht-Cubaner vermitteln - ist out, diese Initiative kommt zu spät, sorry. (Eröffnung am 06.07. um 18 Uhr, bis 04.09.2000) (Abbildung: Ausschnitt von der Ausstellungseinladung)
 

der grandseigneur

Jeanloup Sieff ist eine Legende, die noch lebt. Angesichts seines immer klassischen Stil mag man das kaum glauben. Er wurde 1933 geboren und wohnt und arbeitet in Paris. Obwohl seine Modefotografien auch legendär sind - Alfred Hitchcock erschreckt ein Modell vor dem Haus aus Psycho! -, besteht er selbst darauf, dass er sich für Mode gar nicht interessiert hat. Und doch arbeitete er für Glamour, Harper's Bazaar, Vogue und Elle. Vergnügen an Licht und Formen laute seine Maxime, so der Altmeister. Genauer gesagt das Vergnügen an Licht und Formen auf und am weiblichen Körper respektive Hinterteil, möchte man nach Besichtigung der Ausstellung in der Galerie Andreas Binder hinzufügen (bis 06.09.2000)

 

tote puppen

Puppen können nicht sterben, heißt es. Und doch tun sie es, wenn Cindy Sherman sie vor die Linse nimmt. Dann allerdings erwachen sie zu schaurigem Leben und erschrecken den Betrachter. Ein alter Fototrick, Unbelebtem Leben zu verleihen, an Puppen schon von Hans Bellmer in den dreißiger Jahren exerziert. Aber Shermen zerlegt nicht nur Spielzeug, sondern sie mischt unansehliche Versatzstücke darunter und kocht so eine ungenießbare Ansammlung von Gliedmaßen in großem Format. (bis 02.09.2000 bei Monika Sprüth und Philomene Magers) (Abbildung: Ausschnitt von der Ausstellungseinladung)

 

parkett betreten strengstens verboten!

Im Rahmen der Ausstellung "Multiple Choice" in der Galerie der Künstler ist trotz Kunstnachwuchs erstaunlich wenig Fotografie vertreten. Nur Masayuki Akiyoshi zerlegt seinen Blick auf Räume fotografisch, um sie später an fremden Orten wieder zusammenzusetzten. Eine schlicht-ärmliche "Bude" hat er auf diese Weise kartographiert und danach zum Fries zusammengefügt. Eben jenem Zimmer hat er auch das Parkett abgenommen: penibel nachfotografiert und haargenau am Boden des Ausstellungsraum wieder erstellt: "Luises Raum" mißt 3x4 m. Wann ist etwas wahrgenommenes das was es ist, scheint dieses Parkett zu fragen. Aber die Antwort folgt auf den Fuß: Ein Parkett ist kein Parkett bzw. ist ein Bild, wenn man nicht einfach mit Schuhen darauf gehen kann. Ach ja, und wenn es fast 27000,- DM kostet. (Abbildung: Ausschnitt von der Ausstellungseinladung)
 

grund zu feiern

Die Fachakademie für Fotodesign hieß früher einmal Graphische Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie. Das ist lange her, genau 100 Jahre. Eine ausgiebige Ausstellung im Fotomuseum steht aus diesem Anlass an, die wir weiter unten bereits angekündigt haben. Ergänzend hier noch die begleitenden "Events": Eröffnung am 6. Juli um 19 Uhr im Fotomuseum, Eröffnung der Jahresausstellung in der Fachakademie am 7. Juli, Auktion zur Finanzierung des Ausstellungskataloges im Auktionshaus Schneider-Henn am 30. Juni, 14 Uhr, Tage der offenen Türe am 8. und 9. Juli in der Fachakademie, 10 bis 17 Uhr.

 

juni 2000

ruhiges licht

Igor Savchenko aus Minsk wurde 1962 geboren und studierte Radiotechnik. Seit 1989 ist er aber ausschließlich als Fotokünstler tätig. Zuletzt waren seine Arbeiten in der Finnischen Nationalgalerie Helsinki, im Staatsmuseum St. Petersburg, im Frankfurter Palais Jalta und im Moderna Museet Stockholm zu sehen. Zeit und Gedächtnis sind seine Themen. Deshalb arbeitet er mit alten Aufnahmen, die er abfotografiert, zum Teil verfremdet. Sein Interesse für die Geschichte zeigt sich auch in der Videoarbeit "Eine Chronik aus Deutschland" von 1999. In der Villa Waldberta sind verschiedene Zyklen von Fotoarbeiten unter dem Titel "Das ruhige Licht" versammelt. (Eröffnung am Samstag, 8. Juli, 15 Uhr, der Künstler ist anwesend. Bis 30. September, Höhenbergstr. 25, 82340 Feldafing, Öffnungszeiten auf telefonische Anfrage Mo-Fr nachmittags, Tel. 08157 2335. Nebenstehende Abbildung von der Einladungskarte)

 

in die falle getappt

Fotos, die zumindest den meisten Autofahrern bekannt sind, zeigt derzeit Florian Slotawa in der sub 11: Radarfallenaufnahmen. Mit dem typisch unscharfen Stich und der entsprechenden Information, wann der Autofahrer (der Künstler selbst) in die Falle getappt ist, hängen schön gerahmt und leicht vergrößert an den Wänden der Kellergalerie. Dazu zeigt Slotawa aus der Hüfte geschossene Autofahrerimpressionen, die in einem Diakarussell schnell hintereinander präsentiert werden. Slotawa, der ansonsten für seine intimen, umgebauten Hotelzimmerräume bekannt ist, sucht offenbar in seinen Bildern alltägliche Wahrnehmung in den Kunstkontext zu holen - in diesem Fall vielleicht sehr vereinfacht. (bis 20. Juli, Buttermelcherstr. 11/Rgb.)

