Wir sind die Flut

Deutschland 2016 · 84 min. · FSK: ab 6
Regie: Sebastian Hilger
Drehbuch:
Kamera: Simon Vu
Darsteller: Max Mauff, Lana Cooper, Swantje Kohlhof, Roland Koch, Max Herbrechter u.a.
Endlich einmal echtes Kino

Die Welt von Gestern

Ebbe und Flut, das gehört sich doch so. Kaum zu glauben, dass es damit einmal ein Ende haben könnte. Dass das Meer wegbleibt, und nicht mehr wieder­kommt. Als ob es schmollen würde. Doch genau das passiert, in einer ostdeut­schen Meeres­stadt, dem Schau­platz dieses nicht nur fürs deutsche Kino unge­wöhn­li­chen Science-Fiction-Thrillers.
Eine Geis­ter­stadt: Herun­ter­ge­kom­mene Häuser, verödete Straßen, und eine beklem­mende Ruhe. Irgend­wann, aus völlig uner­klär­li­chen Gründen, ist im Küsten­s­tädt­chen Windholm das Meer nicht mehr zurück­ge­kommen. Und es ist noch schlimmer: Mit dem Meer sind auch die Kinder verschwunden. Die Bundes­wehr agiert routi­niert, hat die Gegend abge­rie­gelt, die Öffent­lich­keit hat den rätsel­haften Vorfall vergessen und abgetan. Nur ein kleine Gruppe neugie­riger Wissen­schaftler forscht im Geheimen weiter in der Ange­le­gen­heit. Zu ihnen gehören Jana und Micha, zwei junge Physiker aus Berlin. Micha hat eine ganz eigene Theorie der Vorfälle. Als die beiden mit ihren Forschungen von ihren Vorge­setzten ausge­bremst werden, begeben sich auf eigene Faust nach Windholm.

Dort kommen sie in eine Welt, in der die Zeit stehen geblieben ist, in eine Welt von Gestern: Es gibt keine Computer und Mobil­te­le­fone, und statt »Wikipedia« »Was ist was?«-Bücher. Beim Versuch das Mysterium zu lösen, begegnen ihnen die alt gewor­denen, kinder­losen Einhei­mi­schen in ihrem Dorn­rö­schen­schlaf mit Skepsis und Distanz. Doch schnell finden Jana und Micha erste Puzzlesteine, die den Weg zur Aufklä­rung des Rätsels weisen. Ein Schlüssel zum Geschehen könnte Hanna sein, die einzige Jugend­liche des Ortes, die nicht ins Meer gegangen war.

Wir sind die Flut handelt von Eska­pismus und dem Verlust der Kindheit. Endlich einmal echtes Kino, kein erwei­tertes Fernsehen, bei dem Hilgers Insze­nie­rung durch das gute Drehbuch, eine fabel­hafte Kamera und einfach nur grandiose Musik unter­s­tützt wird: Ein Film, der Motive des Wissen­schafts­thril­lers mit märchen­haften Bildern verbindet, die vom Roman­tiker Caspar David Friedrich stammen könnten. Oder vom Filmgenie Stanley Kubrick. Ein Film, bei dem man das Staunen wieder lernen kann...

Nach­be­mer­kung zu den Produk­ti­ons­be­din­gungen:
Dieser Film ist zum aller­ersten Mal eine – eigent­lich förder­tech­nisch unmög­liche, und um so mehr begrüßens­werte – Zusam­men­ar­beit von zwei Film­hoch­schulen, der Film­aka­demie Ludwigs­burg und der Filmuni Potsdam.