Hongkong 1999 · 92 min. · FSK: - Regie: Johnnie To Drehbuch: Ka-Fai Wai, Nai-Hoi Yau Kamera: Cheng Siu Keung Darsteller: Ching Wan Lau, Ruby Wong, Yiu-Cheung Lai u.a. |
![]() |
Niemandem etwas schulden. Die anderen verletzen, bevor sie es mit einem selbst tun. Michael (Lau Ching Wan) hat nichts anderes gelernt – kaum einen Tag aus dem Gefängnis, prügelt er sich schon mit Taxifahrern. Und dann hockt er in Macao in der kleinen Pension von Judy (Ruby Wong), leckt seine Wunden, jagt dem Geld nach, das er als Triaden-Boss einst hatte, zettelt einen Kleinkrieg an mit einem selbstherrlichen Polizisten. Und läßt die Witwe Judy und ihren kleinen Sohn widerwillig spüren, dass in dem Kackspecht doch ein gutes Herz schlägt. Aber Gewalt ist letztlich sein einziges Ausdrucksmittel; sie läßt ihn immer wieder zerstören, was er an Nähe und Heimat findet.
Where a Good Man Goes ist der entspannteste, der am wenigsten stilisierte aus Johnnie Tos großartigem ‘99er Film-Trio über Gangster-Heroen. Fast alle Action findet hier auf emotionaler Ebene statt, es fällt kein Schuss. Hat To die Hong Kong-Gangsterballade mit Running Out of Time in neue Richtungen und mit The Mission auf einen hyper-kristallisierten Höhepunkt getrieben, ist dieser Film schon eher ein letzter Abgesang jenseits des Genres. Er bewegt sich in einer unglamourösen Welt verblassten Glanzes (Macao eben, nicht Hong Kong), einer Welt großspuriger Herrscher winziger Reiche.
Vor allem aber dürfen diesmal die Männer die Sache nicht unter sich ausmachen. Judy, die anpackt was an Alltäglichem getan werden muss, während Michael von Gangster-Ehre schwadroniert, die ihre Probleme nicht einfach durch Draufhauen zu lösen versucht, läßt den harten Männer-Kodex ziemlich unreif aussehen. Bis selbst Michael kapiert, dass die mutige Bereitschaft, jederzeit ehrenvoll in den Tod zu gehen, auch nur eine feige Flucht vor dem Leben sein kann.