Welcome to the Jungle

The Rundown

USA 2003 · 102 min. · FSK: ab 12
Regie: Peter Berg
Drehbuch: ,
Kamera: Tobias A. Schliessler
Darsteller: The Rock, Sean William Scott, Rosario Dawson, Christopher Walken u.a.
Körper fliegen durch den Dschungel

»Establish dominance! Establish dominace!«

Kinder reicher Eltern neigen zu Ausbrüchen unter­schied­lichster Art und Weise, wenn man diversen Blättern und TV-Magazinen Glauben schenken darf. Auch im vorlie­genden Streifen bildet diese Ausgangs­si­tua­tion den Auftakt für eine Action-Komödie der gehobenen B-Klasse.

Beck (gespielt von Dwayne Johnson aka Wrestling-Star »The Rock«) geht einem außer­ge­wöhn­li­chen Beruf nach – er schafft Objekte und Subjekte wieder herbei, egal aus welcher Lage oder Situation. Diesem Beruf jedoch geht Beck nicht aus Gründen der persön­li­chen Vorliebe nach, viel mehr sehnt er sich nach einem kleinen, feinen Restau­rant. Ein sensibler Küchen­chef lauert in dem 110 kg-Hühnen! Doch noch bestimmen andere über Becks Schicksal. Zum Beispiel der einfluss­reiche Billy Walker (gespielt von William Lucking), bei welchem der Kopf­geld­jäger in der Kreide steht. Durch einen letzten Auftrag soll schließ­lich Becks Weste rein­ge­wa­schen werden. Wider­willig akzep­tiert Beck diese letzte Mission. Walkers Sohn, Travis verließ gegen den Willen des jähzor­nigen Vaters die Univer­sität und schlägt sich nun lieber als Schatz­su­cher irgendwo am Amazonas durch. Beck soll den Wildfang zurück­holen.

Eine paar unruhige (Film-)flug­mi­nuten später im Dschungel ange­kommen (aus logis­ti­schen Gründen verlegte man die Produk­tion von Latein­ame­rika nach Hawaii), lernt Beck Hatcher (gespielt von Chris­to­pher Walken) kennen. Hatcher, wie Beck Ameri­kaner, regiert autoritär über El Dorado, eine Gold­gräber­stadt, in der auch Walker junior lebt. Die Lebens­um­s­tände der einhei­mi­schen Indio-Gold­schürfer werden als entwür­di­gend und grausam portrai­tiert, Becks Fokus aber – trotz einiger mitfüh­lender Blicke – bleibt auf Travis. Für 10.000 $ »kauft« Beck diesen von Hatcher frei, freilich ohne Travis' Mitwissen; zu diesem Zeitpunkt sind sich die beiden noch nicht einmal begegnet. Letzterer hofft auf den großen Fund in Form einer goldenen Katze. Dieses Artefakt soll einer­seits viel Geld einbringen, ande­rer­seits will der trotzige Travis seinen ehema­ligen Profes­soren beweisen, welch großar­tiger Archäo­loge er tatsäch­lich ist oder hätte sein können. In einer Bar El Dorados weiht er Mariana, die Barbe­sit­zerin (gespielt von Rosario Dawson), ein: noch am selben Nach­mittag soll es auf Expe­di­tion gehen. Beck aller­dings macht beiden einen Strich durch die Rechnung: nachdem Hatcher von dem wert­vollen Artefakt Wind bekommen hat, beschließt er, Travis zu zwingen, den Schatz für ihn zu bergen. Doch dem Küchen­chef steigt niemand so schnell auf die Füße, kurzer­hand entführt er Travis gegen dessen Willen und zieht so Hatcher und dessen Gefolgs­leute auf sich. Was nun folgt, ist eine Odysee durch das grüne Pflan­zen­meer des Dschun­gels, wobei sich das unfrei­wil­lige Duo Beck/Travis langsam anein­ander gewöhnt: spätes­tens eine gemein­same Erfahrung mit einhei­mi­schen, sehr aggres­siven Affen (Die IMDb erkennt diese übrigens als eine afri­ka­ni­sche Art und moniert diese Begegnung somit als Fehler) bringt die beiden einander näher. Unterwegs stellt sich weiterhin heraus, dass die lokalen Rebellen, welche Hatcher ob seines kapi­ta­lis­ti­schen Ausbeu­ter­tums bekämpfen, auch noch ein Wörtchen mitzu­reden haben. Kurzum: ein action­rei­ches Dschun­gel­aben­teuer zwischen Rebellion, folgen­rei­chen Frucht­konsum und Schatz­suche nimmt seinen Lauf.

Peter Berg, welcher 1998 sein Debut mit dem unter­halt­samen Very Bad Things ablie­ferte, gelang ein guter Job. Die 85 Mio. $-Produk­tion bietet besonders in den ersten beiden Dritteln eine gelungene Mischung aus Action und Comedy, das Duo Rock/Scott ergänzt sich dabei in klas­si­scher Buddy-Movie Manier. Die Choreo­gra­phie der Kämpfe wirkt frisch und unver­braucht, die Sound Effekte versprühen den rohen Charme gebro­chener Hand­ge­lenke. So nimmt es The Rock zu Beginn des Films mit mehreren Football-Profis zugleich auf oder prügelt sich, dank des PG-13 Ratings weit­ge­hend blutfrei, durch Rebel­len­horden sowie diverses Wach­per­sonal.

Die Schau­spie­ler­leis­tungen bewegen sich im genre­ty­pi­schen Rahmen, wobei natürlich unwei­ger­lich die Frage aufkommt, weshalb sich ein Darsteller wie Walken für diese Rolle hergibt. Man mag müde mutmassen – Geld, Vergnügen? The Rock, nach Die Mumie kehrt zurück (2001) und The Scorpion King (2002) das dritte Mal auf der grossen Leinwand zu beäugen, wird wohl mit Vin Diesel, evt. Jason Statham oder Thomas Jane um den Platz der Schwar­ze­negger-Nachfolge ringen. Zumindest wünscht Arnold The Rock in einem Cameo viel Spass – ein Omen? Scott ist in Zukunft wesent­lich mehr zuzu­trauen als pure Comedy: nachdem die American Pie-Reihe zu Ende sein dürfte, ist Scott z.B. als netter College-Ted Bundy vorstellbar.

The Rundown, wie der Streifen im Original betitelt wurde, greift auf ein beliebtes Motiv zurück: der Charakter des südafri­ka­ni­schen Diaman­ten­minen-Schinders bietet genug Projek­ti­ons­fläche für allerlei hässliche Gedanken. Gepaart wird dies mit der naiven Vorstel­lung der darge­stellten Rebellen, statt in den Minen zu schuften, in Zukunft Agrar­wirt­schaft zu betreiben: eine filmische Pseudo-Ohrfeige für all die geschei­terten Versuche, Koka-Bauern zum Anbau von Kaffee zu verdon­nern – nice try.

Und was erspähen wir als finalen Schuss der Dschun­gel­sze­nerie? Die Rebel­len­füh­rung hält jubelnd den gehobenen Gold­schatz in die Luft, hinter ihr – zur Neben­rolle des Säku­la­rismus verdammt – türmt sich die Dorf­kirche samt schwerem, dunklem Kreuz auf: eine famose Inter­pre­ta­tion des goldenen Kalbes und des umher tanzenden Mobs.

Ende