 

le salon est loin

Ein "Salon de la photographie" knüpft an eine lange Tradition an, beispielsweise einer der ersten Ausstellungsorte der Fotografie im Paris der dreißiger Jahre nannte sich "Salon de l'escalier". Tatsächlich stellte man im Treppenhaus aus. Der Ort, den nun einige Absolventen, die aus dem "Projekt Fotografie" der VHS München hervorgingen, für eine Ausstellung wählten, erscheint ebenso exotisch: Auf dem Gut Keferloh in der Alten Brennerei zwischen Haar und Putzbrunn (Eröffnung ist am 30. Juni abb 19 Uhr). Gezeigt werden Fotografien ebenso wie Buchobjekte, Projektionen, Video. Eine Werkschau, die ab jetzt regelmäßig stattfinden soll. Für jemanden, der sich über das Volkshochschulangebot unter der Leitung von Michael Jochum orientieren will, ein idealer Ort. Mit dem Auto leicht zu erreichen. Für jemanden ohne Auto leider mühsam.

 

das goldene kalb

Ärgerlich ist die Ausstellung "Surrounding Mapplethorpe", die derzeit im Aktionsforum Praterinsel zu sehen ist. Der Ansatz, den leider viel zu oft als Schwulenfotograf verschrieenen Robert Mapplethorpe andere künstlerische Positionen gegenüber zu stellen, mag noch überzeugend sein. Wenig überzeugend ist aber die Gegenüberstellung. Die spröden Tafelmalereien Edgar Lorenz harmonieren beim besten Willen nicht mit den Fotografien Mapplethorpes, so daß man hier nach Verbindungen vergebens sucht. Und die Verbindungen die es gibt, die schwulen Obsessionen der Gruppe A/B, sind vor allem eines: platt! Damit ist man wieder einmal nicht dem Fotografen Mapplethorpe gerecht geworden, der noch ganz anderes gemacht hat, als Sado-Maso-Fotografien. (bis 9. Juli, die nächste Führung mit dem Kurator am 2.7., 16 Uhr. Die Abbildung stammt vom Ausstellungfolder: aus der Serie "The Power of Theatrical Madness" von R. Mapplethorpe, 1985, courtesy Jan Fabre.)

 

nur natur

Nur die Natur steht Modell für die Aufnahmen von Thomas Becker - aber was für eine Natur! Ganz schwarz in weiß offenbart sie Strukturen und Muster, läßt Gesichter sehen, wo sonst keine sind. Das mag daran liegen, dass der Fotograf eine großformatige Holz-Platten-Kamera verwendet und sehr lange belichtet. Aber die Vorgehensweise erklärt noch nicht alles. Da muss auch noch ein Auge hinter dem Sucher stecken, das die Umgebung anders und aufmerksamer sieht, daraufhin findet. Der bildgebende Prozess muss zuvor vorhergesehen werden. Und das kann Thomas Becker. (Eröffnung ist am Sonntag, 18.06.2000, 17-21 Uhr, Feilitzschstraße 9, Logopädische Praxis Annettte Keck, Rückgebäude, letzte Türe)

 

fotoschule überall

Derzeit in aller Munde ist die Fachakademie für Fotodesign. Nicht nur, daß am 6. Juli mit einer Ausstellung im Münchner Fotomuseum ihrem 100-jährigen Bestehen gehuldigt wird, sondern im September ist auch eine Ausstellung von Fotoschülern der Akademie in Riem geplant. Für die Ausstellung werden in den nächsten sechs Wochen Studierende der Fotoschule in der Messestadt fotografieren und ihre Eindrücke anschließend dort im Galeriehaus ausstellen. Das heißt, man kann sich den Sommer über ein rundes Bild von der Tätigkeit der Fotoschule machen: während in der Fotomuseums-Ausstellung vor allem etablierte Fotografen gezeigt werden (Frantisek Drtikol, Hannah Seewald, Peter Keetman, Hubs Flöter etc.), gibt die Ausstellung in Riem vermutlich einen besseren Einblick über die Arbeitsweise junger Fotografen.

 

fotoerlebnis

Im Kunstraum in der Goethestraße findet am 8. Juli - nicht nur - Fotografie statt: eine Fotoaktion der Gruppe Linsenfrei und eine Präsentation der neuen VinylVideo TM Platte von Kristin Lucas. Am 9. Juli findet ein Parallelprogramm im Werkstattkino hoffentlich viele Besucher: Eine Super-8-Film-Nacht zu Technologie und Zukunftsforschung mit Beiträgen von Beatrice Jäggi, Lucas Lumma, Ralf Palendt und David Pfluger. Interdisziplinäres zwischen allen Medien ist angesagt.

