Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken

Deutschland 2007 · 103 min. · FSK: ab 12
Regie: Leander Haußmann
Drehbuch: ,
Kamera: Tilman Büttner
Darsteller: Benno Fürmann, Jessica Schwarz, Matthias Matschke, Annika Kuhl, Uwe Ochsenknecht u.a.
Sketchparade zum Geschlechterverhältnis

»Dies ist ein Lehrfilm«

...beginnt die Stimme aus dem Off, die uns die ganze Zeit quasselnd begleiten wird. Der Eindruck der soge­nannten »Aufklä­rungs­filme« der frühen 70er Jahre soll, aber will sich nicht einstellen. So geht es dann weiter. Während die Erzähler-Stimme ohne Gesicht in halb ernstem, halb betont belus­tigtem Ton Sätze wie »Das fremde Alphatier zeigt keine Blöße« oder »Er folgt seinem Evolu­ti­ons­trieb. Er sucht ein Weibchen« von sich gibt, schwur­belt die Kamera wild über Himmel und Berliner Silhuette, zoomt sich in vorge­täuschter Beob­ach­ter­hal­tung in eines der Fenster hinein – und beginnt von Jan und Katrin zu erzählen, die als Proto­typen ihrer Gattung herhalten müssen, gele­gent­lich flankiert von Melanie und Rüdiger, Angie Luschmund, Jonathan Armbruster, Frau Kitzel­bach und wie derglei­chen »Charak­tere« in deutschen Komödien eben so heißen.

Warum Männer nicht zuhören können und Frauen nicht einparken liegt der gleich­na­mige popu­lär­wis­sen­schaft­liche Ratgeber-Best­seller zugrunde. Dessen zentrale These ist die mit evolu­ti­ons­theo­re­ti­schen Begriffen garnierte Behaup­tung, das Verhalten von Mann und Frau und die Unter­schiede der Geschlechter folgten nach wie vor Verhal­ten­prin­zi­pien der Steinzeit. Damit auch den Höhlen­be­woh­nern unter den Zuschauern nichts entgeht, werden derglei­chen Einsichten parallel zum Erzähler auch noch mit kurzen Szenen garniert, in denen die Haupt­dar­steller mit Zottel­haar und Fell­kostüm grunzend durch Natur-Kulissen hüpfen. Oder sie treten mithilfe von Compu­ter­tricks neben ihre zivi­li­sa­to­ri­sche Hülle, oder blicken dieser zähne­flet­schend im Spiegel entgegen.

Erzählt werden nun in Kapi­tel­form alle Phasen der Beziehung zwischen Jan und Katrin, vom Verlieben bis hin zur vermeint­li­chen Trennung. Domi­nie­rend ist hier Schen­kel­klopf­humor der schlich­teren Sorte: Oft pubertär und albern, gele­gent­lich einfach vulgär und jeden­falls eindeutig. Wenn man lacht, dann aus Verle­gen­heit.

Ob Leander Haußmann, fraglos einer der besseren Komö­di­en­re­gis­seure des Landes, die ideale Regie-Besetzung war, muss schon vom Prinzip her bezwei­felt werden. Denn bisher hat Haußmann immer aus histo­ri­schen Szenarien – der DDR oder der West­ber­liner Wendezeit ‘89 – mit Erfolg komö­di­an­ti­sche Funken geschlagen. Warum Männer nicht zuhören können und Frauen nicht einparken ist dagegen schon in seinem Ausgangs­punkt auf seltsame Weise ohne jede zeitliche Verortung: Wild und nach keinem klaren Schema leiht man sich filmische Posen von den 50er bis 80er Jahren, und doch soll alles Gegenwart sein: Es gibt Handy­filme, Computer und Flach­bild­schirm.
Und während Haußmann mit Thomas Brussig und Sven Regner bisher hervor­ra­gende Drehbuch-Autoren an seiner Seite hatte, zeichnen für Warum Männer nicht zuhören können und Frauen nicht einparken nun mit Rochus Hahn und Alexander Stever zwei vergleich­weise uner­fah­rene Autoren. Das Drehbuch ist schwach. Ohne Span­nungs­bogen und Drama­turgie reiht es im Stil einer Nummern­revue Sketche anein­ander, zeigt leblose Figuren, die kaum mehr sind als Papp­ka­me­raden spießigen Schmun­zel­hu­mors. Sichtlich hilflos robbt sich Benno Führmann unter den Fall­stri­cken der Dialog durch, und eine so gute, nuan­cen­reiche Darstel­lerin wie Jessica Schwarz tut einem leid, allein­ge­lassen wie sie ist. Allein Uwe Ochsenk­necht macht eine hervor­ra­gende Figur, was aller­dings auch daran liegt, dass seine Rolle des routi­nierten Schwät­zers und kosmo­po­li­ti­schen Verfüh­rers die einzig echte des Films ist – solche Typen hat man tatsäch­lich schon gesehen, der ganze Rest ist vom Reißbrett. Haussmann fällt dazu auch nichts ein, außer jede Szene mit Musik voll­zu­klat­schen. Auch sonst ist der Ton immer wieder überlaut, natürlich absicht­lich, als wäre allein das Gluckern beim Einschenken eines Cham­pa­gner­glases schon ein guter Witz. Wie im Daily-Soap-Trance hangelt sich die Insze­nie­rung von Bild zu Bild, und wenn auf das Wort »Penis« der unver­meid­liche Schnitt auf eine Karotte folgt, die gerade in Scheiben zerteilt wird, dann gehört das schon zu den subti­leren Momenten.

Ähnlich wie Helmut Dietls Vom Suchen und Finden der Liebe und Pornorama von Marc Rothemund ist auch dieser Film in einer Weise miss­glückt, die jenseits aller Geschmacks­fragen liegt. Der Film selbst betreibt jene Primi­ti­vie­rung des Menschen, von der er angeblich handeln möchte.