Wrong Turn

USA/D 2003 · 84 min. · FSK: ab 16
Regie: Rob Schmidt
Drehbuch:
Kamera: John S. Bartley
Darsteller: Desmond Harrington, Eliza Dushku, Emmanuelle Chriqui, Jeremy Sisto u.a.
AUA!

Der Medi­zin­stu­dent Chris Finn (gespielt von Desmond Harrington) verläßt auf Grund von Termin­druck die Haupt­straße, um einen Verkehrs­stau zu umgehen und gerät dabei immer tiefer in die Wälder West-Virginias. Aus Unacht­sam­keit prallt er mit seinem Wagen auf einen parkenden Jeep, mit welchem anschei­nend kurz zuvor fünf Personen eine Panne erlitten. Nach kurzem gegen­sei­tigen Abtasten beschließt man, das nächst gelegene Telephon zu finden und Hilfe anzu­for­dern. Die Großs­tädter aller­dings haben die Rechnung ohne diverse entstellte Hinter­wäldler-Kanni­balen gemacht, welche nun fröhlich zur Jagd blasen. Ein Wettlauf um die eigene Haut beginnt.

Woran es wohl liegen mag, daß man sich nun wieder auf den »ernsten« Horror­film zurück besinnt? Erlebt etwa sogar das soge­nannte Backwood-Subgenre, dessen Eltern Vater The Texas Chain Saw Massacre und Mutter Mother’s Day bilden eine Wieder­ge­burt? Oder handelt es sich nur um eine aufge­bla­sene Variation der Folge »Home« der Myste­rie­serie X-Files? Angenehm wendet sich die Atmo­s­phäre des Streifens von anderen, witzig ange­hauchten Neo-Slashern wie etwa Scream, oder Urban Legends ab.

Der Film besitzt zwei­fels­ohne eine gewisse Roheit, welche größ­ten­teils auf die Effekte eines Stan Winston (u.a. Effekt­ar­beit für Carpen­ters The Thing oder McTi­ernans Predator) zurück­zu­führen ist. Der Regisseur Rob Schmidt läßt in seinem zweiten BigBudget-Film die Urangst vieler Städter aufleben, in den weiten, unberührten Wäldern könnte man noch auf das Unge­zähmte, das Wilde (vor allem im Menschen) treffen; kombi­niert mit gängigen Inzest-Phan­ta­sien von debilen Rednecks wird so eine solide Grundlage für ein Schre­ckens­sze­nario geschaffen. Klischee­haft appel­lieren die 84 Minuten auch an ein frag­wür­diges Ästhe­tik­be­wußt­sein: sind schöne Menschen etwa wirklich bessere Menschen?

Bewußt nutzten die Produ­zenten die »based on a true story«- Masche und schufen Interesse durch einen Trailer, welcher sich mit einem R-Rating rühmte.

Doch was bleibt übrig? Die Darsteller wirken allesamt gelang­weilt-routi­niert: sei es der nervige Jeff Goldblum-Verschnitt, der ewig-stoisch drein­bli­ckende Medi­zin­stu­dent, das »Rebel­len­pär­chen« (übrigens kommt auch dieser Film nicht um das gängige Slasher-Motiv herum: Drogen­mißbrauch und Sex führen zu einem schnellen Ableben) oder Jessie Burlingame (bekannt aus der TV-Serie Buffy – the Vampire Slayer), welche zwischen drei Gesichts­aus­drü­cken hin- und her wechselt. Die Dialo­g­regie unter­streicht nicht selten die Einfalls­lo­sig­keit des Dreh­bu­ches (»We knock this fucker off the tree.«). Ein paar nett anzu­se­hende – digital aufge­bes­serte – Kame­ra­fahrten innerhalb des Baum­geästs gibt es zu bestaunen, während dessen man gut daran getan hätte, die mutierten Biester im Dunklen zu lassen. Der gefühlte Grad der Bedrohung steht und fällt mit dem Tages­licht. Nicht wider­stehen konnten die Macher, ein Hinter­tür­chen für ein Sequel aufzu­lassen, welches nach dem Abspann zu betrachten ist. Als gelungen ist das Sound­de­sign zu bewerten: selten waren bis jetzt derartig dumpfe, schmer­zende Töne zu vernehmen, wenn Holz oder Stahl bzw. Eisen versus Fleisch/ Körper zu Felde zogen.

Insgesamt bleibt ein zwie­späl­tiger Eindruck: Freunde des Genres werden zwei­fels­frei mit einer unter­halt­samen Variante des Backwood-Horror bedient, während aufgrund der mittel­mäßigen darstel­le­ri­schen Leistung sowie des inno­va­ti­ons­losen Skripts nicht von einer wert­vollen Seher­fah­rung gespro­chen werden darf.