 

klassiker vor klassikern

Copyright Julius Shulman

Julius Shulman wurde am 10.10.1910 in Brooklyn geboren und wuchs in Los Angeles auf. Zufällig traf er im Lebensmittelladen seiner Schwester Richard Neutra, von dem er seinen ersten Auftrag als Fotograf erhielt, ohne das Metier jemals professionell gelernt zu haben: 1936 machte er Aufnahmen vom Kun House. Seit 1962 waren seine Fotografien in allen bedeutenden Publikationen über die Kalifornische Architektur vertreten, insbesondere die Case Study Houses setzte er auf unvergleichliche Weise ins Bild. Manch einen stören allerdings die Staffagefiguren, die hie und da die Häuser be-wohnen, ohne sie wirklich zu beleben. Nicht vergessen sollte man dabei, dass sie wie die Architektur dieser Zeit ein ganz bestimmtes Menschenbild widerspiegeln. Die Ausstellung in der Galerie Stefan Vogdt bietet einen zusätzlichen Reiz: Die Möbel in den gezeigten Häusern, mittlerweile allesamt Klassiker modernen Designs, stehen dort in realiter vor den Fotos, die man ebenfalls schon getrost in die Klassikerkategorie heben kann. (Wir zeigen einen Ausschnitt der Abbildung auf der Einladungskarte)

 

mai 2000

 

akt cut

Copyright Frank Reinboldt

Mit dem Cutter ist Frank Reinboldt über seine Aktfotografien gefahren und hat Leiber aufgeschlitzt, zu Versatzstücken geschnitzt. Der grausige Akt wird erst behoben, wenn er das Menschenmosaik wieder zusammensetzt, genau einpaßt, klebt und tackert. Aus der Zerstörung entsteht etwas neues, andersartiges. Weder der Begriff Fotoskultpur noch Menschenmalerei ist dafür angemessen; die Collagen bewegen sich zwischen ornamentalem Puzzle und zerrspiegelgleichem Fragment. Daneben erstaunt, dass der Künstler außerdem Collagen aus altem Holz zusammensetzt und am Rande auch in der Galerie Objekte vorstellt.

 

drei mal fotos

Das Kulturreferat hat einen fotografischen Rundumschlag ausgelöst: Im Französischen Kulturinstitut stellt im Zuge dessen der Landschaftsfotograf Didier Sorbé aus. Er zeigt als Stipendiat der Villa Waldberta die Isar von der Quelle in den österreichichen Alpen bis nach München. Ein Flußlauf der sich oft im Nebel verliert... . In der Lothringer Straße Ladengalerie stellt Sabine Meier aus, ebenfalls französische Fotografin. "Faillure Delivery" nennt sie ihre Fotoinstallation. Die Künstlerin wird 2001 Stipendiatin der Villa Waldberta sein. Drittens stellt - man rate nun, wo... genau, in der Villa Waldberta - Peter Neusser Arbeiten von seinem Aufenthalt im Naturpark "Domaine d'Abbadia", Hendaye, Frankreich, aus (Alle Ausstellungen sind bis 28. Mai zu sehen. Wir zeigen ein Bild von Peter Neusser von der Einladungskarte).

 

reale fassaden versus fiktive fassaden

Baustellenfotografie ist jetzt nicht wirklich was Neues, und Bilder von der Stadt Berlin gleich gar nicht, trotzdem kann man beidem immer wieder was neues abgewinnen. So geschehen bei Stefanie Bürkle, die in der Galerie Matthias Kampl "Bilder von der Stadt im Bau" zeigt. Bürkle stellt ihren Fotografien Malereien gegenüber, die das Bild der Fassade vervielfachen, übereinanderschichten und ineinander verlaufen lassen. Die Fotografien zeigen daneben ganz reale Fassaden, zumindest auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinsehen, fällt auf, daß auch hier die Fassaden nicht real sind, da es sich um sog. Musterfassaden handelt, z. B. die Arbeit "Musterfassaden Bundespressekonfernz", 1999. Die Frage wer hier lügt, ist also nicht ganz leicht zu beantworten, die Malerei, die Fotografie oder die Baufirma? (bis 17. Juni)

 

gefäße als metaphern fürs leben...

Die Koreanerin Hyon Soo Kim beschäftigt sich schon seit längerem mit dem "Gefäß". So auch in ihren Leuchtkastenbildern, die zur Zeit gemeinsam mit Fotoarbeiten von Stephan Reusse in der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst ausgestellt werden. Vor allem aus dem kirchlichen Kontext bekannte Gefäße sind über menschliche "Gefäße" gelagert. Stirnhöhlen, ein Brustkorb, Schädelinneres stellen Verbindungen zu den kugeligen Vasen und Gläsern dar. Das Gefäß wird dabei zur "Metapher für eine ganze Welt, die sich generiert aus einem ununterbrochenen Prozeß von Füllen und Umgießen". (bis 16. Juni, Galerie an der Finkenstraße)

 

der nachwuchs

Vor just einem Monat zeigte der "extrem junge Fotograf" (so wurde er vorgestellt) Philipp Stegmüller eine Auswahl seiner Arbeiten bei der Werkschau Münchner Fotografen im Cinerama. Scheint ein Sprungbrett der Karriere zu sein! Oder sollte uns da etwas entgangen sein? Jetzt jedenfalls zeigt Stegmüller seine Fotoarbeiten 1997-2000 im Studioraum der Galerie SixFriedrichLisaUngar. Gut, der Studioraum ist schon sehr, sehr klein, aber immerhin! (Eröffnung ist am Donnerstag, den 4. Mai, 18-21 Uhr und am Samstag darauf von 12-15 Uhr) Wir zeigen das Foto "Chasing Colour" (1999) von der Ausstellungsankündigung.

