Der Regenmacher

The Rainmaker

USA 1998 · 135 min. · FSK: ab 12
Regie: Francis Ford Coppola
Drehbuch: , ,
Kamera: John Troll
Darsteller: Matt Damon, Claire Danes, John Voight, Danny de Vito u.a.

Die Kraake

Auch Coppolas Verfil­mung bleibt ein echter Grisham

Gerichts­filme sind Selbst­in­sze­nie­rungen einer Gesell­schaft. Jene zumeist ferne Gerech­tig­keit, die man im poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Alltag vergeb­lich sucht, wird hier symbo­lisch in Kraft gesetzt.

Mitunter zeigt der Gerichts­film zwar, wie ungerecht oder absurd es auch in Justiz­kreisen zugehen kann, aber zumindest im Prinzip siegt immer das Ideal: Im Zweifel für den Ange­klag­ten­wann wäre das glaub­hafter, als in solchen Momenten, in denen selbst ein O.J.Simpson den Saal als freier Mann verlassen darf. Und auch Jurek Beckers Liebling Kreuzberg-Folgen sind bei allen subver­siven Momenten letztlich eine grandiose Bestä­ti­gung jener Insti­tu­tionen, die auch noch solch einen Hallodri verkraften, und der Wahrheit entgegen aller Wahr­schein­k­lich­keit zum Sieg verhelfen.

John Grisham-Verfil­mungen sind eine ganz besondere Sorte von Gerichts­filmen. Ganz besonders deswegen, weil die Storys des Südstaaten-Autors zwar von Klischees nur so über­quellen, aber dabei doch ein scheinbar recht unidea­li­siertes Bild der Justiz entwerfen. Hier erfährt man mit welchen Kniffen, ausge­bufften Tricks und kleinen Schwei­ne­reien die Herren Advokaten tagtäg­lich vorgehen. Doch irgend­wann taucht bei Grisham dann immer eine reine Seele von Anwalt auf, der sich mit der Fackel der Wahrheit gegen alle Kniffe und alle Wahr­schein­lich­keit durch­setzt. Es sind insofern hoch­mo­ra­li­sche und leider allzu undif­fe­ren­ziert-lineare Geschichten, die Grisham immer wieder erzählt. Und eben weil sein idea­li­siertes Panorama vor dem Hinter­grund einer bösen, schmut­zigen Welt in Szene gesetzt wird, erscheint es vielen dann über­ra­schend glaubhaft. Das ist es, was Grishams Geschichten so stock­re­ak­ti­onär macht, neben der Behaup­tung natürlich, daß ein solcher Prinz Eisenherz der Justiz tatsäch­lich irgend­eine Chance haben könnte.

Der von Matt Damon gespielte Rudy ist in The Rainmaker wieder einmal so ein junger, unbe­kannter all american boy, der gegen einen großen bösen Konzern zu Felde zieht. Halb Prinz Eisenherz und halb Liebling Kreuzberg besiegt er am Ende alle kapi­ta­lis­ti­schen Unholde, und ist auch sonst hoch­ge­radig sympa­thisch.
Nun darf man bei soviel Simpli­zismus trotzdem einiges erhoffen, solange Francis Ford Coppola das Ganze verfilmt. Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn ein Genie wie Coppola nicht auch dem abge­dro­schensten Stoff noch inter­es­sante Facetten entlocken könnte. Und das kann er auch. Die erste Hälfte des zwei­ein­halb­stün­digen, aber ästhe­tisch auf vier Stunden ange­legten Films läßt viel Gutes erhoffen. Coppola erzählt hoch­ge­radig genau, mit viel Liebe zum Detail, und gerade diese Geduld ist es, die aus dem Grisham-Stoff mehr macht, als man zu hoffen gewagt hatte. Drei verschie­dene Fälle vermi­schen sich, und dies gibt viel Gele­gen­heit, das Leben eines Provinz­an­walts von seiner alltäg­li­chen Seite zu schildern. Hier ist der Film intel­li­gent und subtil, smart, wie die Amis das nennen und voll sehens­werter Einzel­heiten. Man merkt dem Regisseur den Spaß daran an, mit Grishams Schwarz-Weiß-Malerei zu spielen, und so ist The Rainmaker klar besser, als jede andere Grisham-Verfil­mung bisher, einschließ­lich A Time to Kill.

Neben den beiden Jungstars Matt Damon und Claire Danes spielen auch Danny de Vito, John Voight und Mickey Rourke wichtige Rollen. Besonders de Vito, der als der versteckt weise Ratgeber des idea­lis­ti­schen Naivlings Rudy eine Schlüs­sel­rolle spielt. Alles das ist nett anzusehen.

Aber dann fängt die Kraake Grisham auch Coppola ein. Der Druck des dumpf-einfachen Ablaufs mit dem der Autor die Auflösung voran­treibt, verengt Coppolas elegi­schen Ansatz immer mehr. So ist aus dem Kampf zwischen David und Goliath auch nicht im Ansatz ein The Godfather oder Bram Stoker’s Dracula aus dem Film geworden. Am Ende ist dann alles lang­weilig, vorher­sehbar und klischee­be­laden, wie eh und je. Wen das sowieso noch nie an Grisham gestört hat, und wer die Schau­spieler sehen möchte, dem kann man The Rainmaker trotzdem wärmstens ans Herz legen.