Star Trek

USA 2009 · 127 min. · FSK: ab 12
Regie: J.J. Abrams
Drehbuch: ,
Kamera: Daniel Mindel
Darsteller: Chris Pine, Jennifer Morrison, Simon Pegg, Eric Bana, Winona Ryder, Zachary Quinto u.a.
Muss das wirklich sein?

Uhura ist nicht Uhuru

Tage­buch­notiz eines Trekkies

Endlich Star Trek gesehen. Pause. Nun versuche ich, wenigs­tens etwas Respekt für die eigent­lich ja elegante Idee zu finden, mit der sie sich vor dem größten Problem der »Davor«-Filme einfach so wegge­stohlen haben. Wie sollte die jetzige, junge Crew der Enter­prise glaub­würdig die »jüngeren Ausgaben« der so gut bekannten orginalen Crew darstellen? Wer kann schon die jugend­liche Ausgabe von William Shatners Captain Kirk spielen, oder den von Nimoy geprägten Spock hinbe­kommen. Doch, ja, wirklich, es geht – wenn man ein wenig trickst.

Denn ich empfinde genau so: 'die' haben sich davon­ge­schli­chen, sind dem Problem feige aus dem Weg gegangen. Ich bin ärgerlich, jetzt, nach dem Film. Obwohl ich natürlich, klar, auch denke, das ist doch eine gute Lösung, das sollte ich doch gut finden. Find ich leider nicht, nein, wirklich nicht.

Was passiert eigent­lich?

Vor eine Antwort gehört die Verbeu­gung vor den Designern und Art Direc­toren: die teils behutsam (Aussen­an­sicht) bis mutig (Bedie­nungs­ele­mente) verän­derte Technik ist so gut gelungen, dass sie im Grunde wenig auffällt. Alles ist moderner im Sinn unserer gegen­wär­tigen Ansprüche – und doch nah genug an den Ideen des Orginals, um plausibel zu bleiben.

Nun die Antwort: In kompri­mier­tester, dann und wann auch ruppigster Erzähl­technik wird berichtet, wie sich die Orgi­nal­be­sat­zung jener Enter­prise zusam­men­findet, die in den 70ern durch deutsche Wohn­zimmer flog.

Dazu wird flugs eine Kata­strophe konstru­iert, die sowohl Captain Kirks Drauf­gän­gertum als auch seinen Ehrgeiz erklärt. Und prak­ti­scher­weise dann auch den Hinter­grund für den Rest der Handlung liefert. Mehr bietet sie leider nicht, diese »Bedrohung«. Ausser – schon wieder – böse Romulaner, mit dem Erzbösen Nero, dessen Rache­gelüste so sinnlos sind wie die Idee der roten Materie und das Gedan­ken­spiel eines Spock, der im Allein­gang einen Planeten vor dem Untergang retten will (was natürlich schief­geht). Das klingt ein wenig konstru­iert? Es ist konstru­iert.

Aber viel­leicht sollte man vieles in diesem Film unter dem Blick­winkel zukünf­tiger Produkte sehen. Ab Star Trek XI kann nun alles von vorne anfangen. Und für heutige Sehge­wohn­heiten sind einige inter­es­sante Hand­lungs­stränge angelegt, dazu leicht erwei­terbar. Und ja, viel­leicht passt eine Love-Story auf der Enter­prise auch wirklich besser in die heutige Zeit, in der die Sehnsucht nach Liebe ja sowieso neu definiert werden muss. Anders als damals, als die allzu sterile Umgebung der orginalen Serie eine ganz anders gelagerte Sehnsucht bedienen musste.

Als bestim­mendes Bild bleibt mir der Anfang in Erin­ne­rung: die grandiose Ansicht der ach so SF-ausse­henden Raum­schiffs­werft, im Zitat einer zeitlosen ameri­ka­ni­schen Film­land­schaft der 60er, 70er, 80er, 90er. So wunder­schön gestaltet, dass sie mich fast die sinnlose Knei­pen­schläger-Story um Kirk verzeihen lässt.

Und dann: die bösen Romulaner. Ja, musste das denn sein. Schon wieder dieses hässliche, dunkle, grau­en­volle Romulus-Altmetall-Design. Zum Glück ist diesmal kein Klon von Kirk mit im Spiel; dafür: ein Zeitreise-Spock. Mit »roter Materie« Argh. Wie lächer­lich.

Und damit zum guten Teil des Films, dem Amüsemang: einige der Darsteller waren und sind einfach herrlich. Bones (ok: Pille) ist fast so gut wie im vierten Film, und schmilzt wie bem Zinnguss nahtlos in seine spätere Form. Und Scotty? Zwar passt er so gar nicht zu seiner späteren Rolle, dafür ist er in diesem Film einfach eine schöne Berei­che­rung.

Hat mir der Film gefallen? Ja, durchaus. Würde ich ihn weiter­emp­fehlen? Äh, nun, tja: viel­leicht, mögli­cher­weise, abhängig von meinem Gegenüber. Wer opulente visuelle Kost und pathe­ti­sche Stories mag, dem würde ich es durchaus empfehlen. Und Anderen? Eher nicht. Und Trekkies?

Nur eins noch: ist es nötig, dass Kirk und Spock sich um Uhura streiten? Oder dass Sie einen der beiden erhört, sich ergibt? Dass Sie ihrem Namen untreu wird, dieser schönen Anspie­lung auf den fast namens­glei­chen Begriff »Uhuru« des ostafri­ka­ni­schen Kiswahili, der nichts anderes als »Freiheit« bedeutet?!