 

white pride...what?

Beate Passow hat die weißhemdige Berufskleidung rechtslastiger Parteien vor einen Spint gehängt. Der ist verbeult-grau und suggeriert spießig-obrigkeitsgläubiges Ordnungsbewußtsein. Halt, nein, doch nicht: aus dem Fach rechts oben leuchtet der europäische Sternenkranz hervor. Die Parteienpräsentation im Internet hat Passow jeweils in die Tür gepinnt. An der linken Türe hängt eine Maske, die jeweils mephistotelisch auf die hinter trügerischen Masken versteckten Absichten anspielt. Im Hintergrund an der Wand: eine Tapete aus Skulpturen, die der Naziauftragsbildhauer Arno Breker schuf. Dieser eindeutigen Plakation steht wiederum verharmlosend die schwarze Aktentasche zur Seite. Oder ist das die mit den Millionen drin, die schon seit geraumer Zeit durch die Presse geht? Wie soll man fotografisch solche unterschwelligen Verwicklungen darstellen? - So, zum Beispiel! (Zu sehen in der Aspekte Galerie im Gasteig, bis zum 18. Mai)

 

april 2000

 

fotos im kino

Im Atelier-Kino, genauer im Foyer, sind so ganz nebenbei Schwarzweiß-Fotografien italienischer Impressionen von Andreas Frei ausgestellt. Wie die Fotos da hinkommen, wie lange sie dort noch hängen, weshalb sie sich dort befinden, war auf Anfrage an der Bar nicht herauszubekommen. Dennoch eine schöne Gelegenheit, auf dem Weg ins Kino beiläufig einen Blick an die Wand zu werfen.

 

was wurde aus contemporary german photography?

Die Gelegenheit, mal nachzusehen, was aus einem Protagonisten der vielgescholtenen und oft zitierten "Contemporary German Photography" wurde, ergibt sich ab Donnerstag in der Ohmstraße 15 in den neuen Akademieräumen. Armin Smailovic, der anno 1997 in dem Buch Contemporary German Photography und im gleichen Jahr in der Ausstellung "wirklich?" im Fotomuseum des Münchner Stadtmuseums vertreten war, stellt dort auf die Gemeinschaftsinitiative der Galerie Katia Rid und AMD Müller & Sohn aus. Der 1968 in Zagreb geborene Künstler studierte von 1989-1991 an der Fachakademie für Fotodesign in München. Danach bekam er ein Stipendium der A. Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Bekannt sind seine Arbeiten aus verschiedenen Zeitschriften, wie beispielsweise dem jetzt-Magazin der Süddeutschen Zeitung.

 

mit der macht leben

Herlinde Koelbl

Herlinde Koelbls Porträts der "Macht", d. h. der machtpolitisch Vorderen, sind zur Zeit im Haus der Kunst zu sehen. Als das Buch "Spuren der Macht" im Herbst 1999 erschien, riß sich bereits die Presse um den Abdruck der Exponate, die dokumentieren, was das Leben im Regierungslicht aus den Menschen macht. Politik, oder doch "nur" das Leben (Haus der Kunst, bis 14.5.). Angela Merkel war zwar nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis (wie sie auf der Eröffnung kund tat), interessant ist das Projekt trotzdem. Will man hier was sehen, was tatsächlich gar nicht da ist, oder gibt es sie, die "Spuren der Macht"?

 

bild statt spuren

Eine witzige dabei nichtsdestoweniger ernstgemeinte Alternative zu Herlinde Koelbls Spuren der Macht bietet das in Fotografie umtriebige Instituto Cervantes am Marstallplatz. Dort ist noch bis zum 5. Mai die Ausstellung Das Bild der Macht. Das 20. Jahrhundert in Porträts spanischer Politiker zu sehen. Kuratiert wurde die Ausstellung von Rosa Olivares. Der Vergleich mit den den deutschen Politikern im Haus der Kunst bietet sich an und dürfte auch ein Lehrstück über die unterschiedliche Vorstellung von Macht wie Fotografie sein.

 

säulenwald

Wolfram Kastner und Christian Lehsten stellen eine "Säulenordnung" auf (in der Artothek, bis 29.April). Was man sich darunter vorstellen kann? Das ist denkbar einfach: Eine mannshohe Säule tragen sie durch die Welt und lichten sie ab: vor dem Berliner Reichstag, auf der Baustelle, vor Fassaden, in der Natur, im Schweinestall. Jedes Mal löst die Säule eine Irritation aus, klar, jeder fragt sich, "was macht denn bloß die Säule da, wie ist die da bloß hingekommen?" Der Effekt ist ebenso originell wie kurz und schmerzlos - die Säule steht geduldig.

