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sternstunden im krankenhaus

eröffnung des kunsttherapie projektes "sternengang" im krankenhaus münchen-harlaching



Sternstunden erlebte letzten Donnerstag das Krankenhaus München-Harlaching. Hunderte Besucher drängten sich bei der Eröffnung des Kunsttherapieprojektes "Sternengang" im Keller des Gebäudes. Patienten der psychosomatischen Abteilung hatten dort einen unterirdischen Verbindungsgang künstlerisch gestaltet.

In einem eigens für dieses Projekt eingerichteten Krankenhaus-Atelier malten sie gemeinsam mit ihren Therapeuten Julius Erhard und Milan Mihajlovic Sternbilder. In 14 Monaten entstanden hier alle 88 Sternkonstellationen am Firmament. Den Gang pinselten sie nachtblau und installierten dann die Gemälde. Bildträger sind Holzkästen, die von der Rückseite durchleuchtet werden. Auf diese Weise zeigt sich dem Betrachter die leuchtende Sternenkonstellation und die gemalte Interpretation der Sternbilder. Die leuchtenden Bilder verwandelten den einst düsteren Gang in einen Spazierweg über die Milchstraße.

"Ich kam hierher um ein Bild zu malen. Irrtum ich mußte dreimal anfangen, das Bild fertig zu machen so, wie ich es wollte. Ich habe begriffen,daß man nicht einfach loslegen kann, ohne zu überlegen, was man tut. Angst hatte ich, vor dem, daß es anderen nicht gefällt. Es muß mir gefallen, sonst keinem. Und meine Gefühle konnte ich spüren. Etwas alleine zu machen, ohne eine andere Person, die hineinredet. Ich werde es schaffen. Das Bild war der Anfang und nicht das Ende." So schilderte ein Patient seine Situation und Empfindungen während des Projektes.

Seine Ängste waren unbegründet, denn das Publikum war begeistert. Groß war das Staunen auf beiden Seiten über den großen Andrang. Künstler-Patienten und Therapeuten waren überwältigt: "Wahnsinn so viele Leute." So großes Interesse hatte niemand erwartet. Besucher wandelten wie verzaubert den Gang entlang. Sie konnten es kaum fassen: "So was Schönes und das in einem Krankenhaus."Ob Zwilling, Waage oder Krebs jeder Besucher fand eine Darstellung seines Tierkreiszeichens. Unter die Sterngucker mischten sich Ärzte und Pfleger in weißen Kitteln und Stethoskopen, die dem Ereignis eine Stippvisite abstatteten. Nur Schirmherr Oberbürgermeister Christian Ude verpaßte aus Termingründen diese Sternstunden.

Die Augen der Künstlerpatienten leuchteten mit ihren Sternenbildern um die Wette. Stolz ließ sich manch einer mit einem Glas Prosecco in der Hand vor seinem Werk fotografieren.

Zwischen den Bildern, an den Wänden, kleine schwarze Knöpfe in gelben Kästen: "Notalarm für Reanimation". Die wirken nun fehl am Platz, denn die beklemmende Stille des Krankenhauses verwandelte sich hier in die atmende Stille des nächtlichen Sternenhimmels.

friederike gaa

reihe: schon gesehen: rupprecht geiger im öffentlichen raum



Ein flüchtiger Blick auf die große Uhr über dem Haupteingang des Bahnhofs genügt: Oh weh! Nur noch zehn Minuten bis zur Abfahrt. Hoffentlich ist am Express-Schalter keine Warteschlange. Von welchem Gleis fährt der Zug ab?

So oder ähnlich geht es sicher vielen, die tagtäglich dem Münchner Hauptbahnhof entgegeneilen.
Doch schon gesehen, daß sich an dieser prominenten Stelle ein Kunstwerk befindet? Und das nicht erst seit gestern. Bereits seit 1951 prangt dort ein Relief aus farbig eloxierten Aluminiumplatten mit Leuchtstoffröhren von Rupprecht Geiger. Die mosaikartig gefügten farbigen Aluminiumplatten werden von hinten indirekt beleuchtet. Wie ein anonymes Objekt versteckt sich das monumentale Werk an einem der belebtesten Plätze Münchens.

