Bean – Der ultimative Katastrophenfilm

Bean

Großbritannien 1997 · 90 min. · FSK: ab 12
Regie: Mel Smith
Drehbuch: , ,
Kamera: Francis Kenny
Darsteller: Rowan Atkinson, Peter MacNicol, Pamela Reed, Burt Reynolds u.a.

Ecce Homo! In die Welt geworfen um, nur von seinem treuen Teddy­bären begleitet, den Kampf gegen die Ordnung der Dinge, gegen Anstand und Sitte aufzu­nehmen; schweigsam und grinsend, mit gummiglei­cher Mimik, die vergessen läßt, daß Gesichts­aus­drücke eigent­lich der Vers­tän­di­gung unter Menschen dienen sollten: Bean – Mr.Bean. Und ausge­rechnet dieser Ikonok­last wird damit beauf­tragt, das berühm­teste aller ameri­ka­ni­schen Gemälde, Whistlers »Portrait of the Artist’s Mother«,von Europa aus nach Kali­for­nien zu begleiten, um dort als Kunst­ex­perte dessen Rück­füh­rung in ein ameri­ka­ni­sches Museum beizu­wohnen. (Es gibt nichts, was die britische Gallerie, bei der Bean beschäf­tigt ist, nicht tun würde, um ihn für einige Zeit außer Landes zu haben.) Den Rest kann sich jeder – Vorsicht Kalauer – selbst ausmalen.

Die Umsetzung einer gelun­genen Fernseh-Comedy-Serie in eine geglückte Spiel­film­komödie ist stets eine prekäre Sache. Beide funk­tio­nieren für gewöhn­lich nach völlig anderen Prin­zi­pien: Der typen- und situa­ti­ons­ge­bun­dene Mecha­nismus des Sketches läßt sich nicht ohne weiteres auf die Komödie über­tragen, die mit Charak­teren und einem Plot arbeitet. Von Monty Python bis Otto Waalkes, von Wayne’s World bis Loriot stellt sich jedesmal wieder die Heraus­for­de­rung, einen gangbaren Kompromiß zwischen bloßer Nummern­revue und Aufgabe der charak­te­ris­ti­schen Elemente des Fern­se­h­erfolgs zu finden. Rowan Atkinson und seine Mitstreiter ziehen sich bei Bean, ihrem ersten Ausflug auf die große Leinwand, recht gekonnt aus der Affäre. Es gelingt ihnen weit­ge­hend, die Gags und set-pieces aus einer halbwegs inter­es­santen Handlung zu entwi­ckeln, ohne die Gags aufge­setzt oder die Handlung zu sehr ausge­dehnt scheinen zu lassen.

Vor allem nutzt Bean die tech­ni­schen Möglich­keiten des Films zu seinem Vorteil. Wo Rowan Atkinson in der Fern­seh­serie alllzuoft gegen schlud­rige Regie ohne Gespür für Timing anzu­spielen hat, unter­s­tützt ihn bei Bean die Insze­nie­rung seines alten Not the Nine 'O Clock News-Kollegen Mel Smith nach Kräften durch Kamera, Schnitt, Farb­dra­ma­turgie und Musik – mit dem Erfolg, daß die Gags deutlich zuver­läs­siger zünden.

Bean bedeutet aber für Mr.Bean auch darüber­hinaus in mancher Hinsicht den Vorstoß in neues Terrain. Nicht nur, daß er sich ins sonnen­be­schie­nene Kali­for­nien begibt – wie dereinst bei der Garbo heißt es nun in einer Sequenz »Bean Talks«! Und zum ersten Mal bekommt er es mit Menschen zu tun, die für ihn mehr sind, als bloße Staffage oder Requisit. Was für ihn bedeutet, daß er mit den Folgen seines amora­li­schen Treibens konfron­tiert wird und soetwas wie ein Gewissen entwi­ckelt. Dies droht manchmal, das eigent­liche Wesen des Phänomens »Bean« zu verwäs­sern, aber glück­li­cher­weise gelingt es dem Film stets dann, wenn er in Rühr­see­lig­keit zu versinken scheint, wieder die Kurve zu kriegen und mit besonders makaberen Scherzen zu kontern.

Insgesamt ist Bean in etwa so ausge­fallen, wie man es sich realis­ti­scher­weise erwarten hat können. Der Film ist weder unvor­her­ge­se­hener Genie­streich, noch grobe Enttäu­schung. Als Film­komödie an sich ganz passabel, soll er vor allem den Fans von Mr.Bean das bieten, wonach sie verlangen. Wer mit Rowan Atkinsons anar­chi­scher Figur noch nie etwas anfangen konnte, wird durch Bean kaum bekehrt werden. Alle anderen werden’s mit großer Wahr­schein­lich­keit zufrieden sein und an dem Film ihren Spaß haben.