 

100 jahre fotoschule

foto: gesa simons

Da es zur Zeit wenig neue Eröffnungen zur Fotografie gibt, nutzen wir die Gelegenheit und berichten mal über eine Institution, die Münchner Fotoschule. Unter dem Namen Staatliche Fachakademie für Fotodesign hat die Schule im weniger attraktiven Gebäude des ehemaligen Krankenhauses in der Clemensstraße 33 ihren Sitz.
Die Fotoschule hat diesen Jahr Grund zu feiern und sie tut es auch, mit einer Ausstellung im Juli im Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum (mit Katalog). Zum 100-jährigen Jubiläum wird es eine große Bilderschau geben mit berühmten und weniger berühmten Abgängern der Fotoschule. Dabei ist es interessant den Werdegang der Fotografen zu verfolgen, die meisten Schüler sind ihr Leben lang bei der Fotografie geblieben, die wenigsten haben aber den Kunst-Sektor gesucht. Berühmtes Beispiel für den mehr künstlerischen Bereich ist Michael Wesely, der mit seinen Lochkamerabildern - mit extrem langen Belichtungszeiten - bereits zu internationalem Ruhm gelangt ist. Aus den älteren Jahrgängen sind u. a. Frantisek Drtikol und Hannah Seewald zu nennen, die mit ihren Bildern - die noch ganz dem piktorialistischen Stil verhaftet waren - "Kunst"- und nicht "Kommerzfotografie" betrieben. Der Werdegang der 90-Jahre-Abgänger hingegen läßt sich prima jeden Montag und Freitag in der Süddeutschen Zeitung verfolgen, Montags im Jetzt-Magazin und Freitags im SZ-Magazin zeigen u. v. a. Jörg Koopmann, Frederike Hellwig oder Enno Kapitza, was sie auf der Fotoschule gelernt haben. Geradezu lokale Berühmtheit haben auch die Porträtstudien im Renaissance-Stil der jungen Fotografien Gesa Simons erlangt, die für diese Bildserie auch den von der Fotoschule intern ausgeschriebenen Dannerpreis bekommen hat. Und eigentlich sollte es ja nicht mehr extra betont werden - wir tun es trotzdem -, erfreulich ist auch die hohe Frauenqote der Schule. Zum Beispiel hat es in den 40er und 50er Jahren ungewöhnlich viele FotografInnen gegeben, die hier das Handwerk gelernt haben, die kürzlich verstorbene Fee Schlapper oder auch Ingeborg Hoppe und Ruth Schramm sind nur einige von vielen. Man darf also gespannt sein auf die Ausstellung im Juli bzw. den Katalog, der neben einem umfangreichen Text zur Geschichte der Fotoschule einen schönen Überblick über die Arbeit der Schüler-Fotografen gibt.

 

wer sind die anderen?

Isabell Heimerdinger

Dass Fotografie ein ideales seismographisches Instrument für alle Fragen der menschlichen Identität darstellt, ist hinlänglich bekannt. Identität des Selbst und der Anderen sind die Spielarten. Der naheliegende Ausstellungstitel "Ich und die Anderen" wurde jetzt in die Tat umgesetzt: Es dreht sich um das mediale Lebensgefühl, um das Gefühl für Medien, um Leben mit und in den Medien.
Gespannt darf man darauf sein, wie um so unterschiedliche Fotografen wie Boris Michailov und Ursula Rogg der Bogen gespannt wird. Denn dass alle die Fotografie als Ausdrucksmittel benutzten, reicht nicht aus. Und lernten wir nicht schon in der Früherziehung: "Der Esel nennt sich immer zu erst"? Aber schon damit tut sich die nächste Kluft der Identität auf. (bis 07.05.2000 im Fotomuseum, mit den Fotografen Isabelle Heimerdinger, Matthias Wähner, Zoltán Jókay, Boris Michailov, Dunja Evers, Richard Hoeck, Ursula Rogg)

 

echt schön

 

Mal was praktisch-praktikables: Für alle, die's lieber selber machen. Der 6. Münchner Jugendfotopreis wurde unter dem Motto "Echt schön" ausgelobt. Teilnehmer dürfen alle, die am 15. Mai noch nicht 25 Jahre alt sind (Für uns leider ausnahmslos zu spät - deshalb schreiben wir ja auch hier). Die Fotos sind einzureichen beim FestSpielHaus, und zwar bis zu fünf, die zeigen sollen, was heute als schön erachtet wird. Erster Preis ist ein Einkaufsgutschein bei Foto Schaja.

 

märz 2000

 

szenen russischen lebens in münchen

Gleich zweimal hat man gerade Gelegenheit Fotografien von Boris Mikhailov in München zu sehen. Der russische Fotograf mit der interessanten Vita - seine Karriere als technischer Ingenieur wurde jäh beendet, als der KGB seine Fotoaufnahmen als Pornographie bezeichnete - stellt Arbeiten aus der Serie Case History (1999) aus, die Menschen aus der Stadt Kharkov zeigt, die durch den Zusammenbruch der Sowjetunion an den Rand der Gesellschaft gerückt worden sind. In der Galerie Barbara Groß ist ein Teil dieser wie "Schnappschüsse" wirkenden Bilder zu sehen, die in Wirklichkeit jedoch auf sorgfältige Inszenierungen zurückgehen. Weitere Arbeiten von Mikhailov sind in der Ausstellung "Ich und die anderen" im Münchner Fotomuseum zu sehen (s. oben).