Dem Münchner Architekten und Maler ist derzeit anläßlich seines 90. Geburtstages in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus eine Ausstellung mit dem Titel "Rot, Blau, Gelb" gewidmet. Wir möchten hierbei auch noch auf zwei Werke von Geiger im öffentlichen Raum in München aufmerksam machen.

Ein weiteres Werk Geigers ist der "blaue Punkt" am Gasteig. Genauer gesagt heißt die monumentale Aluminiumplastik vor dem Kulturzentrum am Gasteig "Gerundetes Blau".


Geboren 1908 in München als Sohn des Malers Willi Geiger, studierte er ab 1926 Architektur an der Kunstgewerbeschule in München. 1935 schloß er sein Studium an der Staatsbauschule und arbeitete bis zu seiner Einberufung im Architekturbüro von Oswald E. Bieber in München. Aufgrund seiner künstlerischen Fähigkeiten wurde er als Kriegsmaler eingesetzt. Es entstanden vor allem farbintensive Landschaftsvisionen.

In den fünfziger Jahren entschied er, sich zunehmend auf die Kunst zu konzentrieren und bildete sich weiter als Maler aus. Erste öffentliche Anerkennung wird ihm 1951 durch die Verleihung des Dominick-Preises der Staatsgalerie Stuttgart zuteil. Im selben Jahr gewann Geiger den Wettbewerb des Baubüros der Bundesbahn und gestaltete die Glasfassade über dem Haupteingang des Münchner Hauptbahnhofes. Bis Anfang der sechziger Jahre arbeitete er als Architekt mit seiner Frau Monika, Tochter des Architekten Oswald E. Bieber, zusammen, da er trotz der Beteiligung an den wichtigsten internationalen Austellungen wie der Biennale in Sao Paulo, der Ausstellung "Meisterwerke deutscher Kunst" 1953 in Luzern, der "documenta" in Kassel und der Auszeichnung mit dem Solomon-Guggenheim-Preis 1959 nicht ausschließlich von seiner Kunst leben konnte.




Im Juni 1949 gründeten die abstrakten Maler Münchens in der Galerie Stangl eine "Gruppe der Gegenstandslosen", die sich Anfang 1950 den Namen "ZEN" gab. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten: Willi Baumeister, Rolf Cavael, Gerhard Fietz, Rupprecht Geiger, Willi Hempel, Brigitte Meier-Denninghoff und Fritz Winter. Sie nahmen direkt Bezug auf die Kunst des "Blauen Reiter", die 1949 im Haus der Kunst erstmals wieder gezeigt worden war.

Der Farbe hat Rupprecht Geiger, der als Maler Autodidakt ist, sein ganzes Werk gewidmet: "Es geht mir um die Farbe, nur um die Farbe", so der Künstler 1970 in einem Interview.
Geigers Bilder entstanden nie an der Staffelei, sondern auf dem Tisch. Statt Ölfarbe verwendete er Eitempera und später Sprühlack. Während seine frühen Arbeiten noch einer starken kompositorischen Gliederung unterlagen, wie auch auf dem Relief am Hauptbahnhof zu sehen ist, zeigen seine späteren Werke die Radikalisierung und Klärung der Farbwirkung an sich, wie am "Gerundeten Blau" zu erkennen ist. Hier interessierte ihn die Farbigkeit mit ihrer Formgebung. Seine Formen, meist einfache Rechtecke oder Kreise übernehmen eine transportierende Funktion, um die Erscheinung der Farbe totalisierend zur Geltung zu bringen. Diese Monoformen, Rechteck, Oval oder Kreis gehen keine Verbindung zu anderen Farbelementen ein, sondern sind Träger einer absoluten Farbe. Die Form ist Modell, um die Farbe in ihren divergenten Erscheinungsmöglichkeiten zu fassen.

In seinem Buch "Farbe ist Element" erläutert Geiger seinen Schöpfungsakt: "Farbe hat keine bestimmte Wesensform. Während des Malens werden jedoch bei Ausschaltung des Intellekts Kräfte frei, die zur Gestaltung einer verbindlichen Farbform führen."

friederike gaa

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