 

pferdemädchen von alexandra vogt

Schon auf der Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste vergangenen Jahres hatte man Gelegenheit eines der "Pferdemädchen" von Alexandra Vogt zu sehen. In einer Ausstellung gemeinsam mit Anne Schneider (Galerie Christa Burger) wird das Pferdemädchenthema nun weiter ausgebreitet. Mit dem Pferd Toni an ihrer Seite untersucht Alexandra Vogt liebevoll und selbstironisch die Welt der Pferdemädchen: fotografisch und auf Video hält sie Momente pubertärer Mädchen-Phantasien sowie kindlicher Selbstversunkenheit fest (Galerie Christa Burger, Fürstenstr. 8, bis 8. April)

 

fotografie auf holz = malerei

Ganz unkonventionell geht Theresia Hefele mit dem Medium Fotografie um. Nicht Cibachrom, Platinabzug oder Hochglanzpapier dient als Grundlage ihrer Fotografien, sondern kleine Holztafeln, die mit lichtempfindlicher Emulsion bestrichen sind. Die Motive, die Hefele teils selbst fotografiert, teils gefunden hat, wirken damit denn auch eher wie gemalt als wie fotografiert. Durch nachträgliche Kolorierungen erhalten die kleinen Tafeln die Wirkung romantischer Aquarelle, die einen verklärten Blick auf die Umgebung wiedergeben, ohne der übergroßen Abbildungstreue von Fotografie zum Opfer zu fallen. (Galerie Oliver Schweden, Damenstiftstr. 11, bis 29. April)

 

von wolken und texten

Eva Schlegel

Eva Schlegel führt, nachdem Malerei, Literatur und Fotografie zunehmend divergieren, alle drei wieder zusammen. Und über-führt Fotografien in Kopien, vergrößert und lasiert schlussendlich in malerisch wirksame Werke. Insbesondere die "Wolkenbilder", die seit 1997 entstehen, schimmern wie Gemälde Monets, es scheint, als spiegele sich der Himmel im Wasser. Texte werden hingegen so lange vergrößert, bis sie auf ihre Form reduziert sind. Hinter Glas nehmen sie vom Raum Besitz. (Bei SixFriedrich&LisaUngar, bis 28.4.)

 
februar 2000
 

sakrale räume - sakrale bilder

In einer Ausstellungsreihe über "Sakrale Räume: Phänomene und Aspekte" zeigt die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst gerade zwei Künstler unter dem Titel " Komplementäre Raumvisionen". In den relativ kleinen, aber feinen Räumen werden Kathedralbilder von Roland Fischer Acrylbilder von Elmar Trenkwalder gegenübergestellt. Die dem Fotofreund nicht unbekannten Katehdralbilder von Fischer strahlen dabei eine über alle Maßen sakrale Atmosphäre aus, die u. a. durch die Mehrfachbelichtungen entstehen, mit denen Fischer mehrere Ansichten einer Kathedrale übereinanderlegt. (DG, Galerie an der Finkenstraße, Wittelsbacherpaltz 2, bis 7. April)

 

echt schön

 

Mal was praktisch-praktikables: Für alle, die's lieber selber machen. Der 6. Münchner Jugendfotopreis wurde unter dem Motto "Echt schön" ausgelobt. Teilnehmer dürfen alle, die am 15. Mai noch nicht 25 Jahre alt sind (Für uns leider ausnahmslos zu spät - deshalb schreiben wir ja auch hier). Die Fotos sind einzureichen beim FestSpielHaus, und zwar bis zu fünf, die zeigen sollen, was heute als schön erachtet wird. Erster Preis ist ein Einkaufsgutschein bei Foto Schaja.

 

sabine meier dokumentiert kleinteiliges

 

Die Französin Sabine Meier stellt derzeit im Werkstattstudio der Lothringer Straße aus. In vielteiligen Installationen dokumentiert sie Gegenstände und Räume ihres Haushalts. Obwohl es ihr ausdrücklich nicht um Dokumentation geht, erinnern ihre Arbeiten auf den ersten Blick an fotografische Dokumentationen à la Jochen Lempert oder Karl Bloßfeldt. In den seriellen Fotoarbeiten, für die sie etwa Bestecke u.ä. minutiös abfotografiert hat, geht es ihr um die Wahrnehmung des Sehens. Was sieht man tatsächlich, was meint man zu sehen, und welche Erwartungen werden angesichts einer Fotografie an das Sehvermögen gestellt ? Keine ganz neuen Fragen in der Geschichte der Fotografie, trotzdem sehenswert. (bis 3.3., Die bis So 13 bis 19 Uhr)

 

farbpionier

 

Stephen Shore ist mit William Eggleston einer der amerikanischen Farbfotografiepioniere. Unter dem Titel "American Surfaces" werden seine Arbeiten bis 14. März im Schirmer/Mosel-Showroom ausgestellt. Die kleinformatigen Arbeiten, die vermutlich auch einer Kleinbildkamera zu verdanken sind, wirken auf den heutigen Betrachter verblüffend. Denn was er zu sehen bekommt sind die "Ahnen" heutiger Nachwuchskünstler. Vom verdreckten Kühlschrank bis zum verschmuddelten Bettlaken, vom kruder Vorstadtästhetik bis hin zum Underdog-Porträt, alles, was man heute hochvergrößert auf Plexiglas abzuziehen pflegt, gab es hier schon.

januar 2000

 

fotografische schönheit jetzt und gestern

Die Schönheit in der Kunst am Ende des 20. Jahrhunderts - so pathetisch dies klingt, es handelt sich um den Untertitel einer spannenden Ausstellung, die im Haus der Kunst erwartet werden darf. Beauty now steht als Überschrift da und klingt schon forscher, wenngleich dies auch dem Untertitel widerspricht: Now, also jetzt, oder doch letztes Jahrhundert? - Egal, das Foto auf der Einladung sieht vielversprechend aus, denn es handelt sich um ein Porträt von Yasumasa Morimura von 1988, das die ernst-ironische Auseinandersetzung mit Ikonen der europäischen Kunstgeschichte zum Thema hat. Dass der Künstler selbst sich in Pose setzt, stellt dabei eine Herausforderung an den Betrachter dar. (ab 12.02., Abb.: Einladungskarte, Copyright beim Künstler)

 

fotografia metafisica

Herbert List, eigentlich Sprössling einer Hamburger Kaufmannsfamilie und ab 1936 im Ausland tätig, fotografierte nach dem Zweiten Weltkrieg viel in München. Seinem bis dahin im Angesicht des Surrealismus wie der Neuen Sachlichkeit entwickelten Stiles, der von einem Exegeten als fotografia metafisica bezeichnet wurde, bot das ruinöse München die reale Entsprechung. Bizarre Ruinenfelsen ragten in den weiß-blauen Himmel, Skulpturen hinkten durchlöchert durch die Straßen. In Griechenland spürte er dahingegen dem Licht der griechischen Antike nach und hauchte so den Tempelresten Leben ein. Auch fertigte er Porträts bekannter Schauspieler und Künstler, ebenso wie Porträts berühmter Landschaften für die Zeitschrift "du".
Das umfangreiche Werk, das List hinterließ, wurde bereits in mehreren Ausstellungen im Münchner Fotomuseum gewürdigt. Mit dieser großen Ausstellung wird diese Reihe zum krönenden Abschluß gebracht. (4.02.-26.03., Abb.: Ringende Jungen, 1933, von der Einladungskarte)

 

germaine krull -
"avantgarde als abenteurer"

 

Eine selbstbewußte Frau hinter der Kamera - Germaine Krull (1897-1985). Ihr Blick durch die Kamera richtete sich auf die intellektuellen, künstlerischen und politischen Brennpunkte ihrer Zeit.
Ihr Leben und Werk dokumentiert die wechselhafte Geschichte des frühen 20. Jahrhunderts.
Als Kunststudentin beteiligte sie sich an der Münchner Räterevolution, wodurch sie alsbald in das Moskau der noch jungen Sowjetunion gelangte. Der Blickwinkel einer Zeitzeugin leuchtet aus ihren Bildern der folgenden Jahre aus dem Berlin der Weimarer Republik, denen Paris, Amsterdam, Südamerika, Afrika, Thailand und Indien folgten. Ihr Stil läßt den Zauber der "Neuen Sachlichkeit" auf den Betrachter übergehen.
Zu sehen im Haus der Kunst. bis 12.3.2000.

 

die mitte von berlin mitten in münchen

 

Drei Fotografen, die in Berlin leben, durchkreuzen ihre Stadt. Ihr Weg kreuzt sich an einem gedachten Punkt. Von diesem Punkt aus gibt es viele gedachte Bilder, die entlang dieser Linien als parallele Flächen existieren. Die fotografische Tiefenschärfe vermag es, sie zu verdichten. Diese Koordinaten sind die einzige Konstante, die im Berlin der Umbrüche verbindlich ist. Die Zeit verändert dort die Gegebenheiten schneller, als andernorts. Reale Topographie entpuppt sich als Täuschung. Wolfgang Ritter, Ulrich Wüst und Andre Kirchner fotografierten unwillkürlich "fiktive Dokumente". Geschichte wird mit Geschichtsvergessen gepaart. Zufälle werden mit vom Wandel der Zeit geprägten Lebensläufen der Stadtporträtisten vermengt und ergeben zusammen genommen ein Konvolut der neuen Urbanität. BERLIN MITTE, Fotografien 1982-1999, zu sehen im Kunstbunkter Tumulka bis 12.03.

wolfgang tillmanns und thomas ruff in der galerie schöttle

 

Die Galerie Schöttle zeigt derzeit Arbeiten von Wolfgang Tillmanns und Thomas Ruff (bis 25.2.2000). Anläßlich der Ausstellungseröffnung hat Wolfgang Tillmanns einen Vortrag in der Akademie der Bildenden Künste zu seinen Arbeiten gehalten und wieder einmal den Kunsthistoriker belehrt, den direkten Kontakt zum Künstler zu suchen: Wie oft wurde über Tillmanns schon behauptet, daß er mehr zufällig (und unverdient) den Weg ins Museum gefunden hat, da er doch eigentlich aus dem Printmedienbereich kommt und dieser - ganz im Sinne der Moderne - im Museum nichts zu suchen hat! Aber Tillmanns definiert sich gar nicht als Bildjournalist, hat es auch noch nie getan, sondern hat von Anfang an für seine "Kunst" die Printmedien gesucht. Ganz im Sinne der Postmoderne, wo die Grenzen zwischen High und Low Art aufgehoben sind, und Fotografie die Chance hat, sich über den Status der "Kunstgattung" (den sie gerade erst erworben hat) hinweg zu setzen, sucht Tillmanns den Weg des anderen. Seine Bilder hängen (mittlerweile) zwar auch im Museum, seine bevorzugten Medien sind aber immer noch Magazine wie Spex oder Bücher wie die aus dem Taschen-Verlag. Der Bildjournalist hat sich also nicht ins Museum geschlichen, sondern das Museum ist um das Spektrum der Massenmedien reicher geworden.

 

der japaner izima kaoru erschreckt mit grausam-schönem

Das japanische Fotografie ziemlich schräg sein kann, weiß man spätestens seit es Araki-Bücher auch im Taschen-Verlag gibt. Ab dem 19. Januar zeigt die Galerie Andreas Binder einen Japaner, der bei uns noch weniger bekannt ist, sich in Japan aber durch die Herausgabe des unkonventionellen Modemagazins "zyappu" einen Namen gemacht hat. Für die Bildserie "Landscapes with a corpse" hat Izima Kaoru Situationen festgehalten, in denen Personen gewaltsam zu Tode gekommen sind. Dabei nähert er sich den Toten aus mehreren Perspektiven, um das Schöne, verpackt im Mantel des Todes, festzuhalten. So liegt etwa eine schöne dunkelhaarige Frau ausgestreckt am Boden, um sie herum Perlen, Accesoires und pastellfarbene Kleidung. Erst auf den zweiten Blick wird man gewahr, daß die Frau tot sein muß, da ein dunkelrotes Blutgerinsel aus ihrem Mund läuft. Das Arrangement schöner Gegenstände lenkt den Blick aber ab von der Toten, so daß man trotz aller Bestürzung die Fotografie neugierig wie eine gelungene Aufnahme in der Vogue studiert.
Die 1999 entstandenen Bilder sind bis zum 5. März in der Galerie Andreas Binder, Knöbelstr. 8A zu sehen.
 

madame yevonde in der villa stuck

"Be original or die" war das Motto der exzentrischen Fotografin Madame Yevonde (geb. 1893). Mit einer Ausstellung über die englische Fotografin huldigt die Stuck Villa das dritte Mal einer großen Fotografin unseres Jahrhunderts. Madame Yevonde knüpft mit ihrer Serie "Goddesses and Others" von 1935 an eine zeitgemäße Vorliebe für die Antike an. Gemälde aus dem 18. Jh. und ein Londoner Maskenfest mit dem Motto "Olympischer Ball" im März 1935 inspirierten Madame Yevonde zu ihrer "Göttinnen-Serie". Madame Yevondes Arbeiten bewegen sich zwischen Stilleben, Portrait und Werbung. Als eine der ersten arbeitete sie im Großbritannien der 30er Jahre mit dem neuen Medium der Farbfotografie. Madame Yevonde glaubte leidenschaftlich an die Farbfotografie, zu einer Zeit als allgemein Skepsis über ihren Wert innerhalb der Kunst herrschte.
Ihre ersten Erfahrungen im Bereich der experimentiellen Farbfotografien machte sie um 1932, als sie den "Vivex colour process" entdeckte. Es handelt sich hierbei um ein spezielles Verfahren, mit dem Negative hergestellt und belichtet werden, um besonders leuchtende Farben zu erzielen. Obwohl sie viel mit anderen Mode- und Gesellschafts-Fotografen der 30er Jahre, wie Dorothy Wilding und Hugh Cecil, verbindet, unterschied sich ihre Arbeit doch maßgebend; ihre feministische Grundeinstellung, sie war aktiv in der Suffragettenbewegung, ermutigte sie, in ihren Arbeiten die soziale und sexuelle Rolle der Frau aufzugreifen. (noch bis 19.3.99)
 

viel auf einmal
- nicht nur fotos!

Rätselhaft bis geheimnisvoll erscheint schon das Foto auf der Einladung zu Ayako Mogi's DREAM.AWAKE Photo-Video-Visual Exhibition (bißchen viel auf einmal?!): ein Jemand mit scharzem Haar, Anorack, beiger Hose, schwarzen Stifeln stürzt kopfüber in den weißen, weißen Schnee. Dies tut er aber nicht wie gewohnt im bayerischen Voralpenland, sondern hoch oben auf einem Dach über der Stadt. Wie er da hingeraten ist, wird man wohl nur erfahren, wenn man an der Eröffnungsparty am Mittwoch, den 2. Februar ab 18 Uhr teilnimmt. Oder am Freitag, den 4. Februar ab 19 Uhr die Video-Movie--Show "Suitcase Baby" ansieht? Oder am 5. Februar um 18 Uhr am Japanischen Frühlingsanfangsfest mit Dämonenaustreibung party-zipiert? Vielleicht erlangt man auch über die Vorstellung "Mein Gastspiel by Geisha mail" Aufschluß?
Eines ist jedenfalls klar: So viel wie der Kunstsalon (Ohmstraße 3) bietet, findet in München selten statt. Hingehen! (Abb.: Ausschnitt, Einladungskarte des Kunstsalons)

 
  von milena greif und christine walter


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